Noch bis August 2016 schien Greenville in South Carolina ein friedlicher Fleck auf der Landkarte zu sein. Eine charmante Kleinstadt, so idyllisch wie das oberfränkische Bamberg, mit einem soliden Standbein in der Automobilindustrie. Kaum jemand außerhalb der Region kannte den Ort. Doch dann riss etwas die heile Fassade in Stücke. Kinder flüsterten ihren Eltern zu, dass beim Spielen zwischen den Bäumen seltsame Gestalten lauerten: Clowns. Sie starrten, winkten und versuchten, die Kinder in einen nahegelegenen Wald¹ zu locken. Was wie ein makabrer Albtraum klang, nahm seinen Ursprung im Netz. Eine Facebook-Seite² namens „Gags The Clown” - nur wenige Tage zuvor erstellt, zeigte verstörende Fotos eines Horrorclowns aus Green Bay in Wisconsin. Eigentlich als PR-Gag für einen Kurzfilm gedacht, verbreiteten sich die Bilder in atemberaubender Geschwindigkeit. US-Medien rochen Blut und plötzlich war „Creepy Clown“ das Schlagwort des Spätsommers. Mit jeder neuen Schlagzeile wuchs die Zahl der Nachahmer. Manche begnügten sich damit, Passanten zu erschrecken. Andere griffen zu Waffen.
Der Wahnsinn machte selbst vor Deutschland nicht halt: Am 25. Oktober 2016 stellte sich in Berlin-Lichterfelde ein 16-Jähriger, maskiert und mit einem Hammer bewaffnet, an einen Gehweg. Gegen 19:30 Uhr sprang er aus dem Dunkel, um eine Gruppe Jugendlicher zu terrorisieren. Doch der Schreckmoment kippte - einer der Jungen zog ein Messer³ und stach zu. Der Clown sank zu Boden. Die Hysterie wuchs zu einer globalen Lawine, die nicht nur Straßenecken unsicher machte, sondern selbst die Werbewelt erschütterte. So sah sich selbst McDonald’s gezwungen, seine Kultfigur Ronald aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen - einen Clown, der in den späten 1980ern in den USA noch so allgegenwärtig und beliebt wie Santa Claus war.
Sein wichtigster Werbeträger - ein Clown namens Ronald - ist in den USA genauso beliebt wie Santa Claus.
Love, John F.: Die McDonald’s Story. Anatomie eines Welterfolges. New York: Bantam Books 1986.
Ronald McDonald erblickte 1963 im Rahmen einer Werbesendung in Washington, D.C. das Licht der Welt. Verkörpert wurde er von William Scott, der bereits durch die Kindersendung Bozo, der Clown landesweit bekannt war.
- Nach über fünf Jahrzehnten musste die Ikone wegen der „Creepy-Clown”-Welle aus der Öffentlichkeit verschwinden, damit die Fast-Food-Kette keinen Imageschaden riskiert. Ein bemerkenswertes Kapitel im zivilisatorischen Rückschritt.
Kritiker behaupten, McDonald’s sei nur wegen guter Standorte und kinderorientiertem Marketing groß geworden.
Tatsächlich liegt das Erfolgsgeheimnis aber in strikten Qualitätsstandards. Schon in den 1950er-Jahren verpflichtete der „Schachtelwirt“ seine Fleischlieferanten, Hamburger-Patties nach exakten Vorgaben herzustellen: 83 % Rindfleisch, 17 % Rinderschulter, maximal 20,5 % Fett. In einer Zeit, in der Hamburger in der Fast-Food-Branche aus Sojaprotein, Innereien, Blut und einer Extraportion Nitrat⁴ bestanden, damit das Fleisch künstlich rosa schimmerte, setzte McDonald’s damit bewusst auf Reinheit und Konstanz.
Hinzu kamen günstige Preise, die es auch kinderreichen Arbeiterfamilien erlaubten, außer Haus zu speisen.
Schneider, Willy: McMarketing. Einblicke in die Marketing-Strategie von McDonalds’s. Wiesbaden: GWV Fachverlage GmbH 2007.
Um in allen Filialen dieselbe Qualität garantieren zu können, forcierte der „goldene Doppelbogen” von Anfang an radikale Reduktion: Hamburger, Pommes frites und Milchshakes - mehr stand bis 1968 nicht auf der Karte. Erst im „Summer of Love” bekam der Big Mac seinen Platz im Sortiment und entwickelte sich sofort zum Bestseller. Gleichzeitig setzte McDonald’s konsequent auf Berechenbarkeit: Kunden sollten schon vor dem Besuch genau wissen, was sie erwartet. Neue Produkte ließen daher lange auf sich warten und waren meist wenig innovativ. 1973 folgte der Quarter Pounder, hierzulande als Royal TS, oder dank Vincent Vega, als „Royal with Cheese“ bekannt. Wie der Big Mac im Grunde nur eine Variation des ursprünglichen Hamburgers.
