Im Jahr 1997 rappte Der Wolf: „Ich gebe dir einfach nur das Gefühl, gleichberechtigt zu sein, geh ruhig arbeiten, ich spül.” Damals galt es als progressiv, wenn Männer und Frauen ihre gesellschaftlich definierten Rollen tauschten. Doch das entsprach nicht der Realität, denn selbst Vollverdienerinnen mussten seinerzeit zusätzlich zu ihrem Job den Großteil¹ der Fürsorgearbeit übernehmen. Erst als die sogenannten Millennials während der COVID-19-Pandemie ihre Kinder zur Welt brachten, traten sie plötzlich auf den Plan: Die neuen Väter. Als wäre es schon immer so gewesen, begannen Männer in den Dreißigern jeden Aspekt des Alltags mit ihren Partnerinnen auszuhandeln, was zu tatsächlich gleichberechtigten Beziehungen führte. Auslöser dieses Phänomens waren wie immer keine keifenden Emanzen, sondern die von ihnen verhassten Penisträger, die sich milieuübergreifend nicht mehr nur als Familienernährer sahen.
Nur noch 1,4% halten es für ihre Hauptaufgabe, der Familie finanzielle Sicherheit zu bieten.
Mühlmann, Sophie: Väter-Studie: Bild vom reinen Ernährer ist passé. NDR | Hallo Niedersachsen (2023).
Im Jahr 2022 bezogen Väter im Schnitt 3,6 Monate² Elterngeld - mit einer stark steigenden Tendenz. Immer mehr frisch gebackene Papas verzichten auf Einkommen und nehmen berufliche Nachteile in Kauf, um sich aus der bloßen Helferrolle innerhalb der Familie zu lösen und eine aktivere Position einzunehmen.
Dieser gesellschaftliche Strukturwandel verläuft natürlich nicht reibungslos. Neben der Verrentung der Babyboomer, der Abwanderung von Fachkräften³ und der Ausbildungslücke stehen Unternehmen vor der zusätzlichen Herausforderung, familienfreundliche Arbeitszeitmodelle sowohl für Männer als auch für Frauen zu schaffen.
Darüber hinaus beklagen sich die neuen Väter über fehlende Vorbilder⁴ und darüber, dass sie sich für ihre Neudefinition des emanzipierten Mannes gegenüber den älteren Generationen rechtfertigen müssen. Im Gegensatz dazu nehmen Frauen die veränderte Situation erstaunlich gelassen hin, solange auch ihr Partner es ernst meint.
Jana Tschannen: Es kommt darauf an, wie sehr die Männer dazu bereit sind, sich einzubringen, nicht so sehr, wie die Frauen bereit sind abzugeben. Wenn man nicht das Gefühl haben muss, nach Hause zu kommen und doch alle Aufgaben erledigen zu müssen, ist die Bereitschaft jedenfalls gegeben.
Herold, Richard & Eva Wannenmacher: Mythos neue Väter. SRF (2022).
Verwandte Themen:
Krone für die Kita basteln - standesgemäß Geburtstag feiern
„Mutti, ich brauch ’nen Hunni für Kippen.” - Schuldschein für Verwandte
¹Vetter, Veronika Helga: Muttertag: Ein Bild zum Ausmalen - Mama Danke sagen. gws2.de (04/2024).
²Tautz, Daniel: Neue Väter, alte Rollen? Papas unter Druck. MDR | exactly (2024).
³Spardel, Luisa: Fachkräftemangel: Welche Ursachen und Lösungen gibt es? recruitee.com (04/2024).
⁴Eickhorst, Andreas: Sind Väter schlechtere Eltern? youtube.com (04/2024).
⁵Guillaume, Horst: Vatertag. In: Deutsch perfekt Spezial Nr. 2 (2021). S. 115.
⁶Wege, Brigitte vom & Mechthild Wessel: Das Aktionsbuch Feste, Bräuche, Rituale. Freiburg im Breisgau: Verlag Herder 2005.
⁷Gerstbach-Muck, Robert: Feste feiern mit Familie und Freunden. Linz: Welt der Frau Verlags GmbH 2002.
⁸Only Human Deutschland: Seit 20 Jahren Hartz 4-Empfänger. youtube.com (04/2024).
⁹Vetter, Veronika Helga: Hunde zum Ausmalen - vom Wolf zum Kuscheltier. gws2.de (04/2024).