Die Umsatzprognosen der Kreativ- und Bastelbranche für 2014 wurden bereits jetzt schon weit übertroffen. Diese Meldungen lese ich seit 2011 jährlich, denn dies war das Jahr, in dem der Basteltrend im deutschsprachigen Raum begann. Ein Rekordjahr jagt seither das nächste. Dies liegt daran, dass immer mehr Menschen auf den Bastelzug aufspringen. Hinzu kommt auch, dass Bastler immer mehr für Kreativ- und Bastelbedarf ausgeben. Dennoch kämpfen vor allem kleine Einzelhändler. Wer sich heutzutage in diesem Bereich selbstständig machen möchte, der trägt ein sehr hohes Risiko, denn der Kuchen ist bereits gut verteilt.
Höhere Ausgaben für Bastelsachen
In einer Umfrage mit mehr als 400 Teilnehmern haben wir von GWS2.de gefragt, wie viel Sie im Monat für Bastelsachen ausgeben.
Das Umfrageergebnis ist wenig überraschend und bestätigt die positive Stimmung im Kreativ- und Bastelsektor.
- 54% gaben an, im Mittelwert 23,00 Euro monatlich für Bastelsachen auszugeben. Das sind 276,00 Euro im Jahr. Im Vergleich zu unserer Vorjahresumfrage ist das eine Steigerung der Ausgaben um monatlich 5,00 Euro.
- Besonders erstaunlich fanden wir jedoch, dass 27% der Umfrageteilnehmer sogar mehr als 31,00 Euro an monatlichen Bastelkosten haben. Dies zeigt, wie viele Menschen bereits im semiprofessionellen Kreativ- und Bastelbereich tätig sind.
Trotz der derzeit enormen Umsätze in diesem Bereich ist die Spitze des Eisberges unserer Meinung nach noch lange nicht erreicht.
Der Branchenumsatz wird auf etwa eine Milliarde Euro geschätzt.
Kettl-Römer, Barbara: Kreativbranche gar nicht spießig. business-handel.de (11/2014).
Wir sehen das natürlich an der immer größer werdenden Nachfrage nach unseren Bastelanleitungen aber auch unsere Eindrücke von der CREATIVA 2014, die sehr überlaufen war, lassen uns denken, dass der Kreativ- und Bastelmarkt bei Weitem nicht gesättigt ist. Die Creativeworld Frankfurt hat diese Entwicklung auch gut erkannt und in weiser Voraussicht die Ausstellungsfläche vergrößert.
Kein Wunder, dass die Messe um ein zusätzliches Areal in der Halle 4.0 erweitert werden musste.
Bergmeier, Andreas: Creativeworld Frankfurt. dein-messestand.com (11/2014).
Prognosen des Handels sind dennoch skeptisch
Ein Wachstumsmarkt? Na dann ab in die Selbstständigkeit! Dies dachten sich wohl viele Einzelhändler innerhalb der letzten drei Jahre, egal, ob online oder offline, die nun entweder jammern oder die es bereits nicht mehr gibt. Obwohl der Kuchen immer größer wird, ist dieser nämlich bereits so aufgeteilt, dass keine neuen Mitbewerber im Kreativ- und Bastelbereich ein Stück davon abhaben können.
Im Versandhandel gibt es mit VBS, Kidoh, Buttinette und Opitec vier große Player, einen Teil des Geschäfts schöpfen die Verkaufssender QVC, HSE 24 und 123-tv ab, einige Anbieter haben sich auf die Versorgung von Kindergärten spezialisiert (z. B. Wehrfritz, Steyer) [...]
Kettl-Römer, Barbara: Kreativbranche gar nicht spießig. business-handel.de (11/2014).
In den Läden sieht es nicht anders aus. Selbst im Bastelbereich gibt es wie bei Fastfood-Ketten längst ein Franchise-Modell. Mit derzeit bereits über 22 Bastelläden ist ein Kunst & Kreativ Markt bestimmt auch bald in Ihrer Innenstadt zu finden.
Franchise-Partner von Kunst & Kreativ betreiben ihr eigenes Geschäft für Künstler- und Bastlerbedarf. Das Angebot reicht von Farben aller Art über Pinsel und Leinwände bis zu Deko- und Floristik-Artikeln. Jetzt meldet das Unternehmen die Eröffnung eines neuen Standorts.
Franchise PORTAL: Franchise-System Kunst & Kreativ: Weniger Standorte trotz Neueröffnung. franchiseportal.de (11/2014).
Selbst sehr spezielle Angebote überflüssig
Natürlich haben Ketten und große Versandhäuser in der Regel nur ein erweitertes Standardsortiment. Wir fanden bereits heraus, dass jedes Unternehmen seinen Fokus auf einen bestimmten Bereich legt (Wolle, Papier, etc.), um in diesem günstigere Preise im Vergleich zur Konkurrenz anbieten zu können. Doch selbst der Markt für sehr spezielle Produkte ist bereits gesättigt. Vor allem das amerikanische Portal Etsy.com stößt in diese Lücke. Von lachsfarbener, nass gefilzter Merinowolle bis hin zu handgeschliffenem Bambusholz wird so gut wie jede Anfrage befriedigt. Denn Etsy.com ist schon lange kein Portal mehr nur für fertige handgearbeitete Produkte, sondern vor allem ein Marktplatz für besondere Materialien, die es bei den großen Kreativ- und Bastelmarken nicht gibt. Dabei wurde 2013 auf diesem Verkaufsplatz mit seinen mehr als 30 Millionen internationalen Mitgliedern fast genauso viel umgesetzt, wie in der kompletten deutschen Kreativbranche.
Verkäufer auf Etsy haben im letzten Jahr Waren im Wert von 1,35 Milliarden US-Dollar (989,7 Millionen Euro) umgesetzt.
Krisch, Jochen: Etsy steigert Handelsumsatz 2013. excitingcommerce.de (11/2014).
Gut, auf Etsy.com kann natürlich jeder verkaufen und sein Krümelchen vom Kuchen abhaben. Jedoch verlangt der Online-Marktplatz selbstverständlich neben den Angebotsgebühren auch eine Verkaufsprovision, welche die Gewinnmarge schmälert. Außerdem sind Verkaufsplattformen ebenfalls stark umkämpft.
Ich habe dann oft Logenplätze gebucht (ca 5,00 Euro für 3000 Aufblendungen) und somit ging es los mit den Verkäufen und den guten Bewertungen. Man muss erst mal richtig investieren damit das Geschäft läuft.
Fischer, Anett: Gute Erfahrung mit DaWanda. gws2.de (11/2014).
Fazit
Ich finde es sehr gut, dass vor allem in Deutschland immer mehr kreativ, egal, ob im Hobbybereich oder semiprofessionell, gestrickt, gehäkelt, gebastelt, gemalt und gefaltet wird. Deutschland, Land der Künstler und Schöpfer. Wer hätte das noch vor zehn Jahren gedacht? Aus wirtschaftlicher Sicht entwickelt sich der Bastelsektor hin zum Modesektor. Würden Sie 2014 bei dieser Konkurrenz noch einen Laden für Jeans eröffnen?
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(Danke für die rege Teilnahme an unserer Umfrage)