Ja liebe Ökomuttis, wir haben es verstanden. Theoretisch ist es tatsächlich möglich, auf Windeln zu verzichten. In Simbabwe und in anderen Entwicklungsländern mag das Abhalten wunderbar funktionieren. In Industrienationen müssen die meisten Frauen jedoch selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen, weshalb deutsche Mamas nicht den ganzen Tag¹ auf die Signale ihres Babys achten können. Besonders witzig ist es, wenn uns selbsternannte Expertinnen erzählen, dass das Wickeln etwas Modernes² und Unnatürliches sei. Dabei hat bereits Maria von Nazareth ihrem Jesuskind eine Popobandage verpasst.
Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.
Lukas 2,7: Jesu Geburt. bibel-online.net (06/2019).
Natürlich trug der kleine Messias noch kein schickes Windelhöschen. Vielmehr wurde der Körper des Heilands bis zu den Schultern mit einem Leinentuch eingewickelt, sodass er fast wie eine Mumie³ aussah. Dabei sollte die straff geschnürte Stoffbinde nicht nur die Ausscheidungen des Erlösers auffangen, sondern auch dessen Gliedmaßen⁴ in Form bringen.
Das Einwickeln von Säuglingen war keine vorderasiatische Eigenheit. Ganz im Gegenteil, denn auch hierzulande gehörte das Fatschen zur täglichen Babypflege. Ein Jahr lang mussten die Neugeborenen im Heiligen Römischen Reich ein Leben als verpuppte Raupe⁵ verbringen, ehe sie abgestillt wurden und ein Leinenhemdchen tragen durften.
Die Säuglinge wurden das ganze Mittelalter hindurch in ihren ersten Lebensmonaten sorgfältig gewickelt. Das Fatschen oder Pucken bestand aus der Umhüllung mit langen, schmalen Tüchern.
Stühlmeyer, Barbara: Kinder im Mittelalter. In: Karfunkel Nr. 109 (2013). S. 7.
Vor allem die armen Landmamas wechselten die aufsaugende Einlage in den eng geschnürten Kokons nur einmal⁶ am Tag. Dadurch lagen die fixierten Würmchen manchmal sechzehn Stunden lang in ihrer vollgekoteten Windel. Dieser grausame Umstand führte ab dem 17. Jahrhundert dazu, dass sich westeuropäische Ärzte und Philosophen für alternative Wickelmethoden starkmachten.
Es kam zu Kampagnen gegen das Wickeln, was dazu führte, daß diese Praxis im Westen beinahe verschwand. Unterstützt wurden die ärztlichen Kampagnen von Philosophen wie Locke und Rousseau im Zeitalter der Aufklärung.
Frenken, Ralph: Gefesselte Kinder. Geschichte und Psychologie des Wickelns. Badenweiler: Wissenschaftlicher Verlag Dr. Michael P. Bachmann 2010.
Es dauerte jedoch noch eine Weile, bis die deutschen Babys aus ihren unhygienischen Bandagengefängnissen befreit wurden. Erst als der Alte Fritz im Jahre 1740 das preußische Zepter übernahm, begann allmählich das Zeitalter der Windelhöschen.
Im 18. Jahrhundert kamen erste Windeltechniken auf: z.B. Schafwollhöschen mit Stroh und Heu.
Taterra, Patricia: Die Geschichte der Stoffwindel. hug-and-grow.de (06/2019).
Während der industriellen Revolution rückte die Säuglingspflege erneut in den Fokus, da immer mehr Menschen in die Städte zogen. In den dicht besiedelten Gebieten gab es kein Füllmaterial, um die selbst genähten Höschen auszustopfen. Des Weiteren konnten die Hinterlassenschaften der Schreihälse nicht einfach in irgendeine Güllegrube geworfen werden.
Allerdings sorgte die maschinelle Textilherstellung dafür, dass die Tuchpreise in den Keller gingen, weshalb die Muttis des 19. Jahrhunderts⁷ ihre Wonneproppen mit Leinenlaken gewickelt haben. Die schmutzigen Saugkörper wurden gesammelt und einmal in der Woche in einem Waschzuber ausgekocht. Und nachdem auch noch die Sicherheitsnadel im Jahre 1849⁸ erfunden worden war, schien es fast so, als sei die Windelproblematik ein für alle Mal gelöst.
