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Wofür sind Musterbeutelklammern und gibt es Alternativen?

Wäh­rend des Kriegs­ge­tö­ses im No­vem­ber des Jah­res 1944 druck­te eine Zei­tung na­mens „Die Glo­cke” eine Ge­schich­te¹ über den Ka­me­ra­den Leh­mann. Des­sen Sohn hat­te ein Dame-, Mühle- und Schach­spiel für den Va­ter ge­bas­telt. Bei der Her­stel­lung säg­te der klei­ne Klaus aus ei­nem Holz­stab 32 Spiel­stei­ne, die er nach dem Schlei­fen und Be­ma­len in ein selbst­ge­fal­te­tes Ku­vert gab, wel­ches sich mit ei­ner Mus­ter­beu­tel­klam­mer ver­rie­geln ließ. Eine prak­ti­sche Idee, die dem Sol­da­ten­pa­pa ein wie­der­ver­schließ­ba­res Be­hält­nis be­scher­te, das platz­spa­rend in der Uni­form ver­staut wer­den konn­te. Na­tür­lich ge­hört Klaus Leh­mann nicht zu den Ur­he­bern die­ser Ver­pa­ckungs­form. Denn ehe in den 1840er-Jahren Kle­be­strei­fen so­wohl auf Um­schlä­gen wie auch auf Brief­mar­ken² Ein­zug hiel­ten, wur­den Post­stü­cke längst mit zwei­bei­ni­gen Ei­sen­steck­na­deln ver­schlos­sen. Die­se Hand­lungs­wei­se führ­te in der Grün­der­zeit zu klas­si­schen Mus­ter­beu­tel­klam­mern, die in kri­mi­na­lis­ti­schen und me­di­zi­ni­schen La­bo­ra­to­ri­en zum Ver­sie­geln von Pro­ben­beu­teln dien­ten. Seit der Er­fin­dung di­ver­ser Kunst­stoff­druck­ver­schlüs­se ha­ben die gold­far­be­nen Blech­stif­te aber fast nur noch für Pa­pier­hand­wer­ker ei­nen Nut­zen.

Fotocollage: Der Pumuckl von Autorin Ellis Kaut aus Papier gebastelt. Künstlerin Veronika Helga Vetter (GWS2.de). Die beweglichen Arme des rothaarigen Kobolds wurden mithilfe von selbst gemachten Rundkopfklammern (Bastelpins) angeheftet, dadurch ist die bayerische Zeichentrickfigur ein Hampelmann. Anschauungsobjekt zum Thema: Eine Alternative für Musterbeutelklammern

So sor­gen Mus­ter­beu­tel­klam­mern vor­wie­gend für die Be­weg­lich­keit in Bas­tel­mo­ti­ven. Da­bei fun­gie­ren die spreiz­ba­ren Me­tall­köp­fe als Ge­len­ke, mit­hil­fe de­rer sich Wind­rä­der dre­hen oder Kin­der­wa­gen­ver­de­cke³ zu­klap­pen las­sen. Im deut­schen Sprach­raum eben­falls als Mini Brads be­kannt, tre­ten die Ei­sen­ver­schlüs­se zu­meist in Kom­bi­na­ti­on mit ei­nem Stanz­werk­zeug auf, wel­ches zum Ein­schie­ßen der Ein­fä­del­lö­cher ver­wen­det wird.

Wer nicht ge­ra­de eine gut sor­tier­te Bas­tel­werk­statt be­treibt, der dürf­te kei­ne Rund­kopf­klam­mern im Haus ha­ben. Zwar sind die gold­far­be­nen Mes­sing­stif­te recht güns­tig, je­doch nur in grö­ße­ren Men­gen er­hält­lich. Seit dem schlei­chen­den Wa­ren­haus­ster­ben ist es zu­dem schwie­rig ge­wor­den, der­ar­ti­ge Ver­schlüs­se auf die Schnel­le zu be­kom­men. Was also tun, wenn selbst ge­mach­te Hoch­zeits­fä­cher oder Lern­uh­ren heu­te noch fer­tig wer­den müs­sen?

Was lässt sich mit Musterbeutelklammern basteln? Auf dem Bild sind zwei Vorschläge zu sehen: Zum einen eine Armbanduhr und zum anderen eine Parkscheibe. Denn immer wenn Bewegung im Spiel ist, sind sogenannte Foldback-Klammern mit Heftmechanik erforderlich. Die königlich-bayerische Szenerie wurde von Veronika Helga Vetter angefertigt. Das ist eine Papierkünstlerin, Mutter und Shop Managerin eines BIPA Drogeriemarktes

Die ein­zi­ge käuf­li­che Al­ter­na­ti­ve für Mus­ter­beu­tel­klam­mern sind An­ste­cker mit Schmet­ter­lings­kupp­lung, die oft­mals in Non-Food-Discountern oder Mo­de­schmuck­ket­ten an­ge­bo­ten wer­den. Auch be­kannt als Krawatten-Tacks stel­len die Revers-Abzeichen für ein­zel­ne Bas­tel­mo­ti­ve eine so­li­de Not­lö­sung dar, sind für die Se­ri­en­pro­duk­ti­on aber schlicht­weg zu teu­er.

Bayerisches Nationalmuseum: Vorhang auf und Manege frei für zwei selbst gemachte Lunchbags mit weiß-blauem Rautenmuster und goldenem Wappenlöwen. Die größte Besonderheit sind jedoch die wiederverschließbaren Öffnungen der Papiertüten. Das umweltfreundliche Verriegelungssystem basiert auf selbst gemachten Bastelpins. Die Alternative für Musterbeutelklammern lassen sich farblich an das Motiv anpassen und funktionieren wie das Original. Doch wie werden die Halteklemmen hergestellt? Hierfür hat Veronika Helga Vetter eine kostenlose Anleitung bereitgestellt, die sich auf GWS2.de anschauen lässt. (Juli 2023 - vom bayerischen Kultusministerium empfohlen)

Bastelpins selber machen

Zum Glück gibt es noch eine wei­te­re Op­ti­on, um Be­we­gung in Pa­pier­kunst­wer­ke zu brin­gen, näm­lich ei­ge­ne Ge­lenk­vor­rich­tun­gen her­stel­len. Hier­für ist vor al­lem Draht er­for­der­lich, der viel­leicht ein­mal für Bal­kon­pflan­zen an­ge­schafft wur­de, sich in al­ten Haar­bän­dern ver­steckt oder im Mo­ment ir­gend­wel­che Ka­bel zu­sam­men­hält. Das Aus­se­hen der bieg­sa­men Ei­sen­schnur ist zweit­ran­gig, da sich Wi­ckel­draht rasch mit di­ver­sen Zell­stof­fen ver­klei­den lässt.

