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Asia Snackbox basteln - chinesische Take-away Verpackung

Sind Sie ver­traut mit der chi­ne­si­schen Ess­kul­tur? Dann wis­sen Sie be­stimmt, dass Schlür­fen, Schmat­zen und Rülp­sen bei Tisch im Reich der Mit­te zum gu­ten Ton ge­hö­ren. Hin­ge­gen das Auf­es­sen ist strengs­tens ver­bo­ten, um den Gast­ge­ber nicht bloß­zu­stel­len. Und wenn die Spei­sen nicht auf ed­lem Por­zel­lan ser­viert wer­den, dann sind die­se für be­son­ders tra­di­ti­ons­be­wuss­te Chi­ne­sen oh­ne­hin nicht ge­nieß­bar. Als die west­eu­ro­päi­schen Ein­wan­de­rer in den USA auf die­se um­fang­rei­chen Be­nimm­re­geln stie­ßen, war klar, dass ein Mi­ni­mal­kon­sens mit den Ost­asia­ten ge­fun­den wer­den muss­te. Schließ­lich soll­te je­der im Land der Frei­heit die viel­fäl­ti­ge chi­ne­si­sche Kü­che so ge­nie­ßen kön­nen, wie er woll­te. Ich schät­ze, aus die­sem Grund hat Fre­de­rick Weeks Wil­cox im Jah­re 1894 die Asia Snack­box er­fun­den.

On Nov. 13, 1894, in Chi­ca­go, the in­ven­tor Fre­de­rick Weeks Wil­cox pa­ten­ted a ver­si­on of what he cal­led a “pa­per pail,” [...].

Mor­ten­sen, Jens: The Chinese-Takeout Con­tai­ner Is Uni­que­ly Ame­ri­can. nytimes.com (06/2017).

Bild von Asia Food Boxen mit Sushi auf einer promiskuitiven Geisha. Angerichtet von Veronika Vetter Fine Art KünstlerinDie durch­dach­ten Spei­se­kar­tons wer­den in Nord­ame­ri­ka als Oys­ter Pails (deutsch Aus­tern­ei­mer) be­zeich­net. Auf­grund ih­rer be­son­de­ren Be­schaf­fen­heit kön­nen aus den Trans­port­bo­xen so­wohl Haupt­ge­rich­te als auch leich­te Nu­del­sup­pen ver­zehrt wer­den. In mei­nen Au­gen sind die ecki­gen Be­häl­ter je­doch noch weit mehr als nur Ver­pa­ckun­gen für chi­ne­si­sches Es­sen. Denn da­durch, dass wirk­lich je­der Oys­ter Pails im Hand­um­dre­hen selbst bas­teln kann, eig­nen sich die viel­sei­ti­gen Schach­teln eben­falls per­fekt als sta­pel­ba­re Tisch­de­ko für ei­nen asia­ti­schen The­men­abend.

Da­mit die funk­tio­nel­len Asia Snack­bo­xen für die­ses Ein­satz­ge­biet nicht zu sehr nach un­ge­sun­dem Fast Food aus­se­hen, sind mei­ner Mei­nung nach al­ler­dings noch ei­ni­ge künst­le­ri­sche Mo­di­fi­ka­tio­nen von­nö­ten.

Bildcollage mit Shaolin-Mönch Gustl, der gerade Frühlingsrollen aus traditionellen Asia Snackboxen isst. Arrangiert von Veronika Vetter Fine Art Künstlerin

So habe ich mei­ne Ex­em­pla­re mit ech­tem chi­ne­si­schen Cho­mol­ha­ri Pa­pier ver­klei­det, was un­se­rem Büt­ten­pa­pier gleicht und die Schach­teln sehr hoch­wer­tig aus­se­hen lässt. Au­ßer­dem be­mal­te ich die Kar­ton­vor­der­sei­ten mit schwung­vol­len Schrift­zei­chen, über de­ren kor­rek­te Be­deu­tung Sie mit Ih­ren Gäs­ten beim Pflau­men­wein sin­nie­ren kön­nen.

Picture of Shaolin Monk with Oyster Pails. Crafted by Veronika Vetter Bavarian Fine ArtistSelbst­ver­ständ­lich lässt sich aus mei­nen selbst ge­bas­tel­ten Asia Snack­bo­xen auch es­sen. Hier­bei soll­ten Sie al­ler­dings nicht den Feh­ler ma­chen und die Dar­stel­ler aus US-Serien imi­tie­ren. Die smar­ten Food Bo­xen wur­den näm­lich nicht er­fun­den, um dar­in mit Ess­stäb­chen her­um­zu­sto­chern. Viel­mehr ver­wan­deln sich Oys­ter Pails au­to­ma­tisch in ei­nen ge­räu­mi­gen Tel­ler, wenn die­se an den Sei­ten auf­ge­klappt wer­den. Was ist aber, wenn je­mand sei­ne Szechuan-Ente nicht auf­isst? Dann kann die fla­che Snack­box so­gar wie­der zu­rück in ihre Ur­sprungs­form ge­fal­tet und als Auf­be­wah­rungs­be­häl­ter für Es­sens­res­te in den Kühl­schrank ge­stellt wer­den.

Eit­her way, the box see­mingly un­folds, lays out into a pla­te, and if you don’t fi­nish your food in one sit­ting, it folds right back up and tucks into its­elf, re­a­dy to store back in the fri­dge for your fu­ture face-stuffing.

Food­be­ast: Ap­par­ent­ly Chi­ne­se Food Take­out Bo­xes Un­fold Into Pla­tes. huffingtonpost.com (06/2017).

Picture of Chinese takeout container. Tutorial and Templates by Veronika Vetter Bavarian Fine Artist

Eine durch­schnitt­li­che Asia Snack­box ist im ver­schlos­se­nen Zu­stand neun Zen­ti­me­ter lang, neun Zen­ti­me­ter hoch und sie­ben Zen­ti­me­ter breit. In der fol­gen­den An­lei­tung er­fah­ren Sie, wie Sie in Win­des­ei­le selbst ein Ex­em­plar in die­ser Grö­ße her­stel­len kön­nen und was Sie da­für al­les be­nö­ti­gen.

Chinesische Essensbox selbst basteln

Bild von Frühlingsrollen in selbst gebastelten Chinaboxen. Idee von Veronika Vetter Fine Art KünstlerinZum An­fer­ti­gen ei­nes Kar­tons ver­wen­de­te ich Ton­pa­pier in den Far­ben Rot und Grau. Für die tra­di­tio­nel­le Ver­zie­rung nahm ich zu­dem nichts wei­ter als wei­ße Acryl­far­be zur Hil­fe. Hin­ge­gen als Bas­tel­werk­zeu­ge soll­ten Sie sich au­ßer­dem eine schar­fe Sche­re, viel flüs­si­gen Kle­ber, ein Falz­bein samt Li­ne­al, ein han­dels­üb­li­ches Kle­be­band, ein spit­zes Bas­tel­mes­ser, ei­nen Pin­sel und mei­ne fünf DIN A4 Bas­tel­scha­blo­nen (#1 /#2 /#3 /#4 /#5 zu­recht­le­gen.

