Bier hebt den Mut, macht das menschliche Fleisch fett¹ und verleiht dem Antlitz eine schöne Farbe. Diese Erkenntnisse gehen auf Hildegard von Bingen zurück, die den Gerstensaft im Jahre 1158 für ein äußerst gesundes² Nahrungsmittel hielt. Die Forschungsergebnisse der Äbtissin hatten allerdings keine Auswirkungen auf das Konsumverhalten der Bauern, die ohnehin täglich alkoholische Getreidebrühen zu sich nahmen. Derartige Getränke waren nämlich wichtige Mineralstoffquellen und der einzige Luxus, den sich die armen Lehensknechte leisten konnten. Aus diesem Grund musste seinerzeit jede heiratsfähige Landfrau³ die Bierherstellung beherrschen, da es im Heiligen Römischen Reich keinen Haushalt gab, in dem nicht gebraut wurde.
Ein Braukessel gehört zur Aussteuer der Braut, ist die absolute Grundausstattung für die Ehe.
Dadelsen, Bernhard von: Terra X: Bier - Eine Weltgeschichte. youtube.com (08/2019).
Die Weibsbilder bereiteten das trübe Hausbräu entweder mit Emmer oder mit Gerste zu, wobei sie mit dem Getreide stets sparsam⁴ umgehen mussten. Der geringe Malzanteil führte wiederum dazu, dass ein hochmittelalterliches Dünnbier weniger als zwei Volumenprozent Alkohol enthielt. Des Weiteren verwendeten die Bäuerinnen wilden Gagel⁵ oder Sumpfporst, um das Flüssigbrot haltbar zu machen. Der Hopfen war zwar bereits seit dem 9. Jahrhundert⁶ bekannt, wuchs allerdings nur in Klostergärten.
Ein Bottich voll Gerstensaft musste alleine schon deshalb in jeder Wohnstätte vorhanden sein, da Most oder Molke nicht immer verfügbar waren und das Brunnenwasser keine gute Qualität hatte. Hingegen das gekochte und gewürzte Bier gehörte zu den reinen Getränken, weshalb sowohl Schwangere⁷ als auch Kinder die Krawallbrause verzehren durften.
Mit dem Dünnbier, das man teilweise schon den Kindern zu trinken gibt, hat man dem unhygienischen Wasser ein Schnippchen geschlagen: Sämtliche Keime und Bakterien sind abgetötet.
Hachenbacher, Veronique: In den Tontopf geschaut. Von Speis und Trank abseits des Schlaraffenlandes. In: Miroque Nr. 16 (2014). S. 30.
Am Ende des 12. Jahrhunderts verliehen Reichsstädte wie Bremen und Goslar die ersten Braurechte, woraufhin Sudstätten entstanden, die häufig zusammen mit einem Ausschank betrieben wurden. Vor allem im nördlichen Teil des römisch-deutschen Kaiserreichs herrschte eine große Nachfrage nach professionell hergestellten Hopfengetränken. Hingegen im Süden dominierte zum einen der Wein und zum anderen sorgten die Klöster dafür, dass Premiumbier stets in ausreichendem Maße vorhanden war.
Allerdings fanden sich diese Brauereien nicht, wie vielleicht vermutet, im heutigen Bierstaat Bayern, der ja zum großen Teil von den Klosterbrauereien versorgt wurde, sondern vermehrt im Norden Deutschlands.
Grevener, Anja: Nunc est bibendum! Beliebte Getränke des Mittelalters. In: Karfunkel Küche im Mittelalter Nr. 1 (2008). S. 11.
Aufgrund des Umstandes, dass ein hochmittelalterlicher Zeitgenosse jährlich über 500 Liter⁸ Gerstensaft konsumierte, stiegen die städtischen Brauereibesitzer trotz der himmlischen Konkurrenz schnell in den Patrizierstand auf. Aber auch der Fiskus verdiente bei jedem Saufgelage mit, da jede verkaufte Maß die Staatskasse um einen Malzpfennig reicher machte.
Und überall versuchten die Städte, etwas vom Gewinn abzuschöpfen: „Bierpfennig”, „Biergeld”, „Malzpfennig”, „Bierzoll”, „Keuteakzise”, „Bierakziese”, „Ziese” - die Liste der möglichen Abgaben ist lang, und vielerorts bildeten sie die städtische Haupteinnahmequelle.
