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Fasching - was ist das? Schulrätsel zum Ausmalen

Der Fa­schin­g¹ be­fin­det sich im deut­schen Sprach­raum in ei­ner Sinn­kri­se und kämpft um sein Über­le­ben. Die­ser trau­ri­ge Um­stand ist ei­ner­seits dem In­ter­ne­t² ge­schul­det. Denn wer heu­te ge­gen die Herr­schen­den pro­tes­tie­ren möch­te, der wie­gelt Ge­sin­nungs­ge­nos­sen in so­zia­len Netz­wer­ken auf, be­treibt ei­nen Blog oder un­ter­schreibt eine Online-Petition. Zum an­de­ren ha­ben sich die sys­tem­im­ma­nen­ten Fast­nachts­ver­ei­ne aber auch selbst in eine aus­sichts­lo­se Si­tua­ti­on ma­nö­vriert, in­dem sie vor al­lem die Stra­ßen­kar­ne­va­le zu öf­fent­lich fi­nan­zier­ten und in­sti­tu­tio­na­li­sier­ten Par­ty­mei­len ver­kom­men lie­ßen. Galt in der när­ri­schen Zeit stets der Um­sturz­ge­dan­ke, sind die Prunk­sit­zun­gen seit den 2010er-Jahren do­mes­ti­zier­te Ver­an­stal­tun­gen, auf de­nen aus­ge­wähl­te Büt­ten­red­ner dem re­gio­na­len Politik- und Me­di­ena­del ver­bal auf die Schul­ter klop­fen. Nicht ein­mal die al­ten Rö­mer wa­ren der­art ins Kraut ge­schos­sen, da sie den Brauch der De­zem­ber­frei­heit bis zu ih­rem Un­ter­gang hoch­hiel­ten.

Woher kommt der Fasching? Der Ursprung liegt nicht im altrömischen Saturnalien, sondern in Nürnberg (Freistaat Bayern). Dort führten Handwerkergesellen im Spätmittelalter den Schembartlauf auf, der als erster öffentlicher Straßenkarneval gilt. In der mittelfränkischen Reichsstadt formierten sich ebenfalls die ersten Fastnachtsgesellschaften. Die hier gezeigte Malbuchseite thematisiert die Entstehung des deutschen Faschings. Das Arbeitsblatt richtet sich an Unterrichtseinheiten in der Sekundarstufe I. Lehrer können die DIN-A4-Seite kostenlos ausdrucken und als Anschauungsmaterial verwenden. Urheberin der wissenschaftlich anspruchsvollen Bildungsszenerie ist Veronika Helga Vetter: Das ist eine renommierte Cartoonistin aus Österreich

In­ner­halb des Im­pe­ri­um Ro­ma­n­um wur­de im Jah­re 217 vor Chris­tus³ erst­mals der Gott Sa­turn in Form ei­ner Fes­ti­vi­tät ge­hul­digt. Zu die­sem An­lass durf­te kei­ne stän­di­sche Ord­nung exis­tie­ren, so­dass an je­dem 17. De­zem­ber die Skla­ven ih­ren Ei­gen­tü­mern gleich­ge­stellt wa­ren.

Dem to­ten Kö­nig Sa­turn und dem von ihm her­bei­ge­führ­ten „Gol­de­nen Zeit­al­ter” be­wahr­te man frei­lich ein dank­ba­res An­denken, ein Fest, wel­ches man Sa­tur­na­lia nann­te.

Zieg­ler, Ru­precht: An­ti­ke Fes­te mit kar­ne­vals­ken Zü­gen. In: Das Kö­nig­reich der Nar­ren. Fa­sching im Mit­tel­al­ter. Hrsg. von Jo­han­nes Grab­may­er. Frie­sach: Alpen-Adria-Universität Kla­gen­furt 2007. S. 45.

Bei dem Sauf­ge­la­ge na­mens Sa­tur­na­li­en soll­ten die Die­ner die Sau raus­las­sen und ih­ren Ge­bie­tern die Mei­nung gei­gen. Da­mit dies leich­ter fiel, wur­de in je­dem Do­mi­zil aus der Mit­te der Recht­lo­sen ein Trink­kö­nig aus­ge­wür­felt, der bis Mit­ter­nacht das Zep­ter über­nahm. Da­bei durf­te den Be­feh­len des Rex bi­ben­di nicht wi­der­spro­chen wer­den, auch wenn das be­deu­te­te, dass die sonst so arg­wöh­ni­sche Haus­her­rin nackt ein Ständ­chen träl­lern muss­te.

