Wenn Geburtstagsfreuden winken, darfst du ruhig mal etwas trinken. Gesagt, getan; und so greifen 96% der 18- bis 59-jährigen Menschen in Deutschland¹ alljährlich im Advent zur Feuerzangenbowle oder zum Eiergrog, um sich gründlich auf die Niederkunft des Herrn vorzubereiten. Das ist auch aus gesundheitlicher Sicht sehr vernünftig. Denn wer im dunklen Dezember mit Jagertee, Glühwein oder Lebkuchenlikör auf den Heiland anstößt, der schützt sich vor einer Winterdepression. Genussvoller Alkoholkonsum veranlasst den Körper nämlich dazu, Dopamin und Endorphine auszuschütten, wodurch die seelische Entspannung gefördert wird. Kein Wunder also, dass Jesus so sanftmütig war. Schließlich ließ der freundliche Zimmermann, der sich selbst als Weinstock² bezeichnete, bei so ziemlich jeder Gelegenheit den Becher kreisen. Aufgrund dieser Angewohnheit wäre der Erlöser vermutlich uralt geworden, hätte er nicht mit 34 Jahren für unsere Sünden sterben müssen. Männer und Frauen, die regelmäßig in Maßen alkoholische Getränke konsumieren, haben nämlich eine besonders hohe Lebenserwartung.
Bei den männlichen Teilnehmern fanden die Forscher die höchste Lebenserwartung, wenn diese täglich 20 - 40 Gramm Alkohol zu sich nahmen. [...] Bei Frauen waren die förderlichen Mengen um die Hälfte niedriger.
Pollmer, Udo & Susanne Warmuth: Lexikon der populären Ernährungsirrtümer. Mißverständnisse, Fehlinterpretationen und Halbwahrheiten von Alkohol bis Zucker. Aktualisierte Neuausgabe. Frankfurt am Main: Eichborn Verlag 2007.
Außerhalb der Weihnachtszeit können die Deutschen auch aus kulturellen Gründen alkoholische Genussmittel zu sich nehmen. Diesen glücklichen Umstand verdanken wir Karl dem Großen³, der im 9. Jahrhundert den Weinanbau⁴ und das Bierbrauen in unseren Breitengraden massiv förderte.
Spätestens im 12. Jahrhundert tranken alle Stände im Heiligen Römischen Reich täglich Met, Wein oder dunkles Schwachbier, das aus Roggen⁵ hergestellt wurde. Die Menschen im Mittelalter konsumierten diese Alkoholika allerdings nicht nur, um sich zu berauschen. Vielmehr war die Trinkwasserqualität seinerzeit so schlecht, dass unsere Vorfahren ihren Durst bereits im Kindesalter mit ethanolhaltigen Flüssigkeiten stillten.
Alkohol als Mittel der Haltbarmachung und der Keimvermeidung ist allgegenwärtig. [...] Mit dem Dünnbier, das man teilweise schon Kindern gibt, hat man dem unhygienischen Wasser ein Schnippchen geschlagen: Sämtliche Keime und Bakterien sind abgetötet.
Hachenbacher, Veronique: In den Tontopf geschaut. Von Speis und Trank abseits des Schlaraffenlandes. In: Miroque Nr. 16 (2014). S. 30.
Dass früher Alkoholkonsum nicht gleich körperliche und seelische Schäden hervorruft, beweist auch Friedrich der Große. Denn obwohl der Förderer der deutschen Aufklärung mit Biersuppe großgezogen wurde, schaffte er die Folter im Königreich Preußen ab. Zudem setzte sich der gelernte Braumeister in seiner 46-jährigen Regierungszeit für die Religionsfreiheit⁶ und für die Beschulung der Landbevölkerung ein.
Friedrich II.: Seine königliche Majestät höchst selbst ist mit Biersuppe erzogen worden. Die Väter kannten nur Bier, und das ist das Getränk, das für unser Klima passt.
Stühlmeyer, Barbara: 500 Jahre Reinheitsgebot: Eine kleine Geschichte des Biers. In: Karfunkel Nr. 123 (2016). S. 27.
In Deutschland war Alkohol also schon immer ein sozial akzeptiertes Rausch- und Genussmittel. Auch heute ist es hierzulande etwas völlig Normales, wenn sich jemand bereits am frühen Morgen ein Weißbier oder ein Glas Sekt bestellt. Demzufolge ist es kein Wunder, dass jeder Bundesbürger jährlich rund 1.500,00 Euro⁷ für das flüssige Zellengift ausgibt.