Hirschfelder, Gunther & Manuel Trummer: Bier. Eine Geschichte von der Steinzeit bis heute. Darmstadt: Konrad Theiss Verlag 2016.
Zu Beginn des 13. Jahrhunderts erkannte die Deutsche Hanse, dass sich mit alkoholhaltigen Malzbrausen viel Geld verdienen ließ. Aus diesem Grund kooperierte der Kaufmannsverbund mit Brauhäusern, um hochwertige Hopfengetränke nach Flandern und nach Skandinavien exportieren zu können. Denn vor allem die Nordeuropäer lechzten seinerzeit nach dem alemannischen Flüssigbrot, da diese nie genug Getreide besaßen, um ihren Bierbedarf zu decken.
Bier war der einzige Handelsartikel, der ausschließlich aus dem Hansegebiet selbst stammte. Der erste bedeutende Brauereistandort war Bremen, bis ihm Hamburg den Rang ablief.
Weidner, Carolin: Die Hanse: Mythos des Spätmittelalters. Gütersloh: Wissen Media Verlag 2011.
Im Verlauf des Spätmittelalters versorgte die Hanse den ganzen europäischen Kontinent mit deutschem Exportbier. Alleine in Hamburg stellten im Jahre 1367 mehr als 500 Sudstätten erstklassigen Bölkstoff her. Die gehopften Gerstensäfte aus der Elbmetropole waren besonders beliebt, da diese stets über eine hohe Qualität verfügten. Das lag wiederum an der Tatsache, dass die nordische Hafenstadt mit dem Kurfürstentum Brandenburg einen zuverlässigen Rohstofflieferanten hatte.
Das Hamburger Bier übrigens traf offensichtlich den Kundengeschmack der Zeit - nicht umsonst bildete das Braugewerbe zwischen 1350 und 1500 den stärksten Wirtschaftszweig an der Elbe.
Hirschfelder, Gunther & Manuel Trummer: Bier. Eine Geschichte von der Steinzeit bis heute. Darmstadt: Konrad Theiss Verlag 2016.
Bis zur Hochrenaissance konsumierten die Aristokraten am bayerischen Hof überwiegend importiertes Hansebier. Allerdings wurde der norddeutsche Arbeitersekt vor allem für Gäste bevorratet. Schließlich bevorzugte neben dem bajuwarischen Adel auch der ansässige Nährstand regionale Weine, die immer verfügbar und deshalb sehr preiswert waren. Erst ab dem Jahre 1500 stieg der bittere Gerstensaft am Weißwurstäquator zum Volksgetränk auf, was an der Kleinen Eiszeit lag.
Bis weit in das Spätmittelalter hinein blieb in Bayern der Wein das Volksgetränk Nummer eins, dem eine beträchtliche wirtschaftliche Bedeutung zukam.
Gattinger, Karl: Vom Weinland zum Bierland. Zur wirtschaftlichen Bedeutung des Biers in Bayern. In: Bier in Bayern. Hrsg. von Rainhard Riepertinger, Evamaria Brockhoff u. a. Regensburg: Verlag Friedrich Pustet 2016. S. 67.
Denn zwischen den Jahren 1310 und 1850⁹ kühlte der Erdplanet immer weiter ab. Auf frostige Winter folgten verregnete Sommer, die häufig ausgewaschene Böden hinterließen. Die Verschlechterung des Wetters führte dazu, dass der beliebte Baierwein am Ende des Spätmittelalters nur noch im Regensburger Donauraum angebaut werden konnte. Durch die verringerten Traubenerträge war der einheimische Rebensaft für die Bauern zu teuer geworden, weshalb diese sich dem Bier zuwenden mussten.
Die ersten gewerbsmäßig hergestellten Braunbiere aus Altbayern waren selbst nach damaligen Maßstäben eine Zumutung. Die gewieften Braumeister sparten nämlich häufig mit den Zutaten, um ihren Gewinn zu erhöhen. So wurden nicht selten Ersatzstoffe wie Katzenminze oder Giftlattich zur Stammwürze hinzugemischt, damit die Getreidebrühen trotz des geringen Alkoholanteils eine berauschende Wirkung auf die Konsumenten hatten.
So mischte man unter anderem bei alkoholarmen Bieren berauschende Kräuter hinzu.
Richter, Stephanie: Die Geschichte der Bierbraukunst. Von den Anfängen der Zivilisation bis heute. In: Miroque Edition Nr. 14 (2015). S. 18.