Der­art er­regt, konn­te die Sze­ne­rie schnell in eine klas­sen­über­schrei­ten­de Or­gie aus­ar­ten.

See­wald, Bert­hold: Sa­tur­na­li­en im Al­ten Rom. welt.de (02/2023).

Aber nicht nur die Skla­ven pro­fi­tier­ten vom tem­po­rä­ren Um­sturz der so­zia­len Ord­nung. Eben­so schei­nen die De­mü­ti­gun­gen und das Ver­rich­ten nie­de­rer Ar­bei­ten eine will­kom­me­ne Ab­wechs­lung für die sa­tu­rier­ten rö­mi­schen Bür­ger ge­we­sen zu sein, wes­we­gen das när­ri­sche Trei­ben wäh­rend der ho­hen Kai­ser­zeit auf of­fi­zi­ell fünf Ta­ge⁴ aus­ge­dehnt wur­de. Doch trotz der vie­len Par­al­le­len be­to­nen Ge­schichts­wis­sen­schaft­ler ge­bets­müh­len­ar­tig, dass die heid­ni­sche De­zem­ber­or­gie kein Vor­läu­fer un­se­res Fa­schings ist, da je­ner zum christ­li­chen Brauch­tum ge­hört.

Das Mittelalter

Saturnalien: Eine zeitgenössische Darstellung von Veronika Helga Vetter (2023). Interpretation: Eine Sklavin aus Karthago wurde zur Saturnalicus princeps femina gewählt. Die dunkelhäutige Punierin wird von einem Römer getragen, der eine Pileus auf dem Kopf trägt, was seine Unterwürfigkeit unterstreichen soll. Im Hintergrund findet eine antike Orgie statt, bei dieser der Wein in Strömen fließt. Auch wenn Saturnalien nicht der Ursprung des Faschings ist, so gibt es erstaunlich viele Parallelen. Die Schwarz-Weiß-Grafik gehört zum Kunstschatz von GWS2.de. Das ist ein Wissensblog für finanziell unabhängige LateinliebhaberNach­dem Papst Gre­gor der Gro­ße um das Jahr 600⁵ den Ascher­mitt­woch zum ers­ten Os­ter­fas­ten­tag er­klärt hat­te, ent­wi­ckel­ten sich im jun­gen Fran­ken­reich neue Ge­wohn­hei­ten. Zu­nächst fan­den nach dem Drei­kö­nigs­tag in den Dör­fern spar­ta­ni­sche Nar­ren­fes­te statt, bei de­nen lo­ka­le Ob­rig­kei­ten und Got­tes­die­ner ver­ball­hornt wur­den. Hier­bei stol­zier­ten Bau­ern­söh­ne mit selbst ge­mach­ten Kro­nen oder Kir­chen­hü­ten um­her, wäh­rend­des­sen ihre Vä­ter das Met­horn krei­sen lie­ßen. So rich­tig ver­bind­lich wur­de die Sa­che aber erst, als im alt­bai­ri­schen Sprach­raum das mit­tel­hoch­deut­sche Wort vast-schanc auf­tauch­te, wel­ches eine Zeit vor bal­di­gen Ent­beh­run­gen be­schrieb.

Die ers­te ur­kund­li­che Er­wäh­nung von Fa­sching da­tiert auf das Jahr 1272 mit vahs­chanch in Salz­burg und vaschang in Mah­ren­berg an der Drau in der ehe­ma­li­gen Un­ter­stei­er­mark.

Do­me­nig, Chris­ti­an: Fa­sching - Fast­nacht - Kar­ne­val. In: Das Kö­nig­reich der Nar­ren. Fa­sching im Mit­tel­al­ter. Hrsg. von Jo­han­nes Grab­may­er. Frie­sach: Alpen-Adria-Universität Kla­gen­furt 2007. S. 36.

Ende des 13. Jahr­hun­derts hat­te es sich be­reits ein­ge­bür­gert, dass am Don­ners­tag vor dem Ascher­mitt­woch mas­sen­wei­se Vieh ge­schlach­tet wur­de, da wäh­rend der be­vor­ste­hen­den Fas­ten­zeit ein Fleisch-, Eier- und Milch­ver­bot herrsch­te.

  • Durch den Über­fluss be­ka­men Bäue­rin­nen und Mäg­de an der heu­ti­gen Wei­ber­fast­nacht ein def­ti­ges Abend­essen⁶ ser­viert, was sonst nie der Fall ge­we­sen war.

