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Serviettentechnik und Decoupage - Unterschiede

Seit Herbst 2014 lässt sich be­ob­ach­ten, wie im Bas­tel­be­reich ein neu­er Internet-Mythos ent­steht. Egal, ob re­nom­mier­tes Bas­tel­ma­ga­zin, Ver­kaufs­platt­form oder Hobby-Bastelforum, so all­mäh­lich ver­schmel­zen die Schlag­wor­te Ser­vi­et­ten­tech­nik, De­cou­pa­ge und Dé­co­patch mit­ein­an­der. Un­ter an­de­rem aus die­sem Grund er­hiel­ten wir vor Kur­zem eine E-Mail von ei­ner sehr freund­li­chen Be­su­che­rin, de­ren In­halt wir an die­ser Stel­le ver­öf­fent­li­chen dür­fen.

[...] Mein Mann hat ein Vo­gel­haus aus Holz ge­baut, was ich mit Dé­co­patch ver­sie­geln und ver­schö­nern möch­te. Könnt ihr mir viel­leicht sa­gen, ob es da­für be­son­de­re Ser­vi­et­ten gibt oder nimmt man da ganz nor­ma­le? [...] Ich habe ge­le­sen, dass dün­nes Décopatch-Papier we­ni­ger fal­ten macht als Ser­vi­et­ten, stimmt das? [...]

Goś­ka, So­fia: Fra­ge zur Dé­co­patch Tech­nik. E-Mail vom 04.07.2015.

Bild von Glas mit Decoupage Technik

Eine Ur­sa­che der Be­griffs­ver­mi­schung ist der fran­zö­si­sche Bas­tel­ma­te­ri­al­her­stel­ler Dé­co­patch So­cié­té d’import-export, wel­cher Kle­ber und Pa­pier für De­cou­pa­ge her­stellt. Das Un­ter­neh­men ist eben­falls auf­grund gro­ßer Wer­be­kam­pa­gnen da­für mit­ver­ant­wort­lich, dass die Decoupage-Technik zu ei­nem Bas­tel­trend ge­wor­den ist. Mit Dé­co­patch ist also in al­ler Re­gel De­cou­pa­ge ge­meint (ähn­lich wie bei Tem­po und Ta­schen­tuch), au­ßer es han­delt sich um Ser­vi­et­ten­tech­nik.

Decoupage vs. Serviettentechnik

War­um zwi­schen die­sen bei­den Tech­ni­ken eine Un­ter­schei­dung oft­mals schwer ist, liegt an der Über­set­zung. Dass Deutsch eine sehr ge­naue Spra­che ist, lässt sich an den bei­den Kon­tra­hen­ten sehr gut se­hen. Wäh­rend­des­sen man den Be­griff De­cou­pa­ge (eng­lisch de­cou­pa­ge /frz. dé­cou­pa­ge) über­nom­men hat, ist mit der Ser­vi­et­ten­tech­nik (eng­lisch nap­kin de­cou­pa­ge / frz. dé­cou­pa­ge) eine neue Wort­kom­po­si­ti­on ent­stan­den. Zu­recht, denn De­cou­pa­ge ist nicht das­sel­be wie Ser­vi­et­ten­tech­nik.

Bild von Maske mit Serviettentechnik und Decoupage

Grund­sätz­lich gilt: Ser­vi­et­ten­tech­nik ist eine Un­ter­form des De­cou­pa­ge. Mit spe­zi­el­lem Kle­ber wer­den be­reits be­stehen­de Mo­ti­ve neu de­ko­riert. Es ist mit bei­den Tech­ni­ken mög­lich zu ver­sie­geln und Col­la­gen zu ent­wi­ckeln.