Hin­weis: Falls Sie Ihre Snack­box mit Cho­mol­ha­ri Pa­pier ver­klei­den möch­ten, dann soll­ten Sie na­tür­lich wei­ßes an­stel­le von ro­tem Ton­pa­pier ver­wen­den.

Bild von vier Schablonen, die mit Malerkrepp zusammengeklebt werden müssenMir war wich­tig, dass Sie die Snack­box aus nur ei­nem Stück zu­sam­men­bau­en kön­nen, was auf­grund der Grö­ße der Schach­tel gar nicht so ein­fach zu rea­li­sie­ren war. Ich ent­schied mich des­halb dazu, die gro­ße Bas­tel­vor­la­ge in vier Ele­men­te auf­zu­tei­len. Be­vor ich also mit dem ei­gent­li­chen Bas­teln be­gin­nen konn­te, muss­te ich das zer­leg­te Schnitt­mus­ter erst wie­der zu­sam­men­set­zen. Dazu druck­te ich zu­nächst ein­mal die Scha­blo­nen #1 - #4 aus.

Nach­dem ich die Bau­tei­le sorg­fäl­tig frei­ge­schnit­ten hat­te, leg­te ich die prä­pa­rier­ten Ein­zel­tei­le an den iden­ti­schen Buch­sta­ben (A - D) an­ein­an­der.

Bild von Schablone zum Basteln einer Asia Snackbox (Oyster Pail Template). Angefertigt von Veronika Vetter Fine Art Künstlerin

Gleich da­nach kleb­te ich die Ele­men­te mit­hil­fe von Kle­be­band zu­sam­men. Mit der dar­aus ent­stan­de­nen Bas­tel­scha­blo­ne konn­te ich mir nun so vie­le Asia Snack­bo­xen an­fer­ti­gen, wie ich woll­te.

Lebensmittelbehälter aus mehreren Papierlagen

Im nächs­ten Schritt leg­te ich mein zu­sam­men­ge­kleb­tes Schnitt­mus­ter auf ei­nen ro­ten Ton­pa­pier­bo­gen mit ei­ner Gram­ma­tur von 130 g/m² und zeich­ne­te die Li­ni­en nach.

  • Wich­tig: Mit­hil­fe ei­nes Falz­beins und ei­nes Li­ne­als über­trug ich eben­falls die Knick- und Kle­be­l­i­ni­en von der Scha­blo­ne auf den Pa­pier­un­ter­grund.

Nach­dem ich das Gan­ze dar­auf­hin aus­ge­schnit­ten hat­te, wie­der­hol­te ich die Schrit­te mit grau­em Ton­pa­pier, so­dass ich da­nach zwei iden­ti­sche Ein­zel­tei­le vor mir lie­gen hat­te.

Bild von rotem Tonpapierelement, aus dem eine traditionelle Asia Snackbox zusammengefaltet wird

Nun kleb­te ich das rote auf das graue Ton­pa­pier, um die Wän­de mei­ner Asia Snack­box zu ver­stär­ken.

  • Als ich dann noch ein­mal sämt­li­che Knick- und Kle­be­l­i­ni­en nach­ge­fah­ren hat­te, war mein Le­bens­mit­tel­be­häl­ter be­reit, um auf­ge­baut zu wer­den.

Hin­weis: Sie möch­ten Ihre Schach­tel mit ed­lem Cho­mol­ha­ri Pa­pier ver­klei­den? Dann müss­ten Sie jetzt noch das zu­recht­ge­schnit­te­ne und ge­falz­te Asia­pa­pier über die glat­te Au­ßen­sei­te der Snack­box kle­ben.

Wie wird ein Chinakarton zusammengebaut?

Zum Auf­bau ei­ner Food Box klapp­te ich ein­fach eine Sei­te nach der an­de­ren nach oben. Da­durch ent­stand an je­der Ecke au­to­ma­tisch ein Drei­eck.

Bildcollage mit Anleitungsschritten: Eine traditionelle Asia Snackbox falten (Origami). Idee von Veronika Vetter Fine Art Künstlerin

Dar­auf­hin be­strich ich die In­nen­sei­ten der vier ab­ste­hen­den Drei­ecke mit viel flüs­si­gem Kle­ber. Da­nach drück­te ich die prä­pa­rier­ten Spit­zen an den kur­zen Sei­ten der Snack­box fest.

Zu gu­ter Letzt klapp­te ich noch den De­ckel zu und ver­schloss die­sen, in­dem ich die bei­den ein­ge­schnit­te­nen Halb­krei­se in­ein­an­der steck­te. Di­rekt im An­schluss war die schi­cke Es­sens­ver­pa­ckung ein­satz­be­reit.

Fazit: Food Boxen sind schön aber halten nicht warm

Bild von mysteriösen weißen chinesischen Schriftzeichen auf einem roten UntergrundGanz zum Schluss mal­te ich noch schö­ne chi­ne­si­sche Schrift­zei­chen² auf die brei­ten Sei­ten mei­ner Box. Dazu schnitt ich mir die bei­den Zei­chen von Scha­blo­ne #5 mit­hil­fe ei­nes Bas­tel­mes­sers frei. Da­nach leg­te ich die da­mit vor­be­rei­te­te Zei­chen­scha­blo­ne auf mei­ne Snack­box und mal­te die Wör­ter mit Acryl­far­be aus. Wie Sie se­hen, ist das An­fer­ti­gen von ori­gi­nal ame­ri­ka­ni­schen Oys­ter Pails sehr leicht. Selbst Bas­tel­an­fän­ger ha­ben in­ner­halb von 30 Mi­nu­ten eine die­ser le­gen­dä­ren Take-away Ver­pa­ckun­gen vor sich ste­hen.

Bild von chinesischem Goldfisch, der vor einer amerikanischen Take-away Box schwimmt. Geangelt von Veronika Vetter Fine Art KünstlerinWis­sen Sie, war­um die chi­ne­si­schen Lie­fer­diens­te hier­zu­lan­de Alu­mi­ni­um­be­häl­ter und kei­ne Asia Snack­bo­xen ver­wen­den? Ich den­ke, dass das mit der Grö­ße des Lie­fer­ge­biets zu­sam­men­hängt. Die wit­zi­gen Pa­pier­bo­xen hal­ten das Es­sen näm­lich kaum warm. Das ist in den USA in­so­fern kein Pro­blem, da die Chi­na­re­stau­rants dort oh­ne­hin nur in sehr we­ni­ge Stra­ßen lie­fern, wäh­rend­des­sen der Chi­na­mann in der BRD ver­hält­nis­mä­ßig wei­te Stre­cken zu sei­nen Kun­den zu­rück­le­gen muss.

