GWS2.de: Kunst, Papier und Vordrucke seit 2011 A. D.

Schlitten basteln - Anleitung und Schablonen

Als Kind der baye­ri­schen Ber­ge habe ich Glück, denn im­mer wenn die Schnee­fall­gren­ze un­ter 1000 Me­ter sinkt, darf ich mich am küh­len Weiß er­freu­en. Mö­gen Sie auch den Ge­ruch von frisch ge­fal­le­nem Schnee so sehr? Im­mer wenn ich die­sen wahr­neh­me, ver­wand­le ich mich zum Ot­ter, zu­min­dest was den Spiel­trieb an­geht. Ich stamp­fe dann mü­he­voll wei­ße Hü­gel hin­auf nur um die­se da­nach quietsch­fi­del hin­un­ter­zu­schlit­tern, also ge­nau wie ein Ot­ter, nur mit dem Un­ter­schied, dass sich zwi­schen mir und dem Schnee noch mein Schlit­ten be­fin­det.

And here it is, the per­fect slide - a group slide. Here is a fa­mi­ly of ot­ters who rol­ling down a moun­tain [...].

Na­tio­nal Geo­gra­phic: Ot­ter Cha­os. youtube.com (12/2015).

Bild von PapierschlittenDie Nord­eu­ro­pä­er der Jung­stein­zeit hät­ten sich in je­nen Ta­gen wohl nicht im Traum vor­stel­len kön­nen, dass ihre Nach­fah­ren ein­mal auf ih­rer bahn­bre­chen­den Er­fin­dung, nur so aus Spaß, ei­nen Berg hin­un­ter­sau­sen. Schließ­lich wa­ren die ers­ten Holz­schlit­ten eine rie­sen­gro­ße Ar­beits­er­leich­te­rung für Holz­fäl­ler, Bau­meis­ter und Jä­ger. Denn be­reits im Neo­li­thi­kum spann­ten die fin­di­gen Men­schen erst Hun­de und spä­ter Och­sen vor ihre Schlit­ten, um die schwe­ren Ma­te­ria­li­en nicht nur über Schnee, son­dern auch über Gras und Step­pe von den Tie­ren trans­por­tie­ren zu las­sen.

Woo­den sled­ges are first known, by at least 7000 BC, among com­mu­ni­ties li­ving by hun­ting and fi­shing in nor­t­hern Eu­ro­pe [...].

Gas­coig­ne, Bam­ber: The sledge: 7000-4000 BC. historyworld.net (12/2015).

Bild vom Davoser aus PapierAls im 4. Jahr­tau­send vor Chris­tus das Wa­gen­rad er­fun­den wur­de, war die Zeit der Schlit­ten als wirt­schaft­li­ches Trans­port­mit­tel wei­test­ge­hend be­en­det. Selbst in hö­her ge­le­ge­nen Re­gio­nen wie bei­spiels­wei­se dem säch­si­schen Erz­ge­bir­ge wa­ren Pfer­de­per­so­nen­post­schlit­ten eher Tou­ris­ten­at­trak­ti­on als Ar­beits­er­leich­te­rung für den Post­bo­ten. Das Schlit­ten­fah­ren als Hob­by und Win­ter­sport ent­wi­ckel­te sich erst im 19. Jahr­hun­dert. Aus­lö­ser war wohl das ers­te, in­ter­na­tio­na­le Schlit­ten­ren­nen, wel­ches im schwei­ze­ri­schen Da­vos statt­fand.

In Da­vos fand im Win­ter 1881-82 das ers­te Ren­nen vom Wolf­gang­pass nach Klos­ters statt.

Mül­ler, Reto: Win­ter­sport. hls-dhs-dss.ch (12/2015).

Bild von weihnachtlichem Schlitten aus PapierDer Aus­tra­li­er Ge­or­ge Ro­bert­son konn­te sei­ner­zeit die­sen Wett­kampf für sich ent­schei­den. Die da­mals ein­ge­setz­te Schlit­ten­form ist auch heu­te vor al­lem bei Kin­dern noch sehr be­liebt und wird seit­her als „Da­vo­ser” be­zeich­net. Be­reits 1924 wur­de der Bob­sport olym­pi­sche Dis­zi­plin, je­doch än­der­te sich hier­für die Schlit­ten­form und der „Bachmann-Schlitten” er­setz­te den „Da­vo­ser”. Na­tür­lich war frü­her ein Schlit­ten noch gro­ße und teu­re Hand­werks­kunst. Doch auch die arme Be­völ­ke­rung wuss­te sich zu hel­fen und bau­te sich ihre Win­ter­ge­fähr­te selbst. Die Ma­te­ria­li­en wa­ren güns­tig aber un­ge­wöhn­lich, an­stel­le von Flach­stahl für die Ku­fen wur­den bei­spiels­wei­se Tier­kno­chen ver­wen­det.