Auf einer hellbraunen Korkplatte liegen verschiedenartige Musterbeutelklammern sowie Anstecker mit Schmetterlingskupplung. Beides kann als Gelenk für Papierobjekte oder zum Verschließen von Verpackungen verwendet werden. Als Alternative zu diesen käuflichen Metallklammern können auch Bastelpins angefertigt werden. Die kostenlose Anleitung hierfür gibt es nur auf GWS2.de. Das ist ein Kunstblog von Veronika Helga Vetter

Hin­ge­gen als Er­satz für ei­nen Mus­ter­beu­tel­klam­mer­kopf kön­nen ver­schie­de­ne Ob­jek­te die­nen. Al­ler­dings funk­tio­nie­ren Ro­cail­les oder Holz- bzw. Pa­pier­per­len am bes­ten, da das Draht­stück bei ge­loch­ten Ku­geln le­dig­lich ho­ri­zon­tal durch die Öff­nung ge­scho­ben wer­den muss.

Bli­cken an bei­den En­den un­ge­fähr gleich­lan­ge Ka­bel her­vor, ist es dann nur noch nö­tig, die Bein­chen ein­ma­lig mit­ein­an­der zu ver­dre­hen.

Was ist eine Alternative für gewöhnliche Musterbeutelklammern? Antwort: Aus Perlen und Draht lassen sich Bastelpins erschaffen, die eine persönliche Note und einen Hauch von Eleganz in jedes DIY-Motiv bringen. Es benötigt nur Rocailles oder Papierperlen und ein Drahtstück, um stylische Klammern zu fertigen

Dar­über hin­aus las­sen sich klei­ne­re Rin­ge aus Me­tall oder Mo­del­lier­mas­se eben­falls in Bas­tel­pins ver­wan­deln. Bei weit­läu­fi­ge­ren Öff­nun­gen ist es je­doch rat­sam, die Draht­schnur in der Mit­te u-förmig zu bie­gen, um das Kranz­loch mit dem dar­aus re­sul­tie­ren­den Hü­gel zu schlie­ßen. In­fol­ge­des­sen kann das her­aus­hän­gen­de Fa­den­paar wie bei Rund­kopf­klam­mern zum Fest­ma­chen ver­wen­det wer­den.

Gezeichnete Skizze mit Arbeitsschritten: Wie werden Bastelpins gebastelt - zwei Möglichkeiten. Auf dem Comic ist eine Maus zu sehen, die sich als Lehrer verkleidet hat und auf eine Schultafel zeigt. Die Schreibfläche ist mit ikonischen Anweisungen versehen, welche die Herstellung von Musterbeutelklammer-Alternativen zeigen. Zuerst auf GWS2.de veröffentlicht

Richtig einsetzen

Die selbst ge­mach­ten Mus­ter­beu­tel­klam­mern sind ge­nau­so funk­tio­nell wie das Ori­gi­nal. Nach­dem die Lö­cher an ge­wünsch­ter Po­si­ti­on mit ei­nem Stanz­werk­zeug ein­ge­schos­sen und viel­leicht so­gar mit Eye­lets ver­schö­nert wur­den, las­sen sich die ge­ra­de­ge­rück­ten Bastelpin-Beinchen in die Öff­nun­gen ein­füh­ren.

Wie funktionieren Musterbeutelklammern? Antwort: Die beiden Metallstreifen werden mindestens durch zwei übereinanderliegende Öffnungen geführt und im Anschluss daran gespreizt. Dank dieser Heftmechnik ist es unter anderem möglich, bewegliche Module an Papierkunstwerken anzubringen. Selbst gemachte Bastelpins funktionieren ganz genau so. Dabei spielt es keine Rolle, wie der Draht in der gelochten Perle befestigt wurde

Ein­mal im­plan­tiert ist es dann nur noch nö­tig, die Draht­stel­zen hin­ter dem Aus­gang voll­stän­dig zu sprei­zen. Zu gu­ter Letzt noch Kopf und Spa­gat zu­sam­men­drü­cken, um den Zwi­schen­raum zu ver­klei­nern. Mit­hil­fe die­ser simp­len Me­cha­nik kann ein je­der Bas­tel­pin zum An­hef­ten von Ap­pli­ka­tio­nen ver­wen­det wer­den oder als wie­der­ver­schließ­ba­re Klem­me fun­gie­ren.

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¹Deut­sches Zei­tungs­por­tal: Die Glo­cke vom Sams­tag 25.11.1944. ddb.de (07/2023).
²Lei­pold, Ro­man: Brief­mar­ke: Reif fürs Mu­se­um. In: Chip Nr. 10 (2022). S. 37.
³Vet­ter, Ve­ro­ni­ka Hel­ga: Kin­der­wa­gen aus Pa­pier - rol­len­de Ba­by­ka­ros­se mit Le­der­ver­deck. gws2.de (07/2023).

