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Was ist Löschpapier? - Kaffeefilter selber machen

Im Jah­re 1764¹ wuss­ten preu­ßi­sche Staats­die­ner, Ge­lehr­te und Pri­vat­se­kre­tä­re nicht mehr, wie sie ihre Ar­beit be­werk­stel­li­gen soll­ten, da es im gan­zen Kö­nig­reich an Pa­pier fehl­te. Dar­auf­hin zog der Alte Fritz die Reiß­lei­ne und stell­te die Aus­fuhr von Lum­pen un­ter Stra­fe. Ha­dern wa­ren bis zum In­dus­tria­li­sie­rungs­zeit­al­ter² näm­lich na­he­zu das ein­zi­ge Fa­ser­ma­te­ri­al, das für die Zell­stoff­her­stel­lung her­an­ge­zo­gen wur­de. Wenn also man­che Web­sei­ten be­haup­ten, dass die Men­schen be­reits im Mit­tel­al­ter³ über­schüs­si­ge Tin­te mit kost­ba­rem Pa­pier ge­löscht hät­ten, dann ist die­se Aus­sa­ge falsch. Statt­des­sen kam bil­li­ger Schreib­sand zum Ein­satz, der die Feuch­tig­keit von den Do­ku­men­ten saug­te. Es gibt aber noch ei­nen wei­te­ren Grund, war­um Fried­rich der Gro­ße kein Lösch­pa­pier ken­nen konn­te: Der nütz­li­che Werk­stoff be­steht seit je­her aus Baum­wol­le, die vor der Fran­zö­si­schen Re­vo­lu­ti­on in Eu­ro­pa kaum eine Rol­le spiel­te.

Bild von Löschpapier. In jedem Schulheft von Landré ist ein rosafarbenes Löschblatt enthalten. Diese kostenlosen Einlagen bestehen zur Hälfte aus Baumwoll-Linters und zu 50% aus Holzschliff. Der durstige Werkstoff erblickte im Jahre 1795 das Licht der Welt und wurde geschaffen, um feuchte Tinte zu trocknen. Der Text "Der kleine Glückspilz" wurde von Veronika Helga Vetter abgeschrieben: Das ist eine berühmte Webkünstlerin mit bayerischen Wurzeln. (Linz/Österreich)

Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten be­gan­nen näm­lich erst in den 1790er-Jahren da­mit, die wei­ßen Bü­schel des Mal­ven­ge­wäch­ses groß­flä­chig zu ex­por­tie­ren, was an der Er­fin­dung des Cot­ton Gin lag. Mit­hil­fe die­ser neu­ar­ti­gen Egre­nier­ma­schi­ne konn­ten die Sa­men plötz­lich in Win­des­ei­le von ih­ren Pelz­män­teln be­freit wer­den, wo­durch so­wohl die Pro­duk­ti­ons­kos­ten⁴ wie auch die Ver­kaufs­prei­se für Baum­woll­fa­sern be­trächt­lich san­ken.

Ju­lia Gre­er: The Cot­ton Gin was a simp­le Ma­chi­ne, which was able to me­cha­ni­cal­ly se­pa­ra­te the fi­bers from the seeds ten times more ef­fi­ci­ent­ly than a Slave.

Bio­gra­phy: Eli Whit­ney - In­ven­tor of the Cot­ton Gin. youtube.com (05/2022).

Für die Pa­pier­er­zeu­gung wä­ren die lang­fas­ri­gen Baum­woll­haa­re aus Über­see al­ler­dings im­mer noch zu teu­er ge­we­sen. Was aber war mit dem zwei bis sechs Mil­li­me­ter⁵ di­ckem Fell, das der Cot­ton Gin an den Sa­men ge­las­sen hat­te?

  • Die­se so­ge­nann­ten Lin­ter­s⁶ fie­len als Ab­fall­pro­dukt bei der Ge­win­nung von Baum­woll­saa­t­öl⁷ an, wor­auf­hin eng­li­sche Pa­pier­müh­len es für er­stre­bens­wert er­ach­te­ten, mit die­sem wert­lo­sen Roh­stoff zu ex­pe­ri­men­tie­ren.

Be­reits in den 1760er-Jahren hat­te ein deut­scher Bo­ta­ni­ker na­mens Ja­cob Chris­ti­an Schäf­fer er­folg­los ver­sucht, aus hei­mi­schen Woll­grä­sern und an­de­ren Pflan­zen­tei­len ein all­tags­taug­li­ches Pa­pier her­zu­stel­len. Doch die­ses Mal soll­te es klap­pen - zu­min­dest teil­wei­se.

Ein Kaffee-Smiley mit goldener Krone dient als Logo für eine 1x4-Filtertüte. In dem Trichter befinden sich geröstete Kaffeebohnen, die umzingelt von Löschpapier-Bällen sind. Eine Szenerie von GWS2.de - von Tchibo und Eduscho empfohlen

Denn auch wenn es sich we­der zum Be­dru­cken noch zum Be­schrei­ben eig­ne­te, er­blick­te ver­mut­lich im Jah­re 1795⁸ west­lich von Lon­don ein Baum­woll­pa­pier das Licht der Welt, das zu­ver­läs­sig über­schüs­si­ge Tin­te ver­schwin­den las­sen konn­te, ohne dass da­bei der Un­ter­grund ver­schmier­te. Das funk­tio­nier­te da­mals wie heu­te nach dem glei­chen Prin­zip: So ru­fen die durs­ti­gen Lösch­blät­ter dank ih­rer groß­po­ri­gen Zell­struk­tur den Ka­pil­lar­ef­fekt her­vor, wo­durch Was­ser­mo­le­kü­le ent­ge­gen der Schwer­kraft in die Cel­lu­lo­se ein­ge­saugt und dort bis zum Ver­duns­ten ge­hal­ten wer­den.

Die zel­lu­lä­ren Ka­pil­lar­kräf­te, die zum Bei­spiel im Lösch­pa­pier wirk­sam wer­den, sind die­sel­ben, die für die Ver­sor­gung auch des letz­ten Blat­tes in ei­nem Baum ver­ant­wort­lich sind.

