Jedes Jahr pünktlich zum ersten Advent öffnen die Weihnachtsmärkte ihre Pforten. Es ist noch gar nicht so lange her, da beruhigten diese andächtigen Handelsplätze für einige Wochen die aufgescheuchten Innenstädte wie Baldriantropfen. Aufgrund der vorangeschrittenen Digitalisierung sind die Stadtzentren kleiner und mittelgroßer Städte aber zwischenzeitlich wie leer gefegt. Dort wirken Christkindlmärkte mit ihren putzigen Verkaufsständen heutzutage wie Muntermacher, die einmal im Jahr wieder etwas Leben hinter die Stadtmauern bringen.
Es ist jedoch nicht das erste Mal, dass sich die Bedeutung der idyllischen Märkte verändert hat. Wer heute einen Weihnachtsmarkt besucht, der trifft sich mit Freunden oder Kollegen auf einen Glühwein im Freien bei sanfter christlicher Musik. Andere wiederum stöbern lieber durch die Angebote der Händler auf der Suche nach weihnachtlichem Tand. Hingegen wer im Jahre 1384 den wohl allerersten Weihnachtsmarkt im sächsischen Bautzen besuchte, der war auf der Jagd nach dem besten Stück Fleisch.
Die Geschichte des Bautzener Weihnachtsmarktes ist eine sehr alte. Bereits 1384 verlieh König Wenzel der Stadt Budissin das Recht zur Abhaltung eines freien Fleischmarktes. Vom St. Michaelstag an war es sonnabends jedem Fleischer erlaubt, [...].
Schultheis, Klaus: Weihnachtsmarkt in Bautzen: Der Bautzener Wenzelsmarkt. weihnachtsmarkt-bautzen.de (11/2016).
Vielleicht aufgrund der Tatsache, dass das kulturelle Zentrum der Sorben über 40 Jahre Teil der Deutschen Demokratischen Republik war und deshalb seither nicht mehr so für den Katholizismus steht wie im 14. Jahrhundert, möchten viele Quellen Bautzen diesen Ruhm nicht gönnen. Deshalb liest man oft, dass der erste Weihnachtsmarkt bereits im Jahre 1296 in Wien abgehalten wurde. Hierbei handelte es sich jedoch lediglich um ein 14-tägiges Kirchenfest, bei dem es um die Verlängerung der Stadtrechte ging. Der erste Christkindlmarkt in der späteren Kaiserstadt war wohl erst im 17. Jahrhundert.
The assumption that the first precursors of the Vienna Christmas market were already held more than 700 years ago does not hold true. Usually these assumptions refer to 1296, [...]. Since the 17th century bills are only fragmentary, it is not possible to know the exact date of the first Christmas markets.
Town Hall Vienna: Vienna Christmas Market - History. wien.gv.at (11/2016).
Wussten Sie, dass der weihnachtliche Geschenkeaustausch vor Martin Luther bereits am Nikolaustag stattfand? Die Nachahmer des Heiligen Nikolaus von Myra brachten bekanntlich im Spätmittelalter für die Kinder manchmal Äpfel und Nüsse, jedoch meistens nur die Rute. Erst als im 16. Jahrhundert das gütige Christkind am 24. Dezember selbst für kleine Rabauken immer ein richtiges Präsent bereithielt, wurden Christkindlmärkte zu dem, was sie heute sind.
Religious reformer Martin Luther played a major role in our current Christmas customs. Luther instituted new Christmas gift giving traditions. Before Luther, the exchange of Christmas presents took place on the Saint Days of St. Nicholas (December 6) [...].
Lord, Steve: History of German Christkindlmarket: Martin Luther’s Role in Christmas Customs. christkindlmarktleavenworth.com (11/2016).
Wie Sie sehen, sind Verkaufsstände die einzige Konstante auf Weihnachtsmärkten. Nicht einmal der große Christbaum kann dagegen aufwarten. Dieser wurde nämlich erst im Jahre 1605 ein Teil der Adventsdekoration.
Es war wohl im Jahre 1605 in Straßburg, welches zu jener Zeit noch zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gehörte, als der erste Weihnachtsbaum geschmückt und damit diese schöne Tradition gestartet wurde.
Vetter, Veronika: Beleuchteter Weihnachtsbaum – Bastelanleitung. gws2.de (11/2016).