Am 23. April 1516 war dann endgültig Schluss mit dem Gepansche. Denn an diesem Tag erließ der Bayernherzog Wilhelm IV.¹⁰ eine Verordnung, in der stand, dass einheimische Biere nur noch aus Gerste, Hopfen und Wasser bestehen dürfen. Des Weiteren legte der Monarch diverse Höchstpreise für bajuwarische Braugüter fest, damit sich das alkoholhaltige Flüssigbrot im Voralpenland endgültig etablieren konnte.
In den wittelsbachischen Territorien war die jährliche staatliche Festsetzung des Preises für den fassweisen Braunbierverkauf gebräuchlich, getrennt nach dem leichter eingebrauten Winter- und dem stärkeren Sommerbier.
Nadler, Michael: Das Bier und seine Bayern. In: Bier in Bayern. Hrsg. von Rainhard Riepertinger, Evamaria Brockhoff u. a. Regensburg: Verlag Friedrich Pustet 2016. S. 336.
In den darauffolgenden Jahren setzten andere Territorialherren ebenfalls Braugebote durch, woraufhin es in den meisten Gebieten des Heiligen Römischen Reiches bekömmliches Qualitätsbier zu kaufen gab.
Durch die süffigen, preiswerten Premiumbiere entstand im 16. Jahrhundert eine lebendige Wirtshauskultur. Tauffeiern, Hochzeitsfeste und Leichenschmäuse fanden plötzlich nicht mehr zu Hause, sondern in öffentlichen Gaststätten statt. Aber auch ohne einen besonderen Anlass kehrten die Landmänner von nun an regelmäßig ein, um ihre Sorgen mit Gerstensaft herunterzuspülen. Schankstuben waren zudem Versammlungsorte für renitente Zeitgenossen, die Revolutionen anzetteln wollten, weshalb es keine Kaschemme gab, die nicht von Denunzianten überwacht wurde.
Zu Zeiten der Bauernkriege galten die Wirtshäuser als wichtige Versammlungsorte unter den Bauern, was nach der Niederschlagung der Aufstände dazu führte, dass ihnen mancherorts der Besuch der Schenke verboten wurde.
Przgenda, Billie: Wirtshäuser im Wandel der Zeiten. Vom Zweistromland in die Kneipe an der Ecke. In: Miroque Edition Nr. 14 (2015). S. 83.
Zu Beginn des Barockzeitalters spielte sich ein großer Teil des städtischen Lebens in Wirtshäusern ab. In den Tavernen wurde musiziert, gewettet, diskutiert, gehandelt und rumgehurt. Und natürlich wollten die Gäste bei ihren Aktivitäten nicht immer dasselbe Hausbräu trinken, weshalb die Kneipiers ihr Angebot ständig erweitern mussten. Die Forderung nach mehr Vielfalt führte dazu, dass bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg über 120 Biersorten erfunden worden waren.
Im Jahr 1614 schrieb Heinrich Knaust eines der ersten Bücher über deutsches Bier und zählte darin mehr als 120 verschiedene Biergattungen auf.
Jackson, Michael: Biere der Welt. München: Dorling Kindersley Verlag GmbH 2008.
Wer in Adelskreisen verkehrte, der bekam das sprudelnde Bernsteinwasser nur selten zu Gesicht. Die europäischen Aristokraten tranken zumeist Wein, Cognac oder Champagner. Erst unter Friedrich Wilhelm I. wurde der primitive Gerstensaft hoffähig. Denn wie jeder preußische Herrscher verabscheute auch der Soldatenkönig die Franzosen, weshalb er bei seinen legendären Tabakskollegien¹¹ keinen Merlot, sondern Bärenpils ausschenken ließ.
Hingegen der Alte Fritz machte aus dem Bier ein patriotisches Nationalgetränk, indem er seine Untertanen ab dem Jahre 1781 regelmäßig dazu aufforderte, die einheimische Brauwirtschaft zu fördern.
Friedrich II.: Seine königliche Majestät höchst selbst ist mit Biersuppe erzogen worden. Die Väter kannten nur Bier, und das ist das Getränk, das für unser Klima passt.
Stühlmeyer, Barbara: 500 Jahre Reinheitsgebot: Eine kleine Geschichte des Biers. In: Karfunkel Nr. 123 (2016). S. 27.
