Anfang Mai¹ beginnen die Stadtmamas damit, ihre Balkone mit frisch bepflanzten Blumenkästen zu dekorieren. Die hängenden Minigärten sehen dabei nicht nur schön aus, sondern sind zugleich eine wichtige Snackbar für die urbane Tierwelt. Neben fleißigen Pollensammlern und Eichhörnchen werden auch Tauben von den farbenfrohen Blumenarrangements angelockt. Das liegt daran, dass die polarisierenden Vögel von Natur aus am liebsten Samen, Hülsenfrüchte und zarte Knospen fressen. In den dicht besiedelten Gebieten Deutschlands finden die gurrenden Piepmatze jedoch viel zu wenig von diesen ballaststoffreichen Köstlichkeiten. Aus diesem Grund sind die allermeisten Stadttauben dazu gezwungen, sich von alten Leberkässemmeln und Pommes frites² zu ernähren. Allerdings führt dieser einseitige Speiseplan zu großen Problemen. Denn durch fettreiche Lebensmittel produzieren die „Ratten der Lüfte” übermäßig viel von der aggressiven Harnsäure³, die über den Nasskot ausgeschieden selbst Aluminium zerfrisst. Außerdem versuchen die fliegenden Schädlinge⁴ ständig ihren Mineralstoff- und Vitaminmangel⁵ auszugleichen, indem sie sich auf jedes saftige Pflänzchen stürzen, welches sie aus der Luft erspähen können.
Falls Sie also verhindern möchten, dass Tauben oder andere Vögel⁶ ihre mühevoll angelegten Blumenkästen verwüsten, dann sollten Sie sich verschiedene Vergrämungsmaßnahmen einfallen lassen.
Damit Sie Ihren Balkon nicht komplett mit einem sogenannten Katzennetz verbarrikadieren müssen, können Sie neben akustischen Ultraschallabschreckgeräten auch auf bewegliche Windräder zurückgreifen. Die rotierenden Propeller dieser effektiven Schädlingsabwehr wirken nämlich äußerst bedrohlich auf anfliegendes Federvieh, was dazu führt, dass sich Stadttauben und andere Störenfriede dazu entscheiden, doch lieber bei Ihren Nachbarn zu wildern.
Die nützlichen Pflanzenstecker werden im Behördenjargon als sanfte Vertreibungsmethode⁷ bezeichnet. Schließlich geht von Papier- oder Plastikwindrädern kein Verletzungsrisiko aus. Des Weiteren können Sie die drehende Taubenabwehr farblich an Ihr Blumenbukett anpassen. Das liegt daran, dass die Vögel nicht auf das Erscheinungsbild, sondern ausschließlich auf die kreisende Bewegung⁸ der Balkondeko reagieren. Die Wirkung der Blumenschutzräder lässt sich jedoch weiter erhöhen, wenn diese zusätzlich mit kleinen Aluminiumfolienpartikeln⁹ ausgestattet werden. Die frechen Piepmatze fürchten sich nämlich ebenfalls vor plötzlichen Lichtreflexionen.
In der folgenden Bildanleitung zeige ich Ihnen, wie Sie die zirkulierenden Vogelscheuchen selbst basteln können. Dabei zeichnet sich meine Windradkonstruktion vor allem durch ihre sechs großflächigen Rotorblätter aus. Die schaufelförmige Bauweise dieser Elemente macht es möglich, dass sich der Propeller sogar bei klarem Wetter dreht.
- Außerdem verzichtete ich auf einen Abstandhalter zwischen der Luftschraube und dem Stiel. Wie ich feststellen musste, machen selbst renommierte Bastler den Fehler und statten ihre Windräder mit einem solchen Modul aus. Dieses Zwischenstück führt allerdings dazu, dass die Rotorblätter aufgrund ihres Gewichts nicht mehr parallel zum Handgriff stehen, wodurch die rotierende Scheibe stark eiert und erst bei kräftigem Wind in Fahrt kommt.
Kleine Reiszwecken¹⁰ habe ich bei meinem Entwurf ebenfalls nicht eingeplant. Die einseitige Segelbefestigung über einen fragilen Pin ist nämlich viel zu schwach, sodass das Windrad bereits bei einer leichten Brise wieder auseinanderfallen würde. Stattdessen wird mein bunter Taubenschreck beidseitig von einem verzinkten Basteldraht zusammengehalten, der die Luftschraube auch bei schlechterem Wetter nicht gleich davonfliegen lässt.
Mein funktionstüchtiges Windrad hat einen Durchmesser von 30 Zentimetern und eine Papierstiellänge von 27 Zentimetern. Gefällt Ihnen mein farbenprächtiges Taubenabwehrsystem? Dann trauen Sie sich! Das Motiv besteht lediglich aus neun Bauteilen und ist somit ebenfalls für absolute Bastelnovizen geeignet.