Man hat klei­ne Kin­der­schlit­ten noch bis ins 19. Jahr­hun­dert [...] be­nutzt, da be­stehen die Ku­fen aus Schien­bei­nen von Rin­dern oder Pfer­den. Man hat so­gar Rin­der­un­ter­kie­fer ver­wen­det [...] und auf die Zäh­ne ein Sitz­brett mon­tiert.

Fur­ger, And­res: Kul­tur­ge­schich­te des Schlit­tens. srf.ch (12/2015).

Bild von Davos Schlitten aus Papier von Fine Art Künsterlin Veronika Vetter (DAoCFrEak)

Als ech­ter Schlit­ten­fan blieb mir nichts an­de­res üb­rig, als ei­nen klas­si­schen, drei­di­men­sio­na­len „Da­vo­ser” aus Pa­pier zu bas­teln. Das drol­li­ge Ge­fährt ist 27 Zen­ti­me­ter lang und 13 Zen­ti­me­ter breit. Der Pa­pier­schlit­ten kann ge­zo­gen wer­den und ist äu­ßerst sta­bil, so­dass die­ser bei mir un­ter dem Weih­nachts­baum ei­nen Teil mei­ner Ge­schen­ke prä­sen­tiert. Und wenn Sie die­ses ge­schichts­träch­ti­ge Bas­tel­mo­tiv nach­bas­teln möch­ten, be­kom­men Sie nun die An­lei­tung und die Scha­blo­nen da­für.

Bastelanleitung für Papierschlitten

Bild von vier Grundelementen der SchlittenkufenFür das kom­plet­te Bas­tel­mo­tiv ver­wen­de­te ich Ton­pa­pier in fünf zu­ein­an­der­pas­sen­den Far­ben. Für die Zug­stan­ge nahm ich ei­nen 13 Zen­ti­me­ter lan­gen Schasch­lik­spieß und ein Sa­tin­band zur Hil­fe. Für die Ver­zie­rung ent­schied ich mich für klei­ne El­che aus Schrumpf­fo­lie. Als Bas­tel­werk­zeu­ge soll­ten Sie sich eine Sche­re, ein Bas­tel­mes­ser, Falz­beil samt Li­ne­al, ei­nen flüs­si­gen Kle­ber und mei­ne DIN A4 Bas­tel­scha­blo­nen (#1 /#2 /#3 /#4 /#5 /#6 /#7 /#8 /#9) zu­recht­le­gen.

Bild von doppelt verstärkten KufenIch be­gann mit Scha­blo­ne #1 und da­mit mit den Ku­fen des Schlit­tens. Ich fer­tig­te die Ele­men­te ins­ge­samt acht­mal aus zwei un­ter­schied­li­chen Ton­pa­pier­far­ben an und falz­te dar­auf­fol­gend die Knick- und Kle­be­l­i­ni­en mit ei­nem Falz­beil und ei­nem Li­ne­al. Gleich da­nach kleb­te ich im­mer zwei iden­ti­sche, un­ter­schied­lich far­bi­ge Ele­men­te auf­ein­an­der. Wich­tig: Die­ser Schritt wie­der­holt sich bei al­len Ein­zel­tei­len, die das Grund­ge­rüst des Pa­pier­schlit­tens be­tref­fen. Da­durch wird das Win­ter­ge­fährt noch sta­bi­ler.

Auf Scha­blo­ne #2 be­fin­den sich vier gleich­gro­ße Strei­fen. Die Vor­la­gen kleb­te ich an den Mar­kie­run­gen A, B und C zu­sam­men und fer­tig­te die­se da­nach zwei­mal aus Ton­pa­pier an. Durch die­se Ver­län­ge­rungs­me­tho­de er­hielt ich am Ende zwei Strei­fen, wo­von je­der ein­zel­ne 70 Zen­ti­me­ter lang ist. Im An­schluss nahm ich ein ver­stärk­tes Ku­fen­ele­ment von Scha­blo­ne #1 und kleb­te ei­nen lan­gen Strei­fen ein­mal rings­um die Kle­be­l­i­ni­en. Gleich da­nach ver­schloss ich das Stück mit dem zwei­ten Ku­fen­ele­ment.

