Nachdem in der Bonner Republik mehr als zehn Jahre¹ darüber gestritten wurde, trat am ersten September 1969 das Berufsbildungsgesetz² in Kraft. Seit diesem Datum müssen deutschlandweit alle Azubis ein Berichtsheft führen, um für die mündliche³ Abschlussprüfung zugelassen zu werden. Diese Maßnahme sollte dazu dienen, die betriebliche Ausbildung für staatliche Institutionen, Gewerkschaften und Kammern transparent⁴ zu machen. Vorher fand das duale System nämlich außerhalb des öffentlichen Interesses statt, was sehr oft zu Willkür führte. So galt es noch nach den Wirtschaftswunderjahren als selbstverständlich, wenn Lehrlinge der Chefin im Haushalt zur Hand gingen oder für unentgeltliche Tapezier- und Gartentätigkeiten herangezogen wurden. Und wer gegen derartige Missstände aufbegehrte, der bekam nicht selten einen Satz heiße Ohren verpasst.
Berufserziehung wurde häufig mit quasi-militärischer Disziplin durchgeführt. So ging es in Gerichtsverfahren noch 1962/63 um die Frage, ob ein Berufsschullehrer ein „Züchtigungsrecht” habe.
Herkner, Volkmar: Verabschiedung des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) von 1969 - Wendepunkt in der Geschichte beruflicher Bildung in der Bundesrepublik. bpb.de (02/2021).
Mittlerweile zählen die meisten Azubis das Berichtsheftschreiben zu den notwendigen Übeln. Rückblickend betrachtet trugen die Berufstagebücher aber stark dazu bei, dass sich die Ausbildungsbedingungen in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert haben.
Grundsätzlich ist die Gestaltung eines Ausbildungsnachweises nicht⁵ an Formvorschriften gebunden. Wenn der Betrieb keine eigenen Regeln definiert, dann dürfen die einzelnen Tätigkeitsprotokolle entweder am Computer oder handschriftlich verfasst werden. Ebenso ist es möglich, die Manuskripte mit eingeklebten Fotos⁶ oder mit Zeichnungen aufzuwerten. Das Wichtigste ist nur, dass jeder Azubi am Ende seiner Lehre eine lückenlose Chronik besitzt, welche die Zeit zwischen dem ersten Arbeitstag und der mündlichen Abschlussprüfung umfasst.
Und vergesst nicht, dass nicht nur Tätigkeiten aus dem Betrieb, sondern auch aus der Berufsschule aufgeschrieben werden müssen.
Köhrens, Marvin: Berichtsheft: So geht’s. youtube.com (02/2021).
Trotz der vielen Freiheiten haben sich die Industrie- und Handelskammern zusammen mit den Innungen darauf geeinigt, dass jedes Berichtsheft ein Deckblatt enthalten muss. Darüber hinaus sollte aus den Tages- bzw. Wochenberichten hervorgehen, wie lange die aufgezählten Tätigkeiten durchgeführt wurden.
Berichtsheft ausdrucken
Offiziell wird der Ausbildungsnachweis nicht bewertet. Es wäre jedoch ziemlich naiv zu glauben, dass die Qualität des Azubitagebuches keinen Einfluss auf die mündliche Abschlussprüfungsnote nimmt. Damit also stets alle Informationen vorhanden sind, sollten Lehrlinge auf jeden Fall einheitliche Vordrucke verwenden. Vor allem gilt dies, wenn Jungarbeiter eine broschierte Berufschronik in einem Ordner oder Schnellhefter führen möchten. Für diese Fälle haben wir eine PDF-Datei entwickelt, die alle nötigen Bestandteile eines Berichtsheftes enthält.
- So verfügt das Verbunddokument sogar über ein Formular für Fachberichte, die in manchen Lehrberufen angefertigt werden müssen.
- Des Weiteren lassen sich sämtliche Vorlagen direkt am Computer ausfüllen.
Außerdem sind die hier angebotenen Formblätter bestens für Schönheitskorrekturen geeignet. Wer zum Beispiel in einem gebundenen Berichtsheft ein fehlerhaftes Tätigkeitsprotokoll angefertigt hat, der kann den Schandfleck mit unseren Musterbögen überkleben und den handschriftlichen Eintrag wiederholen.