Im Jahre 1973⁹ änderte sich jedoch wieder einmal alles. Eines Abends saßen die meisten Westdeutschen in ihren Wohnzimmern und sahen sich das Ende der Tagesschau an. Nur noch ein kurzer Werbeblock bis um 20:15 Uhr der Krimi anfing. Die sittsamen Hausfrauen kamen gerade mit der Schnittchenplatte aus der Küche, als in der ARD ein neues Produkt vorgestellt wurde.
In einem einminütigen Film führte eine junge Mutter eine neuartige Einwegwindel vor, die Pampers hieß und aus Zellulose bestand. Der revolutionäre Hygieneartikel verfügte über eine besondere Vlieseinlage, die den aufgesaugten Urin im Kern des Höschens speicherte. Des Weiteren war die Popobandage mit Klebeverschlüssen ausgestattet, sodass beim Wickeln nicht mehr mit Sicherheitsnadeln herumhantiert werden musste. Darüber hinaus hatte der amerikanische Exportschlager eine Außenhaut aus Plastik, damit kein Babyausfluss auf die Kleidung abfärben konnte.
Bei Pampers liegt das Baby auf dem Trockenvlies, das hält die Nässe weg von der Haut. Das Trockenvlies lässt die Nässe leicht durch, aber schwer zurück.
Barney73: Pampers Werbung aus den 70ern. youtube.com (06/2019).
In den späten 1980er Jahren baute der US-Konzern Procter & Gamble in jede Pampers zwei Gramm¹⁰ Natriumpolyacrylat ein. Das ist ein Granulat, das Wasser in Gel verwandelt. Dieser sogenannte Superabsorber machte die praktischen Wegwerfwindeln noch saugfähiger.
Ungefähr zur selben Zeit brachten auch andere Hersteller preiswertere Einwegmodelle heraus. Vor allem Discounter-Marken wie Vibelle oder Babydream sorgten dafür, dass in der Bundesrepublik niemand mehr dreckige Mehrwegwindeln waschen wollte.
Hingegen die DDR-Bürger konnten Pampers & Co. nur im Intershop mit Westdevisen kaufen. Aus diesem Grund wurden die Gesäße der ostdeutschen Babys weiterhin mit Baumwolltüchern bandagiert. Nur zu besonderen Anlässen kramten die Muttis eine gute KRIEPA Flockenwindel¹¹ hervor. Das war ein komfortables Einweghöschen, das im Schritt einen saugfähigen Zellstoffkern eingenäht hatte.
In der ehemaligen DDR haben alle Mütter mit Baumwollwindeln gewickelt und diese dann gewaschen.
Honey1972: Haben auch Ihre Eltern schon mit Pampers gewickelt? wom.for-me-online.de (06/2019).
Heute tragen in Deutschland 95% der Wickelkinder eine Wegwerfwindel. Dadurch landen täglich 8,5 Millionen¹² Popobandagen im Hausmüll. Das ist insofern problematisch, da die Babybuxen im Moment noch nicht recycelt werden können. Die Hersteller möchten diesen Missstand jedoch beheben, indem sie in Zukunft mehr wiederverwertbare Materialien einsetzen.
Jill Boughton: In den letzten 20 Jahren haben wir [...] das Gewicht der Windeln um bis zu 50% reduziert. Dadurch konnten wir viele LKW von der Straße wegbekommen. [...] Weitere Ziele sind, den Hausmüllanteil in den Mülldeponien auf Null zu reduzieren und wiederverwertbare Materialien einzusetzen.
Farmer, Jacqueline: Wickeln, Windeln, wegwerfen. youtube.com (06/2019).
Vor allem in Westdeutschland sorgt der vorherrschende Ökosozialismus dafür, dass die Fortschritte in der Windelentwicklung nicht anerkannt werden. Am liebsten wäre es den Klimaaposteln, wenn die Mütter nach der Geburt zweieinhalb Jahre zu Hause sitzen würden, damit sie alle zwei Stunden ihr Baby abhalten könnten.
Ich habe alle zweieinhalb Stunden ihre Windel aufgemacht und gesagt: „Du kannst jetzt Pipi oder Kacka machen.” [...] Mittlerweile mache ich das stündlich, damit die Töpfchen auch ihren Urin auffangen können.
Julez DnB: Thema Abhalten: Windelfrei - Meine Erfahrung. youtube.com (06/2019).
