Kennen Sie den entscheidenden Unterschied zwischen dem großen bösen Wolf und dem Weihnachtsmann? Letzterer lässt sich auch durch ein Feuer im Kaminofen nicht davon abhalten, über den Schornstein in ein Haus zu gelangen. So können selbst die drei kleinen Schweinchen jedes Jahr an Heiligabend ihre Socken am Kamin aufhängen, um vom Weihnachtsmann beschenkt zu werden, ohne dabei ihr Schutzfeuer löschen zu müssen.
Santa Claus is real and the fire in a stove will not prevent him delivering presents.
Bagan, Sue: Is Santa Claus Real? woodburningstoveslimited.com (12/2016).
Wissen Sie eigentlich, warum die Menschen in angelsächsischen Ländern an Weihnachten Socken an den Kamin hängen? Vor langer Zeit soll es einmal einen armen, britischen Witwer gegeben haben, der drei heiratsfähige Töchter hatte. Weder war es dem guten Mann möglich seine Kindlein ausreichend zu versorgen, noch konnte er eine Mitgift für zukünftige Schwiegersöhne bezahlen. Der Legende nach stieg deshalb eines Nachts der Heilige Sankt Nikolaus in das Haus des Witwers ein und erblickte daraufhin Socken, welche die Töchter am Abend zum Trocknen aufgehängt hatten.
Diese füllte der freundliche Weißbart kurzerhand mit Goldmünzen auf. Von da an stellten die Töchter jedes Jahr in derselben Nacht Kekse und Milch vor die Tür, um ihrem Retter in der Not zu danken.
Diese bemerkten die nun gut versorgten Töchter am nächsten Morgen und dankten Sankt Nikolaus damit, indem sie jedes Jahr in der besagten Nacht Kekse und Milch zu dessen Stärkung vor die Tür stellten.
Vetter, Veronika: Socken aus Papier für den Nikolaus basteln. gws2.de (12/2016).
Im Jahre 1822 griff der Amerikaner Clement Clarke Moore diese alte Geschichte auf und schrieb seiner Familie ein Gedicht namens „A Visit from St. Nicholas”.
When all through the house not a creature was stirring, not even a mouse; the stockings were hung by the chimney with care, in hopes that St. Nicholas soon would be there.
Marshall, Nancy H.: The Poem. nightbeforechristmas.biz (12/2016).
Ein Jahr später wurde das lyrische Werk am 23. Dezember unter dem Namen „The Night Before Christmas” in New Yorker Zeitungen veröffentlicht. Dadurch gewann der Brauch seine Socken an Weihnachten an den Kaminofen zu hängen auch außerhalb des Britischen Weltreichs an Bedeutung.
Damit der Weihnachtsmann kommen, und etwas in aufgehängte Socken hineinlegen kann, benötigt ein Haus einen Kamin und einen Schornstein. Vielleicht waren die Kelten vor der Christianisierung deshalb so kriegerisch, da sie weder das eine noch das andere besaßen. Lange Zeit lebten die Menschen in ebenen Hütten, in deren Mitte Tag und Nacht ein offenes Feuer brannte. Im Strohdach war ein kleines Loch, um den Rauch abziehen zu lassen. Im Winter und wenn es regnete, wurden die Holzhütten allerdings komplett verschlossen, wodurch sich diese in stickige Räucherkammern verwandelten.
Saxon huts did not have chimneys. They had fire pits in the center of the room and a hole in the roof [...]. In the winter, then, people lived and worked in smoke-filled rooms, [...].
Woodbury, Sarah: The Invention of the Chimney. sarahwoodbury.com (12/2016).
Immer wenn es etwas zu verschenken gibt, ist der Adel nicht weit. Vielleicht begann deshalb der britische Hochadel spätestens im 12. Jahrhundert damit, seine Schlösser mit Kaminöfen (englisch stoves) und Schornsteinen (englisch chimneys) auszustatten. Bis weit in das 16. Jahrhundert hinein blieben diese simplen Ausstattungsmerkmale allerdings der Oberschicht vorenthalten. Wer unter Elisabeth I. ein reicher Kaufmann war oder dem niederen Adel angehörte, dem wurden als besondere Ehre oftmals weibliche Gäste einquartiert. Die Bedingung dafür war allerdings, dass das Herrenhaus über Räume verfügte, in denen ein warmer Kamin mit Anschluss zu einem Schornstein stand.