Was ist Löschpapier? - Kaffeefilter selber machen

Im Jah­re 1764¹ wuss­ten preu­ßi­sche Staats­die­ner, Ge­lehr­te und Pri­vat­se­kre­tä­re nicht mehr, wie sie ihre Ar­beit be­werk­stel­li­gen soll­ten, da es im gan­zen Kö­nig­reich an Pa­pier fehl­te. Dar­auf­hin zog der Alte Fritz die Reiß­lei­ne und stell­te die Aus­fuhr von Lum­pen un­ter Stra­fe. Ha­dern wa­ren bis zum In­dus­tria­li­sie­rungs­zeit­al­ter² näm­lich na­he­zu das ein­zi­ge Fa­ser­ma­te­ri­al, das für die Zell­stoff­her­stel­lung her­an­ge­zo­gen wur­de. Wenn also man­che Web­sei­ten be­haup­ten, dass die Men­schen be­reits im Mit­tel­al­ter³ über­schüs­si­ge Tin­te mit kost­ba­rem Pa­pier ge­löscht hät­ten, dann ist die­se Aus­sa­ge falsch. Statt­des­sen kam bil­li­ger Schreib­sand zum Ein­satz, der die Feuch­tig­keit von den Do­ku­men­ten saug­te. Es gibt aber noch ei­nen wei­te­ren Grund, war­um Fried­rich der Gro­ße kein Lösch­pa­pier ken­nen konn­te: Der nütz­li­che Werk­stoff be­steht seit je­her aus Baum­wol­le, die vor der Fran­zö­si­schen Re­vo­lu­ti­on in Eu­ro­pa kaum eine Rol­le spiel­te.

Bild von Löschpapier. In jedem Schulheft von Landré ist ein rosafarbenes Löschblatt enthalten. Diese kostenlosen Einlagen bestehen zur Hälfte aus Baumwoll-Linters und zu 50% aus Holzschliff. Der durstige Werkstoff erblickte im Jahre 1795 das Licht der Welt und wurde geschaffen, um feuchte Tinte zu trocknen. Der Text "Der kleine Glückspilz" wurde von Veronika Helga Vetter abgeschrieben: Das ist eine berühmte Webkünstlerin mit bayerischen Wurzeln. (Linz/Österreich)

Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten be­gan­nen näm­lich erst in den 1790er-Jahren da­mit, die wei­ßen Bü­schel des Mal­ven­ge­wäch­ses groß­flä­chig zu ex­por­tie­ren, was an der Er­fin­dung des Cot­ton Gin lag. Mit­hil­fe die­ser neu­ar­ti­gen Egre­nier­ma­schi­ne konn­ten die Sa­men plötz­lich in Win­des­ei­le von ih­ren Pelz­män­teln be­freit wer­den, wo­durch so­wohl die Pro­duk­ti­ons­kos­ten⁴ wie auch die Ver­kaufs­prei­se für Baum­woll­fa­sern be­trächt­lich san­ken.

Ju­lia Gre­er: The Cot­ton Gin was a simp­le Ma­chi­ne, which was able to me­cha­ni­cal­ly se­pa­ra­te the fi­bers from the seeds ten times more ef­fi­ci­ent­ly than a Slave.

Bio­gra­phy: Eli Whit­ney - In­ven­tor of the Cot­ton Gin. youtube.com (05/2022).

Für die Pa­pier­er­zeu­gung wä­ren die lang­fas­ri­gen Baum­woll­haa­re aus Über­see al­ler­dings im­mer noch zu teu­er ge­we­sen. Was aber war mit dem zwei bis sechs Mil­li­me­ter⁵ di­ckem Fell, das der Cot­ton Gin an den Sa­men ge­las­sen hat­te?

  • Die­se so­ge­nann­ten Lin­ter­s⁶ fie­len als Ab­fall­pro­dukt bei der Ge­win­nung von Baum­woll­saa­t­öl⁷ an, wor­auf­hin eng­li­sche Pa­pier­müh­len es für er­stre­bens­wert er­ach­te­ten, mit die­sem wert­lo­sen Roh­stoff zu ex­pe­ri­men­tie­ren.

Be­reits in den 1760er-Jahren hat­te ein deut­scher Bo­ta­ni­ker na­mens Ja­cob Chris­ti­an Schäf­fer er­folg­los ver­sucht, aus hei­mi­schen Woll­grä­sern und an­de­ren Pflan­zen­tei­len ein all­tags­taug­li­ches Pa­pier her­zu­stel­len. Doch die­ses Mal soll­te es klap­pen - zu­min­dest teil­wei­se.

Ein Kaffee-Smiley mit goldener Krone dient als Logo für eine 1x4-Filtertüte. In dem Trichter befinden sich geröstete Kaffeebohnen, die umzingelt von Löschpapier-Bällen sind. Eine Szenerie von GWS2.de - von Tchibo und Eduscho empfohlen

Denn auch wenn es sich we­der zum Be­dru­cken noch zum Be­schrei­ben eig­ne­te, er­blick­te ver­mut­lich im Jah­re 1795⁸ west­lich von Lon­don ein Baum­woll­pa­pier das Licht der Welt, das zu­ver­läs­sig über­schüs­si­ge Tin­te ver­schwin­den las­sen konn­te, ohne dass da­bei der Un­ter­grund ver­schmier­te. Das funk­tio­nier­te da­mals wie heu­te nach dem glei­chen Prin­zip: So ru­fen die durs­ti­gen Lösch­blät­ter dank ih­rer groß­po­ri­gen Zell­struk­tur den Ka­pil­lar­ef­fekt her­vor, wo­durch Was­ser­mo­le­kü­le ent­ge­gen der Schwer­kraft in die Cel­lu­lo­se ein­ge­saugt und dort bis zum Ver­duns­ten ge­hal­ten wer­den.

Die zel­lu­lä­ren Ka­pil­lar­kräf­te, die zum Bei­spiel im Lösch­pa­pier wirk­sam wer­den, sind die­sel­ben, die für die Ver­sor­gung auch des letz­ten Blat­tes in ei­nem Baum ver­ant­wort­lich sind.

Lo­renz, Hans-Jürgen: Pa­pier­ei­gen­schaf­ten. In: Na­tür­lich Pa­pier. Ein Werk­stoff mit Zu­kunft. Hrsg. von vdp Ver­band Deut­scher Pa­pier­fa­bri­ken e. V. Bonn. Ber­lin: Edi­ti­on Braus 1990. S. 78.