Vermutlich hätte McDonald’s noch viele weitere rindfleischbasierte Burgervariationen erfunden, hätte nicht die US-Regierung unter Präsident Jimmy Carter 1977 dazu aufgerufen, den Fleischkonsum drastisch zu reduzieren. Grund waren die steigenden Fälle von Herz-Kreislauf-Erkrankungen⁵ und Schlaganfällen, die man damals vor allem Rauchen und Fast Food zuschrieb.
- Statt Obst, Gemüse und Bewegung empfahl die Administration vor allem Fisch und Geflügel. McDonald’s musste reagieren und sein Menü erweitern.
Schon seit den 1960er-Jahren waren in den USA panierte Hühnerstückchen - die Chicken Nuggets - bekannt, entwickelt im Labor des Lebensmittelwissenschaftlers Robert C. Baker. Doch es brauchte ein eigenes Entwicklungsteam und jahrelange Forschung, um das Produkt in McDonald’s-typische Standards zu pressen. Erst 1983 wanderte es aus dem Labor endgültig in die Vitrine der Restaurants - als Chicken McNuggets.
ℹ️ Als im Dezember 1971 der erste deutsche McDonald’s in München-Obergiesing eröffnete, standen Chicken McNuggets noch lange nicht auf der Karte - die kamen erst 1983.
Das ganze Prozedere erinnert an die DDR-Griletta: Auch dort brauchte es jahrelange Entwicklungsarbeit, um am Ende eine einfache Fleischpflanzerl-Semmel mit Ketchup als marktreifes Produkt zu verkaufen.
Nichts wird im System Fast Food dem Zufall überlassen. Am allerwenigsten der Geschmack der Kunden. Oder besser gesagt, die Instrumente, mit denen dieser Geschmack gelenkt wird.
Sükar, Harald: Die Fast Food Falle. Wie McDonald’s und Co. auf Kosten unserer Gesundheit Milliarden verdienen. Wien: edition a 2018.
Überall ist zu lesen, der hohe Fleischkonsum beeinflusse das Klima im negativen Sinne. Ein Weltkonzern wie McDonald’s trägt natürlich ebenfalls große Verantwortung für die Umwelt, weswegen das Unternehmen den Fleischanteil in Chicken McNuggets zwischen 2017⁶ und 2023⁷ um 16 % gesenkt hat. Der Panadeanteil liegt seitdem bei mindestens 54 %, wodurch die Hühnersnacks nicht mehr so knusprig wie früher sind.
ℹ️ Chicken McNuggets gibt es weltweit nur in vier genormten Formen – „Glocke“, „Ball“, „Stiefel“ und „Fliege“.
Neben der Panade und dem Preis ist auch in meiner subjektiven Wahrnehmung der Anteil an Knorpeln in den Geflügel-Goldbarren gestiegen. Um diesen Qualitätsverlust zu kaschieren, bietet McDonald’s in den USA inzwischen über 25 verschiedene Dipsoßen⁸ an, damit der Gast seine Hähnchenhappen im favorisierten Geschmack ertränken kann. Bedauerlicherweise macht die grassierende Shrinkflation auch unter den Flügeln der goldenen Möwe keinen Halt.
Als Mutter von zwei Kindern stimmt mich der Qualitätsverlust nachdenklich. Eigentlich liebe ich das familienfreundliche McDonald’s-Konzept: keine nervigen Kellner, kein Trinkgeld-Gebettel, Wasserflaschen darf man selbst mitbringen, dazu haufenweise Gutscheine, starkes Gratis-WLAN und überraschend guter Kaffee. Und mal ehrlich; es ist doch nichts Verwerfliches daran, wenn die Kids sich eine 20er-Chicken-Box teilen. Aber für eine matschige Panade mit Frittierfett inzwischen bis zu 12,00 Euro hinzulegen? Da denke ich mir immer öfter: „Dafür könnte ich eine halbe Hühnerschar selbst ausbacken.“
ℹ️ 1993 kostete⁹ eine 20er-Box Chicken McNuggets 10,50 DM. Für viele galt das als teuer – dafür waren Geschmack und Sättigungsgefühl damals noch überzeugend.
Um das typische McDonald’s-Gefühl trotzdem in die eigene Küche zu retten, habe ich die Original-Schachteln nachgebastelt und in praktische Schablonen zum Nachmachen verwandelt. Mein Fokus lag einerseits auf der 4er-Chicken-McNuggets-Box, jenem Klassiker, der vor allem im Happy Meal serviert wird.
📦 Maße der 4er-Chicken-McNuggets-Box: Länge 9 cm × Breite 10 cm × Höhe 5,5 cm.
Außerdem rekonstruierte ich die Verpackung für 20 Chicken McNuggets - die größte Schachtel, in der McDonald’s in Mitteleuropa sein Hühnerpressfleisch anbietet. Auffällig an diesem Lebensmittelcontainer sind die acht kleinen Luftlöcher, die ihm ein fast technisches Aussehen verleihen.
