Als ich dieses Jahr Anfang Februar meinen Keller aufräumte, wollte ich gleich die Gelegenheit nutzen, um auch das kleine Fenster zu putzen. Als ich es dazu öffnete, kreischte ich jedoch erst einmal ungefähr so, wie Janet Leigh unter der Dusche in Alfred Hitchcocks Klassiker „Psycho”. Der Grund dafür waren Dutzende, bewegungslose Marienkäfer, die in den Fensterritzen ihren Winterschlaf hielten und deren Anblick mich völlig überraschte.
Wissen Sie, warum Marienkäfer, obwohl diese im Großen und Ganzen Einzelgänger sind, sich im Winter zu großen Schlafkolonien zusammenrotten? Es liegt nur daran, dass sie sich direkt nach wochenlanger Regungslosigkeit hemmungslos paaren können. Mit wem spielt eine untergeordnete Rolle, denn Marienkäfer wechseln in dieser Phase ohnehin alle zwei Tage den Partner. Kein Wunder also, dass fast alle dieser Insekten von Geschlechtskrankheiten betroffen sind.
Beim Geschlechtsakt wird jedoch auch eine Milbe übertragen [...]. Innerhalb von zwei Wochen erhöht sich die Befallsrate der Population von 20 auf 80 Prozent [...].
Schallenberg, Christina: Munterer Partnertausch beim Marienkäfer. wissenschaft.de (02/2016).
Nun ist mir auch endlich klar, warum Marienkäfer immer als Zierde im Osternest sitzen. Beim vorchristlichen Osterfest ging es bekanntlich um die Fruchtbarkeit und die Erneuerung nach dem Winter, weshalb man sich auch auf den Hasen als Symbolträger geeinigt hat. Den possierlichen Fellnasen dürften Marienkäfer zur Frühlingszeit in nichts nachstehen.
Hasen waren schon damals bekannt als die fruchtbarsten Tiere der Frühlingssaison und standen damit für das neue Leben.
Sascha: Osterhasen zum Ausmalen – Rätselspiel für Kinder. gws2.de (02/2016).
Andererseits werten die knallroten, einheimischen Marienkäfer mit ihren sieben Punkten ohnehin rein optisch jedes Osternest auf. Die rote Farbe der drolligen Käfer dient übrigens zum Schutz und ist eine Warnfarbe für Fressfeinde. Ist ein Marienkäfer in Lebensgefahr, scheidet er über die Beinchen ein gelbes Sekret aus, welches giftige Alkaloide beinhaltet. Durch die rote Farbe der Flügel wissen Spinnen, Eidechsen, Ameisen und Co. sofort, dass dieser Krabbler nicht besonders köstlich schmeckt.
They exude an unpleasant yellow substance (reflex blood) from their leg joints when attacked which is rich in toxic alkaloids.
Yule, Gregor: Facts about ladybirds. onekind.org (02/2016).
Weltweit ist der Marienkäfer unter seinem lateinischen Namen Coccinellidae bekannt. Man geht davon aus, dass sich der deutsche Name von der englischen Übersetzung ableitet. Bereits am Anfang des 15. Jahrhunderts soll der Coccinellidae in England auf ladybird getauft worden sein, wobei sich das „Lady” auf die Jungfrau Maria bezieht. Das „Bird” gilt in diesem Fall als angelsächsische, künstlerische Freiheit, wie bei dragonfly (dt. Libelle) oder butterfly (dt. Schmetterling). Wenn der Engländer des Spätmittelalters etwas fliegen sah, war es also entweder eine Fliege (eng. fly) oder ein Vogel (eng. bird).
The lady for whom they were named was „the Virgin Mary” [...]. Of course these insects are not birds, but butterflies are not flies [...].
University of Florida: Featured Creatures. entomology.ifas.ufl.edu (02/2016).
Um mein Schreckenserlebnis mit den reizenden Marienkäfern zu verarbeiten, habe ich zwei Variationen als frühlingshafte Osterdeko gebastelt.
Das einfache Modell zeigt einen kleinen krabbelnden Marienkäfer, der 6 Zentimeter lang und 4,5 Zentimeter hoch ist. Das dreidimensionale Insekt ist perfekt als frische, kariesfreie Dekoration fürs Fensterbrett oder das Osternest geeignet. Hingegen der große Brummer ist 13 Zentimeter lang und 11 Zentimeter breit. Dieser ist eine Papierverpackung, die viel Platz zum Verstecken von süßen Leckereien bietet.
Kleiner Marienkäfer aus Papier
Zum Basteln des einfachen Marienkäfers verwendete ich eine eierförmige Styroporkugel (Größe M) und schwarzen Chenilledraht. Für das typische Käfermuster kamen die Acrylfarben Rot und Schwarz sowie Deckweiß zum Einsatz. Als Bastelwerkzeuge benötigen Sie ein Bastelmesser, eine Schere, flüssigen Kleber, einen Bleistift und einen Holzspieß.
Zuallererst halbierte ich die Styroporkugel. Die eine Hälfte bleibt, wie sie ist, dies ist der Panzer des Käfers. Von der anderen Hälfte schnitt ich ein kleines Stück ab. Aus dem abgeschnittenen Einzelteil schnitzte ich mir mithilfe eines Messers eine kleine, runde Kopfform zurecht. Den präparierten Kopf klebte ich direkt im Anschluss mit viel flüssigem Kleber an der Vorderseite des Körpers fest.
