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Lebkuchenmann mit Korb - Bastelidee aus Papier und Pappe

Wer Schil­lers Ma­ria Stuart ge­le­sen hat, kennt ver­mut­lich Eli­sa­beth I., Kö­ni­gin von Eng­land. Über­trie­ben ge­sagt geht fast al­les, was Groß­bri­tan­ni­en bis zur Spät­re­nais­sance her­vor­ge­bracht hat, auf die­se Frau zu­rück. So soll sie un­ter an­de­rem die spa­ni­sche Ar­ma­da be­siegt, die an­gli­ka­ni­sche Kir­che eta­bliert, Wil­liam Shake­speare „er­fun­den“ und die Pi­ra­te­rie für ihre ei­ge­nen Zwecke¹ ge­nutzt ha­ben. Doch da­mit nicht ge­nug: Zwi­schen dem Köp­fen ih­rer Cou­si­ne und dem Eta­blie­ren ei­ner steu­er­fi­nan­zier­ten Ar­men­für­sor­ge mach­te sie auch Leb­ku­chen­män­ner mas­sen­taug­lich. „Das sind doch al­les Le­gen­den“, könn­te manch ei­ner ein­wen­den. Doch in An­be­tracht des­sen, dass die Vir­gin Queen län­ger re­gier­te, als die DDR exis­tier­te, dürf­te an ih­ren zahl­rei­chen Hel­den­ta­ten durch­aus et­was dran sein. Zu­min­dest ist gut be­legt, dass die Lang­zeit­re­gen­tin so­wohl Höf­lin­ge als auch be­son­de­re Gäs­te² als Gin­ger­b­read Men nach­ba­cken ließ.

ℹ️ Der eli­sa­be­tha­ni­sche Leb­ku­chen­mann be­stand aus Sem­mel­brö­seln (bzw. Brot­kru­men), Ho­nig, Zimt, Nel­ken, Pfef­fer und na­tür­lich Ing­wer (eng­lisch: gin­ger). Er war deut­lich här­ter und wür­zi­ger als der deut­sche Leb­ku­chen.

Die men­schen­ähn­li­che Form war eine Neu­heit – eine Mi­schung aus Eh­rung und roya­lis­ti­schem Scha­ber­nack. Das Gin­ger­b­read selbst ge­hör­te je­doch längst zur hö­fi­schen Spei­sen­fol­ge und wur­de häu­fig nach dem Es­sen als Ver­dau­ungs­för­de­rer³ ge­reicht. Doch auf­ge­passt: Wir be­fin­den uns am reichs­ten Hof Eu­ro­pas. Von grö­ße­ren Men­gen Zimt, Nel­ken, Kar­da­mom, Anis, Mus­kat­nuss und Pi­ment konn­te ein deut­scher Kur­fürst im 16. Jahr­hun­dert nur träu­men.

In der dargestellten Szene herrscht eine stille, fast märchenhafte Winteratmosphäre. Der Hintergrund schimmert in kühlen Weiß- und Grautönen – ein frostiger Hauch, der an Schnee erinnert und den Zauber der Vorweihnachtszeit einfängt. Im Zentrum wächst ein dichter Busch aus zarten Tannennadeln, flankiert von zwei detailreich modellierten Fimo-Weihnachtsbäumen. Sie tragen ihr festliches Kleid aus hellen und dunklen Grüntönen, geschmückt mit weißen und goldenen Kugeln, die wie gefrorene Lichtpunkte zwischen den Zweigen glänzen. Ganz oben krönt ein goldener Stern das Ensemble und gibt dem Bild eine ruhige Symmetrie. Am Boden entfaltet sich ein duftender Teppich aus weihnachtlichen Zutaten – verstreute Nelken, Haselnüsse und Zimtstangen erinnern an vertraute Düfte und an die Wärme von Geborgenheit. Auf der rechten Seite steht die Lebkuchenfrau mit ihrem geflochtenen Korb. Ihr Körper leuchtet in sanften Vanille- und Goldtönen, die Wangen schimmern rosig, der Kragen wirkt wie aus Zuckerguss gemalt. Augen und Knöpfe sind in tiefem Schwarz gehalten, wodurch ihr Gesicht eine fast lebendige Freundlichkeit ausstrahlt. Ihr Korb ist randvoll mit winterlichen Schätzen – Erdnüsse, Haselnüsse und Mandeln füllen ihn bis zum oberen Rand und verleihen der Szene Fülle und Lebendigkeit. Links daneben wacht ein Nussknacker, der in seiner handwerklichen Machart ein kleines Kunstwerk für sich ist. Sein Körper besteht aus einer einfachen Toilettenpapierrolle, doch er wurde meisterhaft verwandelt: umhüllt von hautfarbenem und schwarzem Tonpapier, geschmückt mit Wackelaugen und einem weichen Wattebart. Um den Körper und die röhrenförmigen Arme legt sich roter Filz, sorgfältig verarbeitet, festlich und warm. Goldene Linien zeichnen seine Konturen nach – an Schultern, Gürtel, Knöpfen und Hut. Der goldene Besatz lässt ihn beinahe echt wirken, als wäre er einem alten Märchen entsprungen. Dieses Bild stammt von Veronika Helga Vetter, einer österreichischen Papier- und Webkünstlerin, die seit 2012 filigrane Bastel- und Dekorationsszenen erschafft. Ihre Komposition zeigt, wie aus einfachen Materialien eine ganze Wintergeschichte entstehen kann – voller Licht, Farbe und handwerklicher Seele. GWS2.de November 2025