Daraufhin stiegen Hopfenbrausen hierzulande zum allgemeinen Kulturgut auf. Durch diesen Umstand ist es auch kein Wunder, dass bei der ersten deutschen Güterzugfahrt zwei Bierfässer von Nürnberg nach Fürth gebracht werden mussten.
Erst sieben Monate später erwirkt der Nürnberger Bierbrauer Georg Lederer eine Ausnahmegenehmigung des Eisenbahndirektors, um am 11. Juli 1836 zwei Fässer Bier zum Bahnhofswirt nach Fürth zu bringen.
Völklein, Marco: Als das Bier per Bahn kam. sueddeutsche.de (08/2019).
Fürsten, Besatzer und selbst die Nationalsozialisten wussten: Ist das Bier stets billig und gediegen, bleibt der deutsche Michel liegen. Die SED-Führungsriege kannte sich in der Geschichte aber nicht so gut aus, weshalb es in der DDR plötzlich wieder gepanschte Brauerzeugnisse gab, die mit Zucker und Enzymen hergestellt worden waren.
Die fehlende Haltbarkeit (Biertrübung) hatte ihre Ursache nicht in der Unfähigkeit der Brauer, [...] sondern in der Qualität der Rohstoffe, der Filtrationsmittel und der Brennstoffe. So wurde aufgrund des fehlenden Malzes Rohgerste verwendet, was dazu zwang, chemisch hergestellte Enzyme zuzusetzen.
Ludwig: Die Bierbraukunst in der DDR. forum-ddr-grenze.de (08/2019).
Neben den minderwertigen Chemiebrühen ließ das sozialistische Regime zudem Edelbiere von Radeberger und Wernesgrüner brauen. Diese gehopften Gerstensäfte wurden jedoch primär für den Export produziert und waren ausschließlich im Intershop erhältlich. Hingegen für den gemeinen DDR-Bürger blieb nur gestreckte, flockige¹² Affenpisse übrig, weshalb vor allem die ostdeutsche Jugend reinen Schnaps konsumierte.
Ein Problem für die DDR aber ist, dort werden mehr als doppelt so viel harte Sachen getrunken. Seit Anfang der 1950er Jahre hat sich der Schnapskonsum fast verfünffacht; das bedeutet Aufstieg zur Weltspitze.
Wensierski, Peter: DDR 1989: Volksdroge Alkohol. youtube.com (08/2019).
Hätten die Ossis stets Zugang zu hochwertigem Bölkstoff gehabt, dann würde die DDR wahrscheinlich heute noch existieren. Denn sprudelndes Hopfenbier ist des Deutschen Lebenselixier und wird es ihm verwehrt, greift er zur Mistforke und zum Schwert.
Um das Lieblingsgetränk der Deutschen zu preisen, habe ich ein offenes Bierfass entworfen, das als Tischabfalleimer seinen Dienst verrichten kann.
- Dabei ist die bauchige Walzenform die große Besonderheit des Papierkorbs. Denn obwohl mein 16 Zentimeter hoher Gebrauchsgegenstand aus massiven Graupappedauben besteht, ist es mir mit einer speziellen Technik gelungen, die typische Wölbung im Gefäßzentrum zu erzeugen.
- Des Weiteren verfügt meine robuste Tonne über eine rustikale Akazienholzoptik, die von vier metallfarbenen Reifen harmonisch in Szene gesetzt wird.
- Hingegen im Inneren des Behältnisses befindet sich eine weiche Stoffverkleidung, die nicht nur für eine feine Haptik sorgt, sondern gleichzeitig das ästhetische Design des Kunstwerks abrundet.
Falls Sie also ein passendes Geschenk für einen Gerstensaftanbeter suchen, dann sind Sie hier richtig. In der folgenden Anleitung erfahren Sie nämlich, wie Sie mit meinen Schnittmustern¹³ einen bajuwarischen Banzen zusammenbauen können.