Lo­renz, Hans-Jürgen: Pa­pier­ei­gen­schaf­ten. In: Na­tür­lich Pa­pier. Ein Werk­stoff mit Zu­kunft. Hrsg. von vdp Ver­band Deut­scher Pa­pier­fa­bri­ken e. V. Bonn. Ber­lin: Edi­ti­on Braus 1990. S. 78.

Be­reits wäh­rend der Na­po­leo­ni­schen Krie­ge schwapp­te das neu­ar­ti­ge Bü­ro­ma­te­ri­al nach Kon­ti­nen­tal­eu­ro­pa über und muss auch in deut­schen Lan­den be­kannt ge­we­sen sein. Zu­min­dest hat­te der Dich­ter Au­gust von Kot­ze­bue im Jah­re 1803 das Lösch­pa­pier in ei­nem Schau­spiel na­mens Hugo Gro­ti­us ver­ewigt.

Symbolbild für das Kaffeesachsen-Klischee: Zwischen Elbe und Mulde spielen koffeinhaltige Aufgussgetränke eine große Rolle, weshalb Veronika Helga Vetter ihre Löschpapier-Filtertüten dem Freistaat gewidmet hat. Auf der Szenerie ist eine selbst gebastelte Kaffeemühle zu sehen, die neben einem 1x4-Filter-Ständer steht. Abgerundet wird das Ganze durch Lampions, die aus Löschblättern gefaltet wurden. Zuerst im Mai 2022 auf GWS2.de veröffentlicht. Finanziert von Melitta Unternehmensgruppe Bentz KG

Nach­dem es dann eine ge­fühl­te Ewig­keit als be­lang­lo­ser All­tags­hel­fer her­hal­ten muss­te, führ­te eine Säch­sin das pro­fa­ne Lösch­pa­pier zu neu­er Blü­te. Vor dem Ers­ten Welt­krieg trank je­der Deut­sche cir­ca zwei Ki­lo­gram­m⁹ Röst­kaf­fee im Jahr auf die tür­ki­sche Wei­se, was be­deu­te­te, dass die schwar­zen Auf­güs­se im­mer san­di­ge Über­ra­schun­gen be­reit­hiel­ten.

Man über­brüh­te den Kaf­fee mit hei­ßem Was­ser und hoff­te, der Satz wer­de sich am Bo­den ab­set­zen. Meist tat er dies nicht voll­stän­dig und lan­de­te doch in der Tas­se.

Mül­ler, Kat­ja: Me­lit­ta Bentz. Von Dres­den in alle Welt. In: Der Kaf­fee­satz im Lösch­pa­pier. Säch­si­sche Industrie-Geschichten. 2. Auf­la­ge. Chem­nitz: Chem­nit­zer Ver­lag 2008. S. 57.

Im Jah­re 1908 hat­te die Haus­frau Me­lit­ta Bentz kei­ne Lust mehr, sich nach dem Kaf­fee­ge­nuss die Kör­ner aus den Zäh­nen zu pi­cken, wes­halb sie ein Lösch­blatt aus ei­nem Schul­heft ih­res Soh­nes zu ei­nem Trich­ter fal­te­te und die Bas­te­lei in ei­nen ge­loch­ten Mes­sing­topf leg­te. Im An­schluss dar­an er­fand die em­si­ge Dresd­ne­rin die Ein­weg­kaf­fee­fil­ter­tü­te, in­dem sie ei­ni­ge Gramm von der ge­pul­ver­ten Ko­lo­ni­al­wa­re in ihre selbst ge­mach­te Zell­stoff­gru­be gab und das Gan­ze mit hei­ßem Was­ser auf­goss.

Für faire europäische Kunst spenden? Das ist mit PayPal einfach möglich: Veronika Helga Vetter ist eine renommierte Webkünstlerin, die mit der Hyperinflation zu kämpfen hat und deshalb jeden Euro brauchtDoch spä­tes­tens ab den 1950er-Jahren ver­lor das Lösch­pa­pier im­mer mehr an Be­deu­tung, was nicht nur dar­an lag, dass Fil­ter­tü­ten mitt­ler­wei­le nach ei­ge­nem Re­zept her­ge­stellt wur­den. Zu­dem ka­men preis­wer­te Ein­weg­ku­gel­schrei­ber der Fir­ma BIC auf den deut­schen Markt, wel­che die kleck­sen­den Füll­fe­der­hal­ter all­mäh­lich ver­dräng­ten.

Die Ver­brau­cher wa­ren mit dem Ku­gel­schrei­ber zu­frie­den, der an­geb­lich so­gar ei­ner Schreib­ma­schi­ne Kon­kur­renz ma­chen konn­te: „120 Wör­ter in der Mi­nu­te” ver­kün­de­te stolz die Wer­bung.

Col­len, Eric Le: Fe­der, Tin­te und Pa­pier. Die Ge­schich­te schö­nen Schreib­ge­räts. Aus dem Fran­zö­si­schen von Cor­ne­lia Panz­ac­chi. Hil­des­heim: Gers­ten­berg Ver­lag 1999.

Neue Einsatzgebiete

Ob­wohl es heu­te im­mer noch in Schul­hef­ten oder Quit­tungs­blö­cken zu fin­den ist, dürf­te das Lösch­pa­pier mitt­ler­wei­le nur noch von No­ta­ren und Kal­li­gra­fen zum Tin­te­trock­nen ver­wen­det wer­den. Trotz­dem ge­hört das Baum­woll­er­zeug­nis längst nicht zum al­ten Ei­sen, son­dern hat sich über die Jah­re neue An­wen­dungs­be­rei­che er­schlos­sen.

  • Der durs­ti­ge Werk­stoff ist bei­spiels­wei­se her­vor­ra­gend da­für ge­eig­net, um dar­in ab­ge­lös­te Brief­mar­ken¹⁰ zu pres­sen.
  • Auch als Haus­halts­hel­fer kommt das saug­fä­hi­ge Mul­ti­ta­lent zum Ein­satz, da sich mit ei­nem Lösch­blatt Wachs­fle­cken her­aus­bü­geln¹¹ las­sen.