Trotz­dem wa­ren Leb­ku­chen den Men­schen kei­nes­wegs fremd. Schon um 1550 las­sen sich Leb­zel­ter, also spe­zia­li­sier­te Leb­ku­chen­bä­cker, in der Ober­pfalz, in Nie­der­bay­ern und im ös­ter­rei­chi­schen Mühl­vier­tel nach­wei­sen. Ur­sprüng­lich war der süße Ho­nig­ku­chen eine Klos­ter­spei­se, doch bald tru­gen die wan­dern­den Back­hand­wer­ker ihre duf­ten­den Wa­ren auf Jahr­märk­te und Kirch­wei­hen hin­aus und mach­ten sie so dem ein­fa­chen Volk zu­gäng­lich.

Die re­gio­na­le Häu­fung er­klärt sich durch den Baye­ri­schen und den Böh­mer­wald, wo zahl­rei­che Zeid­ler (Wal­dim­ker) un­er­müd­lich Ho­nig sam­mel­ten. Den­noch blieb der Leb­ku­chen ein Lu­xus­gut: We­gen der teu­ren Ge­wür­ze wur­de er zu be­son­de­ren An­läs­sen im Herbst und Win­ter ge­ges­sen und meist schon im Spät­som­mer ge­ba­cken. In der üb­ri­gen Zeit stell­ten die Leb­zel­ter Met und Ker­zen her - eine per­fek­te Sym­bio­se mit ih­ren flei­ßi­gen Ho­nig­lie­fe­ran­ten.

Vor einem sanft strukturierten Hintergrund aus hellbrauner Korkplatte entfaltet sich eine warme, beinahe märchenhafte Adventsszene. Im Zentrum steht die Lebkuchenfrau, deren Körper in zarten Vanille- und Goldtönen schimmert. Ihre Wangen leuchten rosig, der Kragen trägt den gleichen zarten Farbton, während Augen und Knöpfe in tiefem Schwarz kontrastieren. An Händen und Füßen laufen feine weiße Bögen entlang, die wie Zuckergusslinien wirken und dem Papiermotiv eine täuschend echte Glasuranmutung verleihen – tatsächlich wurde alles mit glänzenden Acrylstiften koloriert. Die Figur strahlt eine ruhige Festlichkeit aus, als wäre sie einem klassischen Weihnachtsmärchen entsprungen. In ihrem geflochtenen Korb liegen diesmal keine Nüsse, sondern kleine, selbstgebackene Butterplätzchen in Herz- und Sternform. Ihre Oberflächen glänzen, bestreut mit winzigen weißen Sternen und goldenen Zuckerkügelchen, die das Licht sanft reflektieren. Der Korb wirkt prall gefüllt – eine Hommage an die Fülle und das Teilen in der Weihnachtszeit. Links neben der Lebkuchenfrau sitzt ein kleiner Fimo-Lebkuchenmann, dreidimensional modelliert, mit dunklem Teigbraun und einer charmanten roten Nase. Zwei schwarze Knopfaugen verleihen ihm Ausdruck, während die weiße Kochmütze mit rotem Verschlussknopf ihn als kleinen Zuckerbäcker ausweist. Sein plastisches Erscheinungsbild ergänzt die flache Papierfigur perfekt und schafft eine lebendige Mischung aus Dimension und Materialität. Rechts daneben steht eine leuchtend rote Teetasse – komplett aus feinen Papierstreifen gefertigt, in sorgfältiger Quillingtechnik. Die filigranen Windungen des Papiers bilden Wand, Henkel und Rand der Tasse. Am Henkel hängt eine kleine Zitrone, ebenfalls aus Papier gewickelt, und im Inneren schimmert gelb-oranges Papier wie duftender Tee. Diese Miniaturarbeit ist präzise, detailreich und von hoher handwerklicher Qualität – ein ruhiger Gegenpol zur Lebkuchenfigur in der Mitte. Im Vordergrund liegen zwei Zimtstangen und ein weiterer Butterplätzchenstern – kleine, aber wirkungsvolle Requisiten, die den Duft von Weihnachten beinahe sichtbar machen. Das gesamte Arrangement zeigt eine harmonische Balance zwischen Farbe, Form und Material. Es ist eine Szene voller Sorgfalt, Wärme und stiller Freude – komponiert, fotografiert und liebevoll umgesetzt von Veronika Helga Vetter, österreichische Papier- und Webkünstlerin seit 2012, deren Arbeiten immer wieder den feinen Übergang zwischen Bastelkunst und visueller Poesie aufzeigen. GWS2.de