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¹Scha­blo­ne für Ba­by­box von den Bil­dern (#6).
²Schrift­zei­chen be­deu­ten „Gu­ten Ap­pe­tit”.

Gießkanne aus Papier basteln - Deko für die Gartenparty

Ob­jek­tiv be­trach­tet muss die ers­te Gieß­kan­ne ein gött­li­ches Ge­schenk ge­we­sen sein, wel­ches ir­gend­wann über West­eu­ro­pa ab­ge­wor­fen wur­de. Oder ken­nen Sie ei­nen an­de­ren Ge­gen­stand, der Gar­ten­werk­zeug, Mu­sik­in­stru­ment, Blu­men­va­se und Laich­platz für Frö­sche zu­gleich ist? Soll­te der Al­les­kön­ner un­wahr­schein­li­cher­wei­se trotz­dem eine mensch­li­che Er­fin­dung sein, so lässt sich da­mit zu­min­dest Gott spie­len. Das fand auch der Gar­ten­ar­chi­tekt Lou­is Li­ger, als er im Jah­re 1706 in ei­ner Pu­bli­ka­ti­on schrieb, dass Gar­ten­lieb­ha­ber mit ei­ner nach un­ten ge­beug­ten Gieß­kan­ne tat­säch­lich den Re­gen imi­tie­ren kön­nen.

It imi­ta­tes the Rain fal­ling from the He­a­vens; when be­ing ben­ded down [...].

An­ony­mous: Wa­te­ring Can Histo­ry A. oldgardentools.co.uk (06/2017).

Picture of red watering can with white dots. Decoration for the barbecue party. Papercraft by Veronika Vetter Bavarian Fine ArtistFür mich hin­ge­gen sind Gieß­kan­nen bun­te De­ko­ra­tio­nen, die bei ei­ner Gar­ten­par­ty auf kei­nem Steh­tisch und auf kei­ner Bier­bank feh­len dür­fen. Da­mit mei­ne ich na­tür­lich nicht die lang­wei­li­gen Plas­tik­spren­ger aus dem Bau­markt, son­dern mei­ne selbst ge­bas­tel­ten Gieß­kan­nen im zeit­lo­sen und an­ti­qua­ri­schen Haws-Design. John Haws war ein fin­di­ger Be­am­ter im Diens­te der eng­li­schen Kro­ne, der im Jah­re 1885 eine schnei­di­ge Gieß­kan­ne mit zwei Hen­keln pa­ten­tie­ren ließ.

In 1885 John Haws ap­pli­ed for and was is­sued the first ever pa­tent on a wa­te­ring can with his new hand­le de­sign. [...] The key in­no­va­ti­on his Haws de­sign was the ad­di­ti­on of a se­cond hand­le.

Dus­tin: A Brief Histo­ry of Wa­te­ring Cans. nomadwaystation.blogspot.de (06/2017).

Auf­grund sei­nes Stan­des setz­te sich der Kun­den­kreis von John Haws vor al­lem aus Höf­lin­gen, rei­chen Kauf­leu­ten und ho­hen Geist­li­chen zu­sam­men. Und da das Auge stets mit­gießt, muss­te der Tüft­ler sei­ner de­ka­den­ten Ziel­grup­pe ein wei­te­res High­light bie­ten.

Bildcollage mit roter Gießkanne, die als Blumenvase verwendet wird. Dekoidee für die Gartenparty mit Apfel Crumble und heißer Schokolade. Arrangiert von Veronika Vetter Fine Art Künstlerin

Aus die­sem Grund ver­pass­te er sei­nen Gieß­kan­nen ei­nen Auf­satz, der aus ver­gol­de­tem Zinn be­stand. Auch heu­te noch sind die Gieß­werk­zeu­ge aus dem Hau­se Haws mit die­sem Al­lein­stel­lungs­merk­mal aus­ge­stat­tet, wes­halb eine Kan­ne mit ei­nem Fas­sungs­ver­mö­gen von acht Li­tern gut und ger­ne 135,00 US-Dollar kos­ten kann.

Slim Can – 8.0 lit­re $135.00

Sil­ver, De­bo­rah: Haws Wa­te­ring Cans. detroidgardenworks.com (06/2017).

Picture of green Haws watering can from England. Crafted by Veronika Vetter Bavarian Fine ArtistSo ein Auf­satz wird auch Rose, Zot­te oder Brau­se­mund­stück ge­nannt. Selbst mit ei­ner ed­len Haws-Gießkanne muss­ten sich die Gärt­ner je­doch ent­schei­den, ob sie den Re­gen imi­tie­ren oder Feu­er­wehr­mann spie­len woll­ten. In den 1930er Jah­ren soll sich des­halb der po­pu­lä­re Gar­ten­freund Kon­rad Ade­nau­er ei­nen auf­klapp­ba­ren Auf­satz über­legt ha­ben, der bei­de Wege der Be­wäs­se­rung zu­ließ. Der be­hä­bi­ge Eh­ren­vor­sit­zen­de der CDU war­te­te al­ler­dings zu lan­ge mit der Pa­ten­tie­rung, wes­halb er zu­min­dest fi­nan­zi­ell nicht von sei­ner Er­fin­dung pro­fi­tie­ren konn­te.

1940 reicht Ade­nau­er ei­nen An­trag für sei­nen „orts­fes­ten Brause­kopf für Gieß­kan­nen” beim Pa­tent­amt ein. Am 28. De­zem­ber 1940 wird er von ei­nem Prü­fer na­mens Kos­mann ab­ge­lehnt. Be­grün­dung: Es gebe be­reits ähn­li­che Pa­ten­te in Ös­ter­reich und der Schweiz.

An­ony­mous: 28. De­zem­ber 1940 - Ade­nau­ers „Brause­kopf” als Pa­tent ab­ge­lehnt. wdr.de (06/2017).

Bild von Veronika Vetter - Fine Art Künstlerin Bayern - mit ihrer selbst gebastelten Gießkanne im englischen Haws-Design

Hät­te der Alt­kanz­ler sei­ner­zeit lie­ber in schö­ne Gieß­kan­nen in­ves­tiert, dann könn­ten sei­ne En­kel­kin­der ak­tu­ell ei­nen gro­ßen Rei­bach ma­chen. Denn es gibt tat­säch­lich Samm­ler, die für künst­le­risch ge­stal­te­te Mo­del­le aus dem frü­hen 20. Jahr­hun­dert bis zu 200,00 US-Dollar be­zah­len.

She says French styl­es, cir­ca 1900, ran­ge from $150 to $200. Cans from the 1920s sell for around $100 [...].