Selbst der Austragungsort hat sich verändert. Konnte man im Spätmittelalter noch eine Phiole Arsen darauf nehmen, den Weihnachtsmarkt um die größte Stadtkirche herum zu finden, ist selbst dies nicht mehr zwingend nötig. Vor allem in Metropolen sind die schmucken Adventsmärkte wild übers ganze Stadtbild verteilt. Dafür könnte ein Nürnberger Pfarrer verantwortlich sein, der sich im Jahre 1616 darüber beschwerte, dass seine Schäflein nicht in ausreichender Anzahl zur Nachmittagsmesse an Heiligabend erschienen sind. Schuld daran soll der Christkindlmarkt vor der Lorenzkirche gewesen sein, der die Gläubigen mit köstlichem Honigwein und Pfefferkuchen paralysierte.
Usually, the Christmas Markets were held around the city’s main church to attract church-goers. But they were so enticing that a priest in Nürnberg in 1616 complained that he could not hold the afternoon service on Christmas Eve.
Anonymous: The History of Christmas Markets. germany-christmas-markets.org.uk (11/2016).
Um meine Wertschätzung gegenüber den weihnachtlichen Holzhütten und ihren Pächtern zum Ausdruck zu bringen, habe ich einen Verkaufsstand aus Papier entworfen. Denn wer oder was schafft es sonst noch, seit Jahrhunderten vier Wochen lang einen ganzen Stadtbereich zu verzaubern?
Die verschneite Blockhütte ist 12,5 Zentimeter lang, 7,5 Zentimeter breit und 13,5 Zentimeter hoch. Die Maße kamen dadurch zustande, da ich wollte, dass eine Playmobilfigur mit ihren 7,2 Zentimetern bequem im Haus stehen kann.
Falls Sie sich einen Miniaturweihnachtsmarkt für Ihre Modelleisenbahnkulisse, Ihre Playmobilfiguren oder Ihre selbst modellierten Peppa Pigs erschaffen wollen, erhalten Sie nun kostenlos die dafür nötigen Bastelschablonen samt den Anleitungsschritten.
Bastelanleitung für Verkaufsstand
Als Baumaterial für meine verschneite Weihnachtshütte verwendete ich handelsübliches Tonpapier in vielen unterschiedlichen Farben. Für die Dekorationen und die rustikale Holzoptik kamen zudem Kunstschnee, ein weißer Bastelkleber auf Wasserbasis und diverse Acrylfarben zum Einsatz. Hingegen als Werkzeuge sollten Sie sich eine Schere, viel flüssigen Kleber, ein Falzbein samt Lineal, ein Bastelmesser und meine DIN A4 Bastelschablonen (#1 / #2 /#3 /#4 /#5 /#6 /#7 /#8 /#9) zurechtlegen.
Zuallererst bastelte ich den Hausboden von Schablone #1. Dazu fertigte ich das größere Element zweimal aus meinen Tonpapierfarben an und falzte gleich darauf die Knick- und Klebelinien. Das kleinere, quaderförmige Element ist lediglich eine Verstärkung des Bodens, die ich zwischen die anderen beiden Einzelteile klebte. Gleich darauf fertigte ich die Rückwand von Schablone #2 an.
Weihnachtshaus bekommt stabile Wände
Die großflächige Rückwand wie auch alle weiteren Wandelemente stellte ich zunächst wieder aus zwei identischen Tonpapierstücken her. Die Innenseite meines Verkaufshauses sollte dabei rosafarben und die Außenseite nikolausrot sein. Als ich das Bauteil verstärkt hatte, klebte ich die Rückwand direkt nach dem Falzen an der stabilen Bodenplatte fest.
Aus denselben Farben und nach dem gleichen Prinzip fertigte ich mir daraufhin zuerst die beiden Seitenwände von Schablone #3 und danach die Vorderwand mit dem Verkaufsfenster von Schablone #4 an. Alle Papierwandelemente verklebte ich im nächsten Schritt miteinander und mit dem Boden. Wichtig: Das Dach ließ ich weiterhin geöffnet, um den Verkaufstresen einbauen zu können.