Mit der Zeit ver­scho­ben sich die Schwer­punk­te. Wäh­rend in Or­ten wie Frey­ung oder Bad Le­on­fel­den noch gan­ze Fa­mi­li­en im Wech­sel Leb­ku­chen bu­ken, Ker­zen zo­gen und Met sie­de­ten, ver­la­ger­te sich das Zen­trum des sü­ßen Hand­werks zu­neh­mend nach Nürn­berg. Die dor­ti­gen Leb­zel­ter pro­fi­tier­ten von den Ge­würz­strö­men aus dem Sü­den und den Ho­nig­lie­fe­run­gen aus dem Nor­den. Wachs und Met fan­den ih­ren Weg über die Al­pen nach Ve­ne­dig, wo sie als kost­ba­re Han­dels­wa­re gal­ten. So ent­stand ein Kreis­lauf: Fran­ken und Ost­bay­ern lie­fer­ten den Ho­nig, Ve­ne­dig die Ge­wür­ze und Nürn­berg ver­band bei­des zu ei­ner Kunst, die bald sprich­wört­lich wur­de.

Im Nürn­ber­ger Reichs­wald gab es so viel da­von, dass man den Ho­nig bis nach Ve­ne­dig lie­fern konn­te und im Aus­tausch da­für kost­ba­re Ge­wür­ze wie Zimt, Va­nil­le, Nel­ken, Ko­ri­an­der, Pi­ment, Mus­kat, Ing­wer und Kar­da­mom er­hielt.

Hand­ler, Mar­gret: Nürn­ber­ger Leb­ku­chen. Ein Stück Weih­nachts­tra­di­ti­on. In: Ser­vus in Bay­ern Nr. 12 (2021). S. 33.

Vor einem warmen, hellbraunen Korkhintergrund entfaltet sich eine Szenerie, die vor weihnachtlicher Lebensfreude fast zu tanzen scheint – ein kleines Bühnenstück aus Papier, Fimo und Gebäck, bei dem alles glänzt, duftet und leuchtet. Im Mittelpunkt stehen zwei Lebkuchenfiguren mit ihren geflochtenen Körben: links der Lebkuchenmann, rechts die Lebkuchenfrau, beide bis ins Detail identisch gestaltet. Ihr Tonpapier besitzt einen satten Sienna-Braun-Ton – ein feiner, erdiger Kontrast zu den hellen Butterplätzchen, die in ihren Körben liegen. Diese Plätzchen schimmern in cremigen Farbtönen zwischen Elfenbein und hellbraun. Ihre Ränder sind mit bunter Zuckerglasur verziert, wie man sie aus kleinen Dekorfläschchen kennt: leuchtend Gelb, tiefes Rot, festliches Grün – klassische Weihnachtsfarben, die sofort nach Vanille, Zucker und Kindheit riechen. Zwischen den süßen Formen finden sich auch Christbaumkugeln aus Butterteig, glasiert und liebevoll verziert, als wollten sie in Miniaturform den ganzen Weihnachtsbaum ersetzen. Rund um das zentrale Duo herrscht fröhliches Durcheinander aus festlicher Deko: winzige Geschenkverpackungen in Gold, Silber und Rot, glänzend, mit kleinen Schleifen verziert – die typischen Päckchen, die nach Filmklassik und Heiligabend riechen. Sie liegen verstreut, als wäre hier gerade eine kleine Bescherung im Gange. Auf der rechten Seite, gleich neben der Lebkuchenfrau, steht Gustl von Mausbach, der in dieser Szene als 17.-Jahrhundert-Lebzelter in Erscheinung tritt. Seine Figur aus Fimo trägt ein ledernes Hütchen und ein passendes Wams, darüber eine weiße Schürze, die ihn als fleißigen Zuckerbäcker ausweist. In seiner rechten Hand hält er einen winzigen Holzlöffel, in der linken stützt er einen dunklen Lebkuchenmann, der wie frisch aus dem Ofen gekommen wirkt – mit weißen Knopfaugen, gezuckertem Lächeln und feinen Zuckerpunkten als Knöpfe. Gustl selbst ist in hellem Ton gehalten, was seine Figur fast zum leuchtenden Mittelpunkt macht. An den Bildrändern, halb im Anschnitt, schimmern zwei kunstvolle Orangenscheiben – gefertigt in Quillingtechnik, in feinen Windungen aus Papier geformt, wie duftende Zitrussterne. Und ganz vorn links lugt ein echter Christstollen ins Bild: drei aufgeschnittene Scheiben, goldbraun, durchzogen von Rosinen und gehackten Nüssen. Dieses Arrangement wirkt wie ein liebevoll gedeckter Weihnachtstisch im Miniaturformat – voller Farbe, Bewegung und Duft. Die Komposition fängt den Geist der Adventszeit ein: Fülle, Handarbeit, Sinnlichkeit. Das Werk stammt von Veronika Helga Vetter, österreichische Papier- und Webkünstlerin seit 2012, deren Blick für Struktur, Farbe und Komposition aus Alltagsmaterialien poetische Weihnachtswelten entstehen lässt – warm, detailverliebt und mit einem Augenzwinkern handwerklicher Perfektion. GWS2.de

