Im Jahre 1650 fand auf dem Wiener Stephansplatz bereits der vierundzwanzigste Weihnachtsmarkt¹ statt. Nach dem langen Dreißigjährigen Krieg, der erst vor Kurzem zu Ende gegangen war, sehnten sich die Menschen im Erzherzogtum Österreich nach schönen Dingen, weshalb ein großes Gedränge zwischen den Buden herrschte. Spielzeugmacher, Fleischhauer und Schneider machten gute Geschäfte. Für Aufsehen sorgte ein Händler aus Venedig, der über die himmlisch duftenden Gewürze fabulierte, die er vor sich auf einem Verkaufstisch ausgebreitet hatte. Gleich hinter dem kauzigen Welschen stand ein einheimischer Zuckerbäckermeister, der neben glasierten Früchten, Honigkuchen und Nougat² merkwürdig aussehende Kerne anbot, die mit einer braunen Kruste überzogen waren. Die „Wiener Mandeln”, wie der kreative Feinbäcker seine süßen Hasenkötel nannte, schmeckten so, als seien sie zusätzlich mit Muskat, Zimt und Kokospulver³ verfeinert worden.
Am späten Nachmittag schlenderte ein Fernhändler aus Nürnberg mit seiner Gattin an dem Süßwarenstand vorbei und wurde auf die kandierten Samen aufmerksam. Nachdem der Kaufmann einige Dragees gekostet hatte, war er von dem einzigartigen Geschmack so begeistert, dass er sich gleich ein ganzes Pfund gebrannte Mandeln einpacken ließ.
Wieder zu Hause marschierte der findige Franke schnurstracks in die beste Lebküchnerei der Stadt. Dort präsentierte der Patrizier dem Meister seine fremdländische Gaumenfreude und sagte: „Finde heraus, wie der Wiener Zuckerbäcker diese Adventskost zubereitet hat und du wirst nie wieder in der Backstube schwitzen müssen.” Der ambitionierte Konditor schlug in den Handel ein und machte sich ans Werk.
Die Monate vergingen und der Herbst stand bereits vor der Tür, als eines Nachts ein Jauchzen aus der Lebküchnerei ertönte. Der Feinbäcker hatte tatsächlich das Rezept für die „Wiener Mandeln” herausgefunden. Nun stand der Massenproduktion nichts mehr im Wege.
- Nur wenige Tage später verkauften die pfiffigen Geschäftspartner ihre brandneue Spezialität in der Nürnberger Großmarkthalle an kleine Tandler, die mit ihren Waren die Landbevölkerung im Fürstentum Ansbach versorgten.
Mit voll bepackten Ochsenkarren zogen die Wanderhändler daraufhin durch die mittelfränkischen Dörfer, in denen gerade Kirchweih gefeiert wurde. Aufgrund dieses Anlasses saßen die Kreuzer locker, weshalb selbst arme Holzknechte ihren Dirndln eine Handvoll von den aromatischen „Kerwasplittern” schenkten.
Die häufigsten Kirchweihfeste fallen in den Herbst. [...] Kirchweihen sind der eigentliche Geburtstag der Gotteshäuser und waren in den vergangenen Jahrhunderten der Anlass, ein großes Dorf- und Verwandtenfest zu feiern.
Fischer, Anke: Feste und Bräuche in Deutschland. Fränkisch-Crumbach: Edition XXL Verlag 2004.
Und da sowohl Jung als auch Alt die köstlichen Vitaminbomben gleichermaßen liebten, gab es in Süddeutschland schon bald kein Volksfest mehr, auf dem nicht irgendwo gebrannte Mandeln geknuspert wurden.
Angenommen die Geschichte ist wahr, dann würde mich interessieren, wie die Markthändler ihre portionierten Nüsschen im 17. Jahrhundert verpackt haben, bevor sie diese ihren Kunden überreichten. Zwar gab es schon Papier, dieses bestand jedoch aus alten Lumpen und war ein äußerst kostbarer und seltener Beschreibstoff.
Der stetig steigende Papierbedarf führte aber bereits im 16. Jh. zur Rohstoffknappheit.
Reclams Sachlexikon des Buches. Von der Handschrift zum E-Book. Hrsg. von Ursula Rautenberg. 3. vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Stuttgart: Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG 2015.
Da auch Folien und Pappschälchen noch nicht erfunden waren, kann es durchaus sein, dass die Verkäufer ihre gebrannten Mandeln auf hart gebackenen Brotfladen serviert haben.
