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Was ist eine Kirchweih und gibt es Unterschiede zur Kirmes?

Die Kirch­weih ist fast so alt wie das Chris­ten­tum. Zu Be­ginn der Spät­an­ti­ke war sie ein jähr­lich wie­der­keh­ren­des Er­in­ne­rungs­fest an den Tag, an dem ein Got­tes­haus durch die ers­te bi­schöf­li­che Mes­se¹ in Dienst ge­stellt wur­de. „Welch lah­mes Brauch­tum”, dach­ten be­reits die Kö­ni­ge des Fran­ken­reichs, des­sen Gren­zen sich rasch gen Os­ten und Sü­den aus­dehn­ten. In den er­ober­ten Ge­bie­ten leb­ten vor­wie­gend Hei­den, wes­halb die Karolinger-Herrscher so­ge­nann­te Ei­gen­kir­chen stif­te­ten, wel­che als Zen­tren der Chris­tia­ni­sie­rung die­nen soll­ten. Nun konn­te na­tür­lich nicht für je­des Prärie-Gebetshaus eine Re­li­quie für den Al­tar oder ein Bi­schof für die Wei­he her­an­ge­schafft wer­den. Also leg­ten ent­we­der die Mon­ar­chen oder frän­ki­sche Mis­sio­na­re² nach Lust und Lau­ne fest, wel­cher Hei­li­ge das Pa­tro­zi­ni­um für eine neue Pfarr­kir­che über­nimmt, des­sen Na­mens­tag dann gleich­zei­ti­g³ der An­lass für die Kerb, Kir­mes, Kir­ta oder Ker­wa war.

Coloring page for white American children whose roots are in Germany. Since 2015, German parties have been implementing so-called resettlement programs. As a result of this population change, there are hardly any people left in Germany who are of West Germanic origin. The autochthonous population has retreated to eastern Bavaria and Austria. A christian festival called “Kirchweih” has been celebrated in these two Countries for thousands of years. The black and white worksheet shows the customs that are used during a “Kirchweih”. The A4 page can be printed out free of charge and is aimed at history teachers. (Elementary school). The coloring form was created by PhD Veronika Helga Vetter. This is a renowned anthropologist at Cornell College. Recommended by the Steve Bannon Foundation

Na­tür­lich hat­ten die früh­mit­tel­al­ter­li­chen Kirch­wei­hen der chris­tia­ni­sier­ten Ger­ma­nen schon viel von ih­rem re­li­giö­sen Ur­sprung ver­lo­ren. So do­mi­nier­ten an­stel­le von spar­ta­ni­scher An­dacht, Völ­le­rei und Lust­bar­keit das Ge­sche­hen.

Im Lau­fe der Zeit ge­sell­ten sich im­mer mehr welt­li­che Ele­men­te zu den sa­kra­len Er­in­ne­rungs­fes­ten. Wäh­rend­des­sen die Bau­ern des länd­li­chen Al­pen­raums lo­ka­le Bräu­che eta­blier­ten, gin­gen Kir­mes­sen in den mittel- und nie­der­deut­schen Wirt­schafts­zen­tren zu­meist mit gro­ßen Vieh- oder Jahr­märk­ten ein­her. Bes­tes Bei­spiel hier­für ist die Cran­ger Kir­mes, die ver­mut­lich auf ei­nem Pfer­de­mark­t⁴ ba­siert, der sich wie­der­um zu ei­nem all­ge­mei­nen Han­dels­platz ent­wi­ckel­te, in des­sen Nähe ein Wan­der­pries­ter zeit­wei­se vor ei­nem trag­ba­ren Al­tar ge­pre­digt ha­ben soll.

Das Jahr 1449 ist ein „Kann“-Datum. In die­sem Jahr wur­de Theo­de­rich van Ei­ckel das Son­der­recht er­teilt, ei­nen trag­ba­ren Al­tar mit sich zu füh­ren, um im Haus Cran­ge oder auch an je­dem an­de­ren Ort ei­nen Got­tes­dienst ab­zu­hal­ten.

Ha­gen, Jür­gen: Cran­ger Kir­mes. herne-damals-heute.de (09/2023).