Im 17. Jahr­hun­dert, nach dem Ende des Drei­ßig­jäh­ri­gen Krie­ges, er­wei­ter­ten die Nie­der­län­der ihre Han­dels­rou­ten⁴ nach In­di­en und Süd­ost­asi­en. Da­durch wur­den die be­gehr­ten Ge­wür­ze güns­ti­ger, und auch Bürg­erfa­mi­li­en in deut­schen Städ­ten konn­ten sich zu Weih­nach­ten Leb­ku­chen ba­cken. Die Leb­zel­ter ent­wi­ckel­ten neue Ge­schäfts­mo­del­le und fan­den sie in den so­ge­nann­ten Mo­dell­eb­zel­ten. Mo­ti­ve wie St. Ni­ko­laus, Rit­ter, Fat­schen­kindl oder Pfer­de wur­den mit­hil­fe kunst­voll ge­schnitz­ter Holz­for­men auf vier­ecki­ge Leb­ku­chen ge­prägt. Die­se be­lieb­ten An­denken wur­den bei­spiels­wei­se an Wall­fahrts­or­ten ver­kauft und wa­ren nicht zum Ver­zehr be­stimmt.

Die Zel­ten wa­ren also we­ni­ger zum Ge­nuss ge­dacht, als in be­stimm­ten For­men Spiel­zeug für Kin­der, meis­tens aber wert­voll ge­hal­te­ne Schau­ob­jek­te oder Er­in­ne­rungs­stü­cke, die man im Glas­kas­ten in der „ho­hen Stu­be” ne­ben kost­ba­ren Glä­sern, Hä­ferln und Wachs­stö­cken sorg­sam auf­be­wahr­te.

Man­zen­rei­ter, Fe­lix: Kast­ner Bad Le­on­fel­den. Leb­zel­ter seit fünf Jahr­hun­der­ten. Ried im Inn­kreis: Mo­ser­bau­er Ver­lag 2001.

Bis in die Zeit Bis­marcks hin­ein war die ty­pi­sche Form des Leb­ku­chen­man­nes im deutsch­spra­chi­gen Raum völ­lig un­be­kannt. Das än­der­te sich erst im Jahr 1875, als in der US-amerikanischen Zeit­schrift St. Ni­cho­las Ma­ga­zi­ne das Mär­chen „The Gin­ger­b­read Man“ er­schien. Dar­in flieht ein frisch ge­ba­cke­ner Leb­ku­chen­mann aus dem Ofen ei­ner al­ten Frau – um sei­nem sü­ßen Schick­sal zu ent­kom­men.

🍪 Der Leb­ku­chen­mann rief: „Run, run, as fast as you can! You can’t catch me, I’m the Gin­ger­b­read Man!“

Am Ende der Ge­schich­te ge­rät der zu­ge­knöpf­te, teils gla­sier­te Ho­nig­ku­chen­mann in die Fän­ge ei­nes lis­ti­gen Fuch­ses – und wird schließ­lich doch ge­fres­sen. „Was für ein trau­ri­ges Ende“, mag man heu­te den­ken. Doch in ei­ner Zeit, in der Kin­der zu Weih­nach­ten noch Zinn­sol­da­ten und De­gen ge­schenkt be­ka­men, war ein Hap­py End eher un­üb­lich. Spä­te­re Nach­er­zäh­lun­gen⁵ ga­ben dem Mär­chen ei­nen sanf­te­ren Aus­gang.