Als konservative Mutter aus dem Freistaat Bayern kann ich diese antifeministischen Tendenzen nicht tolerieren. Schließlich ist die Einwegwindel kein Teufelswerk, sondern ein tolles Produkt, das den Frauen viel Zeit geschenkt hat. Dementsprechend wollte ich die Erfindung von Victor Mills preisen, indem ich einen schicken Babygläschenhalter entworfen habe, der wie eine Pampers aussieht.
1956: Vic Mills assigned researchers at Miami Valley to investigate the practicality of a disposable diaper.
Higgins, Tricia: Pampers Brand History. multivu.com (PDF) (06/2019).
Dabei bietet meine niedliche Geschenkverpackung genügend Platz für zwei Beikostgläser, die jeweils 6,5 Zentimeter¹³ breit sein dürfen. Des Weiteren ist mein Behältnis mit einem praktischen Haltegriff ausgestattet, der den Transport des Containers erleichtern soll. Darüber hinaus habe ich ein Taillenbündchen und einen Auslaufschutz eingebaut, um das Windelhöschen noch authentischer wirken zu lassen.
Falls Sie also bei der nächsten Babyparty ein wenig Aufsehen erregen möchten, dann freuen Sie sich auf die folgende Anleitung. Denn darin erkläre ich Ihnen, wie Sie mit meinen Schablonen eine originelle Güllehülle basteln, die alle Blicke auf sich zieht.
Einen Windelkorb herstellen
Mein Gläschenträger ist ein einfaches Motiv, das sich wunderbar aus Tonpapier zusammenbauen lässt. Des Weiteren verwendete ich ein 1,5 Millimeter dickes Graupappestück, um die Stabilität des Behälters zu erhöhen. Darüber hinaus stellte ich das Taillenbündchen und den Auslaufschutz mit Krepppapier dar. Außerdem nahm ich eine Sizzix Prägeschablone zur Hilfe, damit ich die Windelaußenseite mit einem Sternenmuster verzieren konnte. Hingegen als Werkzeuge kamen eine Schere, ein Flüssigkleber, ein Hobbyskalpell, ein Falzbein samt Lineal und meine DIN A4 Bastelschablonen (#1 /#2 /#3) zum Einsatz.
Als Erstes fertigte ich die Elemente von Schablone #1 an, woraufhin ich sechs Einzelteile vor mir liegen hatte. Gleich danach legte ich ein großes und zwei kleine Tonpapierstücke zur Seite. Die übrig gebliebenen Module ließ ich dann nacheinander durch meine Sizzix Big Shot¹⁴ Maschine, da die Außenseite meiner Windel eine feine Haptik erhalten sollte. Direkt im Anschluss wollte ich das Taillenbündchen und den Auslaufschutz anbringen, weshalb ich mir zunächst einmal ein Zentimeter breite Krepppapierstreifen zurechtschneiden musste.
Nachdem ich die geprägten Module auf den Rücken gedreht hatte, machte ich die vorbereiteten Bänder so an den Tonpapierkanten fest, dass diese daraufhin über einen aufgebauschten Saum verfügten.
- Doch aufgepasst: Die vier kurzen Geraden an dem schachturmförmigen Element erhielten keine Krepppapierverkleidung. Auch die kleinen Bausteine bekamen nur an den beiden langen Schnittlinien einen Faltenrock verpasst.
Zu guter Letzt stellte ich drei Zellstoffsandwiches her, indem ich die zurückgelegten Einzelteile über ihre Gegenstücke klebte. Dann trimmte ich die abstehenden Bordüren mit einer Schere, damit die Bündchen im Anschluss daran überall gleichlang waren.
Haltegriff ist eine Trennwand
Bevor ich im nächsten Schritt den Henkel basteln konnte, musste ich als Erstes die Elemente von Schablone #2 auf Graupappe und auf Tonpapier übertragen. Nachdem die fünf Module daraufhin vor mir lagen, falzte ich die Knicklinien von allen Bauteilen, die ich bisher hergestellt hatte.
Im Anschluss daran klebte ich den Kartonstabilisator zwischen die beiden Trennwände. Gleich danach glättete ich die Ränder des Haltegriffs, indem ich die Graupappekanten mit den schmalen Tonpapierstreifen verkleidete.
Als Nächstes legte ich das schachturmförmige Einzelteil horizontal vor mich hin. Nachdem ich den Henkel daraufhin in die Hand genommen und das freigestellte Fenster zu mir gedreht hatte, fixierte ich den Trenner so auf dem Windeluntergrund, dass er zwischen den gebogenen Auslaufschutzbündchen eingebettet war.