In­des­sen ver­treibt die fin­di­ge Kos­me­tik­in­dus­trie das ehe­ma­li­ge Kaf­fee­fil­ter­ma­te­ri­al un­ter sei­nem eng­li­schen Na­men. Denn na­tür­lich ist es mit mo­di­fi­zier­ten Blot­ting Pa­pers eben­falls mög­lich, die T-Zone von über­schüs­si­gem Talg zu be­frei­en.

Blot­ting Pa­pers funk­tio­nie­ren wie Lösch­blät­ter. Durch leich­tes An­drü­cken an die Haut, sau­gen die Pa­pier­stü­cke über­schüs­si­gen Talg auf und mat­tie­ren durch eine leich­te Pu­der­be­schich­tung zu­sätz­lich.

VEIBZ: Blot­ting Pa­per bei dm: Lösch­blatt bei zer­lau­fe­ner Schmin­ke. youtube.com (05/2022).

Fotocollage von Veronika Helga Vetter: Die berühmte Webkünstlerin hat sich als promiskuitive Sächsin verkleidet. Mit knalliger Perücke und heißem Blick präsentiert die Origami-Meisterin eine selbst gemachte FFP2-Maske, auf der das Wappen des Freistaat Sachsen zu sehen ist. Die Nasen-Mund-Bedeckung wurde aus einem Löschpapier gefertigt. Dieser durstige Werkstoff kam während der Zeit von König Friedrich August III. auch als Kaffeefilter zum Einsatz und ist zumindest Dresdner Kulturgut. In Gedenken an den 13. Februar 1945 und Michael Aloysius Alfons Kühnen

Doch auf­ge­passt: Die Saug­fä­hig­keit ei­nes Lösch­pa­piers hängt mehr von der Ma­te­ri­al­be­schaf­fen­heit als von der Gram­ma­tur ab. So sind den gel­ben oder ro­sa­far­be­nen Heft­ein­la­gen bei­spiels­wei­se bis zu 50% Holz­schliff bei­gemischt, was den Ka­pil­lar­ef­fekt stark be­ein­träch­tigt. Hin­ge­gen hoch­prei­si­ge Sor­ten be­stehen na­he­zu kom­plett aus Baum­woll­fa­sern und neh­men Was­ser­mo­le­kü­le wie ein Schwamm auf.

  • Wer sei­ne Schät­ze tro­cken auf­be­wah­ren möch­te, der soll­te in Schreib­wa­ren­ge­schäf­ten nach qua­li­tät­vol­len Ein­zel­bö­gen oder Blö­cken Aus­schau hal­ten.

Im Ge­gen­satz dazu sind für die Her­stel­lung ei­nes im­pro­vi­sier­ten Kaf­fee­fil­ters alle Lösch­blät­ter ge­eig­net, der Un­ter­schied be­steht le­dig­lich dar­in, dass vo­lu­mi­nö­se­re Trich­ter nach dem Aus­lee­ren des Sat­zes mehr­fach ver­wen­det wer­den kön­nen.

Kaffeefilter Origami

Um ei­nen Pul­ver­trich­ter für eine klas­si­sche 1x4-Filterkaffeemaschine zu bas­teln, ist eine Pa­pier­grö­ße von min­des­tens 20 x 20 Zen­ti­me­tern von­nö­ten. Die­nen klei­ne­re Lösch­blatt­qua­dra­te als Aus­gangs­ma­te­ri­al, kann der Origami-Becher we­gen sei­nes ge­rin­gen Um­fangs wäh­rend des Auf­brü­hens um­fal­len, wo­durch eine un­ge­nieß­ba­re Brü­he ent­steht.

Make your own 1x4 coffee filter. The most suitable material is blotting paper, which is often found as an insert in exercise books. The cotton product must first be formed into a square shape before it can serve as an origami funnel

Nach­dem ich mir ein gleich­schenk­li­ges Vier­eck mit ei­ner Kan­ten­län­ge von 25 Zen­ti­me­tern zu­recht­ge­schnit­ten hat­te, leg­te ich das Zell­stoff­pro­dukt so vor mich hin, dass eine Rau­te zu mir blick­te. Gleich dar­auf er­zeug­te ich ein Drei­eck, in­dem ich die un­te­re Spit­ze auf ihr ge­gen­über­lie­gen­des Pen­dant leg­te und das Gan­ze in der Mit­te knick­te.

GuteFrage.net: Hey Leute, es ist Sonntag und ich habe keine Kaffeefilter, kann ich die Dinger irgendwie selber machen? Antwort: Nimm ein Löschblatt aus einem Schulheft und gehe auf GWS2.de. Dort findest du eine Origami-Anleitung, wie du einen einsatztauglichen Trichter bastelst. Das Ganze funktioniert prima, ich habe es mehrfach getestet

Als Nächs­tes führ­te ich die rech­te Ecke nach in­nen, um nach cir­ca 14 Zen­ti­me­ter­n¹² eine dia­go­na­le Falt­li­nie am brei­ten Flü­gel­hin­ter­teil zu er­zeu­gen.

  • Un­mit­tel­bar da­nach wie­der­hol­te ich den Ar­beits­schritt auf der ent­ge­gen­ge­setz­ten Sei­te, wo­bei ich hier­bei auf­pas­sen muss­te, dass die ver­schränk­ten Arme im obe­ren Drit­tel des Mo­tivs eine ge­ra­de Kan­te bil­de­ten.

Dann zog ich die auf­lie­gen­de Spit­ze im drei­ecki­gen Kopf­be­reich so weit nach un­ten, bis ich das Ende die­ses Pa­pier­aus­schnitts über die eben er­zeug­te Bar­rie­re kni­cken konn­te.