The origin of chimneys, designed to carry smoke out of the dwelling, remains unclear, but it is unlikely that chimneys were constructed in Europe prior to the twelfth century. [...] Chimneys were widely adopted by the upper-classes during Tudor England. Under Queen Elizabeth I female guests might be sent to neighbors who could afford rooms with chimneys.
Butler, Orville R.: Smoke Gets in Your Eye: The Development of the House Chimney. ultimatehistoryproject.com (12/2016).
Der gemeine Pöbel lebte indessen weiterhin in stinkenden Räucherkammern.
Dass die Entwicklung bis zu vollständig beheizten Häusern jahrhundertelang dauern musste, wird jedem klar, der auch heutzutage noch mit einem Holzkaminofen heizt. Denn wer einfach Holzscheite und Zeitungspapier in seinem Ofen anzündet, der sieht nach wenigen Minuten so aus wie Knecht Ruprecht. Am wichtigsten ist nämlich, dass der Kamin zieht. Das geschieht allerdings nur, wenn die Luft im Schornstein wärmer und damit leichter als die Außenluft ist. Hingegen bei zu starkem Auftrieb verbrennt das Feuerholz in kürzester Zeit, ohne dabei die Raumtemperatur nachhaltig zu steigern.
When the air controls are open fully and the door is closed, the new fuel will ignite within two to three minutes.
fireplacespecialist: How to increase the efficiency of your woodburning stove. youtube.com (12/2016).
Diese Schwierigkeiten bereitet mein Kamin aus Papier nicht. Der macht zwar auch nicht warm, sorgt aber mit der richtigen elektrischen Beleuchtung für eine absolut heimelige Raumatmosphäre.
Mein Papierkamin ist 26,5 Zentimeter lang, 18,5 Zentimeter breit und 26,5 Zentimeter hoch. Zu den Besonderheiten des prächtigen Stücks zählt nicht nur eine ansprechende Holzoptik, sondern auch ein Backsteinmuster. Dieses sieht zum einen sehr elementar aus und fühlt sich zum anderen genauso rau wie Naturstein an.
Kamin basteln - die Grundform
Für das stämmige Grundgerüst des dreidimensionalen Kaminofens verwendete ich Tonpapier in fünf verschiedenen Farben. Zum Auffüllen der Hohlräume nahm ich des Weiteren gewöhnliches Styropor zur Hilfe. Das Backsteinmuster kam durch Modellierpaste, Malerkrepp und eine geringe Auswahl an Acrylfarben zustande. Als Werkzeuge sollten Sie sich zudem
eine Schere, ein scharfes Bastelmesser, verschiedene Pinsel, einen Spachtel, ein Falzbeil samt Lineal, einen Bastelkleber auf Wasserbasis und einen flüssigen Haushaltskleber zurechtlegen. Die Bauteile des Kamins befinden sich auf meinen DIN A4 Bastelschablonen (#1 /#2 /#3 /#4 /#5 /#6 /#7 /#8 /#9 /#10 /#11 /#12 /#13 /#14 /#15 /#16 /#17 /#18 /#19 /#20 /#21 /#22 /#23 /#24 /#25 /#26).
Hinweis: Ich habe sämtliche Tonpapierelemente der Schablonen doppelt angefertigt und identische Einzelteile symmetrisch aufeinandergeklebt. Diese Verstärkung saugt nicht nur Bastelflüssigkeiten besser auf, sondern trägt auch ungemein zur Stabilität des offenen Kamins bei.
Ich begann mit der Bodenplatte, auf welcher der Kamin später steht. Aufgrund der Größe musste ich dafür diverse Schablonen zunächst verlängern. Dazu schnitt ich Schablone #1 und Schablone #2 zurecht und klebte beide Vorlagen an der Markierung A mithilfe von Klebeband aneinander. Aus dem daraus entstandenen Element fertigte ich mir gleich darauf die Bodenplatte aus zwei Lagen weißem Tonpapier an.
- Direkt im Anschluss nahm ich ein scharfes Bastelmesser zur Hilfe und schnitt die Einschnitte (siehe Schablonen) zum Einstecken der Kaminwände frei.
Als Nächstes fertigte ich von Schablone #3 die tragenden Seitenwände an. Immer wenn ich nach dem Verstärken und Falzen ein Wandelement fertiggestellt hatte, steckte ich es in die weiße Bodenplatte. Die Klebelaschen der Wände bestrich ich darauffolgend mit Kleber und knickte diese auf der Bodenplattenrückseite um. Somit waren die tragenden Wände fest im Boden verankert.