🍪 If you see a Gin­ger­b­read Man pass you by run­ning, do not try to catch him, be­cau­se he is the Gin­ger­b­read Man, and no­bo­dy can ever catch him.“

Die Szene liegt in warmem, sanft gedämpftem Licht, als hätte jemand die Stille eines frühen Winterabends eingefangen. Alles wirkt von einem goldgelblichen Schimmer überzogen – nicht grell, sondern leise leuchtend, beinahe so, als sei der Raum selbst aus Honiglicht gewebt. Im Hintergrund thront ein liebevoll gearbeitetes Lebkuchenhaus aus Papier. Seine Fassaden bestehen aus feinen Kartonflächen, die Fenster sind mit transluzentem Transparentpapier hinterlegt, weiß gerahmt, fast wie Zuckerglas. Dahinter glimmen zwei elektrische Teelichter, deren warmer Schein das Haus von innen heraus zum Strahlen bringt. Durch die gedimmte Studiobeleuchtung treten diese Lichtpunkte umso stärker hervor und verleihen dem gesamten Arrangement eine märchenhafte Tiefe. Im Vordergrund, leicht versetzt, steht der vertraute Lebkuchenmann mit seinem siennafarbenen Flechtkorb – das Herzstück der Komposition. Sein Korb ist bis zum Rand gefüllt mit frisch gebackenen Vanillekipferln, die Veronika Helga Vetter selbst hergestellt hat. Die Kipferl liegen locker geschichtet, hellgolden, zart bemehlt, so realistisch, dass man den Duft förmlich zu riechen meint. Das warme Braun des Korbes harmoniert perfekt mit dem cremigen Ton des Gebäcks, wodurch das Ensemble ruhig und geerdet wirkt. Hinter und um die Hauptfiguren herum breitet sich ein kleiner weihnachtlicher Zauberwald aus. Zwischen dem Lebkuchenhaus und dem Korbmann stehen verschiedene Christbäume – einige gefertigt aus weichem Chenilledraht, die von Kunstschnee überzogen in kleinen braunen Töpfchen wurzeln. Dazwischen funkeln Origami-Bäumchen aus grünem Papier, die mit winzigen Glitzerpartikeln bestäubt wurden. Dieses Zusammenspiel aus Textur, Glanz und Form schafft ein harmonisches Winterbild zwischen Handwerk und Fantasie. In den freien Flächen des Arrangements schimmern kleine Geschenkverpackungen, diesmal in Vanille- und Rottönen, mit goldenen Schleifen, wie zufällig, aber doch mit Blick für Balance arrangiert. Ganz vorne rechts ist ein Papierschlitten zu sehen, halb im Anschnitt, auf dessen Sitzfläche eines der Päckchen ruht – ein stilles Symbol für Bewegung und Erwartung. Diese Komposition ist mehr als nur Dekoration; sie erzählt von Licht, Handwerk und Geduld. Das Arrangement stammt von Veronika Helga Vetter, österreichische Papier- und Webkünstlerin seit 2012, deren Werke den Zauber von Weihnachtsduft und Bastelkunst in eine feine, poetische Bildsprache übersetzen. Weihnachten auf GWS2.de

Heu­te ent­fal­ten Leb­ku­chen­män­ner in Deutsch­land den­sel­ben Weih­nachts­zau­ber wie Christ­baum­ku­geln oder Ad­vents­krän­ze.

  • Wer in der Ad­vents­zeit Plätz­chen backt und ver­schenkt, kennt das Di­lem­ma: „Wie ver­pa­cke ich mei­ne Le­cker­bis­sen hübsch, ohne gleich eine hal­be Keks­do­se zu ver­schen­ken?“

Tup­per­ware wirkt we­nig fest­lich, und die nost­al­gi­schen Me­tall­do­sen wer­den Jahr für Jahr teu­rer. Doch es gibt eine krea­ti­ve und char­man­te Al­ter­na­ti­ve: mein Leb­ku­chen­männ­chen mit ge­floch­te­nem Korb – blitz­schnell ge­bas­telt aus Ton­pa­pier und sta­bi­ler Grau­pap­pe.

📦 Maße: Der Leb­ku­chen­mann ist ca. 11 cm hoch. Der Korb misst 10,5 cm in der Brei­te und 6 cm in der Höhe – per­fekt, um ein paar selbst ge­ba­cke­ne Plätz­chen stil­voll zu ver­schen­ken.

Plätzchenkorb basteln

Der Bas­tel­spaß be­ginnt mit dem Aus­dru­cken mei­ner PDF-Scha­blo­ne. Nach dem Aus­schnei­den der fünf Schnitt­mus­ter wird die Bo­den­plat­te auf zwei Mil­li­me­ter di­cke Grau­pap­pe über­tra­gen – sie bil­det den sta­bi­len So­ckel für den ge­floch­te­nen Korb.

