Im Jahre 469¹ soll Papst Gelasius I. angeblich auf die Idee gekommen sein, den Valentinstag in den liturgischen Kalender der römisch-katholischen Kirche aufzunehmen. Das ist jedoch nur schwer vorstellbar, da der Nordafrikaner erst 23 Jahre² später zum Heiligen Vater erhoben wurde. Sollte es sich allerdings tatsächlich so zugetragen haben, dann war diese Maßnahme völlig legitim. Schließlich glaubten die Menschen zu dieser Zeit, dass Valentin von Terni durch seine Heldentaten im 3. Jahrhundert viele polytheistische Römer zum Christentum bekehren konnte. Während des Zweiten Vatikanischen Konzils, welches zwischen dem 11. Oktober 1962 und dem 8. Dezember 1965 tagte, wurde die Welt allerdings eines Besseren belehrt. Bei dieser Zusammenkunft kamen die Gottesdiener nämlich unter anderem zu dem heute noch aktuellen Ergebnis, dass das Leben des umbrischen Bischofs nichts weiter als eine unbelegte Volkssage ist. Dementsprechend wurde der Gedenktag des beliebten Märtyrers im Jahre 1969³ wieder aus dem römischen Generalkalender gestrichen.
Doch selbst wenn Valentin von Terni kein Heiliger, sondern nur ein gewöhnlicher Geistlicher war, so haben die Legenden um den mysteriösen Bischof dennoch großen Einfluss auf unsere Zeit. Immerhin ist der 14. Februar der Tag, an dem weltweit die meisten Heiratsanträge⁴ gemacht werden. Das liegt einzig an dem jahrhundertealten Irrglauben, dass der charismatische Missionar an diesem Datum im Jahre 269⁵ für die Liebe gestorben sei.
Während seiner 43-jährigen Lebenszeit arbeitete Valentin von Terni jedoch nie als Liebesdoktor. Vielmehr nutzte der findige Prediger sein medizinisches Wissen dazu, um aus Hilfsbedürftigen wahre Christenmenschen zu machen. Das war in der Antike relativ einfach. Schließlich glaubte die europäische Bevölkerung noch bis zum Ende des 17. Jahrhunderts, dass Kranke unter dem Einfluss von teuflischen Wesen⁶ stünden.
Valentinus - der betende Heiler
Aufgrund seines missionarischen Eifers wurde Valentinus bereits in jungen Jahren⁷ zum Bischof von Terni geweiht. Hingegen seine medizinischen Fähigkeiten führten den Gottesdiener eines Tages nach Rom, wo er die gekrümmte Wirbelsäule vom Sohn⁸ des vornehmen Athener Rhetors Craton korrigieren sollte. Dabei gelang es Valentin tatsächlich den Buben zu heilen⁹, weshalb daraufhin die gesamte Familie des berühmten Griechischlehrers zum Christentum übertrat. Das wiederum gefiel Kaiser Claudius Gothicus ganz und gar nicht. Aus diesem Grund forderte der Imperator den Bischof dazu auf, wieder zum römischen Götterglauben zurückzukehren. Valentin erwiderte jedoch, dass er keinen Dämonen dienen werde, was ihn am 14. Februar 269 den Kopf kostete.
Der römische Kaiser verlangte von Valentin, zum römischen Götterglauben zurückzukehren. Valentin weigerte sich. Da fragte einer der kaiserlichen Räte: „Was hältst du von den Göttern Roms?“ Valentin antwortete: „Das sind Dämonen.“
Kierlinger-Seiberl, Severin: Valentin von Terni. dioezese-linz.at (02/2018).
Das Leben des umbrischen Bischofs war also von Leid und nicht von Romantik geprägt. Wieso ist der Valentinstag dann der Tag der Liebenden? Das liegt womöglich an einer unbelegten Geschichte, die Valentin von Terni vor Jahrhunderten angedichtet wurde.
Die Legende um den Valentinstag
Währenddessen Valentin in seiner Geburtsstadt Terni fleißig missionierte, musste Kaiser Claudius Gothicus das Römische Reich gegen die Alamannen, die Goten und die Vandalen verteidigen. Demzufolge suchte der Herrscher händeringend nach frischen Soldaten. Allerdings konnten nach Gesetz nur unverheiratete Männer zum Legionärsdienst verpflichtet werden. Aus diesem Grund ließ der Imperator alle Ehen annullieren und ordnete zudem an, dass bis auf Weiteres keine neuen Hochzeiten mehr gefeiert werden dürfen. Der rebellische Bischof aus Umbrien widersetzte sich jedoch diesem Befehl und nahm trotzdem weiterhin Trauungen vor. Außerdem vermählte er die Liebespaare unverschämterweise nach christlichem Ritus, was alleine schon ein Grund für seine sofortige Hinrichtung gewesen wäre. Doch damit nicht genug: Valentin verheiratete sogar Sklaven, die in der Antike eigentlich gar nicht dazu berechtigt waren, den Bund der Ehe einzugehen.
Doch Bischof Valentin vermählte gegen den kaiserlichen Befehl heimlich Soldaten mit ihren Angebeteten. Und nicht genug der Befehlsverweigerung: Er verheiratet auch Sklaven oder Paare, deren Eltern der Ehe nicht zustimmten.
Kehl, Richard: Valentinstag – Wo kommt die Tradition der Verliebten eigentlich her? uni.de (02/2018).
Würde dieses herzergreifende Drama auf Tatsachen beruhen, dann wäre es die perfekte Vorlage für den Valentinstag. Doch leider ist diese weitverbreitete Erlebniserzählung frei erfunden.