Hill, Kim: Vin­ta­ge Wa­te­ring Cans. phgmag.com (06/2017).

Wahr­schein­lich wer­den mei­ne selbst ge­bas­tel­ten Gieß­kan­nen im Haws-Design in hun­dert Jah­ren ein­mal nicht so viel Wert sein. Aber be­füllt mit ei­ni­gen Kunst­blu­men sind sie heu­te schon die per­fek­te Tisch­de­ko un­ter dem Gar­ten­pa­vil­lon.

Bild von selbst gebastelten Gießkannen im englischen Haws-Design. Dekoration für die Grillfeier. Angefertigt von Veronika Vetter Fine Art Künstlerin

Die bun­ten Blu­men­va­sen sind näm­lich nicht nur in­sek­ten­frei, son­dern auch ein Eis­bre­cher für das ers­te Tisch­ge­spräch. Falls Sie also Ihre Gar­ten­par­ty mit far­ben­fro­hen Pa­pier­gieß­kan­nen auf­pep­pen möch­ten, dann er­fah­ren Sie in der fol­gen­den An­lei­tung, was Sie da­für al­les be­nö­ti­gen. Mit­hil­fe mei­ner Scha­blo­nen kön­nen Sie Gieß­kan­nen bas­teln, die 25 Zen­ti­me­ter lang, 17 Zen­ti­me­ter hoch und 10 Zen­ti­me­ter breit sind.

Süße Gießkanne selbst basteln

Bild von goldfarbenem Brausemundstück einer PapiergießkanneZum An­fer­ti­gen ei­ner Gieß­kan­ne ver­wen­de­te ich Ton­pa­pier in zwei un­ter­schied­li­chen Far­ben. Hin­ge­gen die Ver­zie­run­gen mal­te ich aus­schließ­lich mit Acryl­far­ben auf. Als Werk­zeu­ge be­nö­ti­gen Sie zu­dem nichts wei­ter als eine Sche­re, viel flüs­si­gen Kle­ber, ein Falz­beil samt Li­ne­al, ei­nen Eyelet-Setter, ein Bas­tel­mes­ser und mei­ne sechs DIN A4 Bas­tel­scha­blo­nen (#1 /#2 /#3 /#4 /#5 /#6).

Hin­weis: Alle Ein­zel­tei­le mei­ner Pa­pier­gieß­kan­ne be­stehen au­ßen aus ei­ner grü­nen und in­nen aus ei­ner an­thra­zit­far­be­nen Ton­pa­pier­la­ge. So­mit ver­fügt mei­ne sta­bi­le Tisch­de­ko über eine Gram­ma­tur von 260 g/m².

Bild von Bauteil zum Basteln eines goldenen Haws GießkannenaufsatzesIch be­gann mit dem Bas­teln des Auf­sat­zes. Dazu fer­tig­te ich das Ele­ment von Scha­blo­ne #1 zwei­mal aus Ton­pa­pier an. Nach­dem ich die Ein­zel­tei­le auf­ein­an­der­ge­klebt hat­te, falz­te ich die Knick- und Kle­be­l­i­ni­en. Im An­schluss schoss ich die vie­len klei­nen Was­ser­lö­cher mit­hil­fe mei­nes Eyelet-Setters ein und be­mal­te das Gan­ze da­nach mit gol­de­ner Acryl­far­be. Zu gu­ter Letzt muss­te ich das Bau­teil nur noch mit sich selbst ver­kle­ben und hat­te da­mit mein ed­les Brau­se­mund­stück fer­tig­ge­stellt.

Ovaler Eimer ist das Zentrum der Gießkanne

Als Nächs­tes schnitt ich mir die in­ne­re Bo­den­plat­te von Scha­blo­ne #2 zu­recht und brach­te dar­an dann eine schrä­ge Sei­ten­wand von Scha­blo­ne #3 an.

Collage mit Anleitungsschritten: Einen ovalen Eimer aus Papier basteln, um das Zentrum der Gießkanne herzustellen

Im nächs­ten Schritt be­fes­tig­te ich die in­ne­re Ei­mer­front und die nied­ri­ge­re Hen­kel­rück­sei­te an den bei­den ge­ra­den An­dock­stel­len der Bo­den­plat­te.

  • An­schlie­ßend ver­schloss ich das Ge­fäß, in­dem ich die zwei­te Sei­ten­wand am Bo­den an­brach­te und dar­auf­fol­gend sämt­li­che Ein­zel­tei­le an den Sei­ten mit­ein­an­der ver­kleb­te.

Gleich dar­auf wid­me­te ich mich dem Hen­kel, was der schwie­rigs­te Bas­tel­schritt der ge­sam­ten An­lei­tung ist.

Bildanleitung: Griff für eine Papiergießkanne basteln

Zu­al­ler­erst fer­tig­te ich mir die ge­schwun­ge­nen Hen­kel­ele­men­te von Scha­blo­ne #4 zwei­mal aus grü­nem und zwei­mal aus an­thra­zit­far­be­nem Ton­pa­pier an. Die Ein­zel­tei­le kleb­te ich je­doch aus­nahms­wei­se nicht di­rekt auf­ein­an­der.

  • Hin­ge­gen die bei­den ge­zack­ten Mit­tel­stü­cke be­rei­te­te ich mir gleich dop­pel­la­gig in mei­nen bei­den Leit­far­ben vor.

Nun nahm ich zwei Hen­kel­ele­men­te in mei­ner gräu­li­chen In­nen­far­be zur Hand und kleb­te die­se an den Kle­be­la­schen des klei­ne­ren ge­zack­ten Ein­zel­teils fest.

Bild von Henkel an einer grünen PapiergießkanneIm nächs­ten Schritt ver­schloss ich den ge­bo­ge­nen drei­di­men­sio­na­len Kör­per, in­dem ich das gro­ße Za­cken­teil über den lan­gen Hen­kel­rü­cken kleb­te. Da­nach ver­klei­de­te ich die Hen­kel­sei­ten mit den bei­den grü­nen ge­schwun­ge­nen Bau­tei­len. Hin­weis: Da­mit der ro­bus­te Griff fest mit der Gieß­kan­ne ver­schmol­zen ist, muss­te ich mir au­ßer­dem noch das An­ker­ele­ment von der­sel­ben Scha­blo­ne in mei­ner grü­nen Au­ßen­far­be zu­recht­schnei­den. Nach­dem ich das Ein­zel­teil mit­hil­fe mei­nes Bas­tel­mes­sers ein­ge­schnit­ten hat­te, falz­te ich die un­te­re Kle­be­l­i­nie. Dar­auf­hin be­fes­tig­te ich den prä­pa­rier­ten Hen­kel über die Ein­schnit­te an die­sem An­ker­ele­ment.