Bierfass aus Papier
Wie bereits erwähnt, verwendete ich für die Herstellung der Dauben eine handelsübliche Graupappe mit einer Dicke von einem Millimeter. Des Weiteren nahm ich schwarzes Krepppapier zur Hilfe, um die Lücken zwischen den Latten zu schließen. Hingegen die seidige Innenverkleidung fertigte ich sowohl aus Dunilin-Servietten als auch aus zwei Millimeter starken Moosgummiplatten an. Außerdem stellte ich die Fassreifen mit Deko-Schmucksteinen und mit silbernen Fotokartonringen dar, die über eine Grammatur von 270 g/m² verfügten. Ferner musste ich mir diverse Acrylfarben zurechtlegen, damit ich die abgewetzte Behältnisfassade kreieren konnte. Darüber hinaus kamen eine Schere, ein flüssiger Kleber, ein Hobbyskalpell, ein Falzbein samt Lineal, ein Abdeckband und meine DIN A4 Bastelschablonen (#1 /#2 /#3 /#4 /#5 /#6) zum Einsatz.
Im ersten Schritt schnitt ich die beiden Elemente von Schablone #1 frei, sodass ich mit den Vorlagen nicht nur 18 Graupappedauben, sondern auch genauso viele Krepppapierbalken herstellen konnte. Als die 36 Einzelteile im Anschluss daran vor mir lagen, klebte ich zunächst einmal zwei geschwungene Kartonlattenkanten aneinander, wodurch ein gleichseitiges Satteldach entstand.
Als Nächstes stabilisierte ich das fragile Konstrukt, indem ich die innere Nahtstelle mit einem gefalzten Krepppapierflügel verkleidete.
- Nach dem gleichen Prinzip brachte ich dann auch die restlichen Dauben an meinem Kernstück an, woraufhin das Ganze wie eine Farbwalze aussah.
Direkt im Anschluss verwandelte ich das Objekt in einen bauchigen Armreif. Dazu friemelte ich die schneckenhausförmige Zellstoffspule auseinander, sodass ich die beiden Enden mithilfe des letzten Verbindungsstücks verknüpfen konnte.
Zu guter Letzt fixierte ich die Form des Bierfasses. Hierfür schnitt ich mir zunächst einmal zwei lange Abdeckbandstreifen zurecht, die jeweils einen Zentimeter breit waren. Daraufhin klebte ich die präparierten Stützriemen so über die oberen und unteren Daubenkranzkanten, dass die Malerkreppgürtel sowohl innen wie außen im gleichen Maße auflagen.
Das Einsetzen des Bodens
Als Nächstes fertigte ich die beiden Einzelteile von Schablone #2 aus Graupappe an. Dann machte ich das Achtzehneck an einem Fasssaum fest, woraufhin die gewölbte Röhre zu einem Gefäß mutierte.
Direkt im Anschluss verstärkte ich den Boden des Papierkorbs, indem ich den großen Kreis von außen über das Oktodekagon klebte.
- Hiernach wollte ich die offene Tonnenoberseite ebenfalls verkleiden, weshalb ich nun den Ring von Schablone #3 aus meinem Basismaterial herstellte.
Und gleich nachdem ich den Kartonreifen an der Einfüllöffnung befestigt hatte, war der stabile Kübel dazu bereit, in einen Holzbehälter verwandelt zu werden.
Die Akazienholzoptik erzeugen
Im nächsten Schritt strich ich die Gefäßaußenseite komplett mit karamellbrauner Acrylfarbe ein. Als die Grundierung dann nach circa fünf Minuten getrocknet war, verzierte ich die Dauben mit schokoladigen Senkrechtstriemen, damit die Fassoberfläche eine lebendige Maserung erhielt.
Um das rustikale Holzdesign zu vollenden, verdunkelte ich sämtliche Fugen und Kanten abschließend noch mit einem schwarzbraunen Farbton. Daraufhin legte ich die Papiertonne 15 Minuten zur Seite, damit die Polymerkoloration vollständig aushärten konnte.
Harte Schale, weicher Kern
Mein Tischabfalleimer soll später eine Sammelstelle für sauberes Altpapier sein, weshalb es kein Problem ist, wenn der Auffangbehälter über eine edle Stoffpolsterung verfügt. Bevor ich meinen Bottich ausstaffieren konnte, musste ich jedoch zunächst einmal die Vorlagen von den Schablonen #4 und #5 ausschneiden.
Nachdem ich von den vier Schnittmustern diverse Replikate aus Moosgummi und aus Dunilin-Servietten hergestellt hatte, lagen insgesamt 38 Einzelteile vor mir.
- Diese Module fügte ich nun so zusammen, dass die Schaumstoffstücke auf einer Seite mit einer Textilschicht bedeckt waren.
Gleich darauf klebte ich die achtzehneckige Bodenmatratze mittig in das Fass ein. Dann schloss ich die Polsterarbeiten ab, indem ich die Innenwände des Gefäßes mit den Daubenüberzügen verkleidete.