Der Vielliebchentag gestern und heute
US-amerikanische Soldaten brachten den Valentinstag nach dem Zweiten Weltkrieg in die Bonner Republik. Dabei nutzten die Besatzer den Tag der Liebenden vor allem als Vorwand, um den einheimischen Fräuleins etwas näher kommen zu können. Und natürlich waren die transatlantischen Rosenkavaliere für die vom Krieg gebeutelten Frauenzimmer eine willkommene Abwechslung. Es ist deshalb auch kein Wunder, dass bereits am 14. Februar 1950 in Nürnberg der erste deutsche Valentinsball veranstaltet wurde.
In Deutschland kennen wir diese Tradition erst seit dem Zweiten Weltkrieg: 1950 fand der erste Valentinsball in Nürnberg statt.
Mares, Frank: Deshalb feiern wir den Valentinstag. abendblatt.de (02/2018).
Witzigerweise sind die Nürnberger heute diejenigen, die in der Bundesrepublik am wenigsten Geld¹⁰ für Valentinstagsblumen ausgeben.
Das könnte wiederum daran liegen, dass die Mittelfranken fortschrittlich mit der Zeit gehen. Schließlich schinden Rosen heutzutage längst nicht mehr den Eindruck wie noch in den 1950er Jahren. Aus diesem Grund verschenken die Deutschen mittlerweile lieber persönliche Fotos¹¹ zum Vielliebchentag. Aber auch Gutscheine für aufregende Städtereisen landen immer häufiger auf dem romantischen Gabentisch. Hingegen die pragmatischen Japaner wollten sich nicht jedes Jahr den Kopf über trendige Valentinstagsgeschenke zerbrechen, und haben deshalb einige Regeln aufgestellt. So werden am 14. Februar im Land der aufgehenden Sonne nur die Männer mit einer Tafel Schokolade beschenkt.
Giri Choco wird an Männer verteilt, zu denen die Dame keine romantische Verbindung hat. [...] Die Honmei Choco ist die teurere Form der Schokolade – deshalb bekommen sie auch nur die Männer, für die die Dame Gefühle hat.
Negovec, Ljubica: Brauchtum zum Valentinstag. translate-trade.com (02/2018).
Die Japanerinnen gingen dagegen lange Zeit leer aus. Diese Ungerechtigkeit konnte ein selbstloser Konditor jedoch nicht mehr ertragen, weshalb er im Jahre 1977 den White Day erfand. Seitdem bedanken sich die Männer am 14. März mit weißer Schokolade für ihre Valentinstagsgeschenke.
Also rief im Jahre 1977 kurzerhand ein Konditor den White Day ins Leben. An jedem 14. März sollen sich die Männer für die Geschenke, die sie zum Valentinstag erhalten haben, bedanken.
Giese, Sven: Der Weiße Tag – White Day oder der japanische Valentinstag Howaito dē. kuriose-feiertage.de (02/2018).
Der Valentinstag: Geschenke, Liebe und Legenden
Wie Sie sehen, ist am 14. Februar im Prinzip alles erlaubt. Mit Valentin von Terni hat der Tag der Liebenden aber fast gar nichts zu tun. Denn der Bischof verheiratete weder Sklaven noch verschenkte er Rosen aus seinem Blumengarten. Genauso wenig war der umbrische Märtyrer ein antiker Nervenarzt. Zwar gilt der Missionar als Helfer gegen Epilepsie¹², das liegt jedoch lediglich an seinem Vornamen Valentin.
Weil das, was ähnlich klingt, im Volksmund auch ähnliches bedeutet, wurde „Valentin – Fall net hin” zum Schutzpatron gegen die „fallende Krankheit”.
Renzikowski, Christoph: Der Heilige Valentin schützt auch vor Epilepsie. „Fall-net-hin”. bistum-muenster.de (02/2018).
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¹Heckeley, Christoph: Magazin: Valentinstag 2018: Ein Feiertag der Liebenden. erzbistum-koeln.de (02/2018).
²Schäfer, Joachim: Gelasius I. heiligenlexikon.de (02/2018).
³Schiepanski, Martin: Mythen zum Valentinstag. hildesheimer-allgemeine.de (02/2018).
⁴AffenArrrt: Valentinstag - Wie entstand er? Zahlen, Fakten! youtube.com (02/2018).
⁵Bistum Limburg: Woher kommt der Valentinstag? youtube.com (02/2018).
⁶Hein, Christine: Dr. Eisenbart im Muldental - Er war anders als sein Ruf. In: Karfunkel Nr. 10 (1995). S. 16.
⁷Schäfer, Joachim: Valentin von Terni. heiligenlexikon.de (02/2018).
⁸Keller, Hiltgart L.: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Legende und Darstellung in der bildenden Kunst. 8. durchgesehene Auflage. Stuttgart: Phillip Reclam jun. GmbH & Co. KG 1996.
⁹Otto, Andreas: Valentin: Heiliger der Zärtlichkeit. katholisch.de (02/2018).
¹⁰Priebe, Hanna: 14. Februar: Reibach mit Romantik – Wirtschaftsfaktor Valentinstag. orange.handelsblatt.com (02/2018).
¹¹Temmel, Franz: Top 10: Die beliebtesten Valentinstagsgeschenke der Deutschen. pressetext.com (02/2018).
¹²Bieritz, Karl-Heinrich: Das Kirchenjahr: Feste, Gedenk- und Feiertage in Geschichte und Gegenwart. Überarbeitete Auflage. München: Verlag C. H. Beck 1994.