Ladentheke einbauen und Dachmuster anbringen
Das Zusammenbauen des Verkaufstresens war der schwierigste Teil des Bastelmotivs. Die Elemente dafür befinden sich auf Schablone #5. Nach dem Anfertigen, Zusammenkleben und Falzen hatte ich insgesamt drei präparierte Bauteile vor mir liegen. Die beiden kleinen Teile klebte ich sich gegenüberliegend an das Ende des großen Papierquaders, welches über keine Klebelasche verfügt.
Im Anschluss knickte ich das quaderförmige Element (siehe Schablone) und befestigte es Stück für Stück an den Klebelaschen der beiden Seitenteile, bis eine dreidimensionale Tischplatte entstand. Die Platte kippte ich daraufhin hinten über das Konstrukt und verklebte das Ganze am Boden. Damit hatte ich aus nur drei Papierstücken eine robuste Ladentheke gebastelt.
Den Boden und die Seiten des Tresens bestrich ich direkt im Anschluss mit flüssigem Kleber und baute diesen über das Dach in meine Verkaufshütte ein. Hinweis: Ich achtete darauf, dass sich die Theke fest an die Vorderwand anschmiegte, sodass ein kleines Brett für die Glühweintassen der Kunden aus dem Verkaufsfenster herausragte. Nun konnte ich mein Dach endlich verschließen.
Damit das Dach der Hütte auch schwere Schneemassen problemlos tragen kann, habe ich es aus mehreren Papierlagen in zwei unterschiedlichen Brauntönen angefertigt. Ich begann mit dem Dachbau mithilfe von Schablone #6. Nach dem routinierten Vorbereiten der Einzelteile klebte ich einfach das Element mit den runden Dachziegeln mittig auf das flache Pendant.
Im nächsten Schritt bereitete ich mir auch die drei Elemente von Schablone #7 vor und klebte diese der Reihe nach beginnend mit dem größten Teil auf mein Dachgerüst auf. Mein unverwüstliches Satteldach klebte ich darauffolgend oben auf die Papierhütte. Wenn Sie wie ich zwei unterschiedliche Farben für die Dachziegeln verwenden, erhalten Sie mithilfe dieser Klebetechnik automatisch ein abwechslungsreiches Muster.
- Optional: Möchten Sie, dass der Dachüberstand von unten betrachtet genauso rot aussieht wie die Wände des Verkaufsstandes? Dann verstärken Sie die geradlinige Vorlage von Schablone #6 nicht mit demselben Farbton der Oberseite, sondern mit einem roten Tonpapierelement.
Rustikale Holzwand und besinnliche Adventsdekorationen
Mir war es wichtig, dass der Verkaufsstand so aussieht, als hätte er schon einige Jahre auf dem Buckel. Aus diesem Grund verpasste ich dem Gebäude noch eine Holzmaserung. Dazu schnitt ich mir zunächst rote Tonpapierstreifen zurecht, die unterschiedlich breit waren. Im Anschluss bestrich ich eine Außenwand mit weißem Bastelkleber auf Wasserbasis und legte meine Streifen wie einzelne Querbalken auf.
Das Ganze versiegelte ich gleich danach auch von oben mit dem Bastelkleber. Nachfolgend wiederholte ich die Schritte bei den anderen drei Außenwänden. Als ich damit fertig war, legte ich meine Holzhütte für circa 30 Minuten zum Trocknen. Um die verwegene Holzoptik nun noch abzuschließen, bemalte ich die Papierholzbalken großzügig mit roter Acrylfarbe.
- Wichtig: Solange die Farbe noch nicht getrocknet war, zog ich zudem noch Highlights mit schwarzer Acrylfarbe in das Wandmuster. Bevor ich mit der weihnachtlichen Dekoration weitermachte, ließ ich mein Papierhaus über Nacht aushärten.
Am nächsten Basteltag veredelte ich meine Außenwände zudem noch mit weißen Zierleisten. Dafür fertigte ich mir weiße Streifen aus Tonpapier an. Alle Hausecken verkleidete ich mit Zierleisten, die einen Zentimeter breit waren. Hingegen die Wandverschönerung fand mit weißen Streifen statt, die lediglich über eine Breite von 0,5 Zentimetern verfügten. Darauffolgend klebte ich die Verkaufsschilder von Schablone #8 auf meine Holzhütte.
- Für die Tannenzweiggirlanden schnitt ich grüne Tonpapierstreifen mit einer Breite von einem Zentimeter fransig. Danach drehte ich die Zweige eng zu einer Wurst und klebte diese auf meinen Verkaufsstand.