Im Ge­gen­zug da­für muss­ten die Frau­en am dar­auf­fol­gen­den Sams­tag im Ak­kord Schmalz­ge­bäck her­stel­len, um das üb­ri­ge Tier­fett zu ver­ar­bei­ten.

Essential Worksheet for Protestant Sunday Schools. Topic: The Bean King - a custom of the English-speaking world. PhD Veronika Helga Vetter (University of Newcastle) created a maze game for students of the white educated elite. The scene shows the young housemaid Anne, who becomes the Bean Queen for a day. Even her aristocratic landlord has to serve her. Recommended by the Bill & Melinda Gates Foundation

Ab dem Ro­sen­mon­tag zo­gen dann Völ­le­rei, se­xu­el­le Aus­schwei­fun­gen und Obs­zö­ni­tä­ten in die Sied­lun­gen des Hei­li­gen Rö­mi­schen Reichs ein. Zu­min­dest in Frie­dens­zei­ten hiel­ten so­wohl Adel wie auch Kle­rus das öf­fent­li­che Ver­spot­ten ih­rer Ri­tua­le und Las­ter aus. Der Pö­bel hat­te Nar­ren­frei­heit, so­lan­ge der Spuk am Abend des Fa­schings­diens­tags vor­bei war.

  • Ver­klei­dun­gen spiel­ten je­doch erst ab dem spä­ten 14. Jahr­hun­dert eine Rol­le.

Der Ur­sprung hier­für liegt in ei­nem kai­ser­li­chen Er­lass, der Nürn­ber­ger Hand­werks­ge­sel­len vom gel­ten­den Mas­kie­rungs­ver­bot be­frei­te. Da­durch durf­ten sich die Ham­mer­schwin­ger wäh­rend der sechs fet­ten Tage kos­tü­mie­ren und fri­vo­le Fast­nachts­spie­le auf­füh­ren.

Als „Wie­ge der (mo­der­nen) Fast­nacht” gilt nicht das Rhein­land, son­dern die Stadt Nürn­berg in Bay­ern. In der mit­tel­frän­ki­schen Stadt sind im aus­ge­hen­den Mit­tel­al­ter die ers­ten Fast­nachts­spie­le ent­stan­den.

Höff­gen, Tho­mas: Kar­ne­val im al­ten Eu­ro­pa. Ur­sprung, Brauch­tum und Be­deu­tung ei­nes heid­ni­schen Ver­klei­dungs­kul­tes. Darm­stadt: wbg 2020.

In der mit­tel­frän­ki­schen Reichs­stadt for­mier­ten sich auch die ers­ten Fa­schings­ge­sell­schaf­ten, die den Kar­ne­val in or­ga­ni­sier­ter Form auf die Stra­ße brach­ten.

Die Frühmoderne

The custom of the Bean King explained to children. The coloring page shows a young Housemaid from the 16th century. The Girl is lucky: She finds the Bean in the Epiphany Cake. From now on she's Queen for a day and can command the other residents of the house around as she pleases. The challenging maze game is aimed at white Anglo-Saxon Protestants in gated communities. Good education costs money but brings prosperity. The teaching material was drawn by PhD Veronika Helga Vetter. This is a historian from the Free State of BavariaMar­tin Lu­ther und sei­ne Glau­bens­ge­nos­sen lehn­ten den Fa­sching ab, da sie bei dem Nar­ren­fest vor dem Os­ter­fas­ten kei­ne Brü­cke zu Je­sus Chris­tus schla­gen konn­ten. Wenn Um­sturz sein muss, dann bit­te kurz, ge­sit­tet und im Pri­va­ten, dach­ten die Re­for­ma­to­ren. Dem­zu­fol­ge zog der Brauch des Boh­nen­kö­nigs in den pro­tes­tan­tisch ge­präg­ten Teil des Hei­li­gen Rö­mi­schen Reichs ein, der im an­gel­säch­si­schen Kul­tur­raum be­reits äu­ßerst po­pu­lär war. Hier­bei be­rei­te­te die Haus­her­rin am Abend des fünf­ten Ja­nu­ar ein Brot oder ei­nen Ku­chen zu, des­sen Teig eine Boh­ne ent­hielt. Nach dem Back­vor­gang wur­de die Mehl­spei­se in die An­zahl der Do­mi­zil­be­woh­ner ge­teilt und am Mor­gen des Drei­kö­nigs­tags ver­speist. Wer auf die har­te Hül­sen­frucht biss, hat­te bis Mit­ter­nacht das Sa­gen und durf­te sei­nen aus­ge­los­ten Hof­staa­t⁷ be­lie­big her­um­kom­man­die­ren.