Erst jetzt kleb­te ich das Gan­ze über die noch an­thra­zit­far­be­ne Hen­kel­rück­sei­te des Ge­fä­ßes, wel­che da­mit zu­gleich sau­ber ver­klei­det wur­de.

Ausgussrohr macht ein Gefäß zur Gießkanne

Bild von grünem Ausgussrohr einer PapiergießkanneDas An­fer­ti­gen des Aus­guss­roh­res ging mit viel Falz­ar­beit ein­her. Denn das brei­te Rohr­ele­ment von Scha­blo­ne #5 ver­fügt über acht Knick- und acht Kle­be­l­i­ni­en. Nach die­ser Si­sy­phus­ar­beit ver­kleb­te ich das Bau­teil ein­fach mit sich selbst und brach­te es wie den Hen­kel am An­ker­ele­ment von Scha­blo­ne #5 an. Als ich die Tül­le dann an der Front des Ge­fä­ßes be­fes­tigt hat­te, sah mein Mo­tiv schon wie eine han­dels­üb­li­che Gieß­kan­ne aus. Mein Gieß­werk­zeug soll­te al­ler­dings im ex­tra­va­gan­ten Haws-Design sein, wes­halb noch der kom­for­ta­ble Tra­ge­griff fehl­te.

Für die­sen obe­ren Hen­kel fer­tig­te ich mir das läng­li­che Ein­zel­teil von Scha­blo­ne #6 an, wel­ches ich di­rekt im An­schluss ein­mal quer über die Kan­nen­öff­nung kleb­te. Auf der glei­chen Scha­blo­ne be­fin­det sich zu­dem ein wei­te­res Bo­den­ele­ment. Die­ses schnitt ich mir in mei­ner grü­nen Au­ßen­far­be zu­recht und ver­klei­de­te da­mit die vie­len un­schö­nen Kle­be­la­schen an der Un­ter­sei­te des Bo­dens. Ganz zum Schluss mal­te ich noch mit­hil­fe von grau­er Acryl­far­be ei­ni­ge Zier­strei­fen auf und hat­te da­mit mei­ne süße Tisch­de­ko fer­tig­ge­stellt.

Fazit: Auch ein originelles Mitbringsel für die Grillfeier

Bild von kleiner Gießkanne, mit der Kinder ihr selbst angebautes Gemüse bewässern können. Idee von Veronika Vetter Fine Art KünstlerinMei­ne Gieß­kan­ne im Haws-Design ist ein kin­der­leich­tes Mo­tiv, wel­ches Sie in ma­xi­mal 90 Mi­nu­ten ge­bas­telt ha­ben. Der klei­ne Spritz­krug ist da­bei nicht nur eine schi­cke Blu­men­va­se, son­dern kann auch der wit­zi­ge Teil in ei­nem Ge­schenk für den Gast­ge­ber ei­ner Grill­fei­er sein. In die ge­räu­mi­ge Gieß­kan­ne pas­sen näm­lich zwei gro­ße Bier­fla­schen, wes­halb das äu­ßerst sta­bi­le Pa­pier­ge­fäß schnell zu ei­nem klei­nen Schman­kerl­korb um­funk­tio­niert wer­den kann.

Üb­ri­gens, dass die Gieß­kan­ne ir­gend­et­was Gött­li­ches an sich hat, ha­ben in Deutsch­land als Ers­tes die Hes­sen er­kannt. Zum An­be­ten des Gieß­werk­zeugs wur­de des­halb im Jah­re 2011 in der Stadt Gie­ßen ein Gieß­kan­nen­mu­se­um mit mehr als Tau­send Aus­stel­lungs­stü­cken er­öff­net.

The mu­se­um ope­ned in 2011, fun­ded by the City of Gies­sen and run by the Gaert­ner­pflich­ten ar­tist group [...].

Wil­liam­son, Chris­ti­ne: Gieß­kan­nen­mu­se­um (Wa­te­ring Can Mu­se­um). atlasobscura.com (06/2017).

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Ken­nen Sie ei­nen Glück­li­chen, der bald die Frei­hei­ten des Ru­he­stands ge­nie­ßen darf? Dann be­nö­ti­gen Sie auf je­den Fall ein wür­de­vol­les Ab­schieds­ge­schenk mit gro­ßer Sym­bol­kraft. Was mei­nen Sie, wür­de eine selbst ge­bas­tel­te Lo­ko­mo­ti­ve die­se An­for­de­run­gen er­fül­len?

[...] ich be­nö­ti­ge ei­nen künst­le­ri­schen Rat von Dir, da un­ser Ab­tei­lungs­lei­ter lei­der in Ren­te geht und ich ihm et­was Per­sön­li­ches bas­teln möch­te. [...] Was hältst Du von ei­ner Lo­ko­mo­ti­ve nach dem Mot­to: Das Le­ben ist eine Rei­se und so? Dazu wür­de ich dann noch eine ge­rahm­te Col­la­ge mit schö­nen al­ten Fo­tos von Be­triebs­fei­ern ma­chen.

Nie­der­brö­ker, An­drea: Bit­te um Rat für Ab­schieds­ge­schenk. E-Mail vom 04.05.2017.

Picture of British Steam Locomotive. Crafted by Veronika Vetter Bavarian Fine ArtistMüss­te ich eine rote Elek­tro­lo­ko­mo­ti­ve der Deut­schen Bahn AG als Ge­schenk zum Ru­he­stand ent­ge­gen­neh­men, wäre ich in­ner­lich ziem­lich trau­rig. Ich wür­de mir wohl wie ein be­lie­big aus­tausch­ba­res Werk­zeug vor­kom­men, wel­ches aus­ran­giert und auf das Ab­stell­gleis ge­stellt wer­den soll. Hin­ge­gen wenn mir je­mand eine ein­zig­ar­ti­ge Dampf­lok zum be­ruf­li­chen Ab­schied schen­ken wür­de, hät­te ich vor Rüh­rung Trä­nen in den Au­gen. Denn die­se al­ten Stahl­rös­ser sa­hen nicht nur um­wer­fend gut aus, son­dern stan­den vor al­lem für Fort­schritt, Kraft, Aus­dau­er und Ent­wick­lungs­fä­hig­keit.

Dampf­lo­ko­mo­ti­ven wa­ren von An­fang an be­liebt, da sie den Men­schen die Ar­beit un­heim­lich er­leich­ter­ten. Be­reits das ers­te fahr­ba­re Mo­dell konn­te in Eng­land im Jah­re 1804 zehn Ton­nen Stahl und 70 Per­so­nen gleich­zei­tig trans­por­tie­ren.

On Fe­bru­ary 21, 1804, Trevithick’s pio­nee­ring en­gi­ne hau­led 10 tons of iron and 70 men ne­ar­ly ten mi­les from Pe­ny­dar­ren, at a speed of five miles-per-hour [...].

Bar­ton, Bob: Steam trains and rail­ways. historic-uk.com (05/2017).

