Wer eine Eule basteln möchte, der muss sich erst einmal überlegen, welche Art es denn sein soll. Alleine in Europa gibt es 13 Eulenarten, die alle eine eigene spezielle Charakteristik besitzen. Da gibt es zum Beispiel die besonders possierliche Zwergohreule, die einschüchternde Sperbereule und den skeptischen Steinkauz. Wer wie ich jedoch - die Eule - basteln möchte, der entscheidet sich zwangsläufig für einen mystischen und majestätischen Uhu (englisch European eagle owl). In der folgenden Bildanleitung erkläre ich Ihnen, warum das so ist und wie ich meinen imposanten Uhu gebastelt habe.
Fürchten Sie sich vor Schlangen, Fledermäusen und Krähen? Dann sollten Sie die Nähe von Uhus suchen, denn alles was in Horrorfilmen Angst erzeugt, wird von den Raubvögeln gejagt und ratzeputz aufgefressen. Generell sind Uhus unerschrockene Eulen, die weder die Nacht noch den Menschen fürchten und ausgewachsen keine Fressfeinde haben. Besonders fasziniert mich an Uhus, dass diese echte Familienvögel sind. Sobald sich ein Paar gefunden hat, bleibt es ein Leben lang zusammen.
Hat sich ein Uhu Paar während der Balz gefunden, bleiben sie ein Leben lang zusammen.
Brodowski, Gerhard: Der Uhu. brodowski-fotografie.de (11/2016).
Zudem sind Junguhus nach dem Verlassen des Nestes nicht gleich auf sich alleine gestellt. Rund drei Monate suchen die Großvögel noch den regelmäßigen Kontakt zu ihren Geschwistern und Eltern. Bei diesen Familientreffen plaudern die Uhus dann über die vergangenen Geschehnisse, während sie einen kleinen Imbiss zu sich nehmen. Generell sind diese Eulen sehr verfressen und ständig auf der Suche nach Beute. Eine vierköpfige Uhufamilie bestehend aus zwei Eltern und zwei Jungvögeln verschlingt im Jahr circa 200 Kilogramm Fleisch.
So eine Uhufamilie frisst immerhin rund 200 Kilogramm im Jahr.
Hinz, Joachim: Uhus - Neubürger ohne Lebensraum? youtube.com (11/2016).
Uhus sind bei der Jagd allerdings nicht besonders wählerisch, selbst Igel und kleinere Eulenarten gehören zu ihrem Speiseplan.
Aufgrund des selbstbewussten Auftretens des Uhus und seiner imposanten Erscheinung hatten die Menschen lange Zeit große Angst vor diesem tollkühnen Zeitgenossen. Nach dem Märchen „Die Eule” fand das erste Aufeinandertreffen zwischen Uhu und Homo sapiens ein tragisches Ende. Der mysteriöse Vogel erschrak die Einwohner einer kleinen Stadt dermaßen, dass sie ihn als Ungeheuer bezeichneten, gegen das selbst der tapferste Mann nichts ausrichten konnte.
Nun war keiner mehr übrig, der sich in die Gefahr hätte begeben wollen. »Das Ungeheuer,« sagten sie, »hat den stärksten Mann, der unter uns zu finden war, durch sein Gnappen und Anhauchen allein vergiftet und tödlich verwundet [...].
Grimm, Jacob und Wilhelm: Kinder- und Hausmärchen. München: Wilhelm Heyne Verlag 1977.
Am Ende der Geschichte wussten sich die Stadtbewohner nicht mehr anders zu helfen, als den Uhu in einer Scheune, in der er sich versteckte, einzusperren und das Gebäude niederzubrennen.
Wohl aus diesem Grund blieb dem Uhu nichts anderes übrig, als sich bei anderen menschlichen Außenseitern wie Zauberern und Hexen aufzuhalten. Besonders im Frühmittelalter wurden Eulen immer mit etwas Mystischem und Bösem verbunden. Lange Zeit dachte man, dass Dämonen die Gestalt dieser Vögel annehmen, um in der Nacht unbemerkt Hexen aufzusuchen. Die enge Verbindung zwischen Magiern und Eulenvögeln wurde demnach auch des Öfteren in Filmen gezeigt. Bekanntestes Beispiel dafür ist die Eule Archimedes aus dem Disneyfilm „Merlin und Mim”.
The owl has always been associated with death, sorcery and the dark side of life. In the Middle Ages, demons or familiars in the forms of owls or crows [...].