Papp- oder Plastikschälchen gab es nicht, ebenso keine Papierservietten, Holz oder Kunststoffgäbelchen. Die meisten Gerichte wurden deshalb auf harten Brotfladen als Tellerersatz gereicht oder waren in Teig eingebacken.
Beckers-Dohlen, Claudia & Simone Baße: Markt, Turnier und Alltagsleben im Mittelalter. Greiz: König Communication 2000.
Heutzutage sind gebrannte Mandeln ein Luxusgut, das jedes Jahr teurer wird. Das liegt daran, dass die zarten Steinfrüchte in der Regel aus dem Kalifornischen Längstal kommen. Dort müssen die Farmer aufgrund des nervigen Klimawandels immer mehr Geld für die Bewässerung ausgeben, was sich natürlich auf den Mandelpreis auswirkt.
Ohne Wasser wächst nichts, die Farmer müssen also versuchen, über die zuständige Wasserbehörde des Bezirks Wasser zu kaufen. [...] „Wir zahlen inzwischen 1000 bis 1300 Dollar pro acre-foot Wasser”, sagt Joe Del Bosque.
Bommert, Wilfried & Marianne Landzettel: Verbrannte Mandeln. Wie der Klimawandel unsere Teller erreicht. München: dtv Verlagsgesellschaft mbH und Co. KG 2017.
Die besorgniserregende Preisentwicklung führt dazu, dass sich clevere Naschkatzen ihren Zuckerkick längst nicht mehr auf überteuerten Weihnachtsmärkten oder Volksfesten holen. Wozu auch, schließlich ist es kinderleicht möglich, gebrannte Mandeln selber zu machen. Wussten Sie, dass sich die knackigen Delikatessen sogar in der Mikrowelle zubereiten lassen?
Das ist wirklich die einfachste Methode, um gebrannte Mandeln selbst zuzubereiten. Es dauert nur knappe 10 Minuten, bis du sie genießen kannst.
Terhaag, Farina: Gebrannte Mandeln aus der Mikrowelle. springlane.de (10/2018).
Falls Sie Ihre kandierten Eigenkreationen auf einer Weihnachtsfeier oder auf einem Schulbasar anbieten möchten, dann müssen Sie keine harten Brotfladen als Tellerersatz backen. Basteln Sie stattdessen meine Spitztüten, die über ein Fassungsvermögen von 125 Gramm verfügen und oben verschlossen werden können. Hingegen zum Verköstigen einer besonders hungrigen Meute bieten sich meine rechteckigen Blockbodenbeutel an, da diese für einen Süßwareninhalt von bis zu 400 Gramm geeignet sind.
Dreieckige Zuckertüte basteln
Bevor ich eine klassische Mandeltüte zusammenbauen konnte, musste ich mir zunächst einmal meine Schablone im Querformat ausdrucken. Nachdem ich das rechteckige Muster daraufhin freigeschnitten hatte, legte ich mir einen Kleber und einen beschichteten Papierbogen zurecht, der über eine Grammatur von 70 g/m² verfügte.
Als Nächstes übertrug ich die Vorlage auf mein reißfestes Tütenpapier. Nach dem Ausschneiden der Skizze hatte ich ein Quadrat vor mir liegen, das ich nun in ein Dreieck verwandelte. Allerdings knickte ich das Blatt nicht genau in der Mitte. Vielmehr verlief meine diagonale Faltlinie etwas versetzt, sodass das Trigon nach der Operation über zwei überstehende Ränder verfügte, die jeweils einen Zentimeter breit waren.
Im Anschluss daran schlug ich den linken Rand nach vorne hin ein.
- Nachdem ich daraufhin eine gerade Faltlinie erzeugt hatte, klappte ich die Lasche wieder zurück und knickte die kleine Ecke, die sich an der Oberseite des beweglichen Streifens befand nach innen.
- Gleich danach bestrich ich die präparierte Zunge mit Kleber und stülpte diese über meine Papierbasis.
Als Nächstes drehte ich meinen verschlossenen Süßwarenbeutel auf die Rückseite, damit ich das abstehende Fähnchen an der unteren Spitze befestigen konnte.
Ganz zum Schluss legte ich die Snackverpackung unter ein schweres Buch und ließ die Bastelei fünf Minuten lang trocknen. Gleich darauf war meine Mandeltüte dazu bereit, um mit köstlichem Naschwerk befüllt zu werden.