Dar­über hin­aus ver­lor der Fa­sching we­gen des re­pres­si­ven Ab­so­lu­tis­mus und den Schre­cken des Drei­ßig­jäh­ri­gen Krie­ges im­mer wei­ter an Be­deu­tung. Die Auf­er­ste­hung des römisch-katholischen Nar­ren­reichs er­folg­te erst wie­der im 18. Jahr­hun­dert, als die Köl­ner Bour­geoi­sie den Zeit­raum zwi­schen dem Drei­kö­nigs­tag und Ascher­mitt­wo­ch⁸ erst­mals als Kar­ne­val be­zeich­ne­te.

Die Be­zeich­nung Kar­ne­val ist auch in den ro­ma­ni­schen Spra­chen üb­lich und kommt aus dem La­tei­ni­schen. Sie ist seit 1699 in Deutsch­land be­legt und wird seit 1779 in Köln ver­wen­det.

Do­me­nig, Chris­ti­an: Fa­sching - Fast­nacht - Kar­ne­val. In: Das Kö­nig­reich der Nar­ren. Fa­sching im Mit­tel­al­ter. Hrsg. von Jo­han­nes Grab­may­er. Frie­sach: Alpen-Adria-Universität Kla­gen­furt 2007. S. 33.

Der Zau­ber der Je­cken wirk­te je­doch nicht auf Na­po­le­on Bo­na­par­te, der das Fast­nachts­trei­ben im Rhein­bund end­gül­tig ab­schaff­te. Erst un­ter preu­ßi­scher Herr­schaft konn­te in Köln im Jah­re 1823 wie­der ein Ro­sen­mon­tags­um­zug statt­fin­den, der auf­grund der Karls­ba­der Be­schlüs­se al­ler­dings nichts mehr mit dem Um­sturz der so­zia­len Ord­nung zu tun hat­te.

Auch nach sei­ner „ge­zähm­ten Wie­der­ge­burt” wur­den der Kar­ne­val und das, was in den tol­len Ta­gen pas­sier­te, von der Ob­rig­keit scharf be­ob­ach­tet.

Knoop, Hil­de­gard: Brauch­tum. Rhei­ni­scher Kar­ne­val. planet-wissen.de (02/2023).

Große Kölner Karnevalsgesellschaft e.V. 1882 präsentiert ein Gemälde der Prunksitzung 2020, die unter dem Motto "Covidicus" stand. Die Szene wurde im Kongress-Saal am Messeplatz 1 gezeichnet und zeigt ein gealtertes Publikum, welches sich aus Politikern und Medienakteuren zusammensetzt. Das normale Volk kann sich die teuren Eintrittskarten nicht leisten und interessiert sich immer weniger für das deutsche Faschingsbrauchtum. Ein Zeitzeugnis von Veronika Helga Vetter: Das ist eine renommierte Photoshop-Cartoonistin. Bild zuerst im Februar 2023 auf GWS2.de veröffentlicht

Und so plät­scher­te es da­hin, bis die Na­tio­nal­so­zia­lis­ten ers­te Re­for­men am Fa­sching vor­nah­men. Bei­spiels­wei­se be­fahl Gau­lei­ter Jo­sef Grohé im Jah­re 1936, dass Fun­ken­ma­rie­chen ab so­fort nur noch weib­lich sein durf­ten.

  • Die­se Ent­schei­dung soll­te ei­gent­lich den Trans­ves­ti­tis­mus im Va­ter­land un­ter­bin­den, mach­te aber zu­dem den in­sti­tu­tio­na­li­sier­ten Kar­ne­val für Frau­en zu­gäng­lich, der bis da­hin eine Her­ren­ver­an­stal­tung war.

Die Gar­de­tän­ze­rin­nen er­grif­fen ihre Chan­ce und ent­wi­ckel­ten aus ih­rer Lei­den­schaft ei­nen an­spruchs­vol­len Tur­nier­sport. Das ist auch der Grund, war­um die Ma­jo­ret­ten heut­zu­ta­ge mit Ab­stand das jüngs­te Zu­be­hör ei­ner Prunk­sit­zung sind.