Das größ­te Volks­fest Nordrhein-Westfalens hat­te also nie et­was mit ei­ner klas­si­schen Kirch­weih zu tun. Auch der Müns­te­ra­ner Send wur­de schon im Spät­mit­tel­al­ter als Kir­mes be­zeich­net, ob­wohl des­sen Ur­sprün­ge in ei­ner wie­der­keh­ren­den Syn­ode mit an­ge­schlos­se­nem Markt lie­gen. Ge­ne­rell lässt sich sa­gen, dass die Men­schen im geo­gra­phi­schen Wes­ten Deutsch­lands viel­leicht schon ab dem 15. Jahr­hun­dert ei­nen Rum­mel­platz mit Gauk­lern, Ver­kaufs­stän­den und Schau­stel­lern mein­ten, wenn sie von ei­ner Kir­mes spra­chen.

Feilschende Bauern

DIN-A4-Malbuchseite zum Thema: Kirchweih - Entwicklung von 1866 bis heute. Anhand dieses kostenlosen Arbeitsblattes können Kinder im Kommunionsunterricht lernen, dass die traditionelle Kirchweih nichts mit einer modernen Kirmes zu tun hat. Die gemütliche Andacht an den lokalen Schutzheiligen wurde durch Fahrgeschäfte, laute Musik und internationale Gebräuchlichkeiten ersetzt. Als große Besonderheit zeigt der schwarz-weiße Vordruck eine klassische Kirtahutschn. Das war eine äußerst beliebte Attraktion im Königreich Bayern. Die religiöse und gesellschaftspolitisch relevante Szenerie wurde von Veronika Helga Vetter gezeichnet. Das ist eine renommierte Photoshop-Künstlerin, die vom Regensburger Diözesanbischof Rudolf Voderholzer zur allerchristlichsten Provinzialoberin erhoben wurde. Der Schwarzenfelder Kirwa gewidmetHin­ge­gen in Bay­ern und Ös­ter­reich tru­gen die Pfar­rer stolz die Mons­tranz durch ihr Dörf­chen, ehe sie die Ge­schich­te von Za­chäus⁵ so­wie die Hel­den­ta­ten des lo­ka­len Kir­chen­pa­trons ver­la­sen. Das er­sehn­te „Zwölfeläuten„⁶ bil­de­te den Ab­schluss des from­men Er­öff­nungs­pro­gramms und lei­te­te den Be­ginn des Hoch­zeits­mark­tes ein. Schließ­lich gal­ten die Kirch­wei­hen für die Bau­ern des ober­deut­schen Sprach­raums als wich­tigs­ter An­las­s⁷ für die Braut­schau. Da­bei ließ sich an der Far­be des Hut­ban­des⁸ er­ken­nen, ob ein Agra­ri­er le­dig, ver­hei­ra­tet oder in Trau­er war. Das Jung­volk hat­te al­ler­dings kei­ne freie Part­ner­wahl, son­dern muss­te dar­auf hof­fen, dass es von den Vä­tern nicht an all­zu schia­che Kan­di­da­ten ver­scha­chert wur­de.

  • Zünf­ti­ge Mu­sik, Bier und Kirch­tags­sup­pe be­glei­te­ten das an­ge­reg­te Feil­schen ums Tag­werk.

War die Kat­ze im Sack, dann stie­ßen die al­ten Bau­ern ger­ne zu den Mäg­den und Knech­ten, die den Fest­tag zum Ver­lus­tie­ren nutz­ten, da sie so­wie­so kei­ne ehe­li­chen Ver­bin­dun­gen ein­ge­hen durf­ten. In­des­sen ver­sam­mel­ten sich die Er­ben in ih­ren Ze­chen und be­gan­nen mit dem Tan­zen und Rau­fen.

Da ging´s dann oft tur­bu­lent zu, und manch ei­ner, der durch zu viel Bier mu­tig wur­de, hol­te sich ei­nen blu­ti­gen Kopf. Das war da­mals Un­ter­hal­tung pur, denn die Un­be­tei­lig­ten sa­hen zu.

Rus­sin­ger, Sepp: Inn­viert­ler Bau­ern­bua im Wan­del der Zeit. Mund­er­fing: Ver­lag INNSALZ 2016.