Picture Collage: Steam Locomotive made of paper. Crafted by Veronika Vetter Bavarian Fine Artist

Wäh­rend­des­sen Dampf­lo­ko­mo­ti­ven in ih­rem Ge­burts­land zu­nächst vor­wie­gend als Zug­ma­schi­nen für Roh­stoff­trans­por­te ein­ge­setzt wur­den, nutz­ten die Ame­ri­ka­ner die kraft­vol­len Ei­sen­bah­nen di­rekt als Per­so­nen­be­för­de­rungs­mit­tel. Im Jah­re 1830 fuhr die ers­te Lok mit ei­nem Wag­gon für 36 Fahr­gäs­te re­gel­mä­ßig von Charles­ton nach Ham­burg (South Ca­ro­li­na). Die durch­schnitt­li­che Rei­se­ge­schwin­dig­keit be­trug al­ler­dings le­dig­lich 30 km/h, wes­halb Züge des Öf­te­ren von be­rit­te­nen Ban­di­ten aus­ge­raubt wur­den.

In 1830, the steam lo­co­mo­ti­ve known as The Best Fri­end of Charles­ton was the first lo­co­mo­ti­ve to pull cars in Ame­ri­ca and re­gu­lar­ly car­ry pas­sen­gers.

An­ony­mous: Trans­por­ta­ti­on Histo­ry: The Steam Lo­co­mo­ti­ve. custom-qr-codes.net (05/2017).

Bild von blauer Königlich Bayerischer Staatseisenbahn mit GWS2.de Schaffner Gustl. Szenerie von Veronika Vetter Fine Art KünstlerinDa­mit die Lo­ko­mo­ti­ven schnel­ler fah­ren konn­ten, muss­ten die Dampf­kes­sel im­mer grö­ßer wer­den. Dies führ­te zu ei­nem neu­en Pro­blem. Der Zug­füh­rer konn­te da­durch näm­lich schon bald nicht mehr se­hen, was vor ihm auf den Glei­sen war. Vor al­lem im Sü­den der USA führ­te dies sei­ner­zeit oft­mals zu Kol­li­sio­nen mit Rin­dern, wo­durch manch­mal so­gar gan­ze Züge ent­gleis­ten. Um die­sen schwe­ren Un­fäl­len vor­zu­beu­gen, ent­wi­ckel­ten Ei­sen­bahn­in­ge­nieu­re den Kuh­fän­ger (eng­lisch cow­cat­cher), der wie ein Schnee­pflug vor­ne an die Dampf­lok an­ge­schweißt wur­de.

That is why lo­co­mo­ti­ve de­si­gners in­ven­ted the cow­cat­cher.

Histo­ry TV: Histo­ry Of Steam Lo­co­mo­ti­ves Do­cu­men­ta­ry. youtube.com (05/2017).

Bild von Papiereisenbahn, die mit Kohle betrieben wird und über einen Cowcatcher verfügt. Angefertigt von Veronika Vetter Fine Art KünstlerinTrotz vie­ler Kin­der­krank­hei­ten wur­den Dampf­lo­ko­mo­ti­ven schnell un­ver­zicht­ba­re Stütz­pfei­ler gan­zer Ge­sell­schaf­ten. Da­mit lässt sich die Ent­wick­lungs­ge­schich­te der stäh­ler­nen Trans­port­ma­schi­nen gut mit dem Ar­beits­le­ben ei­nes Men­schen ver­glei­chen. Zu­dem zei­gen die tu­ckern­den Ko­los­se kürz­lich aus dem Be­ruf aus­ge­schie­de­nen Se­nio­ren, wie wich­tig sie wei­ter­hin für die Ge­mein­schaft sind. Denn auch wenn Dampf­lo­ko­mo­ti­ven seit dem 26.10.1977 in Deutsch­land nicht mehr ge­winn­brin­gend ein­ge­setzt wer­den kön­nen, sind die­se den­noch nicht auf der Stre­cke ge­blie­ben. So bie­ten die al­ten Zug­ma­schi­nen heu­te nicht nur lehr­rei­ches An­schau­ungs­ma­te­ri­al für an­ge­hen­de In­ge­nieu­re und His­to­ri­ker, son­dern sind zu­gleich im­mer ein idyl­li­sches Frei­zeit­er­leb­nis für die gan­ze Fa­mi­lie.

Es war die 043 903-4 [...] und am 26. Ok­to­ber 1977 um 16:04 Uhr war sie kalt­ge­macht, wie die Ei­sen­bah­ner sa­gen. Sie steht heu­te als Denk­mal­lok vor dem Em­der Bahn­hof.

We­ge­ner, Ur­su­la: 26.10.1977: Die letz­te Dampf­lo­ko­mo­ti­ve der Bun­des­bahn wird aus­ge­mus­tert. swrmediathek.de (05/2017).

Beim Bas­teln mei­nes Mo­dells ori­en­tier­te ich mich an der Dampf­lo­ko­mo­ti­ve 59751 von Bald­win Lo­co­mo­ti­ve Works aus dem Jah­re 1927.

Bild von nostalgischer Dampflokomotive mit Kohlewagen (Schlepptender). Idee und Bastelanleitung von Veronika Vetter Fine Art Künstlerin

Ne­ben ei­nem Sand­dom, ei­ner Glo­cke und ei­nem Schlot habe ich auch ei­nen lus­ti­gen Kuh­fän­ger am Dampf­kes­sel an­ge­bracht. Bei der Farb­aus­wahl ori­en­tier­te ich mich am Wap­pen von Kö­nig Ge­org III., in des­sen Re­gent­schafts­zeit die Dampf­ei­sen­bahn im Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich Groß­bri­tan­ni­en ent­wi­ckelt wur­de.

Picture of two Trains made of paper. Tutorial by Veronika Vetter (DAoCFrEak) Bavarian Fine Artist

Mei­ne Pa­pier­lok ist 23 Zen­ti­me­ter lang, 11 Zen­ti­me­ter breit und 14 Zen­ti­me­ter hoch. In der fol­gen­den An­lei­tung er­fah­ren Sie nun, wie Sie mit­hil­fe mei­ner Scha­blo­nen selbst ein per­fek­tes Ab­schieds­ge­schenk für Neu­ru­he­ständ­ler bas­teln kön­nen.