- Im nächsten Schritt bastelte ich das innere Mauerwerk, welches ich am Ende mit einer Backsteinoptik versah. Dazu fertigte ich zunächst einmal alle Einzelteile der Schablonen #4 - #6 aus hellgrauem Tonpapier an.
Mit den Teilen von Schablone #4 verstärkte ich von innen die tragenden Seitenwände. Das Element von Schablone #5 klebte ich vorne in die Mitte, und als ich mit der grauen Rückwand von Schablone #6 die beiden Seitenpfeiler verband, sah das Ganze bereits wie eine kleine, massive Burg aus.
Damit aus der flachen Bodenplatte eine stabile, dreidimensionale Marmorplatte wurde, musste ich zunächst einmal die Seitenverkleidungen von Schablone #7 und Schablone #8 aus weißem Tonpapier anfertigen. Hinweis: Bei manchen Einzelteilen war es nötig, die Vorlagen aufgrund der Überlänge zu verlängern. Nachdem ich die Verkleidungen an der Bodenplatte angeklebt hatte, schnitt ich mir eine Styroporplatte zurecht, die exakt den Hohlraum des gesamten Kaminbodens auffüllte.
- Wichtig: Bei diesem Schritt gewann ich die Erkenntnis, dass mein flüssiger Haushaltskleber das Styropor zum Schmelzen brachte. Deshalb musste ich hierfür auf weißen Bastelkleber auf Wasserbasis zurückgreifen.
Um die Marmorplatte abzuschließen, verlängerte ich Schablone #9 mit Schablone #10 an der Markierung D. Aus der daraus entstandenen Vorlage fertigte ich mir anschließend die untere Bodenverkleidung aus weißem Tonpapier an. Diese klebte ich dann einfach auf die Styroporplatte.
Decke des Kaminofens - mehr als eine Abstellfläche
Beim Entwerfen des Kamins habe ich mich teilweise am Dativius-Victor-Bogen orientiert, was meiner Meinung nach an der Kaminofendecke besonders zum Vorschein kommt. Um auch die oberen Klebelaschen der Wände verankern zu können, fertigte ich Schablone #11 und Schablone #12 an. Nach dem Verlängern, Falzen und Einschneiden, fädelte ich das Element über die Wandklebelaschen und befestigte diese daran. Hinweis: Die Außenlaschen an den Seiten klappte ich nach innen ein und verklebte diese mit sich selbst.
Als Nächstes verkleidete ich die Klebelaschen der aufgestellten Oberseite. Dazu verlängerte ich Schablone #13 mit Schablone #14. Aus der Vorlage schnitt ich mir dann ein großes Tonpapierelement zurecht, welches ich oben auf den Kamin klebte. Gleich danach dichtete ich die aufgestellte Abdeckung innen an den Seiten mit Styroporstreifen ab. Auch die Deckenmitte beklebte ich mit zwei Streifen aus Styropor, die genauso hoch wie die Seitenstreifen waren.
- Auf das Styropor klebte ich im Anschluss das Einzelteil, welches ich aus der Schablone #15 und Schablone #16 angefertigt hatte. Wichtig: Beim Einschneiden der Stecklinien war ich sehr vorsichtig und gewissenhaft, damit die Marmorblende auch kerzengerade steht.
- Besagte Blende befindet sich auf Schablone #17. Währenddessen ich die langen Seiten zunächst verlängern musste, klebte ich die kurzen Seiten nach dem Falzen einfach in die Einschnitte am Boden.
Auch im zweiten Stockwerk dichtete ich wieder die Seitenwände und die Mitte mit Styroporstreifen ab. Um auch die oberen Klebelaschen der Marmorblende verankern zu können, verlängerte ich Schablone #18 mit Schablone #19. Nach dem Präparieren fädelte ich den Boden des letzten Stockes über die Klebelaschen und befestigte diese daran. Die Außenlaschen knickte ich wieder nach innen und verklebte diese mit sich selbst.
Zum Aufbauen des dritten Kaminstockwerks wiederholte ich die vorangegangenen Bastelschritte erneut.
Die letzten Schablonen stellen folgende Elemente bereit:
- #20/#21: Bodenplatte zur Verkleidung der oberen Klebelinien.
- #22/#23: Schräge Seitenverkleidung des obersten Stockwerks.
- Nach diesen Schablonen habe ich sämtliche Hohlräume in der Kamindecke mit Styropor aufgefüllt.