Windrad aus Papier basteln
Zum Anfertigen eines wirbelnden Blumenschutzrades verwendete ich Tonpapier in vielen verschiedenen Farben. Selbst den Stiel des Pflanzensteckers habe ich aus diesem Material zusammengebaut. Außerdem kamen ein dünner Draht und eine gelochte Bastelperle zum Einsatz. Um mein robustes Windrad wetterfest zu machen, nahm ich zudem ein mattes Acryllackspray zur Hilfe. Hingegen als Werkzeuge sollten Sie sich eine Schere, etwas flüssigen Kleber, eine Kombizange, einen Schaschlikspieß und meine DIN A4 Bastelschablonen (#1 /#2 /#3)¹¹ zurechtlegen.
Im ersten Schritt fertigte ich mir mithilfe von Schablone #1 sechs gleichschenklige Dreiecke aus meinen Tonpapierfarben an. Gleichzeitig schnitt ich mir die beiden unterschiedlich großen Kreise zurecht, die sich ebenfalls auf diesem Vordruck befinden.
Im Anschluss daran druckte ich mir außerdem noch die sechseckige Justiervorlage von Schablone #3 aus, damit ich als Nächstes die spitzen Rotorblätter akkurat miteinander verkleben konnte.
Dazu legte ich zunächst einmal den größeren der beiden Kreise in die Mitte meines ausgedruckten Sechsecks. Daraufhin bestrich ich die breite Spitze eines Dreiecks mit etwas flüssigem Kleber. Gleich danach platzierte ich den glibberigen Zipfel dieses pyramidenförmigen Elements mittig auf meinem Tonpapierkringel.
- Wichtig: Damit sich die zusammengesetzte Luftschraube am Ende einwandfrei dreht, müssen alle Dreiecke in einem Winkel von 60 Grad zueinander liegen. Aus diesem Grund richtete ich nun die linke Seitenkante meines eben angeklebten Rotorblatts so auf der Justiervorlage aus, dass diese parallel zu einer der sechs diagonalen Linien verlief.
Im nächsten Schritt versah ich die breite Spitze des zweiten Windsegels ebenfalls mit Klebstoff, damit ich auch dieses Dreieck in der Mitte des Tonpapierkreises befestigen konnte. Bevor ich die Papierpyramide jedoch absetzte, justierte ich die linke Kante des Einzelteils noch so, dass diese über dem ersten Rotorblatt lag und exakt an der zweiten schwarzen Linie auf der sechseckigen Bastelvorlage andockte.
Nach dem gleichen Prinzip klebte ich auch noch die restlichen vier Dreiecke auf meiner Unterlegscheibe fest.
- Hinweis: Um den Kreis sauber zu schließen, musste ich die rechte Kante des letzten Elements nach dem Aufkleben unter das erste Windsegel schieben.
Als das Ganze dann ungefähr wie das Blatt einer Kreissäge aussah, entfernte ich die Justiervorlage, sodass ich den stachligen Wurfstern im Anschluss in ein dreidimensionales Windrad verwandeln konnte.
Gewölbte Segel treiben das Windrad an
Im nächsten Bastelschritt musste ich zunächst einmal von jedem Dreieck immer die Spitzen vorbiegen, die über einem anderen Rotorblatt lagen. Aus diesem Grund rollte ich nun die betroffenen sechs Zipfel nacheinander relativ lose auf einen Schaschlikspieß auf. Durch diese Aktion entstand bei jedem Segel an einer Seite eine Surfwelle, die zum Mittelpunkt des Windrades zeigte.
Als Nächstes bestrich ich die pfeilförmigen Ausläufer der Wellen mit flüssigem Kleber, damit ich diese gleich darauf im Zentrum der Luftschraube fixieren konnte. Dabei durfte ich wirklich nur eine kleine Ecke am Untergrund befestigen, sodass jedes Rotorblatt weiterhin über eine schaufelförmige Wölbung verfügte.
Zu guter Letzt stabilisierte ich mein Windrad, indem ich den kleineren Kreis von Schablone #1 über die eben festgemachten Segelspitzen klebte.
Der stabile Stiel gleicht einem Spuckrohr
Um den Handgriff für meinen Propeller basteln zu können, musste ich mir zunächst einmal das Rechteck von Schablone #2 aus Tonpapier anfertigen.
Gleich danach legte ich einen Schaschlikspieß diagonal über eine Ecke des Papierstücks, damit ich das längliche Viereck im Anschluss daran leicht schräg auf mein Werkzeug aufrollen konnte.
- Als mein Spuckrohr dann einen Durchmesser von 0,7 Zentimetern hatte, verklebte ich es mit sich selbst. Daraufhin ließ ich das Papierröllchen fünf Minuten lang trocknen.
Zu guter Letzt schnitt ich die beiden Enden des Röhrchens gerade ab. Außerdem durchstieß ich den Handgriff auf einer Seite mithilfe eines spitzen Dottingtools. Dabei setzte ich zwei kleine Löcher, die jeweils 0,5 Zentimeter unterhalb der äußeren Kante lagen.