Sieben Punkte und weiße Augen
Nachdem der Kleber im Grundgerüst aus Styropor getrocknet war, zeichnete ich das typische Marienkäfermuster mit einem Bleistift auf. Darauffolgend malte ich das Ganze mit Acrylfarben und Deckweiß (Kopf/Hals) aus. Ich zog übrigens deshalb Acrylfarben gewöhnlichen Wasserfarben vor, da diese auf dem weißen Styropor wesentlich besser decken.
Tipp: Um den Käfer unten und oben sauber ausmalen zu können, sollten Sie diesen temporär auf einen Holzspieß stecken. Zu guter Letzt bog ich mir aus schwarzem Chenilledraht insgesamt sechs Beinchen zurecht. Die Spitze der Beine bestrich ich gleich danach mit Kleber und steckte diese in den Bauch des Marienkäfers. Getestet: Falls Sie mehrere dieser einfachen Marienkäfer machen, empfehle ich Ihnen diese ganz zum Schluss noch mit einem matten Acryllack zu versiegeln. Dieser bringt die Acrylfarbe noch mehr zum Leuchten und glättet zugleich die Oberfläche.
Marienkäfer als Geschenkverpackung
Für die Papierverpackung in Marienkäferform verwendete ich Tonpapier in den Farben Rot, Orange, Grau und Schwarz sowie schwarzen Chenilledraht. Für den Kopf kamen außerdem eine eierförmige Styroporkugel (Größe M), Kulleraugen und schwarze Acrylfarbe zum Einsatz. Die Punkte sind garniert mit schwarzen Fasern der Reihe effect nails von essence cosmetics. Als Werkzeuge sollten Sie sich eine Schere, flüssigen Kleber, Falzbeil samt Lineal, einen Eyelet-Setter samt Eyelets, ein Bastelmesser sowie meine DIN A4 Bastelschablonen (#1 /#2 /#3) zurechtlegen.
Ich begann mit den Rand des Panzers und damit mit Schablone #1. Ich fertigte das Element einmal aus grauem und einmal aus schwarzem Tonpapier an. Im Anschluss klebte ich die beiden Einzelteile aufeinander und falzte die Knick- und Klebelinien. Wichtig: Die Verpackung ist über einen Steckmechanismus wiederverschließbar. Deshalb klebte ich in diesem Arbeitsschritt ebenfalls die drei Stecklaschen (siehe Schablone) zusammen.
Auf Schablone #2 befinden sich die Bodenelemente. Das große Teil mit dem Kopf fertigte ich einmal aus grauem und einmal aus schwarzem Tonpapier an. Hingegen das Achteck bereitete ich mir aus rotem Tonpapier vor. Danach klebte ich die bereits fertiggestellten Randelemente um die graue Bodenplatte und klebte das rote Achteck ein. Anschließend verklebte ich die einzelnen Klapplaschen des Randelements.
Wichtig: Die drei beweglichen Klapplaschen werden nicht verklebt, sondern in die Einschnitte gesteckt. Zu guter Letzt klebte ich zum Verkleiden der Klebelaschen das letzte schwarze Bodenelement auf die Unterseite der Papierbox. Damit ist die Schachtel im Bauch des Marienkäfers und damit der schwierigste Teil des Bastelmotivs fertiggestellt.
Gebogene Flügel sind aufklappbar
Für die Flügel fertigte ich das große Element von Schablone #3 einmal aus rotem und einmal aus orangefarbenem Tonpapier an. Direkt im Anschluss klebte ich die beiden Einzelteile aufeinander und falzte die Knick- und Klebelinien. Folgend nahm ich meinen Eyelet-Setter zur Hand und stanzte die 12 Löcher (siehe Schablone) aus. Im Anschluss nahm ich eine Flügelseite und drückte die sechs Rippen so übereinander, dass nur noch ein Loch zu sehen war. In dieses Loch drückte ich ein rundes Eyelet und stanzte es mit dem Eyelet-Setter fest. Direkt danach wiederholte ich die Schritte mit der anderen Seite.
- Darauffolgend klebte ich den Flügeln die schwarzen Tonpapierpunkte auf, die ich danach noch mit den flauschigen Kosmetikfasern verkleidete.
- Nun klebte ich die Flügel wie einen Mantel über die Schachtel. Hinweis: Damit die Flügel beweglich bleiben, werden diese nur am Hals des Marienkäfers festgeklebt.
Für den Kopf halbierte ich eine eierförmige Styroporkugel und bemalte diese mit schwarzer Acrylfarbe. Danach klebte ich dieser zwei Kulleraugen und zwei Fühler aus Chenilledraht auf und klebte das Ganze oben auf die Papierkopfsilhouette. Damit ist der dicke Brummer bereit, um mit Ostersüßigkeiten befüllt und verschenkt zu werden.
Fazit
Wenn in meiner Kindheit im Sommer ein Marienkäfer auf mir landete, freute ich mich und ließ ihn immer von Arm zu Arm krabbeln. Das hat jedes Mal so schön gekitzelt. Mit zunehmendem Alter bin ich Insekten nicht mehr so wohlgesonnen. Als letztes Jahr beispielsweise ein dicker Maikäfer in mein Arbeitszimmer geflogen ist, bin ich erst einmal schreiend mit wedelnden Armen durch die Wohnung gerannt.
Trotzdem habe ich mein Kellerfenster unverrichteter Dinge wieder geschlossen und meine Marienkäferkolonie weiterschlafen lassen. Schließlich soll es großes Unglück bringen, wenn man den roten Krabblern das Leben nimmt. Im Sommer dichte ich das Fenster aber ab, um dem frivolen Treiben im kommenden Frühling vorzubeugen.
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