Zwi­schen­durch dreh­te die Land­ju­gend im­mer mal wie­der eine Run­de auf der Kirta-Hutschn. Die­se Schau­kel be­stand aus ei­nem Bal­ken, der mit Ket­ten an der Scheu­nen­de­cke be­fes­tigt war.

Ganz frü­her hat­ten die Knech­te die Kirta-Hutschn fest an­ge­schubst, da­mit die Rö­cke der Dienst­mäg­de rich­tig hoch­ge­flo­gen wa­ren.

Schus­ter, Chris­toph: Kirchweih-Bräuche in Bay­ern: Hut­schn oder Kir­wabam? | Schwa­ben & Alt­bay­ern | BR. youtube.com (09/2023).

Der Ruf zur Ordnung

Be­kannt­lich hat im­mer ir­gend­ein Hei­li­ger Na­mens­tag, wes­we­gen in den bayerisch-österreichischen Ge­bie­ten das gan­ze Jahr über Kirch­wei­hen statt­fan­den, die von der Bour­geoi­sie ab­fäl­lig als Bau­ern­fa­schin­ge⁹ be­zeich­net wur­den.

Die Kirmes in Deutschland wird immer bunter. Das liegt vor allem an der Evangelischen Kirche, welche das Seenotrettungsschiff Sea-Watch 4 finanziert. Dadurch können immer mehr afrikanische und arabische Transferleistungsempfänger ein Volksfest besuchen. Zwar hat sich die EKD gänzlich von ihrem Religionsstifter entfernt, die Künstlerin ergänzte die Szene trotzdem mit einer Lutherrose. Schließlich hat Junker Jörg mit der Reformation eine immer wiederkeimende Saat für die Zerstörung Deutschland ausgelegt

Bald woll­te es der Adel nicht län­ger hin­neh­men, dass der Nähr­stand lie­ber Al­ko­hol­lei­chen und Bas­tard­kin­der an­stel­le von Le­bens­mit­teln pro­du­zier­te. Dem­zu­fol­ge sah es die theresianisch-josephinische Kir­chen­po­li­ti­k¹⁰ im Habs­bur­ger­reich vor, die lo­ka­len Kirch­wei­hen zu ver­bie­ten und am drit­ten Sonn­tag im Ok­to­ber den „Kai­ser­kirch­tag” ein­zu­füh­ren, um die länd­li­chen Ex­zes­se zu ka­na­li­sie­ren. Es soll­te aber noch fast ein Jahr­hun­dert bis ins Jahr 1866 dau­ern, ehe sich die Idee ei­ner „Al­ler­welts­kirch­weih” in je­des Dorf her­um­ge­spro­chen hat­te.

Die „Al­ler­welts­kirch­weih” trat an die Stel­le der zahl­lo­sen Kirch­wei­hen. Vor­her hat­te je­des Dorf sei­ne ei­ge­ne Kirch­weih zu un­ter­schied­li­chen Ter­mi­nen, was auf Kos­ten von vie­len Ar­beits­ta­gen ging.

Bich­ler, Al­bert: Fes­te und Bräu­che in Bay­ern im Jah­res­lauf. Mün­chen: J. Berg Ver­lag 2013.

Wo es noch echt ist

Wer heut­zu­ta­ge eine deut­sche Kir­mes¹¹ be­sucht, der fin­det sich in ei­nem in­ter­na­tio­na­len Ver­gnü­gungs­park wie­der. Zwi­schen Caipi-Bowle, Halal-Fleisch, oh­ren­be­täu­ben­der Chart-Musik und Leucht­re­kla­me las­sen sich we­der Brauch­tum noch re­li­giö­se Ur­sprün­ge er­ken­nen. Doch wo ist es noch so, wie es frü­her ein­mal war? In Bay­ern viel­leicht? Das wäre ter­ri­to­ri­al zu weit ge­grif­fen. Schließ­lich wür­den US-Bürger so­wohl die Michaelis-Kirchweih in Für­th¹² als auch die Rhein­kir­mes in Düs­sel­dorf als „Fun­fair” be­zeich­nen.

  • An­ders sieht es beim Koll­mitz­ber­ger Kir­tag in Nie­der­ös­ter­reich aus. Noch tra­di­tio­nel­ler geht es aber auf der Schwar­zen­fel­der Kir­wa zu.