Ma­te­ri­al­be­darf für den Korb:
🧶 24 Strän­ge à 10 cm × 0,8 cm – für die senk­rech­ten Stre­ben.
🧵 7 Strän­ge à 40 cm × 0,8 cm – für die waag­rech­ten Flecht­rei­hen.

Die Collage zeigt in vier aufeinanderfolgenden Motiven die Entstehung des Papierkorbes, der später den Lebkuchenmann trägt. Im ersten Bild oben links liegt die Basis bereit: ein kräftig pinkfarbener Boden aus Tonpapier, von dem rundum schmale orangefarbene Streifen ausgehen. Sie sind exakt zugeschnitten und gleichmäßig verteilt – ein geometrisches Raster, das den Grundkörper des Korbes vorgibt. Die Komposition wirkt klar und konstruiert, wie ein Bauplan aus Farbe und Rhythmus. Oben rechts ist der nächste Arbeitsschritt zu sehen. Ein erster violetter Streifen wird über und unter die senkrechten Bahnen geführt. Der Beginn des Flechtmusters zeichnet sich ab, und man erkennt, wie sich die Form vom zweidimensionalen Plan in ein dreidimensionales Geflecht verwandelt. Das Farbspiel aus Orange, Pink und Violett erzeugt Tiefe und Spannung, beinahe wie bei einer Textilarbeit. Unten links zeigt sich, wie die Struktur wächst: Die senkrechten Elemente stehen bereits leicht nach oben, das Flechtwerk wird dichter, die Flächen beginnen, sich zu wölben. Die Streifen verlaufen präzise, sauber aneinandergelegt – kein Überstand, keine Unruhe. Die Ordnung, mit der gearbeitet wurde, vermittelt handwerkliche Ruhe. Im letzten Ausschnitt unten rechts wölbt sich der Korb weiter nach oben. Ein violetter Streifen wird gerade sorgfältig zwischen die stehenden Bahnen geschoben. Es ist der Moment, in dem sich Funktion und Ästhetik begegnen – der Korb bekommt Stabilität, Form und Ausdruck zugleich. Diese Bildserie stammt von der österreichischen Papier- und Webkünstlerin Veronika Helga Vetter, die seit 2012 filigrane Basteltechniken mit künstlerischer Präzision dokumentiert. Ihre Fotografien sind nicht nur Anleitung, sondern auch visuelle Erzählung: Sie machen sichtbar, wie aus einfachen Streifen eine tragfähige Struktur entsteht – handwerklich exakt, farblich harmonisch und mit einem leisen Hauch von Weihnachtsmagie. GWS2.de - November 2025

An je­der Kan­te der Bo­den­plat­te wer­den zu­nächst sechs Strei­fen in gleich­mä­ßi­gem Ab­stand be­fes­tigt. Da­bei soll­te dar­auf ge­ach­tet wer­den, dass die En­den etwa 1,5 cm auf dem Fun­da­ment auf­lie­gen und sorg­fäl­tig ver­klebt sind – nur so er­hält der Korb spä­ter die not­wen­di­ge Sta­bi­li­tät.

  • Nach dem Wen­den des So­ckels und dem Auf­rich­ten der senk­rech­ten Ele­men­te lässt sich der ers­te lan­ge Pa­pier­strei­fen waa­ge­recht ein­flech­ten.

So­bald die ers­te Rei­he ein­mal rund­um ver­läuft, wird das Ende über­lap­pend fi­xiert.

Bastelanleitung Papierkorb (geflochten): Oben links: Ein kleiner Korb aus Tonpapier zeigt seine frisch geflochtene Haut. Orange und Violett greifen wie Schachfelder ineinander, Reihe für Reihe, eng anliegend um die Ecke gelegt. Die Kanten wirken wie gebügelt, der Boden sitzt plan, und die senkrechten Streifen stehen noch wie ein zarter Wald nach oben – bereit, die nächsten Bahnen zu empfangen. Man spürt fast, wie jede Reihe den Körper straffer zieht und der Würfel langsam zur Schale wird. Oben rechts: Eine Nahaufnahme der Arbeit in Bewegung. Zwischen die stehenden Streifen wird eine weitere Bahn geschoben; ein flaches Werkzeug führt sie behutsam unter die bereits liegenden Lagen. Man sieht die Logik des Musters: drüber, drunter, drüber – ein gleichmäßiger Puls. Die Papieroberflächen sind matt und samtig, die Übergänge präzise; nichts wölbt, nichts franst. Hier entsteht Stabilität aus Rhythmus. Unten: Die Collage schließt mit der poetischen Technikaufnahme: Der Korb ist leicht gekippt, der Boden in warmem Orange füllt die Fläche, während das Werkzeug erneut eine Bahn sauber unterhebt. Kleine, exakt gesetzte Knicke an der Kante verraten, wo das Papier lenkt und wo es folgt. Das Geflecht wirkt jetzt geschlossen, klar definiert, als hätte es eine eigene Grammatik – jedes Band ein Satz, jede Ecke ein sorgfältig gesetztes Satzzeichen. Das Ergebnis: ein leichter, doch belastbarer Körper, der Form und Farbe zu einem ruhigen, weihnachtlichen Takt vereint. Bildcollage von Veronika Helga Vetter - GWS2.de November 2025