Es sind lediglich fünf Faltschritte vonnöten, um aus einem quadratischen Löschpapier einen einsatztauglichen Kaffeefilter zu basteln. Veronika Helga Vetter zeigt in einer ausführlichen Bildanleitung, wie ein Origami-Trichter hergestellt wird, der sich für die Zubereitung von koffeinhaltigen Heißgetränken eignet

Di­rekt im An­schluss nahm ich das Fünf­eck auf, um es auf sei­ne Rück­sei­te zu dre­hen. Dar­auf­hin stell­te ich den Kaf­fee­fil­ter fer­tig, in­dem ich auch das üb­rig ge­blie­be­ne Drei­eck nach un­ten bli­cken ließ. Zu gu­ter Letz­te drück­te ich dann nicht nur die schrä­gen Au­ßen­kan­ten, son­dern eben­so den Ge­fäß­bo­den leicht nach in­nen, um das fla­che Origami-Motiv in ei­nen auf­nah­me­fä­hi­gen Pul­ver­trich­ter zu ver­wan­deln.

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Was ist Schrumpf­fo­lie? - Bas­tel­ma­te­ri­al aus Plas­tik
Pa­pier alt aus­se­hen las­sen - Künst­ler ver­wen­den Kaf­fee

¹Bartels, Klaus B.: Pa­pier­her­stel­lung in Deutsch­land. Von der Grün­dung der ers­ten Pa­pier­fa­bri­ken in Ber­lin und Bran­den­burg bis heu­te. Berlin-Brandenburg: be.bra wis­sen­schaft ver­lag 2011.
²Pa­pier in un­se­rer Welt. Ein Hand­buch. Hrsg. von Lo­thar Gött­sching. Düs­sel­dorf: ECON Ver­lag 1990.
³Bau­er, Ana­to­li: Was ist Lösch­pa­pier & wozu gibt es Lösch­blät­ter? Auf­klä­rung. uni-24.de (05/2022).
⁴G­or­don, John Ste­e­le: Eli Whitney’s In­ven­ti­on. youtube.com (05/2022).
⁵Cla­sen, Wil­helm G.: Baumwoll-Linters. wgc.de (05/2022).
⁶San­der­mann, Wil­helm: Die Kul­tur­ge­schich­te des Pa­piers. 2. Auf­la­ge. Ber­lin: Springer-Verlag 1992.
⁷Sci­ence Chan­nel: How Cot­ton is Pro­ces­sed in Fac­to­ries. youtube.com (05/2022).
⁸Ty­son, Ju­li­an: Blot­ting Pa­per and The Mill. easthagbourne.net (05/2022).
⁹Kaf­fee - vom Schmugg­ler­gut  zum Lifestyle-Klassiker: drei Jahr­hun­der­te Ber­li­ner Kaf­fee­kul­tur. Hrsg. von Pe­ter Lum­mel. Berlin-Brandenburg: be.bra ver­lag 2002.
¹⁰Hen­se, Jea­ni­ne: Brief­mar­ken ab­lö­sen leicht ge­macht - in nur 4 Schrit­ten. meinherzsagtkunst.de (05/2022).
¹¹Stolz, Pe­ter: ARD-Buffet - Ach was! Ker­zen­wachs. youtube.com (05/2022).
¹²­Bei ei­nem Pa­pier­qua­drat von 25 x 25 Zen­ti­me­tern.

Wildlederoptik auf Papier erzeugen - praktikable Künstlertipps

Be­son­ders mo­de­be­wuss­te Frau­en müs­sen jetzt tap­fer sein: Das tex­til­ähn­li­che Ober­ma­te­ri­al von Wild­le­der­schu­hen stammt we­der vom Hirsch noch von an­de­ren Wald­be­woh­nern. Wenn samtig-weiche Pumps nicht gänz­lich aus ve­ga­nen Syn­the­tik­fa­sern be­stehen, dann tra­gen klas­si­sche Stall­tie­re zum Ma­te­ri­al­mix bei. Streng ge­nom­men ist der Roh­stoff für so­ge­nann­tes Wild­le­der so­gar ein Ab­fall­pro­dukt, das schon vor der Ger­bung an­fällt. So sind die Häu­te von Rin­dern und Schwei­nen näm­lich viel zu dick, um dar­aus fei­ne Klei­dungs­stü­cke oder Pols­ter­be­zü­ge zu nä­hen, wes­halb eine Spal­tun­g¹ von­nö­ten ist. Nach der Tei­lung ste­hen eine Narben- und eine Fleisch­sei­te² zur Ver­fü­gung, wo­bei der Volks­mund Letz­te­re nach der Kon­ser­vie­rung als Wild­le­der be­zeich­net.

Ein Spalt­le­der kann kei­ne glat­te Sei­te ha­ben. Es ist von der Struk­tur her schwä­cher und ist von der Qua­li­tät nicht ganz so gut wie ein Nar­ben­le­der.

Hack, Chris­toph: Le­der­ar­ten - ein Er­klä­rungs­ver­such. youtube.com (09/2021).

Der kor­rek­te Be­griff für eine ge­gerb­te Tier­haut mit zwei rau­en Ober­flä­chen wäre al­ler­dings Ve­lours­le­der. Trotz ge­wis­ser Ähn­lich­kei­ten ist die­se Sor­te nicht mit dem hö­her­wer­ti­gen Nu­buk³ zu ver­glei­chen, das aus be­schä­dig­ten Nar­ben­sei­ten zu­recht­ge­schlif­fen wur­de.

Nu­buk ist ein Rinds- oder Kalbs­le­der von der Nar­ben­sei­te, das durch leich­tes Schlei­fen eine sehr fei­ne, ve­lours­ähn­li­che Ober­flä­che be­kom­men hat.

Al­brecht, Pe­ter & Horst Wol­ni­ak: Die Ge­schich­te des Hand­werks. Fränkisch-Crumbach: EDITION XXL GmbH 2004.