Blockbodenbeutel im Großformat
Meine voluminösere Süßwarentüte kann von alleine stehen und hat ein Fassungsvermögen von 400 Millilitern. Um eine solche Lebensmittelhülle zu basteln, musste ich als Erstes wieder meine freigelegte Vorlage auf einen schönen Papieruntergrund übertragen.
Nachdem ich meine Tütenbasis daraufhin ausgeschnitten und im Querformat vor mich hingelegt hatte, schlug ich die rechte Seite des Vierecks nach innen ein. Bevor ich die Knicklinie zog, achtete ich darauf, dass am linken Papierrand ein schmaler Streifen unbedeckt blieb, der circa einen Zentimeter breit war.
Als Nächstes bestrich ich die eben erzeugte Lasche mit Kleber und knickte diese nach vorne um, sodass das Ganze im Anschluss daran wie eine CD-Hülle aussah.
- Gleich danach erzeugte ich eine Faltlinie für den Boden, indem ich das untere Drittel des Quadrats nach oben stülpte.
Nachdem ich die breite Papierkante dann wieder in ihre Ausgangsposition gebracht hatte, arbeitete ich zwei Flügel in meinen Snackbeutel ein.
Dazu bog ich die beiden Ecken, die sich am unteren Ende des Würfels befanden diagonal nach oben. Vor dem Knicken justierte ich die Dreiecke so, dass diese genau auf der horizontalen Bodenlinie lagen.
- Als ich das Ganze dann wieder entfaltet hatte, stellte ich die erste Papierlage der vorgefalzten Fußlasche auf. Dadurch entstand automatisch ein Hexagon, das ich nun flach nach unten drückte.
Im Anschluss daran halbierte ich den oberen und unteren Flügel des Sechsecks. Gleich darauf richtete ich die eben geknickten Zungen zur Mitte hin aus und klebte diese aufeinander.
Nachdem ich den Boden meiner Verpackung verschlossen hatte, schlug ich rechts und links zwei Seitenflächen nach innen ein, die jeweils 2,3 Zentimeter breit waren.
- Hinweis: Durch diese beiden senkrechten Knicklinien entstanden praktische Zickzackfalten, die in Zukunft dafür sorgen, dass sich die Papiertüte sowohl weit öffnen als auch eng verschließen lässt.
Ganz zum Schluss griff ich in die obere Öffnung und breitete die zusammengefaltete Mandeltüte mit meinen Händen aus. Nach diesem letzten Arbeitsschritt konnte ich meinen selbststehenden Süßwarenbeutel mit leckerem Konfekt befüllen.
Auch als Fruchttüte geeignet
Im Jahre 2018 hatte jeder Sechsjährige in der Bundesrepublik Deutschland im Schnitt 1,73 Zähne⁴, die von Karies befallen waren. Eine Besserung der Situation ist nicht in Sicht, da die Vorschüler so viel zuckerhaltige Nahrung zu sich nehmen, dass der Fluoridanteil in den Kinderzahncremes mittlerweile zu gering ist, um die kleinen Gebisse vor bösen Bakterien zu schützen.
Wenn Sie den Zähnchen Ihres Kindes eine Pause gönnen möchten, dann befüllen Sie Ihre selbst gebastelten Naschtüten doch einfach mit getrocknetem Obst. Zwar ist der Fruchtzucker genauso ungesund wie jedes andere Monosaccharid, allerdings macht wie immer die Dosis das Gift. So enthält ein Apfel pro 100 Gramm nur sechs Gramm⁵ Fruktose. Dieselbe Saccharosemenge nehmen Sie zu sich, wenn Sie fünf gebrannte Mandeln essen.
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¹Town Hall Vienna: Vienna Christmas Market - History. wien.gv.at (10/2018).
²Beckers-Dohlen, Claudia & Simone Baße: Markt, Turnier und Alltagsleben im Mittelalter. Greiz: König Communication 2000.
³Scrapyard Ape: SINFUL CANDIED ALMONDS! youtube.com (10/2018).
⁴Hamm, Magdalena: Mundhygiene Zahnärzte empfehlen mehr Fluorid für Vorschulkinder. spiegel.de (10/2018).
⁵Schumacher, Mareike: Macht Obst dick? Fruchtzucker: Wie gesund ist Fruktose wirklich? vital.de (10/2018).