Der Weg zum Dokument
Angefertigte Wochenberichte sind lediglich ungültige Notizen, wenn diese nicht mindestens sowohl vom Azubi wie auch vom Ausbilder unterschrieben wurden. War der Lehrling bei Durchführung der aufgezeichneten Tätigkeiten minderjährig, dann ist ebenfalls die Signatur eines Erziehungsberechtigten vonnöten.
Bei minderjährigen Auszubildenden soll ein gesetzlicher Vertreter in angemessenen Zeitabständen von den Ausbildungsnachweisen Kenntnis erhalten und diese unterschriftlich oder in sonstiger geeigneter Weise bestätigen.
Hirth, Günter: Ausbildungsnachweise (Berichtsheft). ihk.de (02/2021).
Des Weiteren sollte jeder Auszubildende mittlerweile wissen, dass das Berichtsheftschreiben zur Arbeitszeit⁷ gehört. Allerdings bieten manche Betriebe branchenbedingt nicht die nötige Umgebung, um das Azubitagebuch gewissenhaft zu führen. Betroffene Berufsnovizen sollten dann hin und wieder eher nach Hause gehen dürfen, damit diese in Ruhe ihre Verrichtungen dokumentieren können.
Berufsausbildung wieder populär
Zu Beginn der 2010er-Jahre kritisierte die OECD in ihren Bildungsberichten gebetsmühlenartig die geringe Akademikerquote⁸ in der Bundesrepublik Deutschland. Daraufhin wurde hierzulande der Hochschulzugang erleichtert, was dazu führte, dass es im Jahre 2018 sage und schreibe 2,9 Millionen Studierende gab.
Die Hörsäle sind voll, die Werkbänke leer. Immer weniger Schulabgänger entscheiden sich für eine Ausbildung. [...] 2018 waren es nur noch 1,3 Millionen Auszubildende und 2,9 Millionen Studierende.
Niebergall, Nina: Besser als Studieren? Wann sich eine Ausbildung lohnt. heute+ (2018).
Dagegen blieben jahrelang bundesweit über 50.000 Lehrstellen⁹ unbesetzt, weswegen heutzutage ein eklatanter Fachkräftemangel¹⁰ herrscht. Nun schwingt das Pendel in die andere Richtung.
- So ist beispielsweise am ersten Januar 2020 ein grundlegend reformiertes Berufsbildungsgesetz in Kraft getreten, um das duale System wieder attraktiv zu machen.
- Des Weiteren werden im Moment in vielen Branchen die antiquierten Ausbildungsordnungen an die Herausforderungen unserer Zeit angepasst.
- Und selbst in den heruntergekommenen Berufsschulen sollen in naher Zukunft verstärkt digitale Lernwerkzeuge zum Einsatz kommen.
Bei all dem Wandel ist es doch schön, dass wenigstens eine Sache gleich bleibt: Jeder Azubi muss weiterhin wie anno 1969 ein Berichtsheft führen.
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¹Herkner, Volkmar: Politischer Schlagabtausch um das Berufsbildungsgesetz (1959 - 1969) - Ein Überblick. bpb.de (02/2021).
²Bundesanzeiger Verlag: Berufsbildungsgesetz vom 14. August 1969. bgbl.de (02/2021).
³Bujar, Artur: So einfach funktioniert Deutschland. Teil 4: IHK-Prüfung einfach erklärt. Köln: Bildungsverlag EINS 2017.
⁴Fais, David: FAQ Berichtsheft Teil 2 | IHK Azubi Guide. youtube.com (02/2021).
⁵Wichtig: Der oben aufgeführte Text stellt keine Rechtsberatung dar. Das Verwenden der PDF-Datei geschieht auf eigenes Risiko.
⁶Hesse, Gero & Felix von Zittwitz: Berichtsheft in der Ausbildung - so führst du den Ausbildungsnachweis. youtube.com (02/2021).
⁷Walhalla Fachredaktion: Das gesamte Kinder- und Jugendrecht. Mit den aktuellen familienrechtlichen Vorschriften. Regensburg: Walhalla u. Praetoria Verlag GmbH 2019.
⁸Spiewack, Martin: OECD-Bildungsbericht. Deutschland, du bist Musterschüler. zeit.de (02/2021).
⁹Schörter, Julia: Besser als Studieren? Wann sich eine Ausbildung lohnt. heute+ (2018).
¹⁰Hoenig, Andreas: Gegen den Fachkräftemangel - und den Unmut der Bevölkerung. Das sind die Pläne der Regierung. t-online.de (02/2021).