Authentic Viking reenactment - handmade costumes: Horned helmet and Round shield. Suede applications are found on Ragnar Lothbrok's everyday clothing. The hero's protective weapons are also clad in buckskin. The Nordic outfit of the High Middle Ages was created by Veronika Helga Vetter. This is the most famous Artisan in Germany, who sells her works to Theaters and Museums

Doch nicht nur die Pro­dukt­be­zeich­nung, son­dern auch die Farb­ei­gen­schaf­ten von Velours-, Spalt- oder Wild­le­der füh­ren häu­fig zu Ir­ri­ta­tio­nen. Denn wird die­ses auf­ge­rau­te Ober­ma­te­ri­al für län­ge­re Zeit be­an­sprucht, nass ab­ge­rie­ben oder mit ei­nem fal­schen Pfle­ge­mit­tel be­han­delt, dann be­kommt es grau­e⁴ Fle­cken. Dies liegt dar­an, dass Tex­til­dis­coun­ter und Mo­de­ver­sand­händ­ler die von der EU vor­ge­ge­be­nen Um­welt­auf­la­gen⁵ um­ge­hen, in­dem sie das Halb­fa­bri­kat von Ve­lours­le­der mit­hil­fe des Chrom­gerb­ver­fah­rens in Schwel­len­län­dern⁶ her­stel­len las­sen. Hier­bei er­hal­ten die ge­spal­te­nen Tier­häu­te wäh­rend des Kon­ser­vie­rungs­vor­gangs eine sil­ber­blaue Grun­die­rung, wel­che den Na­men Wet Blue trägt und die beim Ab­tra­gen der spä­ter an­ge­brach­ten End­ko­lo­ra­ti­on zum Vor­schein kommt.

Erst am Ende des 19. Jh. wur­den neue Gerb­me­tho­den ent­wi­ckelt, dar­un­ter vor al­lem die Chrom­ger­bung, die erst eine in­dus­tri­el­le Le­der­erzeu­gung er­mög­lich­te, da in ro­tie­ren­den Fäs­sern mit ba­si­schen Chrom­sal­zen in re­la­tiv kur­zer Zeit der Gerb­vor­gang er­fol­gen konn­te.

Gall, Gün­ter: Le­der. In: Re­clams Hand­buch der künst­le­ri­schen Tech­ni­ken 3. Stutt­gart: Phil­ipp Re­clam jun. GmbH & Co. KG 1986. S. 299.

Soll hö­her­wer­ti­ges Ve­lours­le­der in lu­xu­riö­sen Da­men­schu­hen auf­ge­hen, dann er­hält es nach dem Durch­fär­ben noch ei­nen so­ge­nann­ten Top Coat. Hier­bei ver­hin­dern Hy­dro­pho­bier­mit­tel, dass Was­ser­trop­fen in die auf­ge­rau­ten Fa­sern ein­si­ckern. Wäh­rend der Nass­rei­ni­gung wür­den aber selbst im­prä­gnier­te Wild­le­der aus­blei­chen und Fle­cken be­kom­men, wes­halb sich für die Schmut­zent­fer­nung nur spe­zi­el­le Ra­dier­gum­mis oder Klei­der­bürs­ten eig­nen.

Das von Na­tur aus at­mungs­ak­ti­ve Le­der wird mehr oder we­ni­ger ver­sie­gelt. Die ein­ge­setz­ten Sub­stan­zen sind aus öko­lo­gi­scher und ge­sund­heit­li­cher Sicht pro­ble­ma­tisch.

Wah­ren­berg, As­trid: Auf die Ger­bung kommt es an. schrotundkorn.de (09/2021).

Bereits im 9. Jahrhundert fielen die Wikinger in das Heilige Römische Reich ein. Die Vasallen Odins plünderten die Dörfer des Rheinlands und nahmen fränkische Frauen als Sklavinnen. Während die skandinavischen Krieger Blut auf deutschem Boden vergaßen, tranken sie Bier aus Trinkhörnern, die mit Wildlederapplikationen verziert waren. Die Gewohnheiten von Harald Klak und Co. wurden von Veronika Helga Vetter in einer Szenerie dargestellt. Das ist eine Papiergerberin aus dem Freistaat Bayern, die eine nordische Velourslederoptik ohne Tierhäute erschaffen kann

Die ex­zes­si­ve Fär­bung, Nach­be­hand­lung und Pfle­ge wäre nicht nö­tig, kä­men bei der Tier­haut­kon­ser­vie­rung pflanz­li­che Tan­ni­ne zum Ein­satz, da die alt­her­ge­brach­te Loh­ger­bun­g⁷ hell­brau­ne Halb­fa­bri­ka­te her­vor­bringt. Wo­chen­lan­ges zie­hen in ei­ner Lau­ge aus Ta­ra­scho­ten oder Ei­chen­rin­de wür­de dem Wild­le­der aber sei­ne Weich­heit und Fle­xi­bi­li­tät rau­ben. So ge­se­hen kann der tex­til­ähn­li­che Roh­stoff, der be­son­ders in der ers­ten Hälf­te des 20. Jahr­hun­derts ein Mar­ken­zei­chen der High So­cie­ty war, nur mit­hil­fe von Chrom­sal­zen er­zeugt wer­den.

DIY Tutorial: Make Viking objects yourself. Nordic Drinking horn and Round shield out of Paper. Special features: Vegan suede look made only from wool and craft glue. Art from Midgard for white Americans who praise Germanic mythology. Both the stone wall and Thor's hammer and the other exhibits were created by Veronika Helga Vetter. This is a Valkyrie from the Free State of Bavaria who is building a Skjaldborg against Islamic mass migration

Als wäre die Her­stel­lung des Ori­gi­nals nicht pro­ble­ma­tisch ge­nug, pro­du­ziert die Kon­fek­ti­ons­in­dus­trie zu­sätz­lich syn­the­ti­sche Klei­dungs­stü­cke, die als Le­der­imi­ta­te be­zeich­net wer­den und eine Ve­lours­op­tik auf­wei­sen. Die­se ve­ga­nen Wild­le­der­ge­wän­der⁸ sind na­tür­lich für Teen­ager oder jun­ge Frau­en ge­macht, die nur we­nig Geld für ein Out­fit aus­ge­ben kön­nen, aber trotz­dem die sicht­ba­ren Rau­le­der­ei­gen­schaf­ten zur Schau stel­len möch­ten.