Der Konsum von gegorenen Feldfruchtsäften beeinträchtigt allerdings nicht nur das Sehvermögen, sondern verschlechtert zudem noch den Hör- und Geruchssinn. Außerdem drosselt der Alkohol die Sexualhormonausschüttung, weshalb Betrunkene unter einer verminderten Libido leiden.
In Folge kommt es bei Frauen zu Erregungsstörungen und daraus resultierenden körperlichen Folgeerscheinungen, wie z. B. trockener Scheide, beim Mann kommt es zu Erektionsschwierigkeiten, aber auch zu Orgasmusschwierigkeiten.
Atefie, Kave: Alkohol und Sex. gesundheitsnews.at (10/2018).
Um diese negative Nebenwirkung auszugleichen, sollten Sie Flaschen mit alkoholischem Inhalt ausschließlich in meiner aufreizenden Korsettverpackung verschenken.
Dabei handelt es sich genauer gesagt um ein geschnürtes Halbbrustkorsett, das sich aus Papier relativ einfach nachbasteln lässt. Dieses spezielle Reizwäschemodell wurde im 17. Jahrhundert⁸ entwickelt, damit die damals begehrten Rubensfrauen ihre Leibesfülle in Form pressen konnten. Durch das Tragen dieser Unterkleidung erhielten die Damen eine Sanduhrfigur⁹, die Männer auch heute noch sehr anziehend finden.
Studien zeigen außerdem, dass eine Sanduhrfigur bei Männern besser bewertet wird, als beispielsweise eine sportliche Figur oder lange Beine.
Kupsa, Nadja: Bewiesen: Auf diese Figur stehen Männer. woman.at (10/2018).
Die große Besonderheit meines trägerlosen Halbbrustkorsetts sind die runden und authentisch aussehenden Körbchen. Schnürmieder aus Papier haben nämlich sonst immer sogenannte Bullet Bras, die in den 1950er Jahren¹⁰ in Mode waren. Heute fallen diese stacheligen Büstenhalter jedoch unter die Kategorie „Liebestöter”.
Neben der klassischen Rückenschnürung verfügt mein wohlgeformtes Papiermieder zudem über neun angedeutete Korsettstangen. Des Weiteren habe ich mein 19 Zentimeter breites und 13 Zentimeter hohes Präsentkörbchen so konzipiert, dass darin zwei Piccolo Flaschen aufbewahrt werden können.
Meine wollüstige Nikolausfrauverpackung ist also genau das Richtige, wenn Sie alkoholische Getränke in der Weihnachtszeit auf eine zweideutige Weise verschenken möchten. Allerdings gibt es den heißen Feuerwasserkarton nirgendwo zu kaufen. Vielmehr müssen Sie das Halbbrustkorsett selbst basteln, was mit meinen Schablonen und der folgenden Bildanleitung jedoch überhaupt kein Problem sein sollte.
Dessous für Sektflaschen - Bauplan
Um die schwungvollen Proportionen eines Stoffkorsetts aus Papier darstellen zu können, musste ich ein Basismaterial verwenden, das sowohl biegsam als auch widerstandsfähig ist. Aus diesem Grund baute ich meine Piccolo Box aus geprägten Tonpapierelementen zusammen, die über eine Grammatur von 130 g/m² verfügten. Hingegen die Körbchen und die Korsettstangen betonte ich mit einer farblich passenden Dunisoft-Serviette. Für die aufwendige Rückenschnürung kamen vier Millimeter große Ösen und ein Satinband zum Einsatz, das 1,2 Zentimeter breit war. Außerdem verzierte ich das weihnachtliche Mieder mit handelsüblicher Baumwollwatte. Als Werkzeuge nahm ich zudem eine Schere, einen flüssigen Kleber, einen Eyelet-Setter, einen Acryllack, ein Falzbein samt Lineal und meine DIN A4 Bastelschablonen (#1 /#2 /#3 /#4 /#5) zur Hilfe.
Als Erstes schnitt ich mir die Einzelteile von Schablone #1 und #2 zurecht, sodass ich im Anschluss daran vier Tonpapierelemente vor mir liegen hatte. Gleich danach klebte ich die beiden Miedersilhouetten symmetrisch aufeinander. Daraufhin nahm ich ein Falzbein zur Hand, um damit die gestrichelten Linien auf der Korsettvorderseite vorknicken zu können.