Draht hält den wirbelnden Taubenschreck zusammen
Ganz zum Schluss musste ich meine Windschraube nur noch an meinem Papierstiel befestigen. Dafür fädelte ich als Erstes ein fünf Zentimeter langes Drahtstück durch eine Bastelperle.
Im nächsten Schritt stieß ich den dünnen Metallfaden samt Kugel durch die Mitte des Windrades. Gleich danach führte ich das Ganze zudem durch die beiden Löcher, die ich kurz zuvor in den Handgriff hineingebohrt hatte. Daraufhin musste ich den Basteldraht auf der Rückseite des Papierstiels nur noch verknoten, dann war mein Pflanzenstecker für den Balkon auch schon einsatzbereit.
Tipp: Damit mein Taubenschreck aus Papier nicht gleich vom ersten Sommerregen zerstört wird, habe ich mein fertiggestelltes Windrad am Ende noch komplett mit einem Fixativ besprüht.
Stadttauben spalten die deutsche Gesellschaft
Selbstverständlich sind auch die „Ratten der Lüfte” Geschöpfe Gottes. Und trotzdem mag ich diese penetranten Vögel nicht. Meine Abneigung gegen die gefiederten Störenfriede kommt aufgrund der Tatsache, dass die meisten Metropolregionen in der Bundesrepublik mittlerweile in Taubenkot ersticken.
Rudolf Reichert: In Deutschland gibt es kaum eine Stadt mit mehr als 20 000 Einwohnern, die kein Taubenproblem hat.
Winkenbach, Julia & Kaspar Zucker: Deutsche Städte kämpfen gegen die Taubenplage. welt.de (04/2018).
Die Hauptschuld an dieser Misere tragen die Menschen, die regelmäßig auf Marktplätzen „aus Versehen” Körnerbeutel fallen¹² lassen. In meinen Augen müssten derartige Individuen wie GEZ-Verweigerer behandelt werden.
Anfang August erhielt die alleinerziehende Mutter aus Brandenburg Post vom Amtsgericht: ein Haftbefehl, weil sie den Rundfunkbeitrag nicht bezahlt hat.
Fromm, Anne: Öffentlich-rechtliche Rundfunkgebühren: Nicht gezahlt – Haftbefehl. taz.de (04/2018).
Die Beamten in den Gemeindeverwaltungen schauen jedoch hilflos zu und hoffen, dass die Stadttaubenhäuser endlich das Problem für sie lösen. Dieses wirklich gut gemeinte Tierschutzprojekt startete vielerorts im Jahre 2005 und ist für Langzeitarbeitslose bestimmt eine tolle Sache.
Stefanie Metzner: Das Taubenhaus hat sich als ein erfolgreiches Projekt zur Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen erwiesen.
Leurs, Rainer: „Fachwerk” kümmert sich um das Stadttaubenhaus. rp-online.de (04/2018).
Die bundesdeutsche Taubenpopulation konnte durch diese öffentlichen Vogelhäuser bisher jedoch nicht reduziert werden. Aus diesem Grund müssen die Stadtmamas ihre Blumenkästen auch dieses Frühjahr wieder mit Vergrämungsmaßnahmen bestücken, um ihre Balkone einigermaßen schädlingsfrei zu halten.
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¹Scherngell, Helmut: Bepflanzen von Balkonkästen. youtube.com (04/2018).
²Simsek, Abdullah: KFC vs. Tauben. youtube.com (04/2018).
³Jacobsen, Jens: Weg mit der Wühlmaus. Störenfriede und Schädlinge vertreiben. Stuttgart: Eugen Ulmer KG 2010.
⁴Stiebert, Tom: Stadttauben sind Schädlinge. juraexamen.info (04/2018).
⁵Richarz, Klaus: Vögel in der Stadt. In enger Nachbarschaft mit Mauerseglern, Spatzen, Falken und vielen anderen Vogelarten. Darmstadt: pala-verlag GmbH 2015.
⁶lunete: Amselabwehr am Blumenkasten. bfriends.brigitte.de (04/2018).
⁷Jacobs, Stephanie: Leitfaden: Leben mit Stadttauben. muenchen.de (PDF) (04/2018).
⁸Basse, Sandra: Vogelfrei Ballon. youtube.com (04/2018).
⁹Katzeninsel1: Taubenabwehr auf dem Balkon. youtube.com (04/2018).
¹⁰Make Kids Crafts: How to make a Pinwheel that spins? youtube.com (04/2018).
¹¹Bastelschablonen für ein kleineres Windrad mit einem Durchmesser von 15 Zentimetern und einer Papierstiellänge von 20 Zentimetern: (#1 / #2).
¹²Janke, Reinhard: Tauben füttern. youtube.com (04/2018).