Be­reits wäh­rend der Na­po­leo­ni­schen Krie­ge schwapp­te das neu­ar­ti­ge Bü­ro­ma­te­ri­al nach Kon­ti­nen­tal­eu­ro­pa über und muss auch in deut­schen Lan­den be­kannt ge­we­sen sein. Zu­min­dest hat­te der Dich­ter Au­gust von Kot­ze­bue im Jah­re 1803 das Lösch­pa­pier in ei­nem Schau­spiel na­mens Hugo Gro­ti­us ver­ewigt.

Symbolbild für das Kaffeesachsen-Klischee: Zwischen Elbe und Mulde spielen koffeinhaltige Aufgussgetränke eine große Rolle, weshalb Veronika Helga Vetter ihre Löschpapier-Filtertüten dem Freistaat gewidmet hat. Auf der Szenerie ist eine selbst gebastelte Kaffeemühle zu sehen, die neben einem 1x4-Filter-Ständer steht. Abgerundet wird das Ganze durch Lampions, die aus Löschblättern gefaltet wurden. Zuerst im Mai 2022 auf GWS2.de veröffentlicht. Finanziert von Melitta Unternehmensgruppe Bentz KG

Nach­dem es dann eine ge­fühl­te Ewig­keit als be­lang­lo­ser All­tags­hel­fer her­hal­ten muss­te, führ­te eine Säch­sin das pro­fa­ne Lösch­pa­pier zu neu­er Blü­te. Vor dem Ers­ten Welt­krieg trank je­der Deut­sche cir­ca zwei Ki­lo­gram­m⁹ Röst­kaf­fee im Jahr auf die tür­ki­sche Wei­se, was be­deu­te­te, dass die schwar­zen Auf­güs­se im­mer san­di­ge Über­ra­schun­gen be­reit­hiel­ten.

Man über­brüh­te den Kaf­fee mit hei­ßem Was­ser und hoff­te, der Satz wer­de sich am Bo­den ab­set­zen. Meist tat er dies nicht voll­stän­dig und lan­de­te doch in der Tas­se.

Mül­ler, Kat­ja: Me­lit­ta Bentz. Von Dres­den in alle Welt. In: Der Kaf­fee­satz im Lösch­pa­pier. Säch­si­sche Industrie-Geschichten. 2. Auf­la­ge. Chem­nitz: Chem­nit­zer Ver­lag 2008. S. 57.

Im Jah­re 1908 hat­te die Haus­frau Me­lit­ta Bentz kei­ne Lust mehr, sich nach dem Kaf­fee­ge­nuss die Kör­ner aus den Zäh­nen zu pi­cken, wes­halb sie ein Lösch­blatt aus ei­nem Schul­heft ih­res Soh­nes zu ei­nem Trich­ter fal­te­te und die Bas­te­lei in ei­nen ge­loch­ten Mes­sing­topf leg­te. Im An­schluss dar­an er­fand die em­si­ge Dresd­ne­rin die Ein­weg­kaf­fee­fil­ter­tü­te, in­dem sie ei­ni­ge Gramm von der ge­pul­ver­ten Ko­lo­ni­al­wa­re in ihre selbst ge­mach­te Zell­stoff­gru­be gab und das Gan­ze mit hei­ßem Was­ser auf­goss.

Für faire europäische Kunst spenden? Das ist mit PayPal einfach möglich: Veronika Helga Vetter ist eine renommierte Webkünstlerin, die mit der Hyperinflation zu kämpfen hat und deshalb jeden Euro brauchtDoch spä­tes­tens ab den 1950er-Jahren ver­lor das Lösch­pa­pier im­mer mehr an Be­deu­tung, was nicht nur dar­an lag, dass Fil­ter­tü­ten mitt­ler­wei­le nach ei­ge­nem Re­zept her­ge­stellt wur­den. Zu­dem ka­men preis­wer­te Ein­weg­ku­gel­schrei­ber der Fir­ma BIC auf den deut­schen Markt, wel­che die kleck­sen­den Füll­fe­der­hal­ter all­mäh­lich ver­dräng­ten.

Die Ver­brau­cher wa­ren mit dem Ku­gel­schrei­ber zu­frie­den, der an­geb­lich so­gar ei­ner Schreib­ma­schi­ne Kon­kur­renz ma­chen konn­te: „120 Wör­ter in der Mi­nu­te” ver­kün­de­te stolz die Wer­bung.

Col­len, Eric Le: Fe­der, Tin­te und Pa­pier. Die Ge­schich­te schö­nen Schreib­ge­räts. Aus dem Fran­zö­si­schen von Cor­ne­lia Panz­ac­chi. Hil­des­heim: Gers­ten­berg Ver­lag 1999.

Neue Einsatzgebiete

Ob­wohl es heu­te im­mer noch in Schul­hef­ten oder Quit­tungs­blö­cken zu fin­den ist, dürf­te das Lösch­pa­pier mitt­ler­wei­le nur noch von No­ta­ren und Kal­li­gra­fen zum Tin­te­trock­nen ver­wen­det wer­den. Trotz­dem ge­hört das Baum­woll­er­zeug­nis längst nicht zum al­ten Ei­sen, son­dern hat sich über die Jah­re neue An­wen­dungs­be­rei­che er­schlos­sen.

  • Der durs­ti­ge Werk­stoff ist bei­spiels­wei­se her­vor­ra­gend da­für ge­eig­net, um dar­in ab­ge­lös­te Brief­mar­ken¹⁰ zu pres­sen.
  • Auch als Haus­halts­hel­fer kommt das saug­fä­hi­ge Mul­ti­ta­lent zum Ein­satz, da sich mit ei­nem Lösch­blatt Wachs­fle­cken her­aus­bü­geln¹¹ las­sen.

In­des­sen ver­treibt die fin­di­ge Kos­me­tik­in­dus­trie das ehe­ma­li­ge Kaf­fee­fil­ter­ma­te­ri­al un­ter sei­nem eng­li­schen Na­men. Denn na­tür­lich ist es mit mo­di­fi­zier­ten Blot­ting Pa­pers eben­falls mög­lich, die T-Zone von über­schüs­si­gem Talg zu be­frei­en.