Bild von zwei Papierkufen von einem SchlittenIch wie­der­hol­te di­rekt im An­schluss die Schrit­te mit mei­nen rest­li­chen Ein­zel­tei­len, so­dass schließ­lich zwei drei­di­men­sio­na­le Pa­pier­ku­fen vor mir la­gen. Zum Ver­klei­den der Kle­be­l­i­ni­en ver­län­ger­te ich die Ele­men­te von Scha­blo­ne #3 nach dem glei­chen Prin­zip. Die bei­den eben­falls 70 Zen­ti­me­ter lan­gen Strei­fen kleb­te ich zu gu­ter Letzt über die Ober- und Un­ter­sei­te mei­ner Ku­fen. Da­mit habe ich die Lauf­flä­chen mei­nes Schlit­tens fer­tig­ge­stellt.

Stabile Konstruktion durch Quer- und Längsbalken

Bild von Längsbalken für PapierschlittenDa­mit mein klei­ner „Da­vo­ser” auch mü­he­los Las­ten tra­gen kann, habe ich mir eine Bal­ken­kon­struk­ti­on ein­fal­len las­sen. Da­für fer­tig­te ich das Ele­ment von Scha­blo­ne #4 (Längs­stre­ben) zwölf­mal und von Scha­blo­ne #5 (Quer­stre­ben) sechs­mal aus zwei un­ter­schied­li­chen Ton­pa­pier­far­ben an. Ich kleb­te wie­der zwei iden­ti­sche Tei­le mit un­ter­schied­li­cher Far­be zur Ver­stär­kung auf­ein­an­der.

Bild vom Einkleben der Längsstreben in die KufenFol­gend falz­te ich von den ins­ge­samt neun Pa­pier­ele­men­ten die Knick- und Kle­be­l­i­ni­en und ver­kleb­te die­se dann mit sich selbst zu klei­nen Schach­teln, die aus­se­hen wie Pom­mes fri­tes, zu­sam­men. Die ins­ge­samt sechs Längs­stre­ben kleb­te ich dar­auf­fol­gend in die Lö­cher der Ku­fen ein. Hin­weis: Ar­bei­ten Sie hier­bei mir viel flüs­si­gem Kle­ber, die Stre­ben dür­fen sich nicht mehr aus den Lö­chern ent­fer­nen las­sen.

Bild davon, wie das Grundgerüst des Schlittens aus Papier erkennbar wirdNach­dem die Längs­stre­ben ge­trock­net wa­ren, kleb­te ich die­se in die Lö­cher der Quer­stre­ben ein. Da­durch kann der schi­cke Schlit­ten be­reits sta­bil ste­hen. In die vor­de­re In­nen­sei­te der bei­den Ku­fen schnitt ich zu­vor zwei Lö­cher mit­hil­fe ei­nes Bas­tel­mes­ser ein. In die bei­den Lö­cher kleb­te ich mei­ne Zug­stan­ge, die aus ei­nem 13 Zen­ti­me­ter lan­gen Schasch­lik­spieß be­steht.

Bunter, geflochtener Sitz für Papierschlitten

Bild von zwei blauen SitzstangenUm über je­den Zwei­fel, was die Sta­bi­li­tät be­tritt, er­ha­ben zu sein, fer­tig­te ich des Wei­te­ren die zwei lan­gen Sitz­stan­gen von Scha­blo­ne #6 glei­cher­ma­ßen wie die Bal­ken von Scha­blo­ne #4 und #5 an. Die Sitz­flä­che des Schlit­tens habe ich aus drei un­ter­schied­li­chen Ton­pa­pier­far­ben ge­floch­ten. Die Vor­la­ge für die 34 Pa­pier­strei­fen be­fin­det sich auf Scha­blo­ne #7. Tipp: Ver­wen­den Sie hier­für Far­ben, die Sie bis­her noch nicht im Pa­pier­schlit­ten ver­ar­bei­tet ha­ben.

Ich leg­te mei­ne bei­den Sitz­stan­gen ne­ben­ein­an­der und ver­band die­se, in­dem ich 21 Strei­fen quer, in ab­wech­seln­der Farb­fol­ge, an­kleb­te. Die 13 rest­li­chen Pa­pier­strei­fen habe ich im An­schluss von der Längs­sei­te nach­ein­an­der ein­ge­floch­ten. Die über­ste­hen­den Strei­fen schnitt ich vor­ne und hin­ten ein­fach mit ei­ner Sche­re ab und kleb­te die En­den an den Quer­strei­fen fest. Die bei­den Sitz­stan­gen mit dem ge­floch­te­nen Sitz kleb­te ich nach­fol­gend vor­ne an den Ku­fen und in der Mit­te an den Quer­stre­ben mit viel flüs­si­gem Kle­ber fest.