Unmittelbar danach klappte ich das größere Bodenstück nach oben, damit ich es am Raumteiler befestigen konnte. Dann montierte ich auch die kleinere Vorderseite an den Stabilisatorflügeln, woraufhin das Ganze wie ein Bierträger aussah.
Das Kunstwerk erhält ein Gesicht
Im vorletzten Bastelschritt schloss ich die Flanken des Behältnisses. Dazu klebte ich die bogenförmigen Papiersandwiches innen an beiden Windelfassaden fest.
Gleich danach brachte ich die Zierelemente von Schablone #3 an der Objektfront an. Als ich die Papierwindel daraufhin fertiggestellt hatte, strich ich die geprägte Oberfläche noch mit einem Acryllack ein, wodurch mein Motiv eine geschmeidige und wasserabweisende Außenseite erhielt.
Mehrwegsysteme sind keine Alternative
Mittlerweile verursachen Wickelkinder in Stoffwindeln höhere CO2-Emissionen als Babys, die mit Einwegprodukten gepampert werden. Kein Wunder, schließlich müssen Industriebetriebe alleine schon aus Kostengründen energie- und wassereffizient arbeiten. Hingegen in privaten Haushalten wird häufig nicht so genau auf die Waschtemperatur oder auf die Bügeldauer geachtet.
In deren Fazit steht, dass zweieinhalb Jahre Wickeln mit Wegwerfwindeln 550 Kilogramm CO2-Emissionen verursachen, Stoffwindeln 570 Kilogramm.
Vorsamer, Barbara: Sind Stoffwindeln wirklich ökologischer? sz.de (06/2019).
Wer es mit dem Umweltschutz wirklich ernst meint, der muss sein Baby mindestens zwei Jahre lang konsequent abhalten. Alternativ können Ökoeltern auch auf Fairwindeln zurückgreifen. Das sind kompostierbare Einweghöschen, die aus Zellstoff und Kartoffelstärke bestehen.
Dominic Franck: Wir finden hier auch diese Zellstoffflocken wie in einer herkömmlichen Windel. Nur haben wir anstelle des Superabsorbers das Sauggel aus Kartoffelstärke verwendet.
Schneider, Carolin: Die umweltfreundliche Windel. youtube.com (06/2019).
Durchschnittsmütter wie ich, die nicht mit jeder Windel 60 Cent¹⁵ in den Müll werfen können müssen darauf vertrauen, dass die konventionellen Popobandagen in Zukunft noch umweltverträglicher werden.
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¹E_mazingWorld: Windelfrei Basics: Lerne wann dein Baby mal muss. youtube.com (06/2019).
²Rösner, Martha: Windelfrei - wagt das Experiment. gruenekinder.de (06/2019).
³Sandig, Kristina: Ein Christkindl und auch ein Trösterlein. onetz.de (06/2019).
⁴Taterra, Patricia: Was ist Pucken? hug-and-grow.de (06/2019).
⁵Farmer, Jacqueline: Wickeln, Windeln, wegwerfen. youtube.com (06/2019).
⁶Schlüter, Ann-Dorothee: Gestern Fatschen, heute Pucken, oder: Hat sich John Locke doch geirrt? kostuem.waszmann.de (06/2019).
⁷Doe, Candy: The History of Diapers. lilbabycakes.com (06/2019).
⁸Schulenburg, Mathias: Vor 170 Jahren Patent erhalten. Walter Hunt und die Sicherheitsnadel. deutschlandfunkkultur.de (06/2019).
⁹Puderbach, Johannes: Jeden Tag über zehn Millionen Pampers. ksta.de (06/2019).
¹⁰Schmitt, Stefan: In Windeln gewickelt. In: ZEIT WISSEN Nr. 53 (2014). S. 34.
¹¹DDR Museum Berlin GmbH: Verpackung Babywindeln. ddr-museum.de (06/2019).
¹²Schmidt, Nicola: artgerecht - Das andere Baby-Buch. München: Kösel-Verlag 2015.
¹³Bastelschablonen für kleine Windel, die 4,5 Zentimeter breite Babygläser beherbergen kann - (#1 /#2 /#3).
¹⁴Schott, Vera: Kurz vorgestellt: Sizzix Big Shot. youtube.com (06/2019).
¹⁵Wahnbaeck, Carolin: Tschüss, Pampers: „Fairwindel” macht kompostierbare Einwegwindeln. utopia.de (06/2019).