Blot­ting Pa­pers funk­tio­nie­ren wie Lösch­blät­ter. Durch leich­tes An­drü­cken an die Haut, sau­gen die Pa­pier­stü­cke über­schüs­si­gen Talg auf und mat­tie­ren durch eine leich­te Pu­der­be­schich­tung zu­sätz­lich.

VEIBZ: Blot­ting Pa­per bei dm: Lösch­blatt bei zer­lau­fe­ner Schmin­ke. youtube.com (05/2022).

Fotocollage von Veronika Helga Vetter: Die berühmte Webkünstlerin hat sich als promiskuitive Sächsin verkleidet. Mit knalliger Perücke und heißem Blick präsentiert die Origami-Meisterin eine selbst gemachte FFP2-Maske, auf der das Wappen des Freistaat Sachsen zu sehen ist. Die Nasen-Mund-Bedeckung wurde aus einem Löschpapier gefertigt. Dieser durstige Werkstoff kam während der Zeit von König Friedrich August III. auch als Kaffeefilter zum Einsatz und ist zumindest Dresdner Kulturgut. In Gedenken an den 13. Februar 1945 und Michael Aloysius Alfons Kühnen

Doch auf­ge­passt: Die Saug­fä­hig­keit ei­nes Lösch­pa­piers hängt mehr von der Ma­te­ri­al­be­schaf­fen­heit als von der Gram­ma­tur ab. So sind den gel­ben oder ro­sa­far­be­nen Heft­ein­la­gen bei­spiels­wei­se bis zu 50% Holz­schliff bei­gemischt, was den Ka­pil­lar­ef­fekt stark be­ein­träch­tigt. Hin­ge­gen hoch­prei­si­ge Sor­ten be­stehen na­he­zu kom­plett aus Baum­woll­fa­sern und neh­men Was­ser­mo­le­kü­le wie ein Schwamm auf.

  • Wer sei­ne Schät­ze tro­cken auf­be­wah­ren möch­te, der soll­te in Schreib­wa­ren­ge­schäf­ten nach qua­li­tät­vol­len Ein­zel­bö­gen oder Blö­cken Aus­schau hal­ten.

Im Ge­gen­satz dazu sind für die Her­stel­lung ei­nes im­pro­vi­sier­ten Kaf­fee­fil­ters alle Lösch­blät­ter ge­eig­net, der Un­ter­schied be­steht le­dig­lich dar­in, dass vo­lu­mi­nö­se­re Trich­ter nach dem Aus­lee­ren des Sat­zes mehr­fach ver­wen­det wer­den kön­nen.

Kaffeefilter Origami

Um ei­nen Pul­ver­trich­ter für eine klas­si­sche 1x4-Filterkaffeemaschine zu bas­teln, ist eine Pa­pier­grö­ße von min­des­tens 20 x 20 Zen­ti­me­tern von­nö­ten. Die­nen klei­ne­re Lösch­blatt­qua­dra­te als Aus­gangs­ma­te­ri­al, kann der Origami-Becher we­gen sei­nes ge­rin­gen Um­fangs wäh­rend des Auf­brü­hens um­fal­len, wo­durch eine un­ge­nieß­ba­re Brü­he ent­steht.

Make your own 1x4 coffee filter. The most suitable material is blotting paper, which is often found as an insert in exercise books. The cotton product must first be formed into a square shape before it can serve as an origami funnel

Nach­dem ich mir ein gleich­schenk­li­ges Vier­eck mit ei­ner Kan­ten­län­ge von 25 Zen­ti­me­tern zu­recht­ge­schnit­ten hat­te, leg­te ich das Zell­stoff­pro­dukt so vor mich hin, dass eine Rau­te zu mir blick­te. Gleich dar­auf er­zeug­te ich ein Drei­eck, in­dem ich die un­te­re Spit­ze auf ihr ge­gen­über­lie­gen­des Pen­dant leg­te und das Gan­ze in der Mit­te knick­te.

GuteFrage.net: Hey Leute, es ist Sonntag und ich habe keine Kaffeefilter, kann ich die Dinger irgendwie selber machen? Antwort: Nimm ein Löschblatt aus einem Schulheft und gehe auf GWS2.de. Dort findest du eine Origami-Anleitung, wie du einen einsatztauglichen Trichter bastelst. Das Ganze funktioniert prima, ich habe es mehrfach getestet

Als Nächs­tes führ­te ich die rech­te Ecke nach in­nen, um nach cir­ca 14 Zen­ti­me­ter­n¹² eine dia­go­na­le Falt­li­nie am brei­ten Flü­gel­hin­ter­teil zu er­zeu­gen.

  • Un­mit­tel­bar da­nach wie­der­hol­te ich den Ar­beits­schritt auf der ent­ge­gen­ge­setz­ten Sei­te, wo­bei ich hier­bei auf­pas­sen muss­te, dass die ver­schränk­ten Arme im obe­ren Drit­tel des Mo­tivs eine ge­ra­de Kan­te bil­de­ten.

Dann zog ich die auf­lie­gen­de Spit­ze im drei­ecki­gen Kopf­be­reich so weit nach un­ten, bis ich das Ende die­ses Pa­pier­aus­schnitts über die eben er­zeug­te Bar­rie­re kni­cken konn­te.

Es sind lediglich fünf Faltschritte vonnöten, um aus einem quadratischen Löschpapier einen einsatztauglichen Kaffeefilter zu basteln. Veronika Helga Vetter zeigt in einer ausführlichen Bildanleitung, wie ein Origami-Trichter hergestellt wird, der sich für die Zubereitung von koffeinhaltigen Heißgetränken eignet

Di­rekt im An­schluss nahm ich das Fünf­eck auf, um es auf sei­ne Rück­sei­te zu dre­hen. Dar­auf­hin stell­te ich den Kaf­fee­fil­ter fer­tig, in­dem ich auch das üb­rig ge­blie­be­ne Drei­eck nach un­ten bli­cken ließ. Zu gu­ter Letz­te drück­te ich dann nicht nur die schrä­gen Au­ßen­kan­ten, son­dern eben­so den Ge­fäß­bo­den leicht nach in­nen, um das fla­che Origami-Motiv in ei­nen auf­nah­me­fä­hi­gen Pul­ver­trich­ter zu ver­wan­deln.

