Es gibt wohl kein Symbol, welches besser in die Adventszeit passt als ein Weihnachtsstern. Wer jedoch solch einen Dekorationsgegenstand basteln möchte, der stößt bereits bei der Motivauswahl auf das erste Problem. Das Wort Weihnachtsstern ist polysem und erzeugt dadurch bei Botanikfreunden im Kopf andere Bilder als bei gläubigen Christen.
Letztere denken bei einem Weihnachtsstern selbstverständlich an den Stern von Bethlehem (englisch Christmas Star). Diesem folgten keine Geringeren als die Weisen aus dem Morgenland, um den neugeborenen Erlöser zu preisen. Was viele nicht wissen ist, dass der Stern die Heiligen Drei Könige zunächst nach Jerusalem zum Palast von König Herodes führte. Erst dessen Gelehrte fanden heraus, dass sich der kleine Jesus in Bethlehem befand.
Und ließ versammeln alle Hohenpriester und Schriftgelehrten unter dem Volk und erforschte von ihnen, wo Christus sollte geboren werden.
Matthäus 2,4: Die Weisen aus dem Morgenland. bibel-online.net (11/2016).
Als Kaspar, Melchior und Balthasar sich mit ihren Kamelen nach Bethlehem aufmachten, erschien der Stern erneut. Diesmal an der richtigen Stelle über der allseits bekannten Krippe. Warum der Weihnachtsstern die Weisen wohl erst falsch wies und einen kleinen Umweg einlegen ließ?
Diese theologische Frage wird wahrscheinlich diejenigen weniger interessieren, die den Weihnachtsstern (englisch Poinsettia) in Pflanzenform basteln möchten.
Das farbintensive Gewächs war bereits bei den mittelamerikanischen Azteken sehr beliebt. Als diese im 16. Jahrhundert hispanisiert und gleichzeitig christianisiert wurden, entstand in Mexiko die Legende um den botanischen Weihnachtsstern. Diese handelt von dem sehr armen Mädchen Pepita, die an Heiligabend auf dem Weg zu ihrer Dorfkirche war.
Sie hätte so gerne ein schönes Geschenk für Jesus vor den Kirchenaltar gelegt, hatte jedoch kein Geld dafür. Deshalb pflückte sie beschämt Unkraut vom Straßenrand und band es zu einem Blumenstrauß zusammen. Plötzlich als Pepita gesenkten Hauptes das Gotteshaus betrat, erblühte das Unkraut zu einer wunderschönen roten Pflanze, die wohl dem Weihnachtsstern ähnlich sah. Aufgrund dieser Geschichte heißt der Weihnachtsstern in Mexiko Flores de Noche Buena (deutsch Blumen der Heiligen Nacht).
Pepita didn’t know what she could give, so she picked a small handful of weeds from the roadside and made them into a a small bouquet. She felt embarrassed because she could only give this small present to Jesus.
Cooper, James: Poinsettias at Christmas. whychristmas.com (11/2016).
Die Weihnachtssterne sind natürlich wegen ihres Aussehens eine der beliebtesten Adventsdekorationen. Knallrote und saftige grüne Blätter, goldene Blüten sowie ein kräftiger Stamm, sind die Merkmale der Wintergewächse. Bis die Pflanzen jedoch so aussahen, war eine jahrzehntelange Kultivierung vonnöten. Erst als im Jahre 1964 die Sorte „Dark Red Anette Hegg” in Norwegen auf den Markt kam, fanden Weihnachtssterne allmählich ihren festen Platz auf den Fensterbrettern der Wohnstuben während der Adventszeit.
The Hegg cultivars introduced an entirely new type of multi-flowered plant to the trade because of their ability to produce from five to eight blooms from a pinch, and because of their ease of production.
Benson, Michael D.: Poinsettia: The Christmas Flower. apsnet.org (11/2016).
Was machen Menschen wie ich, die möchten, dass ihr Weihnachtsstern sowohl religiöse als auch botanische Merkmale aufweist? Sie basteln einen sternförmigen Kerzenhalter aus Papier in den Farben der winterlichen Zimmerpflanze. Und wie machen sie das? Mithilfe der floralen, geschwungenen Figuren der Quilling-Technik.
Mein dreidimensionaler Kerzenhalter in Weihnachtssternoptik ist 2,5 Zentimeter hoch und 19 Zentimeter breit. Er fasst handelsübliche Stumpenkerzen mit einem Durchmesser von bis zu 5 Zentimetern.
Weihnachtsstern aus Papier basteln
Der außergewöhnliche Adventsstern aus Papier besteht lediglich aus den beiden Quilling-Figuren Loose Coil und Eye (Marquise). Damit jede Figur der anderen gleicht, habe ich mir zuallererst eine Abmessungsschablone mit zwei Löchern aus Tonkarton gebastelt. Die beiden kreisförmigen Aussparungen hatten einen Durchmesser von 2,5 und 1,5 Zentimetern.