Im nächsten Schritt fixierte ich die präparierte Front an einer Bodenplatte. Dann legte ich die Konstruktion erst einmal beiseite.
- Direkt im Anschluss fertigte ich die Rückenelemente von Schablone #3 und #4 an. Nachdem ich die drei Einzelteile gefalzt hatte, schoss ich insgesamt 14 Löcher mit einem Eyelet-Setter in die beiden Flügel ein.
- Gleich danach füllte ich die eben erzeugten Papierlücken wieder auf, indem ich passende Ösen in die Öffnungen einsetzte.
Nun klebte ich die veredelten Obermaterialstücke auf den großen Korsettrücken. Dabei musste ich darauf achten, dass die kleineren Module genau auf den gezackten Innenfutterfußlaschen saßen. Außerdem durfte ich die Metallringe nicht am Untergrund befestigen, da ich mein Mieder schließlich noch verschnüren wollte.
Als Nächstes brachte ich das aufgemotzte Rückenelement ebenfalls am Korsettboden an. Daraufhin verschloss ich meine Geschenkverpackung, indem ich die beiden Seitenwände miteinander verklebte. Ganz zum Schluss befestigte ich dann noch das letzte mandelförmige Modul an der Unterseite meines Gebildes, um die unschönen Ankerlaschen zu kaschieren.
Üppiges Dekolleté ausstaffieren
Im nächsten Schritt setzte ich die runden Cups in mein Korsett ein. Dazu schnitt ich mir zunächst einmal die Elemente von Schablone #5 zurecht. Nachdem ich die Papierstücke gefalzt hatte, verklebte ich jedes Einzelteil mit sich selbst, sodass im Anschluss daran vier gewölbte Module vor mir lagen.
Nun nahm ich das Bauteil, das ich auf der Vorlage als „rechts außen” bezeichnet habe, und klebte es am rechten BH-Stäbchen fest.
- Gleich danach setzte ich das Innenstück in dieselbe Aussparung ein. Dabei befestigte ich die eine Seite der Kuppel am Korsettsteg, währenddessen ich die andere Hälfte im benachbarten Halbkörbchen verschwinden ließ.
Nach dem gleichen Prinzip füllte ich dann auch die linke Büste auf.
Um die Übergänge zu kaschieren und damit mein Korsett eine gleichmäßige Silhouette erhielt, verkleidete ich beide Körbchen nun noch mit einer hochwertigen Dunisoft-Serviette. Dabei dekorierte ich die Bruststützen nicht nur außen, sondern auch innen, sodass der Beschenkte bei einem Blick ins Dekolleté keine unschönen Kleberänder zu Gesicht bekommt.
Enge Schnürung für heiße Kurven
Nachdem ich die Schablonenarbeit erfolgreich beendet hatte, musste ich nun noch die Verzierungselemente anbringen. Dazu schnitt ich mir als Erstes elf Serviettenstreifen zurecht, die jeweils 0,5 Zentimeter breit waren.
Im Anschluss daran dekorierte ich mein Mieder mit neun vertikalen Korsettstangen. Hingegen mit den letzten beiden Bahnen kaschierte ich die rundlichen Übergänge, die sich an den Körbchenunterseiten befanden.
- Gleich danach strich ich mein Kleidungsstück von oben bis unten mit Acryllack ein. Daraufhin legte ich das matt glänzende Korsett 30 Minuten lang zum Trocknen.
- Als die Versiegelung nach einer halben Stunde ausgehärtet war, fädelte ich ein 70 Zentimeter langes Satinband so durch die Ösen, dass auf der Rückseite des künstlichen Frauenoberkörpers eine saubere Kreuzschnürung entstand.
Ganz zum Schluss erhielt mein Sektflaschenkarton ein weihnachtliches Äußeres, indem ich weiße Baumwollwatte an den Motivenden anbrachte. Nachdem ich dann noch eine große Schleife am Korsettsteg festgeklebt hatte, war meine Minireizwäsche auch schon bereit dazu, um mit edlen Tröpfchen befüllt zu werden.