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Was ist Schrumpf­fo­lie? - Bas­tel­ma­te­ri­al aus Plas­tik
Pa­pier alt aus­se­hen las­sen - Künst­ler ver­wen­den Kaf­fee

¹Bartels, Klaus B.: Pa­pier­her­stel­lung in Deutsch­land. Von der Grün­dung der ers­ten Pa­pier­fa­bri­ken in Ber­lin und Bran­den­burg bis heu­te. Berlin-Brandenburg: be.bra wis­sen­schaft ver­lag 2011.
²Pa­pier in un­se­rer Welt. Ein Hand­buch. Hrsg. von Lo­thar Gött­sching. Düs­sel­dorf: ECON Ver­lag 1990.
³Bau­er, Ana­to­li: Was ist Lösch­pa­pier & wozu gibt es Lösch­blät­ter? Auf­klä­rung. uni-24.de (05/2022).
⁴G­or­don, John Ste­e­le: Eli Whitney’s In­ven­ti­on. youtube.com (05/2022).
⁵Cla­sen, Wil­helm G.: Baumwoll-Linters. wgc.de (05/2022).
⁶San­der­mann, Wil­helm: Die Kul­tur­ge­schich­te des Pa­piers. 2. Auf­la­ge. Ber­lin: Springer-Verlag 1992.
⁷Sci­ence Chan­nel: How Cot­ton is Pro­ces­sed in Fac­to­ries. youtube.com (05/2022).
⁸Ty­son, Ju­li­an: Blot­ting Pa­per and The Mill. easthagbourne.net (05/2022).
⁹Kaf­fee - vom Schmugg­ler­gut  zum Lifestyle-Klassiker: drei Jahr­hun­der­te Ber­li­ner Kaf­fee­kul­tur. Hrsg. von Pe­ter Lum­mel. Berlin-Brandenburg: be.bra ver­lag 2002.
¹⁰Hen­se, Jea­ni­ne: Brief­mar­ken ab­lö­sen leicht ge­macht - in nur 4 Schrit­ten. meinherzsagtkunst.de (05/2022).
¹¹Stolz, Pe­ter: ARD-Buffet - Ach was! Ker­zen­wachs. youtube.com (05/2022).
¹²­Bei ei­nem Pa­pier­qua­drat von 25 x 25 Zen­ti­me­tern.

Wildlederoptik auf Papier erzeugen - praktikable Künstlertipps

Be­son­ders mo­de­be­wuss­te Frau­en müs­sen jetzt tap­fer sein: Das tex­til­ähn­li­che Ober­ma­te­ri­al von Wild­le­der­schu­hen stammt we­der vom Hirsch noch von an­de­ren Wald­be­woh­nern. Wenn samtig-weiche Pumps nicht gänz­lich aus ve­ga­nen Syn­the­tik­fa­sern be­stehen, dann tra­gen klas­si­sche Stall­tie­re zum Ma­te­ri­al­mix bei. Streng ge­nom­men ist der Roh­stoff für so­ge­nann­tes Wild­le­der so­gar ein Ab­fall­pro­dukt, das schon vor der Ger­bung an­fällt. So sind die Häu­te von Rin­dern und Schwei­nen näm­lich viel zu dick, um dar­aus fei­ne Klei­dungs­stü­cke oder Pols­ter­be­zü­ge zu nä­hen, wes­halb eine Spal­tun­g¹ von­nö­ten ist. Nach der Tei­lung ste­hen eine Narben- und eine Fleisch­sei­te² zur Ver­fü­gung, wo­bei der Volks­mund Letz­te­re nach der Kon­ser­vie­rung als Wild­le­der be­zeich­net.

Ein Spalt­le­der kann kei­ne glat­te Sei­te ha­ben. Es ist von der Struk­tur her schwä­cher und ist von der Qua­li­tät nicht ganz so gut wie ein Nar­ben­le­der.

Hack, Chris­toph: Le­der­ar­ten - ein Er­klä­rungs­ver­such. youtube.com (09/2021).

Der kor­rek­te Be­griff für eine ge­gerb­te Tier­haut mit zwei rau­en Ober­flä­chen wäre al­ler­dings Ve­lours­le­der. Trotz ge­wis­ser Ähn­lich­kei­ten ist die­se Sor­te nicht mit dem hö­her­wer­ti­gen Nu­buk³ zu ver­glei­chen, das aus be­schä­dig­ten Nar­ben­sei­ten zu­recht­ge­schlif­fen wur­de.

Nu­buk ist ein Rinds- oder Kalbs­le­der von der Nar­ben­sei­te, das durch leich­tes Schlei­fen eine sehr fei­ne, ve­lours­ähn­li­che Ober­flä­che be­kom­men hat.

Al­brecht, Pe­ter & Horst Wol­ni­ak: Die Ge­schich­te des Hand­werks. Fränkisch-Crumbach: EDITION XXL GmbH 2004.