📦 Maße der 20er-Chicken-McNuggets-Box: Länge 17 cm × Breite 10,5 cm × Höhe 6,5 cm.
Chickenbox basteln
Auf meiner PDF-Schablone nimmt die kleine Schachtel nur eine DIN-A4-Seite ein. Am einfachsten ist es, die Vorlage direkt auf das gewünschte Material zu drucken. Ich selbst habe dafür zwei Tonpapierbögen mit je 130 g/m² Grammatur verwendet, die ich nach dem Ausschneiden symmetrisch aufeinandergeklebt habe. Wer die Chickenbox tatsächlich zum Transportieren von gekochtem Essen nutzen möchte, sollte zusätzlich eine dritte Schicht aus Back- oder Butterpapier einlegen, um die Innenseiten fettbeständig zu machen.
Da das Basteln der 4er-Chicken-McNuggets-Box im Wesentlichen nur aus Ausschneiden, Einschneiden, Falzen und Zusammenkleben besteht, habe ich meinen Fokus auf die Gestaltung der Außenseiten gelegt.
Zum Bastelmaterial:
✂️ Mein Material: Schere, flüssiger Kleber, Bastelmesser, schnittfeste Unterlage, Tonpapier, Jaxon Aquarell Wachspastellkreiden (301, 310, 313), Falzbein, Bügeleisen, Backpapier.
Nachdem ich die Schablone zweimal auf Tonpapier ausgedruckt und die ausgeschnittenen Einzelteile aufeinandergeklebt hatte, schabte ich mit einem Bastelmesser weiße, rote und orangefarbene Wachspastellkreide über die spätere Box-Außenseite. Anschließend legte ich ein Stück Backpapier darüber und fuhr mit einem Bügeleisen auf mittlerer Hitze darüber, sodass die Wachspastellkreide gleichmäßig zu schmelzen begann.
ℹ️ Durch die geschmolzene Wachspastellkreide erhält das Tonpapier eine einzigartige Optik und Haptik. Gleichzeitig wirkt die aufgebrannte Schicht wie ein Schutzfilm, der die Schachtel stabiler macht.
Nachdem die Dekoration abgekühlt war, klebte ich die Box zusammen und hakte die obere Hälfte mithilfe der beiden Frontnasen an der Unterseite ein.
Big Box für 20er-Chicken-Nuggets
Im Gegensatz zur kleinen Schachtel verlangt die backsteinförmige Big Box etwas mehr Bastelgeschick, da sie aus vier Einzelteilen besteht. Grundsätzlich ist der Food-Karton aber ebenfalls ein recht simples Motiv - der Boden wird, wie beim McDonald’s-Original, lediglich ineinandergeschoben. Auch hier empfiehlt es sich, die Schablonenelemente direkt auf das gewünschte Papier zu drucken.
📦 Auf den drei DIN-A4-Schablonen sind die Klebelaschen mit den Buchstaben A bis D markiert. Die Einzelteile müssen jeweils an den identischen Lettern zusammengefügt werden.
Nach dem Verzieren mit Wachspastellkreiden legte ich das Deckelstück so vor mich, dass die spätere Innenseite nach oben zeigte. Anschließend bearbeitete ich die Knick- und Klebelinien mit einem Falzbein, um sie beweglich zu machen. Daraufhin nahm ich die vorbereiteten Seitenteile und befestigte sie an den Markierungen A und D. Im nächsten Schritt folgte das mittelgroße Element, das ich an den Buchstaben B und C fixierte, wodurch der Kasten seine Grundform erhielt.
Zum Abschluss schob ich die vier nach unten hängenden Bodenstreifen ineinander. Dabei ist Vorsicht geboten: Der kleine Flügel am unteren Ende des Deckelstücks muss vor dem Zusammenstecken nach innen eingeschlagen werden, sonst lässt sich der Boden nicht richtig schließen.
Kann nichts mehr aus dem Papierziegelstein herausfallen? Dann: Klappe zu, Affe tot.
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¹Jaros, Mariner: The 2016 Killer Clown Trend That ENDED Lives. youtube.com (09/2025).
²CZsWorld: The 2016 Clown Craze | Horror History. youtube.com (09/2025).
³Amenda, Peter: Junge (14) sticht Horror-Clown mit Messer nieder. bild.de (09/2025).
⁴Love, John F.: Die McDonald’s Story. Anatomie eines Welterfolges. New York: Bantam Books 1986.
⁵Rude, Emelyn: Secrets of the Chicken Nugget: A Surprising History. time.com (09/2025).
⁶Tölle, Katja: Qual Global. In: ÖKO-TEST Nr. 11 (2017). S. 114.
⁷Michl, Johanna: Test: Chicken Nuggets. In: ÖKO-TEST Nr. 8 (2023). S. 37.
⁸Rousselle, Christine: McDonald’s chicken nuggets almost never came into existence. nypost.com (09/2025).
⁹lieblingsnerd: McDonald’s. threads.com (09/2025).