Der „Davoser” wird geschmackvoll verziert

Bild von den Eisen an den KufenDie Ei­sen an den Ku­fen si­mu­lier­te ich mit zwei lan­gen Pa­pier­strei­fen, die ich von Scha­blo­ne #8 ver­län­gert, an­ge­fer­tigt und auf­ge­klebt habe. Die Zug­stan­ge be­mal­te ich pas­send zum Schlit­ten­de­sign und das Zug­band ist ein stil­vol­les Sa­tin­band, wel­ches ich eben­falls farb­lich ab­ge­stimmt habe. Mit­hil­fe ei­nes Mo­tiv­lo­chers stanz­te ich mir au­ßer­dem noch sechs El­che aus Schrumpf­fo­lie aus und kleb­te die­se als letz­te De­ko­ra­ti­on an die Au­ßen­sei­ten der Quer­stre­ben fest. Die klei­nen El­che be­fin­den sich je­doch eben­so auf Scha­blo­ne #9. Nach die­sem Ar­beits­schritt hat­te ich mei­ne klei­ne Win­ter­de­ko­ra­ti­on fer­tig­ge­stellt.

Fazit und wilde Rodelurlaube

Bild von zwei schönen WinterschlittenDer „Da­vo­ser” ist des­halb ein an­spruchs­vol­le­res Bas­tel­mo­tiv, da ein sehr ge­nau­es Ar­bei­ten er­for­der­lich ist, da­mit er zum ei­nen sym­me­trisch aus­sieht und zum an­de­ren die Ku­fen gut und ge­ra­de lau­fen. Da­für ist der Schlit­ten in Sa­chen Bas­tel­ma­te­ri­al sehr dank­bar und kos­ten­güns­tig her­zu­stel­len. Als Bas­tel­zeit habe ich un­ge­fähr vier Stun­den be­nö­tigt, wo­bei das Flech­ten des Sit­zes ei­nen Groß­teil der Zeit be­an­spruch­te.

Wie zu Be­ginn er­wähnt, bin ich ein ech­ter Schlit­ten­fan. So war ich Mit­te De­zem­ber wie­der ein­mal im Salz­bur­ger Land (Hoch­kö­nig) für ein paar Tage im Win­ter­ur­laub. Ei­gent­lich bin ich ja Ski­fah­rer, aber in die­sem Ski­ge­biet gibt es eine Alm (Ju­fen­alm), von der eine Ro­del­bahn ins Tal führt. Weil das so viel Spaß ge­macht hat und die Stre­cke auch am Abend be­leuch­tet war, bin ich von vier Ta­gen gan­ze drei nur Schlit­ten ge­fah­ren. Im Som­mer bin ich üb­ri­gens des Öf­te­ren auf der Som­mer­ro­del­bahn am Och­sen­kopf an­zu­tref­fen.

Ver­wand­te The­men:

Christ­baum­ku­geln aus Pa­pier bas­teln - so geht’s
Pa­pier­bir­ne für den Après-Ski

Ve­ro­ni­ka Hel­ga Vet­ter ist frei­schaf­fen­de Kunst­hand­wer­ke­rin und Web­gra­fi­ke­rin aus dem Frei­staat Bay­ern. Im Som­mer 2021 nach Ös­ter­reich aus­ge­wan­dert, be­treibt die wert­kon­ser­va­ti­ve Ehe­frau und zwei­fa­che Mut­ter seit über zehn Jah­ren di­ver­se In­ter­net­prä­sen­zen. Auf GWS2.de stellt „Vro­ni” nicht nur Bas­tel­an­lei­tun­gen, son­dern auch Vor­dru­cke und Kin­der­mal­spie­le kos­ten­los zur Ver­fü­gung. Ihr Mot­to: Je ka­put­ter die Welt drau­ßen, des­to hei­ler muss sie zu Hau­se sein. (Rein­hard Mey)


Kategorie: Basteln
  • Maria v. H. sagt:

    Gu­ten Abend zu­sam­men, ich bin De­ko­ra­teu­rin in ei­nem gro­ßen Düs­sel­dor­fer Kauf­haus und be­dan­ke mich bei Dir für die tol­le An­lei­tung und die Vor­la­gen. Fürs Schau­fens­ter habe ich Dei­nen Schlit­ten zu spät ent­deckt, viel­leicht im nächs­ten Jahr, aber für die Son­der­ver­kaufs­flä­che Win­ter­sport habe ich ge­nau noch nach so et­was ge­sucht. Dei­ne Web­sei­te ge­fällt mir sehr und bie­tet für mich vie­le An­re­gun­gen also noch­mals ein gro­ßes Dan­ke­schön! Lie­be Grü­ße aus der schöns­ten Rhein­stadt, Ma­ria!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind markiert *

*