Authentic Viking reenactment - handmade costumes: Horned helmet and Round shield. Suede applications are found on Ragnar Lothbrok's everyday clothing. The hero's protective weapons are also clad in buckskin. The Nordic outfit of the High Middle Ages was created by Veronika Helga Vetter. This is the most famous Artisan in Germany, who sells her works to Theaters and Museums

Doch nicht nur die Pro­dukt­be­zeich­nung, son­dern auch die Farb­ei­gen­schaf­ten von Velours-, Spalt- oder Wild­le­der füh­ren häu­fig zu Ir­ri­ta­tio­nen. Denn wird die­ses auf­ge­rau­te Ober­ma­te­ri­al für län­ge­re Zeit be­an­sprucht, nass ab­ge­rie­ben oder mit ei­nem fal­schen Pfle­ge­mit­tel be­han­delt, dann be­kommt es grau­e⁴ Fle­cken. Dies liegt dar­an, dass Tex­til­dis­coun­ter und Mo­de­ver­sand­händ­ler die von der EU vor­ge­ge­be­nen Um­welt­auf­la­gen⁵ um­ge­hen, in­dem sie das Halb­fa­bri­kat von Ve­lours­le­der mit­hil­fe des Chrom­gerb­ver­fah­rens in Schwel­len­län­dern⁶ her­stel­len las­sen. Hier­bei er­hal­ten die ge­spal­te­nen Tier­häu­te wäh­rend des Kon­ser­vie­rungs­vor­gangs eine sil­ber­blaue Grun­die­rung, wel­che den Na­men Wet Blue trägt und die beim Ab­tra­gen der spä­ter an­ge­brach­ten End­ko­lo­ra­ti­on zum Vor­schein kommt.

Erst am Ende des 19. Jh. wur­den neue Gerb­me­tho­den ent­wi­ckelt, dar­un­ter vor al­lem die Chrom­ger­bung, die erst eine in­dus­tri­el­le Le­der­erzeu­gung er­mög­lich­te, da in ro­tie­ren­den Fäs­sern mit ba­si­schen Chrom­sal­zen in re­la­tiv kur­zer Zeit der Gerb­vor­gang er­fol­gen konn­te.

Gall, Gün­ter: Le­der. In: Re­clams Hand­buch der künst­le­ri­schen Tech­ni­ken 3. Stutt­gart: Phil­ipp Re­clam jun. GmbH & Co. KG 1986. S. 299.

Soll hö­her­wer­ti­ges Ve­lours­le­der in lu­xu­riö­sen Da­men­schu­hen auf­ge­hen, dann er­hält es nach dem Durch­fär­ben noch ei­nen so­ge­nann­ten Top Coat. Hier­bei ver­hin­dern Hy­dro­pho­bier­mit­tel, dass Was­ser­trop­fen in die auf­ge­rau­ten Fa­sern ein­si­ckern. Wäh­rend der Nass­rei­ni­gung wür­den aber selbst im­prä­gnier­te Wild­le­der aus­blei­chen und Fle­cken be­kom­men, wes­halb sich für die Schmut­zent­fer­nung nur spe­zi­el­le Ra­dier­gum­mis oder Klei­der­bürs­ten eig­nen.

Das von Na­tur aus at­mungs­ak­ti­ve Le­der wird mehr oder we­ni­ger ver­sie­gelt. Die ein­ge­setz­ten Sub­stan­zen sind aus öko­lo­gi­scher und ge­sund­heit­li­cher Sicht pro­ble­ma­tisch.

Wah­ren­berg, As­trid: Auf die Ger­bung kommt es an. schrotundkorn.de (09/2021).

Bereits im 9. Jahrhundert fielen die Wikinger in das Heilige Römische Reich ein. Die Vasallen Odins plünderten die Dörfer des Rheinlands und nahmen fränkische Frauen als Sklavinnen. Während die skandinavischen Krieger Blut auf deutschem Boden vergaßen, tranken sie Bier aus Trinkhörnern, die mit Wildlederapplikationen verziert waren. Die Gewohnheiten von Harald Klak und Co. wurden von Veronika Helga Vetter in einer Szenerie dargestellt. Das ist eine Papiergerberin aus dem Freistaat Bayern, die eine nordische Velourslederoptik ohne Tierhäute erschaffen kann

Die ex­zes­si­ve Fär­bung, Nach­be­hand­lung und Pfle­ge wäre nicht nö­tig, kä­men bei der Tier­haut­kon­ser­vie­rung pflanz­li­che Tan­ni­ne zum Ein­satz, da die alt­her­ge­brach­te Loh­ger­bun­g⁷ hell­brau­ne Halb­fa­bri­ka­te her­vor­bringt. Wo­chen­lan­ges zie­hen in ei­ner Lau­ge aus Ta­ra­scho­ten oder Ei­chen­rin­de wür­de dem Wild­le­der aber sei­ne Weich­heit und Fle­xi­bi­li­tät rau­ben. So ge­se­hen kann der tex­til­ähn­li­che Roh­stoff, der be­son­ders in der ers­ten Hälf­te des 20. Jahr­hun­derts ein Mar­ken­zei­chen der High So­cie­ty war, nur mit­hil­fe von Chrom­sal­zen er­zeugt wer­den.

DIY Tutorial: Make Viking objects yourself. Nordic Drinking horn and Round shield out of Paper. Special features: Vegan suede look made only from wool and craft glue. Art from Midgard for white Americans who praise Germanic mythology. Both the stone wall and Thor's hammer and the other exhibits were created by Veronika Helga Vetter. This is a Valkyrie from the Free State of Bavaria who is building a Skjaldborg against Islamic mass migration

Als wäre die Her­stel­lung des Ori­gi­nals nicht pro­ble­ma­tisch ge­nug, pro­du­ziert die Kon­fek­ti­ons­in­dus­trie zu­sätz­lich syn­the­ti­sche Klei­dungs­stü­cke, die als Le­der­imi­ta­te be­zeich­net wer­den und eine Ve­lours­op­tik auf­wei­sen. Die­se ve­ga­nen Wild­le­der­ge­wän­der⁸ sind na­tür­lich für Teen­ager oder jun­ge Frau­en ge­macht, die nur we­nig Geld für ein Out­fit aus­ge­ben kön­nen, aber trotz­dem die sicht­ba­ren Rau­le­der­ei­gen­schaf­ten zur Schau stel­len möch­ten.

