Als Mitte des 15. Jahrhunderts der Buchdruck von Johannes Gutenberg erfunden war, ging es darum, ein passendes Papier für die Druckerpressen zu finden. Das verwendete Papier musste weich sein, um von den metallischen Buchstaben nicht zerrissen zu werden. Außerdem musste es gut und schnell Tinte aufsaugen. Die Wahl fiel schnell auf Büttenpapier, welches bereits seit dem 12. Jahrhundert im abendländischen Raum hergestellt wird. Über 300 Jahre, bis im 19. Jahrhundert die industrielle Papierherstellung begann, war Büttenpapier das am meisten verwendete Papier für Druckerzeugnisse. Heute wird das Papier, welches seinen Namen einer hölzernen Wanne (Bütte) verdankt, fast nur noch von Künstlern und Bastlern verwendet. Was es mit diesem geschichtsträchtigen Papier auf sich hat und warum es vor allem bei Kreativen so beliebt ist, dass erfahren Sie nun.
Dieses weiche, leicht bräunliche Papier wurden bereits im 12. Jahrhundert in Bütten hergestellt.
Besonderheiten von Büttenpapier
Büttenpapier ist ein handgeschöpftes Papier aus Hadern. Hader war früher das Wort für abgerissenen Stoff (Lumpen). Dabei ist es egal, aus was der Stoff ist. Büttenpapier besteht in der Regel aus einem Mix aus Leinen, Baumwolle oder Hanf. Büttenpapier ist also holzfreies Papier und ist dadurch wesentlich länger haltbar als normales Papier aus Zellstoff. Durch die Hadern ist es langfaserig und fühlt sich sehr samtig an.
Jeder kann Büttenpapier herstellen
Menschen konnten Büttenpapier bereits vor fast 1000 Jahren herstellen, deshalb ist es heutzutage möglich, dass jeder seinen eigenen Werkstoff herstellen kann. Dazu werden die Hadern in Wasser so lange gestampft, bis sich alle Fasern aufgetrennt haben und die Bütte voll mit einem Einzelfaserbrei ist. Während des Stampfens, wird immer wieder frisches Wasser nachgegossen, um den Weißgrad des Papiers zu erhöhen.
- Im Anschluss wird das Ganze mit einem feinen Sieb abgeschöpft, zwischen zwei Filzmatten gelegt und gepresst, bis der Großteil des Wassers entfernt ist.
- Danach werden die einzelnen Papierbögen zum Trocknen an der Wäscheleine aufgehangen.
- Zu guter Letzt wird das Büttenpapier glatt gebügelt und mit einem Leim versiegelt. Früher verwendete man dafür Tierleim (Gelatine), heute werden Dispersionsklebstoffe verwendet.
Aufgrund der vielen europäischen Kriege zwischen dem 18. und dem 19. Jahrhundert gab es einen Hadernmangel. Daraufhin wurde 1851 in England der Zellstoff von Hugh Burgess und Charles Watt erfunden und der Grundstein für die industrielle Papierherstellung gelegt.
In 1851 he and Watt developed a process in which pulpwood was cut into small chips [...].
The Editors of Encyclopædia Britannica: Hugh Burgess. britannica.com (02/2015).
Basteln mit Büttenpapier
Wie jeder Stoff lässt auch Büttenpapier sich sehr schlecht schneiden und reißen. Für Papierbastler ist es also kein geeignetes Basismaterial. Die Stärken liegen ganz klar in der Dekoration. Des Weiteren lässt sich Büttenpapier nur mit flüssigem Kleber vollständig auf einen anderen Untergrund verkleben.
- Besonders geeignet ist dieses Spezialpapier, um Dekorationstechniken in Szene zu setzen. Bei dem Lesezeichen haben wir zum einen mit indischen Holzstempeln gearbeitet. Die Stempel tauchen tief in die Papierstruktur ein und hinterlassen ein hervorragendes Muster.
- Außerdem haben wir eine Bügeltechnik mit Wachsmalkreide auf das Büttenpapier gebrannt. Durch die langen Fasern entsteht somit ein sehr verwegenes Muster.
- Generell sind die Ränder der Papierbögen ausgefranst, sodass sich mit Büttenpapier ein rustikaler Look der Bastelmotive herstellen lässt.
Preise und Fazit
Büttenpapier ist nicht nur ein Name, sondern ein Qualitätsmerkmal. Handgeschöpftes Papier, aus 100% Hadern, mit einer Grammatur von 130 g/m² und einer Abmessung von 50 x 70 Zentimetern kostet zirka 9,00 Euro. Bei einem solch teurem Papier, sollten Sie als Bastler also schon vor der Bestellung wissen, welches Motiv Büttenpapier einmal veredeln soll.
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