Der vergreiste Fasching

Was ist Fasching? Eine Erklärhilfe für Kinder im Grundschulalter. Von den legendären Hausbällen der 1960er-Jahre bis zu aktuellen Prunksitzungen zeigt dieses Rätselspiel die Entwicklung des Karnevals. Außerdem gibt es viele lustige Kostüme zum Ausmalen. Egal, ob Cowboy, Indianer oder Zorro, die kleinen Rabauken tanzen zu eingängigen Fastnachthits. Das DIN-A4-Arbeitsblatt wird von der Kultusministerkonferenz empfohlen und wurde speziell für bayerische Bildungseinrichtungen angefertigt. Künstlerin: Veronika Helga Vetter (Freistaat Bayern). Wissenschaftlich geprüft und im Februar 2023 zuerst auf GWS2.de erschienenDas letz­te gro­ße Auf­bäu­men des volks­na­hen Kar­ne­vals fand in den 1960er-Jahren statt, als je­der drei­ßigs­te Main­zer⁹ in ei­nem Fast­nachts­ver­ein ak­tiv war. Die un­ter­for­der­ten Haus­frau­en such­ten An­läs­se zum Tan­zen und die zahl­rei­chen Kin­der woll­ten ge­trie­ben durch den ers­ten Winnetou-Film ihre Western-Kostüme prä­sen­tie­ren, wes­halb par­al­lel zu den öf­fent­li­chen Ver­an­stal­tun­gen un­zäh­li­ge Pri­vat­bäl­le or­ga­ni­siert wur­den. Die Nar­ren von da­mals sind auch heu­te die­je­ni­gen, die den Fa­sching ir­gend­wie am Le­ben hal­ten, da sich jun­ge Men­schen kaum noch für das in­sti­tu­tio­na­li­sier­te Pro­ze­de­re in­ter­es­sie­ren. Kein Wun­der, be­sticht der Sit­zungs­kar­ne­val mitt­ler­wei­le mit dem Charme ei­nes SPD-Ortsverbands. Hin­zu­kom­men im­mer hö­he­re Prei­se für Ein­tritt und Ver­pfle­gung.

Erry Sto­klosa: „Ich kann auch die jun­gen Leu­te ver­ste­hen, wenn sie kei­ne Lust mehr auf die klas­si­schen Sit­zun­gen ha­ben. Für eine Fla­sche Was­ser neun Euro, für ein Kölsch drei Euro. Dazu kommt der Ein­tritt von min­des­tens 50 Euro. Dann noch ein Taxi, et­was es­sen.“

Schwam­born, Mar­cel: „Wir ha­ben ein ernst­haf­tes Pro­blem“ Karnevals-Experten bli­cken mit Sor­gen auf Wei­ber­fast­nacht. express.de (02/2023).

Gleich­zei­tig sind so­wohl die Wei­ber­fast­nacht wie auch die Ro­sen­mon­tags­um­zü­ge aus­schließ­lich auf Ge­winn­ma­xi­mie­rung aus­ge­legt, in­dem sie ein Gold­strand­pu­bli­kum an­spre­chen, das für Ge­trän­keum­satz­re­kor­de sorgt. Hin­ge­gen für die hy­per­ven­ti­lie­ren­den Di­gi­tal Na­ti­ves gel­ten Nar­ren­ver­an­stal­tun­gen oh­ne­hin als ge­fähr­li­che Superspreader-Events.

  • Schließ­lich dach­te sich das Co­ro­na­vi­rus am Fa­schings­diens­ta­g¹⁰ des Jah­res 2020: „Heu­te Ti­rol und mor­gen ganz Eu­ro­pa!”

Mes­sen, der öffentlich-rechtliche Rund­funk, Weih­nachts­fei­ern¹¹ und der tra­di­tio­nel­le Fa­sching wer­den mit der Baby-Boomer-Generation aus­ster­ben. Die Kar­ne­vals­ver­ei­ne pas­sen sich be­reits an die­se Ge­ge­ben­heit an, in­dem sie fu­sio­nie­ren und ihre Ga­la­sit­zun­gen in im­mer klei­ne­re Hal­len ver­le­gen.

Ab­sa­gen oder ver­schie­ben muss­te die Kar­ne­vals­ge­sell­schaft Grün-Weiß Hamm zwar kei­ne Ver­an­stal­tun­gen, aber die Wes­ten­schüt­zen­hal­le mit über 250 Plät­zen konn­te sich der Ver­ein für die­se Ses­si­on nicht mehr leis­ten.