- #25/#26: Oberste Deckenplatte, um das Styropor zu verkleiden.
Backsteinoptik aus Papier erzeugen - so geht’s
Auch als mein Papierkamin schon als solcher zu erkennen war, ließ ich den Bauhelm noch auf, denn das Einziehen der roten Backsteinwand erforderte einen Spachtel und Modellierpaste. Zunächst klebte ich allerdings wie ein Malerlehrling im ersten Lehrjahr die graue Steinwand mühevoll ab. Dafür nahm ich handelsüblichen Malerkrepp zur Hilfe. Wichtig: Auf die Rückwand des Kamins klebte ich ebenfalls ein Backsteinmuster auf.
Als Nächstes bestrich ich die einzelnen Backsteine großzügig mit Modellierpaste und ließ das Ganze anschließend für eine Stunde trocknen.
Sobald die Modellierpaste angetrocknet war, begann ich mit den Malerarbeiten. Zunächst bemalte ich die Wände mit roter Acrylfarbe. Direkt im Anschluss setzte ich mit schwarzer Acrylfarbe Akzente. Den Anstrich ließ ich für circa 15 Minuten trocknen, ehe ich den Malerkrepp abnahm und mich daraufhin prächtige Backsteinwände anstrahlten.
Noble Nussbaumholzoptik und Veredelung der Marmorplatte
Um die tragenden Seitenwände und die Kaminofendecke mit einer Holzoptik zu versehen, schnitt ich zunächst einmal braune Tonpapierstreifen in unterschiedlichen Breiten zurecht. Im Anschluss bestrich ich eine Außenwand nach der anderen mit weißem Bastelkleber auf Wasserbasis und legte meine Tonpapierstreifen auf. Als die Papierholzstücke aufgeklebt waren, bestrich ich diese großzügig von oben mit dem Bastelkleber, sodass diese von beiden Seiten benetzt waren. Danach legte ich den Kamin für circa 30 Minuten zum Trocknen.
- Zu guter Letzt bemalte ich meine Holzstücke mit dunkelbrauner Acrylfarbe. Gleich darauf zog ich zudem noch eine Maserung mithilfe von schwarzer Acrylfarbe ein. Hinweis: Als Kontrast gestaltete ich die Zwischenbalken um die Marmorblende etwas dunkler.
Nach diesen Schritten ist der Papierkamin sehr feucht, weshalb ich das Motiv für 24 Stunden zum Trocknen stellen musste, bis ich die Marmorplatte am Boden vollenden konnte.
Am nächsten Tag erzeugte ich auf allen weißen Flächen des Kamins eine Marmoroptik. Dazu mischte ich zunächst weiße Acrylfarbe mit silberner Acrylfarbe im Verhältnis 10:1. Damit grundierte ich zuallererst die Marmorplatten.
- Als Nächstes zog ich eine Maserung auf die Flächen ein. Dafür mischte ich weiße Acrylfarbe mit silberner Acrylfarbe im Verhältnis 8:1.
- Im letzten Schritt malte ich mithilfe eines Holzspießes kleine Risse auf. Die dafür nötige dunkelgraue Farbe mischte ich mir wieder aus weißer und silberner Acrylfarbe im Verhältnis 3:1. Außerdem akzentuierte ich die Flächen noch mit weißen Highlights.
Als mir das Marmormuster endgültig gefiel, musste der Kamin noch einmal für zwei Stunden gut trocknen. Danach konnte ich endlich meine Socken für den Weihnachtsmann daran aufhängen.
Fazit zum stilvollen Adventskamin aus Papier
Bis der Kamin in dieser Form vor mir stand, vergingen gut und gerne drei Wochen, die ich mit Zeichnungen und Modellbauten verbrachte. Das Basteln selbst nahm drei Tage in Anspruch. Günter Loose könnte der Text für das Lied „Marmor, Stein und Eisen bricht” beim Lieben vor solch einem Kamin eingefallen sein. Für mich ist dieser kleine Kamin eine geniale Adventsdekoration und ein kleiner Trost, bis ich mir irgendwann einen echten, prasselnden Kaminofen in mein Zuhause einbauen lassen kann.
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Inntal Ani sagt:
Servus Vroni, dei Kamin sieht klasse aus. I mog de Backstoaoptik, de sieht aus wia bei am echdn Ofa. Besonders niedlich san de gloan Soggn voa am Kamin, do kannt ma meina Weihnochdn städ scho wieda voa da Dia
Mach ’s guad, Ani!