Dampflokomotive aus Papier basteln

Bild von roter Dampfeisenbahn mit Schlepptender. Gebastelt von Veronika Vetter Fine Art KünstlerinZum Bas­teln ei­ner Lo­ko­mo­ti­ve ver­wen­de­te ich in ers­ter Li­nie Ton­pa­pier in drei un­ter­schied­li­chen Far­ben. Für die Zugrä­der ka­men au­ßer­dem Schasch­lik­spie­ße so­wie schwar­zer Moos­gum­mi zum Ein­satz. Die Ver­zie­run­gen nahm ich mit­hil­fe von Mo­del­lier­pas­te und Acryl­far­ben vor. Als Werk­zeu­ge soll­ten Sie sich zu­dem eine Sche­re, ein Bas­tel­mes­ser, ein Falz­beil samt Li­ne­al, ei­nen Eyelet-Setter, viel flüs­si­gen Kle­ber und mei­ne DIN A4 Bas­tel­scha­blo­nen (#1 /#2 /#3 /#4 /#5 /#6 /#7 /#8) zu­recht­le­gen.

Hin­weis: Für eine hö­he­re Sta­bi­li­tät der Lok habe ich je­des Ein­zel­teil im­mer aus zwei iden­ti­schen Ton­pa­pier­ele­men­ten zu­sam­men­ge­klebt. Dank die­ser Tech­nik er­hielt das Mo­tiv an je­der Sei­te eine Gram­ma­tur von min­des­tens 260 g/m².

Bild vom Zusammenkleben des Fahrgestells einer PapierlokomotiveZu­al­ler­erst stell­te ich den Un­ter­bo­den der Lok her. Dazu fer­tig­te ich die Ele­men­te von Scha­blo­ne #1 aus Ton­pa­pier an. Nach dem Ver­stär­ken, Ein­schnei­den und Fal­zen schoss ich au­ßer­dem sechs Lö­cher für die Ach­sen mit­hil­fe ei­nes Eyelet-Setters in das gro­ße Ele­ment ein. Dar­auf­hin stell­te ich die Knick­li­ni­en des Fahr­ge­stells ge­ra­de auf und ver­kleb­te die­se mit sich selbst, so­dass das Gan­ze dar­auf­fol­gend wie ein Ta­blett aus­sah. Wich­tig: Da­mit der Un­ter­bo­den den schwe­ren Kes­sel ohne ein­zu­kni­cken tra­gen kann, kleb­te ich schließ­lich noch die bei­den klei­nen Stütz­ele­men­te vor und hin­ter die Mit­tel­ach­se.

Bild vom Lokführerhaus, nach dem es auf das Fahrgestell geklebt wurdeAls Nächs­tes bas­tel­te ich das ecki­ge Füh­rer­haus von Scha­blo­ne #2. Ich schnitt die fünf rund­li­chen Fens­ter mit­hil­fe ei­nes Bas­tel­mes­sers frei und falz­te im An­schluss die Knick- und Kle­be­l­i­ni­en. Da­nach kleb­te ich das prä­pa­rier­te Häus­chen sym­me­trisch über die Rück­sei­te des be­reits fer­tig­ge­stell­ten Un­ter­bo­dens. Das Mo­tiv sah nach die­sen Bas­tel­schrit­ten fast ein we­nig wie ein Sat­tel­schlep­per ohne Dach aus.

Papierlok bekommt mächtigen Dampfkessel

Der Dampf­kes­sel be­fin­det sich auf Scha­blo­ne #3. Auch hier ver­stärk­te und falz­te ich zu­nächst alle Ein­zel­tei­le, ehe ich mich der Front des Füh­rer­hau­ses wid­me­te.

Collage mit Anleitungsbildern: Dampfkessel an einer Papierlokomotive befestigen

Nach­dem ich die Wind­schutz­schei­ben aus bei­den Ele­men­ten frei­ge­schnit­ten hat­te, muss­te ich eine Front zu­dem drei­mal ein­schnei­den.

  • In die­se Ein­schnit­te steck­te ich dann die bei­den ge­falz­ten und ge­bo­ge­nen Kes­sel­wän­de.
  • Da­mit der Kes­sel auch gut mit dem Füh­rer­haus ver­bun­den war, kleb­te ich die ge­zack­ten Kle­be­la­schen der Kes­sel­ele­men­te hin­ter den Ein­schnit­ten fest.
  • Um den Kes­sel noch wei­ter zu fi­xie­ren, ver­klei­de­te ich die un­schö­nen Kle­be­la­schen zu­dem mit der zwei­ten Füh­rer­haus­front.
  • Im nächs­ten Schritt be­fes­tig­te ich den Dampf­kes­sel samt noch feh­len­der Front am Un­ter­bo­den und an den Füh­rer­haus­sei­ten­wän­den.

Bild von Front, die den Lokomotivenkessel verschließtZwi­schen den bei­den zu­sam­men­ge­kleb­ten Kes­sel­wän­den be­fand sich nun noch eine Schweiß­naht. Die­se ka­schier­te ich ab­schlie­ßend mit der brei­ten Zier­leis­te von Scha­blo­ne #3. Als Nächs­tes brach­te ich die Kes­sel­front von Scha­blo­ne #4 an. Dazu kleb­te ich die ge­zack­ten Kle­be­la­schen der ver­stärk­ten Ver­bund­leis­te an ei­nem Kes­sel­grill fest. Die un­schö­nen Kle­be­stel­len ver­klei­de­te ich dar­auf­fol­gend mit dem zwei­ten Grill­ele­ment. Im An­schluss kleb­te ich die Ver­bund­leis­te vor­ne so auf den Kes­sel, dass die­ser durch die Front kom­plett ver­schlos­sen wur­de.

Der Kuhfänger sorgt für freie Fahrt

Den Kuh­fän­ger von Scha­blo­ne #5 habe ich mit­hil­fe ei­ner simp­len Kle­be­tech­nik an der Lok­vor­der­sei­te an­ge­bracht. Zu­nächst be­fes­tig­te ich das qua­dra­ti­sche Ele­ment mit den bei­den ab­ste­hen­den Flü­geln un­ten an der Zug­front.

Bildcollage mit Anleitungsschritten: Cowcatcher an Dampflokomotive befestigen

Als Nächs­tes kleb­te ich die Flü­gel nach oben, so­dass die­se mit der Ver­bund­leis­te ab­schlos­sen. Dar­auf­hin fi­xier­te ich den Bo­den des Kuh­fän­gers an der un­te­ren Kle­be­la­sche des Flü­gel­ele­ments.

Bild von Papierlok mit Cowcatcher

Im An­schluss kleb­te ich die Ober­sei­te des Cow­cat­chers in die drei Ein­schnit­te des Qua­drats. Da­nach muss­te ich nur noch die ecki­ge Schau­fel un­ter die Ober­sei­te und auf den Bo­den kle­ben und hat­te da­mit mei­ner cha­rak­te­ris­ti­schen Dampf­lo­ko­mo­ti­ve ei­nen wasch­ech­ten Kuh­fän­ger ver­passt. Gleich dar­auf küm­mer­te ich mich um das drei­di­men­sio­na­le Dach von Scha­blo­ne #6. Die­ses be­steht le­dig­lich aus zwei Ein­zel­tei­len, wes­halb der Zu­sam­men­bau selbst­er­klä­rend ist.