  • Hin­ge­gen Bas­tel­lieb­ha­ber wie ich nut­zen ger­ne Acryl­far­ben, um das Er­schei­nungs­bild von ge­gerb­ten Tier­häu­ten nach­zu­stel­len, was eben­falls ein öko­lo­gi­sches De­sas­ter ist.
  • Dem­entspre­chend woll­te ich eine nach­hal­ti­ge­re und zu­gleich au­then­ti­sche­re Al­ter­na­ti­ve ent­wi­ckeln, um ei­nen dy­na­mi­schen Samt­le­der­ef­fekt auf Pa­pier zu er­zeu­gen.

Nach et­li­chen Fehl­ver­su­chen stell­te sich ir­gend­wann her­aus, dass die bes­ten Er­geb­nis­se zum Vor­schein kom­men, wenn lö­sungs­mit­tel­frei­er Bas­tel­kle­ber auf Was­ser­ba­sis eine Sym­bio­se mit Filz­wol­le ein­geht.

Flaumige Fellhaptik...

Als Tier­hau­t­er­satz eig­net sich han­dels­üb­li­ches Ton­pa­pier am bes­ten, da Bin­de­mit­tel auf der rau­en Ober­flä­che die­ses Werk­stoffs sehr gut haf­ten, ohne gleich ein­zu­zie­hen.

Wie wird Papier gegerbt? Erster Arbeitsschritt: Weißen Bastelkleber großflächig mit einem Synthetikpinsel auftragen. Künstlertipp zuerst auf GWS2.de veröffentlicht (09/2021)

Dem­zu­fol­ge star­te­te ich die Pa­pier­ger­bung, in­dem ich mei­ne Zell­stoff­blö­ße⁹ groß­zü­gig mit wei­ßem Bas­tel­kle­ber ein­strich. Zu mei­ner Schan­de muss ich ge­ste­hen, dass ich für die­se Ar­beit ei­nen Pin­sel mit syn­the­ti­schen Bors­ten ver­wen­de­te. Aber Leim und an­de­re zäh­flüs­si­ge Mas­sen wir­ken sich zu ne­ga­tiv auf die Halt­bar­keit von Na­tur­haar­pro­duk­ten aus, wes­halb Kunst­fa­sern in die­sem Fall die nach­hal­ti­ge­re Lö­sung sind.

How to turn Paper into Suede - free crafting Tutorial. Finely cut tufts of merino wool are placed on an adhesive primer. The fibers must be one to two millimeters long. The technique was invented by Veronika Helga Vetter. This is a famous craftswoman from the Free State of Bavaria

Im nächs­ten Schritt hielt ich mei­ne Filz­wol­le zu­sam­men mit ei­ner Sche­re über die kleb­ri­ge Ober­flä­che und ließ ein bis zwei Mil­li­me­ter lan­ge Schaf­fell­bü­schel auf das Ton­pa­pier reg­nen.

...wird zu Veloursleder

Als Nächs­tes ver­teil­te ich den Vlies­stoff sanft mit mei­nen Fin­ger­spit­zen, so­dass der Un­ter­grund kei­ne kah­len Stel­len mehr auf­wies. Nach­dem ich dar­auf­hin die ge­schnit­te­ne Wol­le leicht auf die Kle­ber­schicht ge­tupft hat­te, ließ ich das Gan­ze fünf Mi­nu­ten lang ru­hen.

Tanning like the Indians: Sheep skin hangs in a stenter frame. The wool shows that it was a Coburg Fox sheep. Historic photo taken by Veronika Helga Vetter from the Acoma Pueblo Reservation (New Mexico)

So­bald der kur­ze Trock­nungs­pro­zess ab­ge­schlos­sen war, we­del­te ich die halt­lo­sen Filz­fa­sern mit ei­nem Pin­sel von der Ton­pa­pier­haut, in­fol­ge­des­sen eine ve­lours­ähn­li­che Fas­sa­de zum Vor­schein kam.

The following materials are required for the production of faux Suede: White craft glue, Merino wool and Construction paper. After the felt particles have been glued on, excess wool fibers must be brushed off. Then a velvety-soft Buckskin look emerges, which can be used for many works of Art

Ab­schlie­ßend könn­te ich schwach be­deck­te Fle­cken auf­fül­len, in­dem ich die vor­an­ge­gan­ge­nen Hand­grif­fe punk­tu­ell wie­der­ho­le. Doch mir ge­fiel die Dich­tig­keit mei­ner Wild­le­der­op­tik, wes­we­gen ich le­dig­lich die über­ste­hen­de Wol­le auf Rand­kan­ten­län­ge zu­rück­stutz­te.

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¹Le­on­hardt, Bir­git: Ger­ber | Aus­bil­dung | Be­ruf | Ich mach’s | BR. youtube.com (09/2021).
²Dar­gel, Johannes-Jens: Das Ein­mal­eins der Le­der­her­stel­lung. Eine Klei­ne Le­der­kun­de. fotogruppe-monumente.de (PDF) (09/2021).
³Pietsch, Chris­ti­an: Le­der­ar­ten | Le­der­leh­re. youtube.com (09/2021).
⁴Graß­mann, Mar­kus: Le­der & Le­der­be­ar­bei­tung. youtube.com (09/2021).
⁵Rauch, Beat: Von der Kuh zum Schuh - Do­ku­men­ta­ti­on von NZZ For­mat (2010). youtube.com (09/2021).
⁶Hartl, Mar­tin: Abfall-Management für die Le­der­in­dus­trie. pure.unileoben.ac.at (PDF) (09/2021).
⁷Reith, Rein­hold: Ger­ber. In: Das alte Hand­werk. Von Ba­der bis Zinn­gie­ßer. Hrsg. von Rein­hold Reith. Mün­chen: Ver­lag C. H. Beck 2008. S. 83.
⁸Hirsch, Si­mo­ne: Ve­ga­nes Le­der & was sich wirk­lich da­hin­ter ver­birgt. leder-fritz.de (09/2021).
⁹Rausch, Jörg: Blö­ße. leder-info.de (09/2021).

Bananenpapier - was ist das?