Beim Ein­ar­bei­ten des zwei­ten Strei­fens gilt es, die­sen in ent­ge­gen­ge­setz­ter Rei­hen­fol­ge durch die senk­rech­ten Bah­nen zu füh­ren. Da­durch ent­steht ein har­mo­ni­sches Flecht­mus­ter und gleich­zei­tig zu­sätz­li­che Fes­tig­keit. Sind alle Pa­pier­la­gen ver­ar­bei­tet, wer­den die über­ste­hen­den En­den leicht ge­kürzt und sau­ber über die ho­ri­zon­ta­len Rei­hen ge­klebt. Ab­schlie­ßend emp­fiehlt es sich, mit Hil­fe der Scha­blo­ne eine zwei­te Bo­den­plat­te aus Ton­pa­pier an­zu­fer­ti­gen. Die­se ver­deckt die 24 Kle­be­stel­len am un­te­ren Rand und ver­leiht dem klei­nen Korb ein be­son­ders sau­be­res, hand­werk­lich an­mu­ten­des Er­schei­nungs­bild.

Anleitung Papierkorb flechten: Auf der linken Bildhälfte ist die Herstellung der Bordüre im Detail zu sehen. Zwei unterschiedlich farbige Tonpapierstreifen – einer in Orange, der andere in kräftigem Violett – sind diagonal miteinander verschlungen. Der violette Streifen verläuft dabei in einem etwa 45-Grad-Winkel über den orangefarbenen Grundstreifen, wodurch ein gleichmäßiges, diagonal gestreiftes Muster entsteht. Die sauberen Kanten und der präzise Winkel verdeutlichen, wie die Bordüre ihre charakteristische Optik erhält. Auf der rechten Seite wird das fertige Ergebnis gezeigt: Die geflochtene Korbwand aus orange-violetten Papierstreifen schließt am oberen Rand mit der zuvor gefertigten Bordüre ab. Diese umrahmt das Körbchen wie ein feiner Zierstreifen und betont die gleichmäßige Flechtstruktur. Das Zusammenspiel der beiden Farben verleiht dem Werk ein lebendiges, harmonisches Erscheinungsbild und rundet den gesamten Aufbau optisch ab. Fotos und Umsetzung: Veronika Helga Vetter – Papier- und Webkünstlerin seit 2012.

Zum Schluss er­hält der Korb eine klei­ne Be­son­der­heit; eine de­ko­ra­ti­ve Bor­dü­re. Da­für wird ein Ton­kar­ton­strei­fen mit den Ma­ßen 0,8 × 40 cm zu­ge­schnit­ten und mit ei­nem zwei­ten, gleich brei­ten Strei­fen um­wi­ckelt. Auf die­se Wei­se ent­steht eine sta­bi­le und op­tisch an­spre­chen­de Kan­te, die das Ge­samt­bild ab­run­det.

💡 Tipp: Der zwei­te Strei­fen soll­te in ei­nem Win­kel von etwa 45 Grad um den ers­ten ge­wi­ckelt wer­den. Das er­zeugt ein gleich­mä­ßi­ges, dia­go­na­les Mus­ter.

Der fer­tig ver­stärk­te Strei­fen wird an­schlie­ßend am obe­ren äu­ße­ren Rand be­fes­tigt. Da­durch er­hält das Körb­chen nicht nur zu­sätz­li­che Sta­bi­li­tät, son­dern auch ei­nen sau­be­ren, pro­fes­sio­nel­len Ab­schluss.

Der Lebkuchenmann (m/w)

Zum Ab­schluss ent­steht der freund­li­che Leb­ku­chen­mann be­zie­hungs­wei­se die pas­sen­de Leb­ku­chen­frau nach der bei­lie­gen­den Scha­blo­ne. Bei­de Fi­gu­ren un­ter­schei­den sich in den De­tails – bei der weib­li­chen Va­ri­an­te durch fei­ne Wim­pern, bei der männ­li­chen durch schlich­te­re Ge­sichts­zü­ge und ab­wei­chen­de Klei­dungs­mo­ti­ve.