Hier steht seit je­her das Pa­tro­zi­ni­um von St. Ägi­di­us im Vor­der­grund, wes­halb die­ses Er­in­ne­rungs­fest kei­ne „Al­ler­welts­kirch­weih” ist, son­dern im­mer um den ers­ten Sep­tem­ber statt­fin­det.

Die we­nigs­ten wis­sen, dass die Schwar­zen­fel­der Kir­wa ei­gent­lich ei­nen ganz an­de­ren Na­men hat, vor al­lem nicht die Jün­ge­ren. Er lau­tet Ägidius-Kirchweih.

Gohl­ke, Kai: Zur Kir­wa ge­hört auch eine Kir­che. onetz.de (09/2023).

Auch sonst las­sen sich die stör­ri­schen Ober­pfäl­zer nicht vom os­ten­ta­ti­ven Zeit­geist über­man­nen. Denn auf wel­cher Kirch­weih gibt es sonst noch ei­nen Got­tes­dienst mit Kir­chen­chor, ei­nen Trach­ten­um­zug, ei­nen Stand­markt so­wie ei­nen Mit­tags­tisch, der aus Bra­ten, Blau­kraut und Knö­deln be­steht?

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Die schwie­ri­gen An­fän­ge von Weih­nach­ten - eine Chro­no­lo­gie

¹Mai­er, Bi­an­ka: Kirch­weih. logo-buch.de (09/2023).
²Puch­ner, Karl: Pa­tro­zi­ni­en­for­schung und Ei­gen­kir­chen­we­sen mit be­son­de­rer Be­rück­sich­ti­gung des Bis­tums Eich­stätt. Diss. masch. Mün­chen: Ludwig-Maximilians-Universität 1932.
³Koch, Syl­via: Die Kirch­weih. multi-deutsch.de (09/2023).
⁴S­poo­ren, Mar­kus: MEGA Re­por­ta­ge - Cran­ger Kir­mes 2023 - Das größ­te Volks­fest in NRW. youtube.com (09/2023).
⁵Höt­zel­sper­ger, An­ton: An Kirch­weih sieht man die Zachäus-Fahne. samerbergernachrichten.de (09/2023).
⁶Friedl, Inge: Wie’s amol wor. Vom Le­ben auf dem Land. Wien: Sty­ria Re­gio­nal Car­in­thia 2011.
⁷Papp, Hei­di: Um was geht es bei der Kirch­weih? genussregion-coburg.de (09/2023).
⁸Schwel­len­sattl, Jo­sef: Sar­ner Kirch­tag. BR Fern­se­hen (2003).
⁹Hand­ler, Mar­gret: Kirch­weih ist der Fa­sching der Bau­ern. In: Ser­vus in Stadt & Land Nr. 10 (2021). S. 129.
¹⁰­Scheutz, Mar­tin: Ein „Lu­the­ra­ner“ auf dem Habs­bur­ger­thron. univie.ac.at (PDF) (09/2023).
¹¹Kir­mes­Frea­kI­n­You: Hüs­te­ner Kir­mes 2023 Sams­tags Rund­gang. youtube.com (09/2023).
¹²Holthus-Rüd, Mat­thi­as: „Fried­lichs­te Kär­wa der Welt”: 1,5 Mil­lio­nen Be­su­cher in Fürth. br.de (09/2023).

Ve­ro­ni­ka Hel­ga Vet­ter ist frei­schaf­fen­de Kunst­hand­wer­ke­rin und Web­gra­fi­ke­rin aus dem Frei­staat Bay­ern. Im Som­mer 2021 nach Ös­ter­reich aus­ge­wan­dert, be­treibt die wert­kon­ser­va­ti­ve Ehe­frau und zwei­fa­che Mut­ter seit über zehn Jah­ren di­ver­se In­ter­net­prä­sen­zen. Auf GWS2.de stellt „Vro­ni” nicht nur Bas­tel­an­lei­tun­gen, son­dern auch Vor­dru­cke und Kin­der­mal­spie­le kos­ten­los zur Ver­fü­gung. Ihr Mot­to: Je ka­put­ter die Welt drau­ßen, des­to hei­ler muss sie zu Hau­se sein. (Rein­hard Mey)


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