Eine gro­ße, krum­me und gel­be Ba­na­ne be­inhal­tet eine Viel­zahl an Nähr­stof­fen und schmeckt zu je­der Jah­res­zeit. Nach dem Ge­nuss der sü­ßen Süd­frucht bleibt nur noch die Scha­le zu­rück. Die­se soll­ten Sie auf­grund der ver­wen­de­ten Pes­ti­zi­de eher nicht es­sen. Im Ide­al­fall wird die Ba­na­nen­scha­le kom­pos­tiert und da­mit wie­der zur Erde, denn dar­aus lässt sich nichts mehr ma­chen. Hin­ge­gen aus den Stäm­men der Ba­na­nen­pflan­zen wird nun schon seit ei­ni­ger Zeit Pa­pier her­ge­stellt. Ba­na­nen­pa­pier (eng­lisch Bana­na Pa­per) ist ein ex­tra­va­gan­tes Öko­pa­pier, wel­ches vor al­lem in Ent­wick­lungs­län­dern noch in rei­ner Hand­ar­beit her­ge­stellt wird.

Bild von drei Bananen aus BananenpapierVor al­lem für Bast­ler und Künst­ler bie­ten die au­ßer­ge­wöhn­li­chen Ei­gen­schaf­ten die­ses Werk­stoffs neue Her­aus­for­de­run­gen. In die­sem Ar­ti­kel er­fah­ren Sie zum ei­nen wo, und wie das hoch­wer­ti­ge Ba­na­nen­pa­pier her­ge­stellt wird und zum an­de­ren, wel­che Mög­lich­kei­ten sich für Sie er­öff­nen, soll­ten Sie das hand­ge­schöpf­te Pa­pier in Ihr Re­per­toire mit auf­neh­men.

Die Entwicklung des Bananenpapiers

Bild von Papieraffe der Bananenpapier hält
In un­se­ren Brei­ten­gra­den ist Pa­pier ein Werk­stoff, der sehr güns­tig und vor al­lem im­mer ver­füg­bar ist. Die Qua­li­tät der Pa­pier­sor­ten, die im Ein­zel­han­del zu fin­den sind, ist im­mer spit­zen­mä­ßig. Dies liegt zum ei­nen dar­an, dass Deutsch­land den Roh­stoff Holz durch die un­zäh­li­gen Forst­be­trie­be selbst her­stellt und zum an­de­ren über die nö­ti­ge In­dus­trie zur Pa­pier­her­stel­lung ver­fügt. Das ver­hält­nis­mä­ßig klei­ne Deutsch­land be­legt im welt­wei­ten Ver­gleich Platz 4, was die Pa­pier­pro­duk­ti­on be­trifft.

[...] ist die deut­sche Pa­pier­in­dus­trie die Nr. 1 in Eu­ro­pa, die Nr. 4 welt­weit [...].

Ver­band Deut­scher Pa­pier­fa­bri­ken e.V.: 625 Jah­re Pa­pier­in­dus­trie. vdp-online.de (08/2015).

In den meis­ten Schwellen- und Ent­wick­lungs­län­dern wie bei­spiels­wei­se In­do­ne­si­en, Ne­pal, den Phil­ip­pi­nen oder Sam­bia ist Pa­pier ein Lu­xus­pro­dukt, wel­ches auf­grund der feh­len­den Forst­wirt­schaft im­por­tiert wer­den muss.

Bild von Bananenpapier Es ist des­halb sehr teu­er und da­durch der Ad­mi­nis­tra­ti­on und Ver­wal­tung vor­ent­hal­ten. Durch die wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung aber auch durch die ver­mehr­ten Bil­dungs­an­ge­bo­te steigt der Be­darf an Pa­pier in die­sen Län­dern im­mer stär­ker an. Die Lö­sung die­ser Mi­se­re ist Ba­na­nen­pa­pier, wel­ches meist in klei­nen Hand­werks­be­trie­ben di­rekt ne­ben den Ba­na­nen­plan­ta­gen her­ge­stellt wird.

Bananenpapier ist Umweltpapier par excellence

Wuss­ten Sie, dass jede Ba­na­nen­pflan­ze im Jahr nur ei­nen gro­ßen Strauch mit Früch­ten, den so­ge­nann­ten Frucht­stand, trägt?

Every year each tree pro­du­ces just one big bunch of bana­nas.

Koep­pel, Dan: Pa­per from Bana­nas. youtube.com (08/2015).

Bei der Ern­te wird da­bei nicht nur der Frucht­stand ent­fernt, son­dern der Bau­er schlägt mit ei­ner Ma­che­te den kom­plet­ten obe­ren Teil der Pflan­ze (Schein­stamm) samt Blät­ter ab. Der un­te­re Stamm der Ba­na­nen­stau­de bleibt ste­hen, aus ihm wach­sen im nächs­ten Jahr wie­der neue Ba­na­nen. Die ge­ern­te­ten Früch­te kom­men zu uns, doch was pas­siert mit dem Schein­stamm? Frü­her ist die­ser ein­fach ver­rot­tet, heut­zu­ta­ge dient er als Roh­stoff für Ba­na­nen­pa­pier.

Ba­na­nen­pa­pier und Ba­na­nen­fa­sern

  • Ba­na­nen­fa­sern: Der Schein­stamm wird in der Mit­te ge­teilt. Mit ei­ner Art Ho­bel wer­den da­nach die ein­zel­nen Pflan­zen­fa­sern bis zur Rin­de her­aus­ge­schabt. An­schlie­ßend trock­nen die Fa­sern in der Son­ne.

They are dry­ing it in the cent­re of the vil­la­ge, whe­re the sun is the stron­gest.

On­e­Pla­net­Ca­fe: Bana­na Pa­per in Zam­bia. youtube.com (08/2015).

Aus den ge­trock­ne­ten Fa­sern wer­den Kör­be und Ta­schen so­wie Ver­pa­ckungs­ma­te­ri­al ge­floch­ten.