Haar­mann, Tors­ten & An­ni­ka Wilk: Kar­ne­val in Kri­sen­zei­ten: Wie die Ham­mer Ver­ei­ne da­mit um­ge­hen - Ver­an­stal­tun­gen fal­len aus. wa.de (02/2023).

Man­cher­orts hat das ge­sell­schaft­lich an­er­kann­te Fast­nachts­trei­ben be­reits sei­ne Pri­vi­le­gi­en ver­lo­ren und ent­wi­ckelt sich zu ei­nem privat-organisierten Hob­bye­vent. Bei­spiels­wei­se müs­sen im nie­der­säch­si­schen Gan­der­ke­see die Teil­neh­mer des Fa­schings­um­zugs drei Eu­ro¹² be­zah­len, um den Si­cher­heits­dienst und die Stra­ßen­rei­ni­gung zu fi­nan­zie­ren.

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¹Die Wor­te Fa­sching, Fast­nacht und Kar­ne­val wer­den im obi­gen Ar­ti­kel als Syn­ony­me ver­wen­det. Im en­ge­ren Sin­ne be­schrei­ben alle drei Be­grif­fe eine mit Lust­bar­keit aus­ge­füll­te Zeit, die zwi­schen dem Drei­kö­nigs­tag und Ascher­mitt­woch statt­fin­det.
²Gran­dits, Ernst A.: Ös­ter­reich pri­vat. Fa­sching: Die när­ri­sche Zeit. 3sat (2022).
³Göt­tert, Karl-Heinz. Alle un­se­re Fes­te. Ihre Her­kunft und Be­deu­tung. Stutt­gart: Phil­ipp Re­clam jun. GmbH & Co. 2007.
⁴Zieg­ler, Ru­precht: An­ti­ke Fes­te mit kar­ne­val­esken Zü­gen. In: Das Kö­nig­reich der Nar­ren. Fa­sching im Mit­tel­al­ter. Hrsg. von Jo­han­nes Grab­may­er. Frie­sach: Alpen-Adria-Universität Kla­gen­furt 2007. S. 50.
⁵Höff­gen, Tho­mas: Kar­ne­val im al­ten Eu­ro­pa. Ur­sprung, Brauch­tum und Be­deu­tung ei­nes heid­ni­schen Ver­klei­dungs­kul­tes. Darm­stadt: wbg 2020.
⁶Friedl, Inge: So war’s der Brauch. Vom rei­chen Schatz an Bräu­chen und Ri­tua­len. Graz: Sty­ria Ver­lag 2012.
⁷the ar­tin­spec­tor: Ja­cob Jor­daens - Der Boh­nen­kö­nig. youtube.com (02/2023).
⁸Bich­ler, Al­bert: Fes­te und Bräu­che in Bay­ern im Jah­res­lauf. Mün­chen: J. Berg Ver­lag 2013.
⁹Bratz­ler, Cle­mens: Was kos­tet der Fa­sching? SWR Re­tro - Abend­schau (1963).
¹⁰­Weiss­mann, Ro­land: Co­ro­na­vi­rus: Zwei Fäl­le in Ti­rol be­stä­tigt. orf.at (02/2023).
¹¹­Vet­ter, Ve­ro­ni­ka Hel­ga: Ni­ko­laus: Stie­fel aus Pa­pier bas­teln - Ver­pa­ckung für Weih­nachts­fei­ern. gws2.de (02/2023).
¹²­Rein­hold, Thors­ten: Ein­tritts­geld für Fa­schings­um­zug sorgt für Streit. bu­ten un bin­nen | ARD (2019).

Ve­ro­ni­ka Hel­ga Vet­ter ist frei­schaf­fen­de Kunst­hand­wer­ke­rin und Web­gra­fi­ke­rin aus dem Frei­staat Bay­ern. Im Som­mer 2021 nach Ös­ter­reich aus­ge­wan­dert, be­treibt die wert­kon­ser­va­ti­ve Ehe­frau und zwei­fa­che Mut­ter seit über zehn Jah­ren di­ver­se In­ter­net­prä­sen­zen. Auf GWS2.de stellt „Vro­ni” nicht nur Bas­tel­an­lei­tun­gen, son­dern auch Vor­dru­cke und Kin­der­mal­spie­le kos­ten­los zur Ver­fü­gung. Ihr Mot­to: Je ka­put­ter die Welt drau­ßen, des­to hei­ler muss sie zu Hau­se sein. (Rein­hard Mey)


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