Mastin, Luke: Witchcraft Terms and Tools - Animals. witchcraftandwitches.com (11/2016).
Auch heutzutage gibt es auf der Erde noch Regionen, in denen Eulen keine gern gesehenen Gäste sind. In Malawi beispielsweise werden Eulen als das Böse geächtet. Sollte sich einmal ein Vogel in einer Scheune einnisten, muss der Besitzer diesen umgehend loswerden, um nicht als Hexendoktor aus der Dorfgemeinschaft verbannt zu werden.
Any Malawian who is known to have Barn Owls living in their quarters is considered to be a Witch Doctor or practicing witchcraft.
Born Free Foundation: Barn owls and witchcraft. bornfree.org.uk (11/2016).
Wie Sie sehen, sind Eulen unheimlich facettenreich. Dies habe ich versucht, in meinem selbst gebastelten Uhu widerzuspiegeln.
Mein gravitätisches Federvieh sitzt auf einem Ast aus Pappmaché und ist 27 Zentimeter lang, 17 Zentimeter breit und 26 Zentimeter hoch.
Bastelanleitung für Eule
Für den anmutigen Flattermann verwendete ich Tonpapier in den Farben Weiß und Schwarz. Außerdem kamen drei unterschiedliche Brauntöne sowie zwei Grautöne dieser Papiersorte zum Einsatz. Die beiden großen Eulenaugen modellierte ich aus Fimo Modelliermasse. Zudem nahm ich für den Ast und die Füße den Karton einer leeren Küchenrolle, Zeitungspapier, Kleister und Wasser zur Hilfe.
Das Camouflagemuster der Flügel erzeugte ich mit Wassermalfarben. Den dichten Federbauch bemalte ich hingegen mit schwarzer, brauner und goldener Acrylfarbe. Als Werkzeuge sollten Sie sich außerdem eine Schere, viel flüssigen Kleber, ein Falzbeil samt Lineal, ein Pinselset und meine DIN A4 Bastelschablonen (#1 /#2 /#3 /#4 /#5 /#6) zurechtlegen.
Ich begann mit der Vorderseite des runden Kopfes und damit mit Schablone #1. Hinweis: Alle Einzelteile der Schablonen habe ich immer zweimal angefertigt und aufeinandergeklebt. Diese Technik garantiert, dass die Eule am Ende besonders stabil ist. Nachdem ich also alle Elemente von Schablone #1 dementsprechend angefertigt hatte, falzte ich zunächst sämtliche Knick- und Klebelinien.
Im Anschluss wölbte ich die beiden Augenscheiben leicht trichterförmig und fixierte das Ganze mit Kleber. Daraufhin klebte ich diese beiden Augenhöhlen an der gezackten Klebelinie des mittleren Kehlenelements fest. Danach brachte ich zwischen den Augen den Hinterkopfstreifen von Schablone #2 an. Zu guter Letzt klebte ich die restlichen vier Halselemente der beiden Schablonen sowie die großen Augenbrauen an und hatte damit das Grundgerüst des Eulenkopfes bereits fertiggestellt.
Das Basteln des sechseckigen Eulenkörpers war sogar noch um einiges einfacher. Dazu fertigte ich mir alle Elemente der Schablone #3 und #4 in unterschiedlichen Brauntönen an. Die sechs Einzelteile klebte ich daraufhin zu einem dickbauchigen Zylinder zusammen. Danach war es endlich so weit und ich konnte Kopf und Körper miteinander verbinden.
Markantes Gefieder der Eule durch Schneidetechnik
Damit mein Uhu lebendig aussieht, entschied ich mich für verschiedene Schneidetechniken um das Gefieder darzustellen. Für die Augenpartie schnitt ich mir aus meinen Tonpapierfarben zunächst Streifen zurecht. Die meisten davon waren 2,5 Zentimeter lang und ungefähr 1,5 Zentimeter breit. Mithilfe einer Schere schnitt ich meine Papierstreifen zur Hälfte ein und erzeugte schmale Fransen.
Mit den kleinen Elementen beklebte ich anschließend von außen nach innen die Augenhöhlen. Hinweis: Die weißen Papierstreifen unterhalb des Schnabels, den ich aus schwarzem Tonpapier anfertigte, waren ungefähr 4 Zentimeter lang. Auch die Rückseite meiner orangefarbenen Fimo Augen beklebte ich mit weißen Fransen, ehe ich diese mit viel flüssigem Kleber in den Augenhöhlen befestigte.