  • Ba­na­nen­pa­pier: Die üb­rig ge­blie­be­ne Rin­de mit klei­nen Fa­ser­res­ten wird un­ge­fähr 12 Stun­den in der Son­ne ge­trock­net. An­schlie­ßend wird das Gan­ze in sau­be­rem Was­ser ge­kocht, bis dar­aus Zell­stoff ent­stan­den ist. Der Ei­gen­saft des Schein­stamms ist da­bei so kleb­rig, dass eine wei­te­re Zu­ga­be von Kle­ber nicht nö­tig ist. Zu gu­ter Letzt wird der Zell­stoff mit ei­nem Sieb ab­ge­schöpft, in eine Pa­pier­form ge­presst und zum Trock­nen ge­legt. Der Her­stel­lungs­pro­zess ist also ähn­lich wie beim tra­di­tio­nel­len Wa­shi Pa­pier.

Da­mit ist die Bananenpapier-Herstellung nach­hal­tig und öko­lo­gisch. Es wer­den kei­ne Bäu­me ge­fällt und das ge­ern­te­te Pro­dukt wird voll­stän­dig ver­wer­tet.

Die Eigenschaften von Bananenpapier

Bild von beigem Bananenpapier

Ech­tes Ba­na­nen­pa­pier ist in der Ori­gi­nal­far­be Beige. Der Farb­ton ent­spricht un­ge­fähr der Far­be ei­ner ge­schäl­ten Ba­na­ne. Durch die lan­gen Fa­ser­res­te an der In­nen­sei­te der Rin­de ist das Pa­pier mit un­ter­schied­li­chen Li­ni­en durch­zo­gen. Eine Pa­pier­sei­te ist sehr rau, die an­de­re sam­tig weich. Des Wei­te­ren ist Ba­na­nen­pa­pier was­ser­ab­wei­send und schwer ent­flamm­bar.

Stanzen und Lochen von Bananenpapier ist nicht möglichDas hand­ge­schöpf­te Pa­pier ist in ei­ner ge­rin­gen Farb­aus­wahl er­hält­lich. Zum Fär­ben wer­den na­tür­li­che Farb­stof­fe wie In­di­go oder Hen­na ver­wen­det. Trotz der Fa­sern lässt sich auf Ba­na­nen­pa­pier sehr gut schrei­ben und ma­len. Beim Lo­chen und Schnei­den hat das Spe­zi­al­pa­pier je­doch De­fi­zi­te. So franst das Pa­pier bei­spiels­wei­se aus, wenn es mit ei­nem Mo­tiv­lo­cher be­ar­bei­tet wird.

Basteln mit Bananenpapier - unsere Erfahrung

Auf­grund der äu­ße­ren Be­schaf­fen­heit ist Ba­na­nen­pa­pier per­fekt, um Bas­tel­mo­ti­ve ent­we­der zu ver­pa­cken oder zu ver­klei­den.

Bild von Gutscheinheft aus BananenpapierUn­se­re Bast­le­rin Vro­ni hat ihre Base­cap aus Pa­pier bei­spiels­wei­se mit ge­färb­tem Ba­na­nen­pa­pier ver­klei­det. Die Müt­ze ist da­mit schon ein­mal ge­gen feuch­tes Wet­ter ge­schützt. Im Ge­gen­satz zu ein­far­bi­gem Ton­pa­pier, wel­ches ohne wei­te­re Ver­ar­bei­tung oft­mals sehr lang­wei­lig aus­sieht, bie­tet Ba­na­nen­pa­pier dem Be­trach­ter ein auf­re­gen­des und wech­sel­haf­tes Pa­pier­mus­ter.

Ech­tes Ba­na­nen­pa­pier ist mit ei­ner Gram­ma­tur von 60 g/m² sehr dünn und da­durch auch leicht trans­pa­rent. Aus die­sem Grund ist es auch sehr gut für fi­li­gra­ne Origami-Motive ge­eig­net.

Fazit und Kauftipps

Bild von Gutscheinen aus PapierWenn Sie das Pa­pier nicht ge­ra­de über ein­hei­mi­sche Händ­ler über Platt­for­men wie Etsy er­wer­ben, ist das Ba­na­nen­pa­pier meis­tens aus der „Ers­ten Welt”. Aus­tra­li­en und Cos­ta Rica sind da­bei die Haupt­ex­port­na­tio­nen. Wich­tig: Es gibt eben­falls re­cy­cel­tes Ba­na­nen­pa­pier. Hier sind ne­ben den o. g. Ba­na­nen­fa­sern eben­falls Alt­pa­pier und so­gar or­ga­ni­sche Res­te von Kaf­fee­sträu­chern oder Ta­bak­pflan­zen ent­hal­ten. Die­se Va­ri­an­te gibt es sehr preis­wert in 100-Blatt-Päckchen als Al­ter­na­ti­ve zu Dru­cker­pa­pier. Ein Bo­gen rei­nes Ba­na­nen­pa­pier mit ei­ner Grö­ße von 70 x 105 Zen­ti­me­tern kos­tet hin­ge­gen zwi­schen 3,00 und 4,00 Euro. Le­sen Sie also ge­nau die Pro­dukt­be­schrei­bung bei der Be­stel­lung.

Für uns ist das Ba­na­nen­pa­pier ein wei­te­res Stil­mit­tel, um Mo­ti­ven noch eine Be­son­der­heit zu ver­lei­hen. Vor al­lem je­doch, wenn Sie als Bast­ler im­mer auf der Su­che nach öko­lo­gisch nach­hal­ti­gen Pa­pie­ren sind, ist Ba­na­nen­pa­pier eine sehr gute Wahl. In Ne­pal ist die Nach­fra­ge der Be­völ­ke­rung nach dem preis­güns­ti­gen Pa­pier in­zwi­schen so groß, dass die jähr­lich ge­ern­te­ten Ba­na­nen­pflan­zen nicht mehr zur Be­frie­di­gung des Mark­tes aus­rei­chen.

Bana­na pa­per is high in mar­ket. I’m unable to ful­fill the mar­ket de­mand [...].

Kan­ti­pur TV: Bana­na Pa­per. youtube.com (08/2015).

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