Auf der linken Seite des Bildes wird liebevoll der letzte Feinschliff am Papierlebkuchen vorgenommen. Eine Hand führt einen rosafarbenen Acrylstift und setzt damit sanfte Akzente auf die Wangen des kleinen Kerlchens. Sein Gesicht wirkt lebendig und freundlich, die Augen glänzen, als würden sie Licht reflektieren, und das verschmitzte Lächeln lässt ihn beinahe echt erscheinen. Die weißen Zuckerglasur-Linien, die Arme und Beine umranden, wirken präzise gezogen und erinnern an die traditionelle Verzierung echter Lebkuchenfiguren. Der Kontrast zwischen dem warmen Braunton des Papiers und dem kühlen Rosa des Stifts schafft eine charmante, handwerkliche Spannung, die den Moment des Bastelns greifbar macht. Rechts im Bild steht das fertige Kunstwerk: der Lebkuchenmann sitzt stolz im geflochtenen Korb, als würde er dort auf seine süßen Gefährten warten. Die pastelligen Farben des Korbes – ein harmonisches Zusammenspiel aus Orange und Violett – bilden einen lebendigen Rahmen für die Figur. Der Lebkuchenmann trägt eine pink-weiße Fliege, die seinen verspielten Charakter unterstreicht, und seine Füße schmiegen sich leicht über den Rand des Korbes. Alles wirkt sorgfältig arrangiert, hell ausgeleuchtet und bis ins Detail durchdacht – eine Szene, die den Duft von Zuckerguss, Bastelpapier und Weihnachtsvorfreude fast greifbar macht. Zuerst auf GWS2.de veröffentlicht - November 2025

💡 Tipp: Für mehr Sta­bi­li­tät lohnt es sich, zwei iden­ti­sche Leb­ku­chen­sil­hou­et­ten pass­ge­nau auf­ein­an­der­zu­kle­ben. Das­sel­be Vor­ge­hen gilt auch für die bei­den Fu­ß­ele­men­te.

Für die Ko­lo­ra­ti­on ka­men leuch­ten­de Acryl­stif­te zum Ein­satz, de­ren Glanz den Ein­druck er­weckt, als wäre der Pa­pier­leb­ku­chen mit fei­ner Zu­cker­gla­sur ver­ziert. Ab­schlie­ßend wird das un­te­re Drit­tel der Fi­gur – mit der farb­lo­sen Rück­sei­te vor­an – an der In­nen­sei­te des Kor­bes fi­xiert. Die Füße hin­ge­gen wer­den au­ßen an der ge­floch­te­nen Vor­der­sei­te an­ge­bracht und rei­chen von der Bor­dü­re bis etwa zur Korb­mit­te.

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¹Vet­ter, Ve­ro­ni­ka Hel­ga: Schatz­tru­he aus Kar­ton bas­teln - mor­sche Holz­kis­te aus der Ka­ri­bik. gws2.de (11/2025).
²Bil­ton, Sam: A Short Histo­ry of Gin­ger­b­read. english-heritage.org.uk (11/2025).
³Berg­stedt, Chris: Gin­ger­b­read Script. libres.uncg.edu (PDF) (11/2025).
⁴Schulz, Chris­ti­ne: Wie­so ist Weih­nachts­ge­bäck so wür­zig? In: P.M. Fra­gen & Ant­wor­ten Nr. 12 (2016). S. 43.
⁵Fairy Ta­les and Sto­ries for Kids: The Gin­ger­b­read Man Fairy Ta­les and Bedti­me Sto­ries for Kids in Eng­lish. youtube.com (11/2025).

Ve­ro­ni­ka Hel­ga Vet­ter ist frei­schaf­fen­de Kunst­hand­wer­ke­rin und Web­gra­fi­ke­rin aus dem Frei­staat Bay­ern. Im Som­mer 2021 nach Ös­ter­reich aus­ge­wan­dert, be­treibt die wert­kon­ser­va­ti­ve Ehe­frau und zwei­fa­che Mut­ter seit über zehn Jah­ren di­ver­se In­ter­net­prä­sen­zen. Auf GWS2.de stellt „Vro­ni” nicht nur Bas­tel­an­lei­tun­gen, son­dern auch Vor­dru­cke und Kin­der­mal­spie­le kos­ten­los zur Ver­fü­gung. Ihr Mot­to: Je ka­put­ter die Welt drau­ßen, des­to hei­ler muss sie zu Hau­se sein. (Rein­hard Mey)


Kategorie: Basteln

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