Ganz zum Schluss wollte ich meinen Tischabfalleimer mit unterschiedlich großen Fassringen verzieren. Also schnitt ich mir als Erstes die langen Streifen von Schablone #6 aus einem silberfarbenen Fotokarton zurecht.
- Direkt im Anschluss klebte ich immer zwei identische Balken an den Markierungen zusammen, was dazu führte, dass daraufhin vier Gürtel vor mir lagen.
Als Nächstes machte ich die dicken Bänder an der Einfüllöffnung und an der Bodenplatte fest. Hingegen mit den feineren Fäden dekorierte ich den voluminösen Tonnenbauch. Nachdem ich die Außenseite meines Gefäßes dann noch mit einem matten Acryllack eingestrichen hatte, war mein origineller Papierkorb dazu bereit, die ersten Zellstoffreste in Empfang zu nehmen.
Papier ist kein Abfall
Wer Altpapier sammelt und in der blauen Tonne¹⁴ entsorgt, der schont die Umwelt. Denn kommen Briefe, Kartonagen, Prospekte und Zeitungen wieder zurück in den Wertstoffkreislauf, dann können diese Erzeugnisse zu 80% recycelt werden.
Papier und Pappe werden derzeit zu mindestens 80 Prozent recycelt. Recyclingpapier oder Wellpappe werden aus Altpapier gefertigt; Zeitungen fast vollständig auf wiedergewonnenes Papier gedruckt.
Vogelsberg, Karin: Wir geben uns den Rest. In: ÖKO-TEST Nr. 10 (2017). S. 28.
Auch aufbereitetes Recyclingpapier, das aus benutzten Schriftstücken hergestellt wurde, darf nicht im Hausmüll landen. Moderne Zellstofffasern lassen sich nämlich sechsmal¹⁵ wiederverwenden, ehe diese zerfallen.
Hingegen mein Bierfass wäre ein Fall für die Restmülltonne, da es EVA-Schaumstoff enthält und die Oberfläche mit Polymeren behandelt wurde. Doch warum sollte ich mein schickes Kunstholzgefäß wegwerfen? Schließlich habe ich meinen unverwüstlichen Papierkorb so gebaut, dass er die Jahrhunderte überdauert.
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¹Adler, Kurt: Zitate und Redensarten. braukultur-franken.de (PDF) (08/2019).
²Posch, Nikolaj: Ernährungslehre. hildegardvonbingen.info (PDF) (08/2019).
³Sachers, Jan H.: Bauernleben im Mittelalter. In: Karfunkel Nr. 107 (2013). S. 13.
⁴Vetter, Veronika Helga: Kuchenteller basteln - schnelle Verpackung für Fingerfood. gws2.de (08/2019).
⁵Grevener, Anja: Nunc est bibendum! Beliebte Getränke des Mittelalters. In: Karfunkel Küche im Mittelalter Nr. 1 (2008). S. 11.
⁶Braudel, Fernand: Die Geschichte der Zivilisation. 15. bis 18. Jahrhundert. München: Kindler Verlag 1971.
⁷Dadelsen, Bernhard von: Terra X: Bier - Eine Weltgeschichte. youtube.com (08/2019).
⁸Jahnke, Carsten: Die Hanse. Stuttgart: Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG 2014.
⁹C.C. Buchner Verlag GmbH & Co. KG: Von den Krisen des Spätmittelalters bis zur Reformation. ccbuchner.de (PDF) (08/2019).
¹⁰Stühlmeyer, Barbara: 500 Jahre Reinheitsgebot. Eine kleine Geschichte des Biers. In: Karfunkel Nr. 123 (2016). S. 24.
¹¹Hafner, Martina: Beim Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. mussten die Gäste rauchen. bz-berlin.de (08/2019).
¹²Linßner, Thomas: Schäfers DDR-Museum: Als die Bierflaschen Kopfstand machten. volksstimme.de (08/2019).
¹³Bastelschablonen für Minifass. Höhe: 12 Zentimeter - (#1 /#2 /#3 /#4 /#5 /#6).
¹⁴Im Freistaat Bayern ist es die grüne Tonne.
¹⁵Eichiner, Stefanie: Papier: Wunderstoff oder reif für die Tonne? | Faszination Wissen | Doku | BR. youtube.com (08/2019).