Dampflokomotiven waren damals einzigartig dekoriert

Im Ver­gleich zu den heu­ti­gen Elek­tro­loks wa­ren die ver­schnör­kel­ten Stahl­rös­ser von da­mals äu­ßerst auf­wen­dig ver­ziert. Um dem ge­recht zu wer­den, setz­te ich für mei­ne Pa­pier­lok eben­falls ver­schie­de­ne De­ko­tech­ni­ken ein.

Collage mit Anleitungsbildern: Dach einer Dampflokomotive zusammenbauen und verzieren

Für eine be­son­de­re Hap­tik be­strich ich das kom­plet­te Dach, den Grill und den Kuh­fän­ger mit Mo­del­lier­pas­te. Nach ei­ner Trock­nungs­zeit von 15 Mi­nu­ten be­mal­te ich die wei­ße Pas­te an­schlie­ßend mit grau­er Acryl­far­be.

Bild von Sanddom, Glocke und Kamin, die aus der Quilling-Figur Tight Coil gedreht wurdenAls Nächs­tes brach­te ich die Zier­strei­fen und das Licht von Scha­blo­ne #7 am Kes­sel an. Hin­weis: Die Vor­der­sei­te des Lichts de­ko­rier­te ich eben­falls mit wei­ßer Mo­del­lier­pas­te. An­schlie­ßend fer­tig­te ich die gan­zen ab­ste­hen­den Ein­zel­tei­le an. Da­für mach­te ich mir die Quilling-Technik zu­nut­ze, wel­che aus ein­zel­nen Pa­pier­strei­fen be­steht. Aus fol­gen­den Ton­pa­pier­strei­fen dreh­te ich mir mit­hil­fe ei­nes an­ge­schnit­te­nen Schasch­lik­spie­ßes mo­di­fi­zier­te Tight Coil Quilling-Figuren:

  • Sand­dom (Bauch):  120 cm lang und 1 cm breit.
  • Sand­dom (De­ckel): 150 cm lang und 0,5 cm breit.
  • Glo­cke (Stiel): 30 cm lang und 0,5 cm breit.
  • Glo­cke (Kap­pe): 100 cm lang und 0,5 cm breit.
  • Schlot: 350 cm lang und 1 cm breit.
  • Puf­fer (Stiel): 2x 75 cm lang und 0,7 cm breit.
  • Puf­fer (Kap­pe): 2x 200 cm und 0,5 cm breit.

Nach­dem ich die Fi­gu­ren ge­dreht hat­te, be­mal­te ich die­se mit Acryl­far­ben. Dar­auf­hin kleb­te ich die Ein­zel­tei­le ein­fach an mei­ner Dampf­lo­ko­mo­ti­ve fest.

Sechs Räder bringen die Lokomotive auf die Schiene

Die Ele­men­te zum Bas­teln der Zugrä­der be­fin­den sich auf Scha­blo­ne #8. Ich habe je­des Rad aus sechs un­ter­schied­lich gro­ßen und ge­loch­ten Moos­gum­mikrei­sen zu­sam­men­ge­klebt.

Collage mit Anleitungsbildern: Zugräder aus Moosgummi basteln

Da­nach ver­klei­de­te ich die Lauf­flä­che der ein­zel­nen Rä­der erst mit Ton­pa­pier­strei­fen und an­schlie­ßend mit grau­er Acryl­far­be. Au­ßer­dem de­ko­rier­te ich mei­ne Moos­gum­mikrei­se noch mit sechs farb­lich ab­ge­stimm­ten Rad­kap­pen.

  • Als Nächs­tes schnitt ich mir drei Ach­sen­stan­gen aus Schasch­lik­spie­ßen zu­recht, die je­weils zehn Zen­ti­me­ter lang wa­ren.
  • Die klei­nen Holz­spie­ße be­fes­tig­te ich dar­auf­hin in den Ach­sen­lö­chern der Lo­ko­mo­ti­ve und steck­te dar­an dann mei­ne sechs Rä­der fest.

Zu gu­ter Letzt kleb­te ich noch die bei­den Kup­pel­stan­gen von Scha­blo­ne #8 quer über die Zugrä­der. Da­mit hat­te ich mei­ne selbst ge­bas­tel­te Dampf­lo­ko­mo­ti­ve fer­tig­ge­stellt.

Fazit: Eisenbahn spiegelt die Automatisierung der Gesellschaft wider

Bild von englischer Dampfeisenbahn als Abschiedsgeschenk für den Ruhestand. Arrangiert von Veronika Vetter Fine Art KünstlerinMei­ne Pa­pier­lok ist mit Ab­sicht ein Mo­tiv für er­fah­re­ne Bast­ler. Ich konn­te mir näm­lich nicht vor­stel­len, dass ein An­fän­ger auf die Idee kommt, ei­nem Kol­le­gen oder ei­nem Fa­mi­li­en­mit­glied et­was Der­ar­ti­ges zu bas­teln. Zum An­fer­ti­gen ei­nes Ex­em­plars be­nö­tig­te ich ei­nen gan­zen Ar­beits­tag. Üb­ri­gens lässt sich mit der in­ter­es­san­ten Ent­wick­lungs­ge­schich­te der Lo­ko­mo­ti­ve nicht nur das Ar­beits­le­ben ei­nes Men­schen, son­dern auch die Au­to­ma­ti­sie­rung der Ge­sell­schaft wi­der­spie­geln.

Am An­fang wur­den Schie­nen­fahr­zeu­ge noch von ei­nem Pferd und ei­nem Kut­scher be­dient. Mit der Er­fin­dung der Dampf­lok wa­ren dann ein Zug­füh­rer und ein Hei­zer zum Fah­ren von­nö­ten. Heu­te steu­ert nur noch ein Bahn­an­ge­stell­ter ei­nen ICE mit bis zu 1500 Fahr­gäs­ten.

Und bald wer­den Züge völ­lig ohne mensch­li­che Hil­fe fah­ren, wie es be­reits in der Nürn­ber­ger U-Bahn der Fall ist. Falls Sie in ei­nem Be­ruf ar­bei­ten, der von der Au­to­ma­ti­sie­rung be­trof­fen sein könn­te, soll­ten Sie sich von den Leit­me­di­en nicht ver­rückt ma­chen las­sen. Füh­rer­lo­ses Zug­fah­ren wird näm­lich be­reits seit 1962 ge­tes­tet und ist trotz­dem noch lan­ge nicht Stan­dard. Manch­mal geht al­les doch lang­sa­mer als man denkt.

Au­to­ma­tic trains were first tes­ted on the Lon­don un­der­ground in 1962 bet­ween Stam­ford Brook and Ra­vens­court Park af­ter ye­ars of plan­ning.

An­ony­mous: 1963: Train dri­ves its­elf. news.bbc.co.uk (05/2017).

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