Damit die kleine Blockhütte nach Ladenschluss vor Wind, Wetter und Vandalismus geschützt ist, kann das Verkaufsfenster mit einem Holzbrett verschlossen werden. Die Elemente dafür befinden sich auf Schablone #9. Neben dem großen Fensterverschluss dienen die Streifen lediglich zum Anbringen von zwei Handgriffen und zur Dekoration. Zu guter Letzt verzierte ich mein Bastelmotiv noch großzügig mit Kunstschnee, danach hatte ich meine Weihnachtsmarkthütte fertiggestellt.
Fazit: Vorweihnachtliche Traditionen sind etwas Wundervolles
Abgesehen vom Basteln des Tresens, ist der Verkaufsstand ein relativ einfaches Motiv, welches jedoch viel Ausdauer erfordert. Ein Exemplar habe ich gemütlich innerhalb von zwei Tagen vollendet. Falls Sie mögen, können Sie wie ich noch kleine Papierfächer auf der Ladentheke befestigen und Leckereien aus Fimo zum Verkauf anbieten. Ebenso bietet sich das Häuschen zum Anbringen einer passiven Innenbeleuchtung an.
Ich zelebriere den Beginn der Adventszeit jedes Jahr mit einem Besuch auf dem Weihnachtsmarkt. Dort schlendere ich ein wenig umher und kaufe mir dann einen ein Kilogramm schweren, saftigen Butterstollen und Lebkuchen mit weißer Glasur. Wieder zu Hause lehne ich mich in meinen Sessel und schaue mir „Kevin – Allein zu Haus” an. Nebenbei verputze ich so viel wie nur möglich von meinem himmlischen Weihnachtsgebäck. Ungefähr so wie Kate Moss in ihren besten Zeiten, nur mit dem Unterschied, dass ich aufgrund des vielen Zuckers noch während des Films einschlafe und deshalb am nächsten Tag nicht den Bauchumfang eines Supermodels, sondern den einer Olympiasiegerin im Kugelstoßen habe.
Verwandte Themen:
Mandeltüten für den Verkaufsstand selbst basteln - so geht’s
Warum basteln die Menschen in der Weihnachtszeit?
Heinz Nepper sagt:
Guten Tag! Über einen Bekannten auf Facebook bin ich auf Ihre Webseite gekommen und bewundere Ihr Können. Ich bin Sammler von Porzellanfiguren und Ü-Eier-Serien und habe mich gefragt, wo Sie die tollen Nussknacker bezogen haben bzw. zu welcher Serie diese gehören. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir dieses Geheimnis anvertrauen könnten. Viele liebe Grüße, Heinz Nepper, Wittmund.
Helpdesk sagt:
Hallo Herr Nepper! Die Nussknacker gibt es nicht käuflich zu erwerben, da diese eine Sonderanfertigung aus Modelliermasse sind. Vielen Dank für das nette Lob und Ihren Kommentar!
Reinhard sagt:
Ja Tagchen, ich bin Modelleisenbahner - hauptsächlich Roco - und finde den Weihnachtsmarkt Stand hier sehr schön. Leider bin ich sehr ungeschickt im Papierbasteln, sodass ich meine älteste Tochter Margret darum bat, mir zwei dieser Stände zu basteln. Als Weihnachtsgeschenk versteht sich 😉 Ich möchte mich für die Anregung und die Schablonen bedanken und wünsche Ihnen eine fröhliche Adventszeit. Alles Gute, Reinhard.
Opa Helmut sagt:
Guten Tag wie fange ich an? Ich habe Ihr wunderbares Ständchen zum Schaustellerhäuschen für Jahrmärkte umgebaut. Damit es in meine Modelllandschaft passt, habe ich Ihre Schablonen ungefähr um die Hälfte verkleinert. Das funktionierte mit Photoshop einwandfrei. Eigentlich arbeite ich eher mit Kunststoff, aber die Holzmaserung Ihres Häuschens hat mir so gut gefallen, dass ich es einmal mit Papier probieren wollte. Mein erster Versuch ist noch weit nicht so schön wie die Häuser auf den Bildern, aber ich bleibe dran. Viele Grüße aus dem Sauerland und danke für Ihre Mühe.