Hingegen für den restlichen Kopf und den gesamten Eulenkörper schnitt ich mir kleine Schuppen zurecht. Ich entschied mich dazu die Kopfschuppen 0,5 Zentimeter breit zu schneiden, die Körperschuppen fertigte ich in einer Breite von 1,5 Zentimetern an. Wichtig: Besonders am Kopf und am Hals haben Uhus kein einheitliches Gefieder, ich achtete deshalb darauf, immer wieder andersfarbige Schuppen einzumischen.
Einzigartige Eulenflügel in Tarnfarben
Die gemusterten Flügel der Eule bestehen aus insgesamt fünf verstärkten Elementen, die sich auf den Schablonen #5 und #6 befinden. Sie bedecken sowohl die Seiten als auch den Rücken des Vogels. Nach dem Falzen der Einzelteile klebte ich diese zunächst an den seitlichen Klebelaschen zusammen, sodass das Flügelgerüst von alleine stehen konnte.
Im Anschluss nahm ich ein scharfes Bastelmesser und schnitt den Körper der Eule fünfmal ein (siehe Schablone #3 und #4). Daraufhin nahm ich mein Gerüst und klebte es in die Einschnitte. Im nächsten Schritt fertigte ich das Federkleid der Flügel an. Dazu schnitt ich mir aus weißem Tonpapier unterschiedlich große Federn aus. Die Papierfedern bemalte ich mit brauner, beigefarbener und schwarzer Wasserfarbe. Nach dem Trocknen schnitt ich diese mit der Schere fransig ein.
Als Nächstes klebte ich meine Federn senkrecht auf das rehbraune Flügelgerüst. Hinweis: Den Übergang von Halspartie zum Flügel bedeckte ich mit vielen kleinen Federn, die ich nach demselben Prinzip angefertigt hatte. Mein Uhu war danach bereit für Schönheitskorrekturen. Zum einen verstärkte ich das Tarnmuster der Flügel mithilfe meiner Wasserfarben, um die Übergänge zwischen den einzelnen Federn zu verwischen. Zum anderen akzentuierte ich die Bauchschuppen mit goldener, schwarzer und brauner Acrylfarbe.
Selbst gebastelte Eule sitzt auf Ast aus Pappmaché
Bisher war das Basteln meines Uhus wahrlich eine Sisyphusarbeit. Aus diesem Grund entschied ich mich dafür, die Füße und den Ast etwas gröber aus Pappmaché anzufertigen. Dazu rührte ich mir zunächst Kleister an und riss altes Zeitungspapier in kleine Stücke. Anschließend nahm ich einen Karton einer leeren Küchenrolle zur Hand und baute mir daraus einen Ast aus dem mit Kleister durchtränkten Zeitungspapier.
Zudem rollte ich mir ebenso sechs Würste für die Eulenfüße, die ich direkt auf dem Ast befestigte. Das Ganze ließ ich daraufhin für 24 Stunden gut austrocknen. Am nächsten Tag bemalte ich den Ast mit meinen Acrylfarben und ließ ihn nochmals für zwei Stunden trocknen. Zu guter Letzt ritzte ich die Füße mithilfe eines Bastelmessers an, sodass ich noch schwarze Tonpapierkrallen einkleben konnte. Danach war die Unterseite meines Bastelmotivs fertiggestellt und ich klebte den Körper des Uhus so auf den Ast, dass er genau auf den Füßen saß.
Fazit zum flauschigen Uhu aus Papier
Vom Reißbrett bis zum Uhu auf dem Ast habe ich circa zwei Wochen benötigt, wobei die reine Bastelzeit ungefähr drei Tage in Anspruch nahm. Mir ging es besonders darum, das wahnsinnig tolle Muster des Gefieders nachzubauen, was mir an meiner Eule wirklich sehr gut gefällt. Generell war der Entstehungsprozess dieses technisch anspruchsvollen Bastelmotivs sehr befriedigend für mich. Am Anfang war das fast nackte Küken, welches schlussendlich durch intensive Fürsorge langsam zum prächtigen Raubvogel herangewachsen ist.
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Sonja R. sagt:
WoW die Eule ist der Hammer! Würde ich so nie hinbekommen, wollte ich aber kurz loswerden. Mein Kompliment 🙂 LG Sonja