Als Nächstes legte ich mir eine Schere, etwas flüssigen Kleber, 48 Haushaltsgummis (Gummiringe) und einen hölzernen Schaschlikspieß bereit. Den Holzspieß spaltete ich an einem Ende mithilfe eines Bastelmessers, sodass ich einen Papierstreifen dazwischenstecken konnte. Apropos Papierstreifen - davon schnitt ich mir im nächsten Schritt insgesamt 49 Stück aus grünem und rotem Tonpapier zurecht.
- 13x: 50 x 1 Zentimeter in Grün.
- 25x: 50 x 1,5 Zentimeter in Rot.
- 10x: 50 x 1,5 Zentimeter in Grün.
- 1x: 50 x 2,5 Zentimeter in Grün als Kerzenhalterung.
Nachdem ich mit dem Ausschneiden fertig war, fädelte ich Papierstreifen für Papierstreifen auf meinen Holzspieß und drehte mir 48 Tight Coil Figuren. Diese kleinen Rollen sind die Ausgangsform für sämtliche Quilling-Figuren. Hinweis: Die Enden der eng aufgedrehten Schnecken klebte ich jedoch nicht fest, sondern fixierte das Ganze für 30 Minuten mithilfe von gewöhnlichen Haushaltsgummis.
Alle Augen auf den festlichen Kerzenhalter
Währenddessen meine Tight Coil Figuren ruhten, klebte ich aus dem breitesten Papierstreifen eine kreisförmige Kerzenhalterung.
Nach einer halben Stunde nahm ich meine zu Beginn angefertigte Schablone und meine gebundenen Tight Coil Figuren zur Hand. Darauffolgend packte ich eine Figur nach der anderen aus und ließ sie nach folgendem Schema innerhalb der Schablone aufploppen:
- 25x Rot: 2,5 Zentimeter Durchmesser.
- 13x Grün (schmal): 1,5 Zentimeter Durchmesser.
- 5x Grün (breit): 2,5 Zentimeter Durchmesser.
- 5x Grün (breit): 1,5 Zentimeter Durchmesser.
Beim Entnehmen der einzelnen Figuren aus der Schablone achtete ich penibel darauf, dass sich der Kreisumfang nicht mehr veränderte. Außerdem klebte ich nun das äußere Papierende jeder Schnecke fest. Hinweis: Durch diese Aktion wurden aus 48 Tight Coils gleichgroße, lockere Loose Coils. Aus den 30 Loose Coil Figuren mit einem Durchmesser von 2,5 Zentimetern formte ich im nächsten Schritt die Figur Eye (Marquise), welche ein wenig wie ein Horusauge aussieht. Dazu war nur ein sanftes Flachdrücken der einzelnen Kreise an den beiden Seiten notwendig. Daraufhin lagen folgende Quilling-Figuren vor mir:
- 25x Rot: Eye (Marquise).
- 13x Grün (schmal): Loose Coil.
- 5x Grün (breit): Eye (Marquise).
- 5x Grün (breit): Loose Coil.
Fünf Zacken des Weihnachtssterns zusammenkleben
Die klassische Sternform zeichnet sich dadurch aus, dass sie über fünf gleichgroße Spitzen verfügt. Bei meinem Weihnachtsstern besteht jede Spitze aus insgesamt sechs Augen. Fünf rote Eye (Marquise) Figuren außen und eine grüne in der Mitte. Die fertiggestellten Zacken klebte ich als untere Ebene an den Kerzenhaltering. Zwischen den Sternspitzen befestigte ich zudem immer eine breite Loose Coil Figur als Abstandhalter.
Zu guter Letzt krönte ich meinen Kerzenhalter, indem ich die restlichen 13 schmalen Loose Coils als obere Ebene am Ring befestigte. Tipp: Ich klebte die lockeren Papierkreise versetzt zur unteren Ebene auf, um das Bastelmotiv weiter zu stabilisieren. Außerdem legte ich meinen Weihnachtsstern aus Papier noch für ungefähr 30 Minuten auf die Heizung, sodass der Kleber völlig aushärtete.
Fazit und Dekorationstipps für den perfekten Weihnachtsstern
Dieser Quilling Kerzenhalter ist aufgrund seiner Einfachheit ideal, um ihn zusammen mit Kindern oder besten Freunden zu basteln. Redselige andere Bastler und Weihnachtsplätzchen helfen auch dabei, wenn es darum geht, sich von den vielen unspektakulären Schneide- und Drehschritten nicht demotivieren zu lassen. Sollten Sie dieselben Farben wie ich verwenden und auch nur goldene Stumpenkerzen in Ihren Kerzenhalter setzen, dann hat Ihr Weihnachtsstern genauso wie die Pflanze eine goldene Mitte mit satten, leuchtenden Blättern.
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