Friede durch Flüssigbrot und Spiele
Bier, Wein, Sekt und Spirituosen sichern den sozialen Frieden in Deutschland. Denn solange der Alkohol in Strömen fließt, gehen die Menschen hierzulande trotz Wohnungsmangel, Pflegenotstand, Massenmigration und drohender Altersarmut jeden Tag arbeiten. Witzigerweise waren unsere Vorfahren in dieser Beziehung auch nicht besser. So wissen wir dank eines altrömischen Historikers namens Tacitus, dass es in den Germanenstämmen im Prinzip nur dann krachte, wenn keine Rauschmittel zur Verfügung standen.
Dabei hatte Tacitus [...] konstatiert, dass die fremdartigen Gegner mit Kälte und Hunger zwar bestens fertig wurden, auf Bierentzug aber äußerst empfindlich reagierten.
Stühlmeyer, Barbara: 500 Jahre Reinheitsgebot: Eine kleine Geschichte des Biers. In: Karfunkel Nr. 123 (2016). S. 24.
Um Volksaufstände zu verhindern, muss Alkohol in Deutschland nicht nur stets verfügbar, sondern auch besonders günstig sein, damit alle Einkommensschichten das beruhigende Zellengift regelmäßig konsumieren können.
Sie finden, dass ich übertreibe? Wie Sie zweifelte auch mein geliebter Bayernkönig Ludwig I. an diesem Faktum. Ohne über die Folgen nachzudenken, ließ seine Majestät im Jahre 1844 den damals noch einheitlichen Bierpreis um einen Pfennig¹¹ erhöhen, was prompt dazu führte, dass ein wütender Mob durch München zog und die Residenzstadt in ein Schlachtfeld verwandelte.
Der Monarch musste klein beigeben, nachdem sich das Militär weigerte, gegen die „Bierrevolutionäre” vorzugehen.
Limbourg, Peter: Kommt der Bierpreisdeckel? Der Münchner Bierkrieg schäumt über. dw.com (10/2018).
Obwohl billige berauschende Flüssigkeiten unsere Gesellschaft zusammenhalten, gibt es tatsächlich Brandstifter, die einen Mindestpreis¹² für Alkohol fordern. Doch zum Glück haben wir hierzulande eine repräsentative Demokratie. Und solange selbst grüne Spaßbremsen wie Dr. Anton Hofreiter die Wirkung von Rum¹³ und Rauchbier¹⁴ zu schätzen wissen, wird die Bundesrepublik ein Land bleiben, in dem wir vielleicht nicht gut aber zumindest gerne leben.
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Mit Kunstschnee basteln - Tipps vom Profi
¹Rau, Harald & Cornelia Dehner-Rau: Raus aus der Suchtfalle! Wie Sie sich aus Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit befreien und neue Stärken entdecken. Stuttgart: TRIAS Verlag 2009.
²Johannes 15,1: Der wahre Weinstock. bibel-online.net (10/2018).
³Stühlmeyer, Barbara: 500 Jahre Reinheitsgebot: Eine kleine Geschichte des Biers. In: Karfunkel Nr. 123 (2016). S. 25.
⁴Sterzl, Anton: Die Kraft zur Blüte: kas.de (PDF) (10/2018).
⁵Beckers-Dohlen, Claudia & Simone Baße: Markt, Turnier und Alltagsleben im Mittelalter. Greiz: König Communication 2000.
⁶Quebbemann, Britta: Immanuel Kant und die Aufklärung. In: Karfunkel Nr. 132 (2018). S. 41.
⁷Tödter, Regina: Die 50 besten Alkoholkiller. Stuttgart: TRIAS Verlag 2015.
⁸VEIBZ: Schönheitsideale im Laufe der Geschichte: Von der Antike bis in die 90er Jahre. youtube.com (10/2018).
⁹Giorgetta, Madalin: ZAFUL Honest Bikini Review. youtube.com (10/2018).
¹⁰Glamour Magazine: 100 Years of Women’s Underwear. youtube.com (10/2018).
¹¹Richter, Stephanie: „Bierrevolution” und „Bierkrieg”. In: Miroque Edition Nr. 14 (2015). S. 19.
¹²Breinig, Kerstin: Suchtexperten ist Alkohol zu billig. Schottische Preise als Vorbild? tagesschau.de (10/2018).
¹³Schwetje, Sonja: Frust bei „Pralinen-Toni”. Hofreiter findet’s „am schlimmsten mit Frau Merkel”. n-tv.de (10/2018).
¹⁴Schmid, Gerhard: Glyphosatfreies Bier. gruene-bamberg.de (10/2018).