Servietten und Papier: Vor- und Nachteile

Bild von Decoupage-Papier und ServietteWie der Name es sug­ge­riert, wer­den bei der Ser­vi­et­ten­tech­nik Pa­pier­ser­vi­et­ten ver­klebt. Hier­bei wird je­doch im­mer nur die ers­te be­druck­te Lage ver­wen­det. Die dün­nen Ser­vi­et­ten­la­gen müs­sen mit viel Fin­ger­spit­zen­ge­fühl ver­ar­bei­tet wer­den, denn die­se rei­ßen sehr schnell. Au­ßer­dem sind Ser­vi­et­ten in der Re­gel per­fo­riert. Die Druck­stel­len der Per­fo­ra­ti­on über­tra­gen sich auch auf das Mo­tiv, wer­den die­se vor­her nicht weg­ge­schnit­ten. Da­durch ent­steht zu­sätz­lich zu den nicht ge­brauch­ten Pa­pier­la­gen viel Ab­schnitt. Da­für sind Ser­vi­et­ten so gut wie über­all er­hält­lich und sehr güns­tig.

Bild von Decoupage-Papier mit Blumen

Spe­zi­el­les Decoupage-Papier hat zwei Sei­ten, eine ist glän­zend, die an­de­re ist matt. Ob­wohl sehr dünn, ist die­ses Spe­zi­al­pa­pier äu­ßerst reiß­fest, wes­halb es ge­wöhn­lich ge­schnit­ten und nicht ge­ris­sen wird. Wäh­rend­des­sen Ser­vi­et­ten sehr saug­fä­hig sind, ist Decoupage-Papier be­schich­tet, fühlt sich wachs­ar­tig an und ist da­mit in ge­wis­sem Maße was­ser­ab­wei­send. Auf­grund die­ser Be­schaf­fen­heit gibt es das be­son­de­re Pa­pier nur im Fach­ge­schäft für Bas­tel­be­darf, au­ßer­dem ist es ver­hält­nis­mä­ßig teu­er.

Der passende Kleber ist besonders wichtig

Bild von Kleber für Serviettentechnik und Decoupage

Kle­ber für Decoupage-Papier sa­ti­niert die Pa­pier­ober­flä­che gleich­zei­tig. Da­durch fühlt sich das Mo­tiv nach dem Trock­nen sehr weich an und er­hält ei­nen Porzellan-Look. Es kön­nen un­end­lich vie­le Decoupage-Papier-Schichten über­ein­an­der ge­klebt wer­den, so­lan­ge der Kle­ber zwi­schen den Schrit­ten zir­ka 20 Mi­nu­ten Trock­nungs­zeit be­kommt. Kle­ber für Ser­vi­et­ten­tech­nik ist we­sent­lich zäh­flüs­si­ger, da­mit sich die Ser­vi­et­te nicht so voll­saugt. Durch den ent­hal­te­nen Klar­lack wer­den die Far­ben der Ser­vi­et­te nach dem Trock­nen noch in­ten­si­ver. Von Wei­tem sieht ein Serviettentechnik-Motiv des­halb so aus, als wäre es be­malt.

Ger­ne wird Ser­vi­et­ten­tech­nik da­für ver­wen­det, um Ge­gen­stän­de für den Au­ßen­be­reich (Vogelhäuser/Haustürschilder) zu de­ko­rie­ren. Des­halb gibt es zwei Sor­ten die­ses Kle­bers.

Ser­vi­et­ten­tech­nik ist auch für drau­ßen. Es gibt Indoor- und Out­door­kle­ber.

Dia­na De­sign: CREATIVA Bas­tel­b­log in Dort­mund - Teil 2. youtube.com (07/2015).

Ge­mein­sam­kei­ten: So­wohl der Decoupage- als auch Serviettentechnik-Kleber wird nach dem Trock­nen trans­pa­rent und ist feuch­tig­keits­re­sis­tent.

