Verbraucherschützer und Gesundheitskommissionen schlagen Alarm: Kinder sehen heute mehr TV-Spots¹ in kürzeren Abständen, als es in den 2010er-Jahren der Fall war. Und da in der Werbung vorwiegend schädigende Lebensmittel angepriesen werden, ist es kein Wunder, dass der deutsche Nachwuchs immer dicker² wird. Diese schlüssige Kausalität hat allerdings einen Haken: Nur noch 33%³ der jungen Menschen konsumieren konventionelles Fernsehen. Die große Mehrheit lässt sich von Streamern auf Videoplattformen berieseln, währenddessen sie parallel⁴ dazu das Gamepad schwingt, Klemmbausteine aneinanderreiht oder an der Chatinteraktion teilnimmt. Aber wenn die Reklame nicht ankommt, woher wissen dann Buben und Mädchen immer ganz genau, welches Knabbergebäck gerade angesagt ist? Na klar, von gleichaltrigen Spielgefährten.
Sophie, 12: Wenn andere Leute das haben, dann kaufe ich es mir meistens selber, weil ich es auch ausprobieren möchte.
Schreder, Tim: Snacks im Supermarkt - worauf achtet ihr? logo! | ZDF (2023).
Eigentlich könnte sich die Snack-Industrie ihre Werbekampagnen sparen. Als die Hersteller ihren Produkten wegen des Russisch-Ukrainischen Krieges billiges Palmfett zumischten, wurden Erdnussflips und Kartoffelchips genauso oft wie früher gekauft.
Vorne steht fett Sonnenblumenöl auf der Packung, neben dem Datum ist ein kleiner Aufdruck, das dass Öl ersetzt wurde.
Isolus: Neuerdings mit Palmöl. In: test Nr. 12 (2022). S. 7.
Selbst das orangefarbene D der Lebensmittelampel, welches die meisten Salzgebäck-Varianten seit dem Jahre 2019 ziert, hat noch keinen Konsumenten vom Kauf abgehalten. Es ist einfach zu befriedigend, eine Tüte Cracker oder Tortilla-Chips zu mampfen. Das liegt daran, dass in jedem Knabbergebäck die süchtigmachende Naschformel steckt.
Dieses Verhältnis 50% Kohlenhydrate und 35% Fett haben die Erlangener Wissenschaftler Naschformel genannt. [...] Naschformel-Ratten essen in zehn Minuten doppelt so viel wie ihre Artgenossen, die Standardfutter bekommen.
Kegel, Andreas: Warum wir bei Snacks die Kontrolle verlieren. Gut zu wissen | BR Fernsehen (2019).
Infantile Kennzeichnungen, penetrante TV-Werbung, minderwertige Inhaltsstoffe - das alles nimmt keinen Einfluss auf die Kaufentscheidung. „Ich esse, was mir schmeckt!”, denken die meisten Deutschen. Das Konsumverhalten ändert sich erst dann, wenn die Bundesbürger für dumm verkauft werden. So geschehen im Herbst 2022, als bei beliebten Salzgebäcksorten eine horrende Schrumpflation⁵ einsetzte. Teilweise wiesen die Snacktüten 25 Gramm weniger Inhalt auf, wohingegen der Preis unverändert blieb.
Anbieter verteuern Produkte, indem sie in weitgehend gewohnter Packung weniger Inhalt verkaufen - oft zum gleichen Preis. Illegal ist das nicht, aber eine Kostenfalle.
Valet, Armin: Versteckte Preiserhöhung. In: test Nr. 9 (2023). S. 10.
Diese Verbrauchertäuschung trifft insbesondere Eltern, da Kinder ständig Lust auf Knabbereien haben. Zwar erzählen Mütter gerne nach Paulanergartenart, dass die Zwischenmahlzeiten ihres Nachwuchses ausschließlich aus Apfelspalten und Gurkenscheiben bestehen, auf den Spielplätzen lässt sich dann aber beobachten, wie zumindest Maisflips ausgepackt werden.
- Warum auch nicht? Bei den meisten Puffcorn-Produkten kommt weder Salz noch die Naschformel zum Einsatz. Außerdem zerfallen die luftigen Getreidelarven im Mund, weswegen sie schon für Babys geeignet sind.
Das Problem: Pufuleti ziehen die Feuchtigkeit aus der Luft und verlieren rasch ihre Knusprigkeit. Dadurch landet oftmals die Hälfte eines 85-Gramm-Beutels im Müll, was 0,65 Euro entspricht. Schön blöd, schließlich gibt es eine total einfache Origami-Technik, mithilfe derer sich aufgerissene Chipstüten frischebewahrend verschließen lassen.
Die Voraussetzungen
Doch aufgepasst: Die Snack-Verpackung benötigt eine gerade Öffnung, damit die japanische Falttechnik zum Einsatz kommen kann. Es wäre also stets ratsam, jedwedes Knabbergebäck mit einer Schere aufzuschneiden. Die Verschlusstechnik funktioniert aber auch, wenn der Beutel mit beiden Händen gleichmäßig aufgezogen wurde.
- Außerdem spielt das Material eine Rolle. Obwohl Origami und Papier zusammengehören, dürfen die Sackerl ausschließlich aus Kunststoff bestehen, damit der Frischeverschluss in Form bleibt.
Darüber hinaus sollte bereits ein Drittel des Inhalts verzehrt worden sein, da die Tüte andernfalls zu wenig Angriffsfläche bietet.
Sind alle Bedingungen erfüllt, ist es ratsam, die Verpackung als Erstes auf die Vorderseite zu legen. Direkt im Anschluss beginnt das Verschließen, indem beide Öffnungsecken schräg nach innen geknickt werden, wobei die eingeschlagenen Kanten ungefähr gleichgroß sein sollten.
Chipstüte zu machen
Unmittelbar danach geht es um das lockere Schließen, indem die verkleinerte Öffnung an drei imaginären Faltlinien mit jeweils einer Breite von circa 1,5 Zentimetern nach hinten umgeschlagen wird.
Durch das dreimalige Beugen sind an den Ecken der Vorderseite automatisch zwei Täschchen entstanden.
Um die Snack-Tüte nun luftdicht zu versiegeln, ist es abschließend nötig, mit dem Daumen nacheinander in die beiden Hohlräume zu fahren und die Ecktaschen mithilfe des Zeigefingers nach hinten umzustülpen.
- Dieser letzte Origami-Schritt erfordert formstabiles Material und ist deshalb dafür verantwortlich, dass die Verschlusstechnik nur mit Kunststoffbeuteln funktioniert.
Finden leere Polypropylen-Verpackungen ihren Weg in die gelbe Tonne, können diese aber problemlos recycelt werden.
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¹Penack, Susan & Rieke Sprotte: Snacks für Kids - häufig sehr viel Zucker und Fett. Aktueller Bericht | SR Fernsehen (2021).
²Krätzig, Christina, Katrin Krief u. a.: Warum werden unsere Kinder immer dicker? wdr.de (PDF) (11/2023).
³Duckstein, Barbara: Die deutschsprachige Welt in Zahlen. In: Deutsch perfekt Nr. 3 (2021). S. 13.
⁴Ehrlich, Phil: Auf Twitch Geld verdienen: Alltag und Einnahmen als Streamer. youtube.com (11/2023).
⁵Schmitt, Sonja: Schrumpflation: Vorsicht, verdeckte Preiserhöhungen! bild.de (11/2023).