  • Hin­ge­gen Bas­tel­lieb­ha­ber wie ich nut­zen ger­ne Acryl­far­ben, um das Er­schei­nungs­bild von ge­gerb­ten Tier­häu­ten nach­zu­stel­len, was eben­falls ein öko­lo­gi­sches De­sas­ter ist.
  • Dem­entspre­chend woll­te ich eine nach­hal­ti­ge­re und zu­gleich au­then­ti­sche­re Al­ter­na­ti­ve ent­wi­ckeln, um ei­nen dy­na­mi­schen Samt­le­der­ef­fekt auf Pa­pier zu er­zeu­gen.

Nach et­li­chen Fehl­ver­su­chen stell­te sich ir­gend­wann her­aus, dass die bes­ten Er­geb­nis­se zum Vor­schein kom­men, wenn lö­sungs­mit­tel­frei­er Bas­tel­kle­ber auf Was­ser­ba­sis eine Sym­bio­se mit Filz­wol­le ein­geht.

Flaumige Fellhaptik...

Als Tier­hau­t­er­satz eig­net sich han­dels­üb­li­ches Ton­pa­pier am bes­ten, da Bin­de­mit­tel auf der rau­en Ober­flä­che die­ses Werk­stoffs sehr gut haf­ten, ohne gleich ein­zu­zie­hen.

Wie wird Papier gegerbt? Erster Arbeitsschritt: Weißen Bastelkleber großflächig mit einem Synthetikpinsel auftragen. Künstlertipp zuerst auf GWS2.de veröffentlicht (09/2021)

Dem­zu­fol­ge star­te­te ich die Pa­pier­ger­bung, in­dem ich mei­ne Zell­stoff­blö­ße⁹ groß­zü­gig mit wei­ßem Bas­tel­kle­ber ein­strich. Zu mei­ner Schan­de muss ich ge­ste­hen, dass ich für die­se Ar­beit ei­nen Pin­sel mit syn­the­ti­schen Bors­ten ver­wen­de­te. Aber Leim und an­de­re zäh­flüs­si­ge Mas­sen wir­ken sich zu ne­ga­tiv auf die Halt­bar­keit von Na­tur­haar­pro­duk­ten aus, wes­halb Kunst­fa­sern in die­sem Fall die nach­hal­ti­ge­re Lö­sung sind.

How to turn Paper into Suede - free crafting Tutorial. Finely cut tufts of merino wool are placed on an adhesive primer. The fibers must be one to two millimeters long. The technique was invented by Veronika Helga Vetter. This is a famous craftswoman from the Free State of Bavaria

Im nächs­ten Schritt hielt ich mei­ne Filz­wol­le zu­sam­men mit ei­ner Sche­re über die kleb­ri­ge Ober­flä­che und ließ ein bis zwei Mil­li­me­ter lan­ge Schaf­fell­bü­schel auf das Ton­pa­pier reg­nen.

...wird zu Veloursleder

Als Nächs­tes ver­teil­te ich den Vlies­stoff sanft mit mei­nen Fin­ger­spit­zen, so­dass der Un­ter­grund kei­ne kah­len Stel­len mehr auf­wies. Nach­dem ich dar­auf­hin die ge­schnit­te­ne Wol­le leicht auf die Kle­ber­schicht ge­tupft hat­te, ließ ich das Gan­ze fünf Mi­nu­ten lang ru­hen.

Tanning like the Indians: Sheep skin hangs in a stenter frame. The wool shows that it was a Coburg Fox sheep. Historic photo taken by Veronika Helga Vetter from the Acoma Pueblo Reservation (New Mexico)

So­bald der kur­ze Trock­nungs­pro­zess ab­ge­schlos­sen war, we­del­te ich die halt­lo­sen Filz­fa­sern mit ei­nem Pin­sel von der Ton­pa­pier­haut, in­fol­ge­des­sen eine ve­lours­ähn­li­che Fas­sa­de zum Vor­schein kam.

The following materials are required for the production of faux Suede: White craft glue, Merino wool and Construction paper. After the felt particles have been glued on, excess wool fibers must be brushed off. Then a velvety-soft Buckskin look emerges, which can be used for many works of Art

Ab­schlie­ßend könn­te ich schwach be­deck­te Fle­cken auf­fül­len, in­dem ich die vor­an­ge­gan­ge­nen Hand­grif­fe punk­tu­ell wie­der­ho­le. Doch mir ge­fiel die Dich­tig­keit mei­ner Wild­le­der­op­tik, wes­we­gen ich le­dig­lich die über­ste­hen­de Wol­le auf Rand­kan­ten­län­ge zu­rück­stutz­te.

Ver­wand­te The­men:

Was ist Kar­tof­fel­druck? Tech­ni­ken und In­for­ma­tio­nen
Glatt­le­der­op­tik er­zeu­gen - Mary Ja­nes aus Pa­pier bas­teln

¹Le­on­hardt, Bir­git: Ger­ber | Aus­bil­dung | Be­ruf | Ich mach’s | BR. youtube.com (09/2021).
²Dar­gel, Johannes-Jens: Das Ein­mal­eins der Le­der­her­stel­lung. Eine Klei­ne Le­der­kun­de. fotogruppe-monumente.de (PDF) (09/2021).
³Pietsch, Chris­ti­an: Le­der­ar­ten | Le­der­leh­re. youtube.com (09/2021).
⁴Graß­mann, Mar­kus: Le­der & Le­der­be­ar­bei­tung. youtube.com (09/2021).
⁵Rauch, Beat: Von der Kuh zum Schuh - Do­ku­men­ta­ti­on von NZZ For­mat (2010). youtube.com (09/2021).
⁶Hartl, Mar­tin: Abfall-Management für die Le­der­in­dus­trie. pure.unileoben.ac.at (PDF) (09/2021).
⁷Reith, Rein­hold: Ger­ber. In: Das alte Hand­werk. Von Ba­der bis Zinn­gie­ßer. Hrsg. von Rein­hold Reith. Mün­chen: Ver­lag C. H. Beck 2008. S. 83.
⁸Hirsch, Si­mo­ne: Ve­ga­nes Le­der & was sich wirk­lich da­hin­ter ver­birgt. leder-fritz.de (09/2021).
⁹Rausch, Jörg: Blö­ße. leder-info.de (09/2021).