Grundierung hilft bei beiden Techniken

Bekleben mit Decoupage einer grundierten MaskeIch habe schon oft­mals ge­le­sen, dass man nur vor der Ser­vi­et­ten­tech­nik grun­die­ren müs­se, da­mit die Far­be des Un­ter­grun­des nicht durch die dün­ne Pa­pier­la­ge schim­mert. Dies ist in­so­fern rich­tig, da man bei De­cou­pa­ge meis­tens oh­ne­hin meh­re­re Schich­ten auf­ein­an­der­klebt. Un­se­re Er­fah­rung hat je­doch ge­zeigt, dass eine Grun­die­rung mit bei­spiels­wei­se wei­ßer Acryl­far­be im­mer ein bes­se­res Er­geb­nis lie­fert, da der Un­ter­grund da­durch ver­ein­heit­licht wird.

Weiterverarbeitung und Versiegelung

Egal, ob De­cou­pa­ge oder Ser­vi­et­ten­tech­nik, so­bald der Kle­ber ge­trock­net ist, kann das Mo­tiv wei­ter­ver­ar­bei­tet wer­den. Acryl­far­ben haf­ten bei­spiels­wei­se sehr gut auf den Ober­flä­chen.

Bild von zwei Gläsern die mit Decoupage und Serviettentechnik beklebt wurden

Eine Be­son­der­heit von De­cou­pa­ge ist au­ßer­dem, dass ein da­mit be­kleb­ter Ge­gen­stand ab­ge­schlif­fen wer­den kann, so­lan­ge min­des­tens 10 Schich­ten auf­ge­klebt wur­den. Da­durch, dass sich der Kle­ber zwi­schen den gan­zen Schich­ten be­fin­det, bleibt das Mo­tiv auch nach dem Ab­schlei­fen ver­sie­gelt.

Serviettentechnik oder Decoupage - unser Fazit

Bei­de Tech­ni­ken ha­ben ihre Ein­satz­ge­bie­te und Da­seins­be­rech­ti­gun­gen. Die Stär­ken von De­cou­pa­ge kom­men be­son­ders zum Vor­schein, wenn es dar­um geht, fei­ne Din­ge zu ver­zie­ren. Decoupage-Papier lässt sich sehr gut vor­be­rei­ten und es gibt es in un­zäh­li­gen Mus­tern und Far­ben, so­dass au­ßer­ge­wöhn­li­che Col­la­gen mög­lich sind. Am Ende fühlt sich De­cou­pa­ge we­sent­lich schö­ner an und sieht im Ver­gleich zur Ser­vi­et­ten­tech­nik auch ed­ler aus.

Bild von Decoupage TeelichtBei groß­flä­chi­gen Mo­ti­ven oder im Outdoor-Bereich kann die Ser­vi­et­ten­tech­nik ihre Über­le­gen­heit aus­spie­len. Das Ma­te­ri­al ist im Ver­gleich zu De­cou­pa­ge sehr preis­wert, wes­halb sich Ser­vi­et­ten­tech­nik auch sehr gut zum Üben eig­net. Für das Gar­ten­vo­gel­haus von Frau Goś­ka ha­ben wir des­halb Ser­vi­et­ten­tech­nik mit ei­nem Outdoor-Kleber emp­foh­len. So­mit ist das höl­zer­ne Vo­gel­haus nicht nur ein Blick­fang, son­dern auch lan­ge vor Wit­te­rung ge­schützt.

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Mein Name ist Sa­scha ali­as Ki­lo­byte und ich bin Blog­ger seit 2009. Als Lieb­ha­ber und Be­wun­de­rer der bil­den­den Küns­te pu­bli­zie­re ich hier seit 2011 An­lei­tun­gen und Er­fah­rungs­be­rich­te über die schö­nen Din­ge des Le­bens. Au­ßer­dem sor­ge ich für die Funk­tio­na­li­tät von GWS2.de. Ich mag Pin­gui­ne, die Wei­ma­rer Klas­sik, Quen­tin Ta­ran­ti­no und für ita­lie­ni­sches Es­sen mit ei­nem Glas Grau­bur­gun­der ma­che ich fast al­les.


Kategorie: Blog

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